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Re: Brunello di Montalcino

Verfasst: Di 8. Mai 2012, 16:51
von harti
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Hatte mich letztes WE als bekennender Sangiovese-Laie an den 2004er Brunello von Fanti gemacht. Vielleicht lag es an den geringen Erwartungen, die ich nach der Besprechung hier hatte, vielleicht lag es aber auch am Wein: ich fand ihn durchaus gelungen. Sicher, keine Größe, kein AHA und kein WOW. Aber der Wein zeigte einen schönen Körper mit fein-körnigen Tanninen und einer veritablen Säure, die dem Wein Spannung verlieh. 90 Punkte bringt er schon auf die Waage. Vielleicht sogar einen mehr. Den Überraschungspunkt wegen der geringen Erwartung.
Hallo Markus,

auch ich habe bei den Sonderangeboten von Lobenberg zugegriffen. Leider waren die ersten drei probierten Weine ziemlich enttäuschend.

Der beste war noch der 2004er Fanti Brunello, aber er wird m.E. nicht den hohen Erwartungen gerecht, die man an einen Brunello aus einem Top-Jahr haben kann. Sicher, es ist ein runder und geschmeidiger Wein, das Holz ist gut eingebunden. Die Säure ist eher mild, denn fordernd. Aber es mangelt an Dichte und Frucht. Von guten Rossos (z.B. von Poggione) kommt da deutlich mehr. Ich würde diesen recht harmlosen Tropfen irgendwo bei 86-87 P. ansiedeln. Übrigens: Ich vermute, durch weitere Flaschenlagerung wird er sich nicht mehr verbessern, denn der Weinrest in der noch zu einem Drittel gefüllten Flasche war nach einem Tag oxidiert und nur noch mit Mühe trinkbar.

Grüße

Hartmut

Re: Brunello di Montalcino

Verfasst: Di 8. Mai 2012, 23:10
von Erdener Prälat
Hallo Robert,

Ralfs Antwort kann ich nur unterstreichen.
"This is the color of Sangiovese. You should be able to look through the wine and see your fingernail on the other side." Das sagt Herr Soldera (Case Basse), teuerster Erzeuger Montalcinos.
olifant hat geschrieben:... Tiefrote Sangioveseweine, den Brunello inklusive, waren früher den Jahrgängen mit natürlicher Konzentrations, z.B. Jahrgänge 90 und 93, geschuldet (ab mitte der 90er der Ertragsreduktion und der Kellertechnik) - heutzutage eher der Mode.
...
Ein bißchen Merlot hat hin und wieder auch mal geholfen, aber das soll es ja nicht mehr geben:-)

Ich habe den Wein übrigens noch immer vor mir (Lot B-932). Für einen Brunello ist er überhaupt nicht besonders hell und auch nicht dünn (ich schrieb ja etwas von dichter Frucht). Vielleicht kannst Du einen Referenzwein (aus Montalcino?) nennen, mit dem man das vergleichen kann.

Beste Grüße

Re: Brunello di Montalcino

Verfasst: Mi 9. Mai 2012, 13:31
von Weinbertl
Hallo,

ich kenne Brunello durchaus und weiß auch dass traditionell hergestellte Sangiovese Grosso-Vertreter recht hell sein können. Aber eine derart helle Farbe zudem mit stark aufhellendem Rand habe ich noch nie bei einem Brunello gesehen. Wir reden hier schließlich von einem noch recht jungem Wein.
Ich tippe deshalb in meinem Fall auf ein mangelhaftes Einzelexemplar evtl. durch schlechte Lagerung o.ä.

Vielen Dank für Eure Antworten.

Gruß
Robert

Re: Brunello di Montalcino

Verfasst: Mi 9. Mai 2012, 22:22
von Erdener Prälat
Weinbertl hat geschrieben:Hallo,

ich kenne Brunello durchaus und weiß auch dass traditionell hergestellte Sangiovese Grosso-Vertreter recht hell sein können. ...
Hallo Robert,

da wir das erst mal nicht wissen können, gibt es dann oft einen "Rundumschlag", der eventuell als belehrend aufgefaßt werden könnte. Das ist nicht so gemeint. Neben "Flaschenfehler" wäre vielleicht auch qualitative Schwankung zwischen einzelnen Abfüllungen denkbar (vom Salvi Brunello gibt es jährlich mehr als 50 000 Flaschen).

Beste Grüße

Re: Brunello di Montalcino

Verfasst: Do 10. Mai 2012, 10:02
von olifant
... kurze Ergänzung zum ...
olifant hat geschrieben:
Brunello di Montalcino 2001, Donatella Cinelli Colombini (Casato Prime Donne) - Montalcino

sehr dunkles Rubinrot; Kirschkonfitüre und Zwetschkenröster, florale Anklänge (Veilchenmus :lol: ), Gewürzanklänge an Muskat, Zimt; am Gaumen sehr konzentriert, dichte, sehr reife, fast kompottige Fruchtnoten mit Kirsche, Pflaume/Zwetschke, dunklen Beeren, im Hintergrund Gewürze und Mokka, reife Tannine, leicht trocknend, harmonische Säure, kompakt strukturiert; langer Abgang, konzentriert, Mokka, trocken - 16,5/20 op

Nicht ganz mein Wein - etwas zuviel Reife, etwas zuviel Konzentration, etwas zuviel Ausbau. Aber vielleicht braucht der Wein eintach noch einen Tag Luft.
Der Tag Luft in der angebrochenen Flasche hat dem Wein gut getan. Alles wirkt nun harmonischer und komplexer, der Alkohol ist nun integriert. Dennoch ein recht hitziger und wuchtiger Brunello für den Jahrgang. - 16,5-17/20

Re: Brunello di Montalcino

Verfasst: Mo 21. Mai 2012, 20:02
von Weinbertl
1995 Brunello di Montalcino, Baricci

mittleres Rot, aufhellend am Rand mit deutlichen ziegelroten Rand.
In der Nase gereifte Sangiovese-Art. Wärme ausstrahlend. Attraktive "Toskana-Holznote", die von größeren Fudern kommen könnte (ich kenne den Stil von Baricci der 90er nicht, also ist dies eine absolut vage Vermutung). Überreife Frucht, Rumtopf. Man riecht förmlich den Sommer, in dem dieser Wein gediehen ist. Nicht hitzig - positiv, da ich dies bei Brunello nicht haben kann.
Nach ca. 1,5 Stunden voll entwickelte Nase.
Am Gaumen zu Beginn schöne, fast prägnante Sangiovese-Säure, was dem Wein eine schöne Frische verleiht. Eingelegte Zwetschgen, Kernobst. Noch sehr stabil. Klassische Brunello-Art. Tannine ziemlich komplett eingebunden. Nach der Zeit mehr Fruchtsüße. Dann gewinnt der Wein an Fülle und Körper. Leicht toastig-rauchig (evtl. doch Barrique?). Gute Länge.

Fazit: sehr schön gereifter Brunello, der für mich recht klassisch rüberkommt. Immer noch frisch mit gutem Stehvermögen. Dennoch würde ihn nicht mehr länger lagern, sondern gerade in diesem Stadium genießen. 16,5-17 P.

Gruß
Robert

Re: Brunello di Montalcino

Verfasst: Mi 23. Mai 2012, 09:16
von olifant
Hallo Robert,

schöne Notiz, danke.
Leicht toastig-rauchig (evtl. doch Barrique?)
Auch grosse Fässer erhalten in der Herstellung Toasting, wenn der Abnehmer dies möchte - kann also durchaus grosses Fass sein, wovon ich bei Baricci eher ausgehen würde.

Re: Brunello di Montalcino

Verfasst: So 27. Mai 2012, 23:43
von sociando
hallo,

die tage im glas:

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dank an jochen und beste grüsse, martin

Re: Brunello di Montalcino

Verfasst: Fr 1. Jun 2012, 21:12
von Erdener Prälat
In den letzten Wochen gab es bei mir auch eine Reihe von Brunello aus 04 und 06 (natürlich auch den oben erwähnten Il Valentiaio. Nicht ganz zufrieden war ich mit der Gerbstoffqualität von Ciacci Piccolomini und -abgeschwächt- Brunelli. Ganz hervorragend dagegen der feingliedrig-zarte Barbi.
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Re: Brunello di Montalcino

Verfasst: Mo 25. Jun 2012, 22:18
von Erdener Prälat
Im Süden des Gebietes, nicht weit von Castelnuovo, liegt der Betrieb Fortius. Dem sehr guten, kräftigen und ziemlich preiswerten 09er Rosso merkt man diese Herkunft an. Der Brunello aus 04 hat etwas Holz, das auch haptisch beeinträchtigt, auch wenn der Wein den deutlich eleganteren Eindruck macht.
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