Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Gerald
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Gerald »

Hallo Armin,
Wo steht in seiner Kolumne, dass er keine andere Meinung gelten lässt?
eigentlich überall, so zumindest meine Interpretation. Schon z.B. der erste konkrete Absatz
Ein paar Beispiele. Wie kann er die Domaine de l´Horizon, lieber Thomas, lieber Joachim, ihr verzeiht mir, als “für mich das Spitzenweingut in Südfrankreich” bewerten. Ok, “für mich”. Dann kennt er halt nicht mehr, der Niko Rechenberg. Dann wird aber der Begriff “Kollektion des Jahres” schon sehr fragwürdig, wenn er nicht mehr kennt, denn Thomas Teibert und Joachim Christ arbeiten engagiert und ihre Weine sind gut, aber das beste Weingut Südfrankreichs stellen sie bestimmt nicht, allemal eine Entdeckung, und vom sicheren Wert sind sie noch weit entfernt; daß der Rosé ihrer Domaine de l´Horizon der beste der Welt sei braucht in diesem Zusammenhang nicht weiter kommentiert zu werden.
zeigt dass er genau weiß, welches Weingut das beste und welches es eben nicht ist. Wenn Rechenberg das anders sieht, hat er offenbar keine Ahnung von der Materie ;)

Grüße,
Gerald
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austria_traveller
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von austria_traveller »

BuschWein hat geschrieben:dass ein Weinhändler nichts zu einem Blog sagen darf, oder wenn dann nur nettes, halte ich nicht für überzeugend.
Servus,
Wahrscheinlich ist es für Blogger & solche die über Bloggs schreiben ganz natürlich zu kritisieren und auch kritisiert zu werden.
Ich finde es einfach unhöflich geschrieben, sehr oberlehrerhaft. Hr. Kössler mag ja wirklich viel Ahnung von Wein haben, aber jemand anderem zu unterstellen, bei gegenteiliger Meinung unwissend zu sein, finde ich schon stark.
Ich bin sicher, dass Herr Kössler auch passendere Worte hätte finden können.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
Einzelflaschenfreund
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Einzelflaschenfreund »

Ich finde, gegen eine gute, saftige Polemik ist erst mal nichts einzuwenden. Und Niko R. ist ja kein Privatier, der über Wein bloggt, sondern tut dies mit einem postulierten journalistischen Anspruch. Ich lese in seinen "Wein- und Genusswelten" schon lange nicht mehr, weil mir der Ton immer all zu unverbindlich und die Substanz immer etwas zu dürr war. Insofern kann ich die Stoßrichtung von Kösslers Kritik durchaus nachvollziehen.
Er belegt doch auch durchaus, dass es nicht nur um reine Geschmacksfragen geht. Und er setzt Rechenbergs Listen nicht einfach eigene Listen entgegen. Daher, @Gerald, sehe ich es gerade nicht so, dass er "zeigt dass er genau weiß, welches Weingut das beste und welches es eben nicht ist". Er sagt nur zum zweiten Punkt etwas. Und eine solche Einschätzung ist vielleicht doch etwas mehr als eine reine Geschmacks- oder Meinungsfrage bzw. korreliert dann durchaus mit der Frage, wie ernst man den Klassifizierenden nehmen darf. Ein frei erfundenes Beispiel: Ich behaupte, das Weingut Kallfelz macht die besten Rieslinge der ganzen Moselregion. Eine solche Behauptung, behaupte(sic!) ich mal, würde mich als ernsthaften Kenner der Region unverzüglich disqualifizieren. Und das könnten mir durchaus auch diejenigen bescheinigen, die nicht im Gegenzug die ungleich schwerere Frage zu beantworten versuchten, welches denn statt dessen das beste Weingut der Region sei.
Eher nicht mein Geschmack sind dann solche pastoralen Appelle wie "Es scheint an der Zeit, daß wir uns alle in der Wein-Szene ..." Das ist so ein Weltveränderungsanspruch, der üblicherweise nicht viel mehr als genau die heiße Luft darstellt, die Kössler kritisiert.

Viele Grüße
Guido
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Markus Vahlefeld
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Ich fand den Text recht amüsant und finde, MK hat ins Schwarze getroffen. Er kritisiert ja nicht die "andere" Meinung von NR, sondern vielmehr die Intransparenz (wie kommt NR zu dem Urteil?) und die verbale Verflachung. Mir persönlich hat's ebenfalls die Zehennägel hochgerollt, als ich den Schmarrn über Lageder las. Das ist weder informativ noch literarisch gut. Beides jedoch sollte ein Weinschreiber- oder -blogger beherrschen.

Just my 2cents
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Gerald
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Gerald »

Hallo Guido,
Daher, @Gerald, sehe ich es gerade nicht so, dass er "zeigt dass er genau weiß, welches Weingut das beste und welches es eben nicht ist". Er sagt nur zum zweiten Punkt etwas.
ja, aber rein logisch betrachtet (vielleicht ist Logik bei Weindiskussionen fehl am Platz ;) ) verlangt auch die Aussage, dass ein bestimmtes Weingut nicht das beste ist, ein objektives Kriterium der Qualität eines Weingutes. Zumindest eine Ordinalskala.

Und das sagt aus, dass Kössler der Ansicht ist, objektive Informationen über die Reihung von Weingütern zu besitzen. Und dass folglich Rechenbergs Ansicht falsch sein muss ...

Aber wie auch immer. Bin vor allem neugierig, ob das Schule macht und jetzt in jedem Blog Beiträge über die Unfähigkeit anderer Blogger erscheinen werden :D

Grüße,
Gerald
Einzelflaschenfreund
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Einzelflaschenfreund »

Das Blog ist doch nur der Kommunikationskanal. Rechenberg betreibt ein journalistisches Infotainment-Portal mit Blogelementen; Kössler ist ein Weinhändler, der ab und an Meinung und/oder Information veröffentlicht.
Nur die Tatsache, dass eine ähnliche technische Basis verwendet wird, muss doch nicht alle Blogger zu Harmoniehörnchen machen.

Gruß
Guido
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Markus Vahlefeld
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Gerald hat geschrieben: rein logisch betrachtet (vielleicht ist Logik bei Weindiskussionen fehl am Platz ;) ) verlangt auch die Aussage, dass ein bestimmtes Weingut nicht das beste ist, ein objektives Kriterium der Qualität eines Weingutes. Zumindest eine Ordinalskala.

Und das sagt aus, dass Kössler der Ansicht ist, objektive Informationen über die Reihung von Weingütern zu besitzen. Und dass folglich Rechenbergs Ansicht falsch sein muss ...
Quark! Rein logisch ist auch möglich, auf Aussagen wie "das Beste" zu verzichten, eben weil eine Ordinalskala fehlt. Nichts anderes macht MK.
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UlliB
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von UlliB »

Markus Vahlefeld hat geschrieben:
Gerald hat geschrieben: rein logisch betrachtet (vielleicht ist Logik bei Weindiskussionen fehl am Platz ;) ) verlangt auch die Aussage, dass ein bestimmtes Weingut nicht das beste ist, ein objektives Kriterium der Qualität eines Weingutes. Zumindest eine Ordinalskala.

Und das sagt aus, dass Kössler der Ansicht ist, objektive Informationen über die Reihung von Weingütern zu besitzen. Und dass folglich Rechenbergs Ansicht falsch sein muss ...
Quark! Rein logisch ist auch möglich, auf Aussagen wie "das Beste" zu verzichten, eben weil eine Ordinalskala fehlt. Nichts anderes macht MK.
Richtig; Kössler sagt das sogar ganz explizit:

“Das Beste” sollte jeder seriöse Schreiber meiden wie der Teufel das Weihwasser, es existiert nicht.

Auch wenn mir Kösslers Beiträge des häufigeren sauer aufstoßen: mit dem Punkt hat er einfach mal Recht. Und das Geseiere, was der kritisierte Blogger über Lageder abgelassen hat, ist tatsächlich genau das, als was es Kössler gekennzeichnet hat: ein (intellektueller) Offenbarungseid und "ganz einfach Quatsch".

Es reicht ja schon, wenn man von Händlerpostings belämmert wird, die sich in ihren unsäglichen Superlativen permanent selbst zu übertreffen versuchen. Da muss nicht auch noch ein Blogger von Weinen schwadronieren, die "auf einem Niveau stehen, das in unserer Galaxie seinesgleichen sucht" (dass ich übrigens in Südtirol wesentlich spannendere Weine kenne als die von Lageder, sei nur am Rande erwähnt; es tut hier nichts zur Sache).

Gruß
Ulli
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Gerald
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Gerald »

Einspruch, euer Ehren!

Wenn er (korrekterweise) schreibt, dass es keine sachliche Grundlage für "das Beste" gibt, dann sagt uns die einfachste Logik, dass dasselbe für "nicht das Beste" gilt. Und das entspricht auch der "würdigen" (oder nicht würdigen) "Kollektion des Jahres".

Aber ich weiß schon, dass es sich in der Weinsprache seit langem eingebürgert hat, persönliche Meinungen als universelle Wahrheiten darzustellen ...

Dass Rechenbergs Ausführungen tatsächlich nicht wirklich viel relevante Information bieten, ist eine andere Sache, z.B. "der lässigste Winzer, der am souveränsten mit der Biodynamie umgeht". Was kann man sich unter einem "souveränen Umgang mit der Biodynamie" vorstellen?

Grüße,
Gerald
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UlliB
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von UlliB »

Gerald hat geschrieben:Wenn er (korrekterweise) schreibt, dass es keine sachliche Grundlage für "das Beste" gibt, dann sagt uns die einfachste Logik, dass dasselbe für "nicht das Beste" gilt.
Gerald,

Irrtum: um "das Beste" zu ermitteln (wenn es das denn tatsächlich gäbe), müsste man alles in der jeweiligen Kategorie Vorhandene beurteilen, und zwar unter vergleichbaren Bedingungen und zeitnah. Um aber festzustellen, dass etwas "nicht das Beste" ist, reicht es, ein einziges Objekt (!) zu finden, das eindeutig besser ist.

Falsifizieren ist in diesem Fall wesentlich leichter (und auch wahrscheinlicher) als verifizieren.

Gruß
Ulli
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