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Re: Bordeaux 2009

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 09:23
von octopussy
Um noch einmal auf das "Robert Parker's Magical 20" Tasting in HK zurückzukommen, hier sind die Punkte von Jancis Robinson:

Ch Haut-Bailly 2009 Pessac-Léognan 17
Ch Rauzan-Ségla 2009 Margaux 18
Ch Brane-Cantenac 2009 Margaux 16.5
Ch Malescot St-Exupéry 2009 Margaux 17
Ch Palmer 2009 Margaux 18.5
Ch Smith Haut Lafitte 2009 Pessac Léognan 18
Ch Pape Clément 2009 Pessac-Léognan 16.5
Ch La Fleur Pétrus 2009 Pomerol 18 Drink
Ch La Conseillante 2009 Pomerol 16.5
Ch Trotanoy 2009 Pomerol 18+
Ch Le Gay 2009 Pomerol 17.5
Ch Léoville Las Cases 2009 St-Julien 17++
Ch Léoville Poyferré 2009 St-Julien 17.5
Ch Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2009 Pauillac 17
Ch Lynch Bages 2009 Pauillac 17.5
Ch Pichon-Longueville (Baron) 2009 Pauillac 18.5.
Ch Pontet-Canet 2009 Pauillac 19
Ch Cos d'Estournel 2009 St-Estèphe 17++
Clos Fourtet 2009 St-Émilion 18.5
Ch Angélus 2009 St-Émilion 17

Re: Bordeaux 2009

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 09:32
von weinfex
Hallo Stephan,

Danke für die Info.

Es bestätigt sämtliche Vorurteile, welche ich Ihrer Bordeauxkompetenz gegenüber habe, was
nicht anmassend sein soll, sondern lediglich Unverständnis... ;)

Re: Bordeaux 2009

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 10:15
von dyingromeo
Hi Andy,

ich glaube eher, dass es eine Stilfrage ist, die nIhre Bewertungen von deinen abweichen lässt!
Sie steht einfach auf die elegnaten und leichteren Bordeaux-Typen....ganz ähnlich wie Broadbent!
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Dame einen guten Gaumen hat und einfach weiß was ihr schmeckt. Objektiv waren ihre Wertungen dagegen wirklich selten! ;)

Re: Bordeaux 2009

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 10:36
von octopussy
dyingromeo hat geschrieben:Hi Andy,

ich glaube eher, dass es eine Stilfrage ist, die Ihre Bewertungen von deinen abweichen lässt!
Sie steht einfach auf die elegnaten und leichteren Bordeaux-Typen....ganz ähnlich wie Broadbent!
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Dame einen guten Gaumen hat und einfach weiß was ihr schmeckt. Objektiv waren ihre Wertungen dagegen wirklich selten! ;)
Es deutet einiges darauf hin. Ich kann mit Jancis Robinson's Bordeaux-Bewertungen meist jedenfalls unter Vorbehalt etwas anfangen, als eine von mehreren Meinungen. Sie ist natürlich sicherlich keine Bordeaux-Koryphäe.

Zur Objektivität/Subjektivität: Wenn man ihre Notizen zu den 2009er Bordeaux aus Hong Kong durchliest, sind diese alle sehr subjektiv geschrieben. Bei den Punkten scheint sie sich um eine Bewertung etwas abseits ihrer ganz persönlichen Vorlieben (d.h. objektiviert) zu bemühen. Bei vermeintlichen Power-Weinen wie Cos, Angelus, Léoville-Poyferré oder Malescot spürt man, dass JR die Qualitäten dieser Weine nicht einfach beiseite schieben will, wenn diese auch nicht ihrem Geschmack entsprechen.

Re: Bordeaux 2009

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 10:38
von weinfex
Hallo Christian,

das hat mit meinen Bewertungen gar nichts zu tun... :)

Sie bewertet nicht stringent. Ich kann nicht teilweise ++( was per se schon
ein no go ist, ein + reicht aus), und teilweise bei Weinen
völlig darauf verzichten, welche zu diesem Zeitpunkt praktisch immer (!)
nur reines Potentialwerten zulassen, wie z.B. Haut Bailly und La Conseillante
(welchem ja Ihrem subjektiven Geschmack zusagen dürften ;) ) .

Des weiteren stellt sich mir die Frage, ob Sie bis auf die ++ Weine überhaupt
Potential in die Bewertung einfliessen hat lassen, oder nicht. Es sieht zumindest
so aus, als nicht, was die ganze Bepunkterei noch undurchschaulicher macht...

Re: Bordeaux 2009

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 10:43
von harti
Hallo Christian,

bei mir ist es die Wechselhaftigkeit, die mich an der Qualität der Robinson-Bewertungen zweifeln lässt. Ohne irgendwelche Bezüge zu Vorbewertungen herzustellen, werden Weine teilweise massiv auf- oder abbewertet (d.h. 1,5 Punkte und mehr). Übertragen auf das 100-P. Schema sind das immerhin 7,5 Punkte und mehr. Welcher Aufschrei ginge durch die Bdx.-Gemeinde, wenn Parker einen Wein en primeur mit 95 P. und in der Flasche mit 88 bewerten würde. Bei JRs Anhängerschaft scheint das niemanden zu kümmern.

Ein anschauliches Beispiel - Angelus 2005 in der chronologischen Reihenfolge der Bewertungen:

15 (18.04.06): Purple with some paleness at rim. Big, bold and very ripe with no shortage of energy. Thick, sweet palate attack but pretty extracted on the finish. Quite exaggerated expression of what were obviously very charming ripe ingredients. Fast fade on the finish.

17 (10.12.07): Deep vibrant crimson. Very rich and ripe on the nose with some notes of real velvet. Superripe tannins insist pretty quickly on the palate but all covered by fruit that verges on overripe but is utterly seductive in the modern idiom. Heady – this wine should have a long life of drinking possibility even if one might ideally want to wait until those tannins melt a little. I was very severe on this wine en primeur because it is not my style of Saint-Emilion but have marked it up now (from 15) with perhaps a better explanatory note.

16,5 (12.02.08): Dark glowing crimson. Intense tight nose. Thick, almost soupy wine that wants to make an impression but may have forgotten its duty to refresh. Is this trying just a bit too hard? For modernists. Uncomfortably tarry finish.

18 (31.10.08): Unusually deep colour. Ripe, well melded and forward on the nose. One of the most flattering wines of this series. This is thick rather than refreshing - it reminds me a little bit of a top Spanish wine in this respect (cue poisoned darts from Hubert de Bouard..!?) But masses of pleasure and good balance, Not overripe or over-alcoholic - just. Zesty tang. Quite long. A little bit obvious. Hubert says this is one of his most sophisticated vintages - very balanced. Elegant and not over-extracted. Relatively high proportion of Cabernet Franc.

17 (16.02.09): Very dark. Heavy and heady on the nose. Sweet and round on the palate with rather painful acidity and pinched, palate drying finish. Drinking it now is a bit like sucking charcoal. Wait!

16- (20.02.09): Stained the inside of the glass! Savoury and intense - really ambitious complex nose without much evolution. Slightly porty in taste as well as looks, and lacking grace. Over-extracted. Drying tannins. Hot finish.

18 (25.10.11): Very fresh on the nose – quite a contrast to the 2009! A brooding monster. Much more introvert than any of the younger vintages. Lots of density and masses of stuff going on in there… Fine tannins on the end. Needs SO long! Hint of some cough mixture here, hint of green apples, and just masses of tannin.

Grüße

Hartmut

Re: Bordeaux 2009

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 10:51
von octopussy
weinfex hat geschrieben: Sie bewertet nicht stringent.
harti hat geschrieben:bei mir ist es die Wechselhaftigkeit, die mich an der Qualität der Robinson-Bewertungen zweifeln lässt. Ohne irgendwelche Bezüge zu Vorbewertungen herzustellen, werden Weine teilweise massiv auf- oder abbewertet (d.h. 1,5 Punkte und mehr). Übertragen auf das 100-P. Schema sind das immerhin 7,5 Punkte. Welcher Aufschrei ginge durch die Bdx.-Gemeinde, wenn Parker einen Wein en primeur mit 95 P. und in der Flasche mit 88 bewerten würde. Bei JRs Anhängerschaft scheint das niemanden zu kümmern.
Hallo Andreas,
hallo Hartmut,

mit der fehlenden Stringenz habt ihr beide sicherlich recht - wenn man sich nur die Punkte anschaut. Die Textbeschreibungen sind dagegen meist recht illustrativ. Was mir an JR's Bordeaux-Notizen gefällt, ist die von Christian erwähnte Stilbeschreibung. Welcher Wein welchen Stil hat, kann ich aus ihren Notizen besser herauslesen als aus denen von Parker oder Neil Martin. Gabriel beschreibt zwar auch öfter stilistische Eigenheiten, bei ihm finde ich mich persönlich aber oft nicht so richtig wieder. Die Punkte von JR sind daneben recht willkürlich, sie sollen auch gar nicht so viel aussagen. Das sagt JR selber.

Re: Bordeaux 2009

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 10:58
von weinfex
Hallo Stephan,

ich gebe gerne zu ziemlich punktefixiert zu sein, da ich
mit den Beschreibungen im Allgemeinen, d.h. ganz
egal welcher Kritiker, so gut wie nichts für mich anfangen kann,
ist aber natürlich mein persönliches "Problem"... :)

Re: Bordeaux 2009

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 11:01
von harti
Hallo Stephan,

ich habe meinen letzten Beitrag durch ein Beispiel (Angelus 2005) ergänzt. Ich finde es verdeutlicht meine Position sehr anschaulich.

Grüße

Hartmut

Re: Bordeaux 2009

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 11:25
von Latour
Was mich an der Frau stört, ist die Tatsache, dass sie nicht straight ist.

Sie bei der Primeurverkostung der 2003er behauptet, dass sie Pavie nicht erkannt hätte. Allein aufgrund der Flaschenform ist das äußerst unwahrscheinlich. Aber sie hat ihre 13,5 Punkte durch einen ellenlangen Roman begründet. Andere 13,5-Punkteweine hat sie mit einem Einzeiler bedacht. Schon seltsam, wenn man den Pavie nicht erkannt haben will.

Abgesehen davon ist Ihre Bewertung aus den von Harti schon genannten Gründen für meine Primeurkäufe nicht relevant.