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Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Mi 13. Mär 2019, 20:08
von Segla
Hallo,
vielen Dank für den Bericht! Das hätte ich jetzt nicht erwartet.... Ich wollte dich eigentlich schon warnen, kenne allerdings nur ältere Jahrgänge, und das waren ziemliche "Knochen", wenn zu früh geöffnet! Ich habe meine Kiste noch nicht erhalten, freue mich aber darauf!
Gruß Segla

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Mi 13. Mär 2019, 23:39
von innauen
Hallo,

beginnend mit dem Jahrgang 2014 hat sich in Bordeaux eine stilistische Änderung vollzogen. Schlank, deutliche Fruchtexpression, hintergründiges Holz, fein definierte Säure: maW man eifert dem burgundischen Vorbild nach. Wie diese Weine altern werden weiß indessen niemand - es gibt da kaum Vergleichswerte. Und natürlich ist das eine Änderung, die sich nicht einheitlich, sondern punktuell vollzieht. Auch der Jahrgang 2015 zeigte etliche Weine, die dem Hang zu viel Extrakt und Tannin widerstanden haben (Montrose oder Malartic-Lagravière).

Viel Spaß beim Entdecken,

wolf

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Mi 13. Mär 2019, 23:59
von Figeac78
Hallo Wolf,

Wenn das so ist, wie du schreibst, und da bin ich durchaus im Konsens mit dir, dann spricht das Vorbild Burgund aber doch gerade auch für ein großes Alterungspotential. Oder was meinst du?

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Do 14. Mär 2019, 06:24
von Rotundweiss
innauen hat geschrieben: beginnend mit dem Jahrgang 2014 hat sich in Bordeaux eine stilistische Änderung vollzogen.
...was vermutlich mit dem Rückzug von Parker zu tun hat. Ich persönlich habe da keine Schmerzen mit ;)

Zum Calon Segur 2016 kurz zurück. Durch den offensichtlichen Stilwandel ist´s gewiss schwerer geworden, seine Lebensdauer bzw. Entwicklungsfähigkeit einzuschätzen, von > 30 Jahre würde ich aber schon ausgehen.
Btw...im 16er ist tatsächlich Cabernet Franc drin ?

Beste Grüße,
Georg

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Do 14. Mär 2019, 07:43
von Ollie
Ja, Calon Ségur hat 2016 60% Cabernet Sauvignon, 18% Cabernet Franc, 20% Merlot und 2% Petit Verdot. (Fuer St-Estèphe ein sehr geringer Merlot-Anteil.)

Man hat jetzt die Moeglichkeiten, recht schlanke und feine Weine zu machen wie frueher, aber mit viel mehr Frucht und einem sehr viel besseren Tanninmanagement als noch in den 90ern. Der Klimawandel, die Fortschritte in Weinbergs- und Kellerarbeit (bei hohen Investitionen), die Muedigkeit des Konsumenten hinsichtlich alkoholstarker Weine aus Uebersee sowie die Abdankung des Gottkaisers* haben sich wahrlich zu einem perfect storm zusammengebraut. Mit viel mehr Cabernet Sauvignon, (ausgereiftem) Cabernet Franc und Petit Verdot (zu einem weniger interssanten Grade auch Carménère) im Blend wird sich das Profil der Weine etwas aendern, aber um die Alterungsfaehigkeit dieser Weine wuerde ich mir keine Sorgen machen.

Insofern erfindet sich das Bordelais gerade neu. Haette man der alten Dame gar nicht zugetraut, eh?

Cheers,
Ollie

*Aehnlichkeiten mit Dune sind rein zufaellig.

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Do 14. Mär 2019, 09:39
von Jochen R.
Ollie hat geschrieben:... Mit viel mehr Cabernet Sauvignon, (ausgereiftem) Cabernet Franc und Petit Verdot (zu einem weniger interssanten Grade auch Carménère) im Blend wird sich das Profil der Weine etwas aendern, aber um die Alterungsfaehigkeit dieser Weine wuerde ich mir keine Sorgen machen.
...
Das sehe ich auch so!
Sorgen würde ich mir eher um die Reifefähigkeit diverser (gehypter)
hochkonzentrierten und alkoholstarken Merlot-Bomben machen.

Viele Grüße,
Jochen

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Do 14. Mär 2019, 11:46
von innauen
Figeac78 hat geschrieben:Hallo Wolf,

Wenn das so ist, wie du schreibst, und da bin ich durchaus im Konsens mit dir, dann spricht das Vorbild Burgund aber doch gerade auch für ein großes Alterungspotential. Oder was meinst du?
time will tell. Die Säure spricht jedenfalls für eine lange Lagerungsfähigkeit. Die Tannine sind ja auch noch da, nur nicht mehr so dominant.

Grüße,

wolf

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Do 14. Mär 2019, 11:54
von Ollie
Saeure wird ja immer (und dann gerne isoliert) als Indikator fuer Alterungsfaehigkeit herangezogen, allein ich sehe nicht wieso. Hat jemand Daten ueber die titrierbare Gesamtsaeure und den pH-Wert relevanter Bordeaux-Weine seit, sagen wir, 1928? Gesamtphenolgehalte explodieren, weil Phenolgehalte und ihr Extraktionspotential mit zunehmender Traubenreife zunehmen (allerdings nur bis zu einem Punkt, dann sind zwar mehr Phenole da, koennen aber nicht mehr so einfach extrahiert werden), und das wissen auch die Bordelaiser Winzer. Also sind's auch nicht die Tannine bzw. die Tanningehalte.

Kurz: Seit Jahrzehnten unkt's, die Alterungsfaehigkeit nehme ab, allein niemand kann auch nur eine Korrelation, geschweige denn eine Kausalitaet basierend auf sauberen analytischen Werten zeigen. Die Datenlage ist einfach zu duenn. Man kann sich also ganz entspannt zuruecklehnen und damit anfangen aufzuhoeren, dem Universum hinterherzumeinen. :lol:

Cheers,
Ollie

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Do 14. Mär 2019, 16:34
von Rotundweiss
@ Ollie:
Besten Dank für deine Info zum Rebsortenspiegel des C.Segur 16. Bin überrascht :o

@ All:
Persönlich mache ich mir weit aus mehr Gedanken über die eigene als über die Lebensdauer
guter Medoc aus 2016. Wahrscheinlich ist eher, dass sich mein Junior schon jetzt auf die
Perlen dieses Jahrgangs freuen darf. ;)

Nachdenkliche Grüße,
Georg

Re: Bordeaux 2016

Verfasst: Do 14. Mär 2019, 16:39
von Ollie
Rotundweiss hat geschrieben:Persönlich mache ich mir weit aus mehr Gedanken über die eigene als über die Lebensdauer
guter Medoc aus 2016.
Ich glaube, bei mir antikorrelieren diese Lebensdauern sehr stark. :? :lol: 8-)

Cheers,
Ollie