Brunello di Montalcino

Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

Brunello di Montalcino GIANNI BRUNELLI 2009
MEIN Sommer neigt sich langsam dem Ende zu, ich gehe ab 5.9. für 7 Wochen zuerst mit 2 schottischen Ensembles, und dann mit einem Blues-Knaller aus den USA auf Tour (www.weltenklang.at). Deshalb und auch, weil ich den Keller neu strukturiert habe, werden jetzt täglich große Geschütze entkorkt.

Dass sich gute Weinbauern auch mit schwierigen Jahren (in 2009 folgte auf sehr viel Regen sehr große Hitze) keine Blöße geben, untermauert einmal mehr LAURA BRUNELLI mit diesem sehr gelungenen Brunello, der jetzt vermutlich seinem Höhepunkt entgegen lebt, aber vermutlich auch in den nächsten Jahren noch Trinkspaß macht. Die Brunelli-Weine stürzen eigentlich nicht ab wenn sie älter werden, und dafür dass damals empfohlen wurde 2009-er aus Montalcino „schnell zu trinken und nicht zu lagern” ist diese Flasche auf unserem Tisch der lebendige Beweis einer „Falschmeldung” (oder Gianni Brunelli-Weine die Ausnahme der Regel, obwohl ... ich habe auch schon andere 09-er getrunken, die cool waren, zb Il Poggione, Fattoi, Poggio di Sotto, Altesino).

Im Glas ohne vorherige Belüftung sofort „da”, herrliche Beeren-Noten, auch sehr dunkle Schokolade ( unsere Schoko-Verkostung bei Claudio Corallo auf der afrikanischen Insel Principe kam mir sofort in den Sinn), Waldaromen, kubanischer Zigarren-Tabak, Pfeffer, frische Vanille-Schoten ... sehr präsent am Gaumen, breitet sich herrlich aus, keinerlei Säurenoten mehr, kein Holz erkennbar, Samt und Seide, bleibt endlos und hallt lange nach.

Ein Ereignis

Danke Laura

have a nice summer

Hasi
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Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

Ciao tutti!

Unser Brunello-Reigen neigt sich dem Ende zu, so wie laaaangsam der Sommer auch, ich gehe ab Mittwoch auf lange Tourneen, und so genossen wir den Samstag zu viert noch mit Freunden in unserem Garten und nach 2 Traum Proseccos von Col Vetoraz, einem wunderbaren GV Federspiel „Poigen” 2019 vom Martin Bergkirchner und einem wuchtigen Pinot Blanc Reserve 2021 vom Daniel Plos (Sooß) kamen die Brunellos.
Brunello Lisini 2012 der erste 2012-er von Lisini, den ich hiermit geschlachtet habe. Spitzen-Brunello, aus dem erstklassigen Traditionsbetrieb in einer der allerbesten Lagen Montalcinos, im südwestlichsten Sesta-Gebiet (nicht umsonst hat 2002 dort auch Önologen-Legende Carlo Ferrini sein „Giodo” angelegt). Zwar hat Othmar Kiem diesem astreinen Oldschool-Sangiovese nur 90 Punkte gegeben, ich ordne den herrlichen Tropfen aber ganz anders ein! (Vielleicht hatte Kiem einen schlechten Tag oder ein schwache Flasche?). Beeren, sehr reife Kirschen, Schokolade, Tabak, ausgewogenes Tannin, haftet lange am Gaumen und macht einfach nur Spaß! Mit dem Auspflanzen von Rebstöcken begann man hier 1930, einige Rebzeilen wurden damals (schon alt und von der Reblaus verschont geblieben!) zugekauft. Diese ältesten Rebanlagen auf den 18ha unter Wein sind auch noch vorhanden, wie uns Carlo Baldini in einem langen Gespräch einmal versicherte. Der Ertrag am Stock wird hier äusserst gering gehalten, deshalb auch die enorm hohe Qualität der Trauben bei der Lese.

Brunello Siro Pacenti „Pelagrilli” 2007 Dafür gibt hier Kiem/Falstaff 95 und mir wäre dieser Wein vielleicht 88/89 Punkte wert. Möglicherweise hat er aber auch seine Zeit schon überschritten, denn er kam eigentlich sehr flach und ohne Ecken und Kanten daher, erinnerte mich an einen mittelmässigen Burgunder. Den letzten Pelagrili aus 2007 haben wir vor 6 Jahren geöffnet, und er war aber auch damals nicht der Knaller. Oder es ist einfach auch der Beweis, dass der Sager der „alten Weisen” Montalcinos, den Sangiovese der Region NIEMALS in einem Barrique, sondern nur im großen Botte auszubauen, doch Gewicht hat. Oder die Pacenti-Weine sind einfach nicht mein Ding, mein Stil? Egal, seit langem wieder einmal ein Brunello, den ich eher verkochen würde als nochmals trinken (1 letzte Flasche ruht noch im Keller). Notiz: mein Freund Peter hat ihn sehr geschätzt!!

... dafür dann DAS:
Brunello Salicutti „Piaggione” 2007
„Die Faust im Samthandschuh” (Zitat „Vinaturel”). GENAU SO soll ein Brunello sein, das hier ist ein absoluter Weltklasse-Brunello in seiner reinsten Form! Ohne dekantieren ins Glas gegossen beginnt sofort ein ganzes Symphonie-Orchester an Gefühlen, Eindrücken und Düften zu spielen! Schwarze Kirschen, Kaffee, Waldpilze/Trüffel, reife Zwetschken, Oregano, aber auch orientalische Gewürze, beste Bitterschokolade ... erster Kostschluck ...maximale Eleganz! Seidig weich aber doch mit festem Grip und enorm langem Abgang, und dazu noch diese jugendliche Frische, sehr viel besser kann ein Brunello mit 17 Jahren in der Flasche nicht schmecken - ENORM! „Dieser Wein von Francesco Leanza ist wie ein Ebenbild der Region: ein sanftes Monument voller Tiefe und Finesse, die die ganze Hingabe und Leidenschaft des Winzers an die Sangiovesetraube widerspiegeln. Dieser Brunello lädt zum Verweilen, zum Schwelgen ein, und ist ein authentisches Abbild des wunderbaren Terroirs.” (Zitat in leichter Abänderung: „unserweinladen.de”)
Francesco Leanza ist einer der Bio-Pioniere in Montalcino gewesen, er legte die 1,2ha Einzellage „Piaggione” 1994 an, somit war das Traubenmaterial für diesen Brunello damals relativ jung, was umso mehr beeindruckt, trinkt man ihn heute!
Vor 6 Jahren hat die Münchner Familie Eichbauer das kleine Juwel zwischen den ebenfalls kleinen Schmuckstücken „Gianni Brunelli” und „San Polino” im Südosten Montalcinos gekauft. Signore Leanza hat die Eichbauers dann noch 3 Jahre beraten und seinen Lebenstraum schliesslich komplett in die Hände der deutschen Top-Gastronomen übergeben.

Und Stück für Stück verliert Montalcino so seine alte Seele. Auch wenn viele Neu-Besitzer alte Weingüter ähnlich weiter führen wollen wie zuvor, sieht man dann ein, zwei Jahre später Kräne, Bagger und rege Bautätigkeit. Bei Biondi Santi sollen angeblich ALLE alten Botti aus dem Keller verschwunden sein, was natürlich die 140 Jahre alte Linie des Hauses völlig verändern wird und DEN Brunello überhaupt verschwinden lässt. Die Weine von Poggio di Sotto haben sich nach der Übernahme ebenfalls geschmacklich dramatisch verändert, vom Geiste Piero Palmuccis ist nichts mehr zu spüren. Auf Diego Molinaris früherem winzigem 3ha Kult-Betrieb Cerbaiona stehen seit 4 Jahren Kräne, die neuen Eigentümer Rieschel & Fioretti, ließen keinen Stein auf dem anderen, auch kleines Holz hat Einzug gehalten, die Gärung findet nun im temperaturkontrollierten Stahl statt (Molinaris Idee bei der Gärung im Holz war „Türen öffnen muss genügen”) und ALLE Rebstöcke wurden ausgetauscht. EIner der geschmacklich legendärsten Brunellos aller Zeiten ist somit ebenfalls ausgestorben.

Let the good old times roll!

Hasi
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Sauternes
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Sauternes »

Hallo Hasi,

Danke für deine ausführlichen Notizen, sehr interessant, wenn auch mit den Veränderungen teilweise traurig.

Ist denn der 2019er von Cerbaiona auch schon von den Veränderungen in der Herstellung betroffen?
Und kannst du vielleicht etwas zu Colleoni Brunello di Montalcino VIGNA SANTA MARIA 2019 sagen? Es ist sehr wenig über den Wein zu finden.
Bin halt manchmal auf der Suche nach etwas besonderen, was nicht leicht zu bekommen ist.

Grüße Heiko
Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

Hallo Heiko!
Ja, die 2019 sind natürlich bereits längst „betroffen” ... die neuen Eigentümer kauften Cerbaiona im Herbst 2015 und deklassierten 2013, 2014 und 2015. Diese Jahrgänge wurden assembliert und als ROSSO IGT ohne Jahrgangsbezeichnung an ausgewählte Kunden/Vinotheken zugewiesen. Man hat hier quasi eine Molinari Brunello-Cuvee in der Flasche. Der Wein ist großartig ... ich habe noch 11 Flaschen davon. Ab 2016 tragen die Weine von diesem exponierten Hügel schon die Handschrift von Fioretti. Der letzte „echte” Molinari-Brunello war der 2012 (wurde 2017 auf den Markt gebracht, aber auch schon unter der Ägide der neuen Besitzer).
Das angefragte Weingut kenne ich eider nicht!


herzliche Grüße

Hasi
Sauternes
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Sauternes »

Hallo Hasi,
vielen Dank für deine Informationen, hilft mir weiter.
Und ich bin überrascht, das es ein Weingut aus Montalcino gibt, was du nicht kennst, ist aber überhaupt nicht schlimm, denn ich habe davon jetzt mal paar Flaschen bestellt und kann dann davon berichten, es gibt tatsächlich einen Shop in DE der diesen Wein im Sortiment hat.
Dann wünsche ich dir für deine anstehende Tour alles gute und viel Freude :) .

herzliche Grüße
Heiko
Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

Heiko, halte uns bitte am Laufenden wenn Du diesen Brunello von COLLEONI verkostest!!
Bin ich SEHR gespannt!
Habe im Juli in Montalcino einige Sangiovse von ganz neuen Weingütern probiert, die unter jeglicher Kritik waren ...

ALle Gute

Hasi
Sauternes
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Sauternes »

Colleoni Brunello di Montalcino VIGNA SANTA MARIA 2019

Das sich Brunello so unterscheiden kann, hätte ich nicht gedacht, der ist so anders als alle bisher probierten Brunello, ich bin total begeistert.
Schon in der Nase beginnt ein spektakuläres Aromenfeuerwerk und setzt sich nahtlos am Gaumen fort, alles ist am richtigen Platz.
Die Komplexität ist großartig, das feinkörnige Tannin ist sanft, nichts kratzt, es sind die vielen Facetten die diesen Wein ausmachen, und über allen schwebt die unfassbare Eleganz.
Fand ich Le Chiuse schon sehr gut, dann ist das noch eine Stufe drüber.
Natürlich hat so ein Wein seinen Preis, aber ein rares Elexir wie diesen überhaupt zu bekommen, ist schon schwer genug.
Wer großen Brunello mal im Glas haben will, sollte hier zugreifen, das ist großes Kino.

Grüße Heiko
Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

Danke Heiko!

Wir hatten gestern nach meiner Heimkehr von 7 Wochen Tournee mit diversen Bands einen Uccelliera Annata aus 2007 geöffnet, passend zum von einem Freund geschossenen Hirschen, der als weicher Braten mit Blaukraut, Bratapfel, Maroni und Erdäpfeln glänzte. Der Brunello war am Zenit, ein wirklich großartiger gereifter 17-jähriger Sangiovese der Extraklasse. Hut ab vor Andrea Cortonesi.

Hasi
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Sauternes
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Sauternes »

Und ich möchte noch ergänzen, natürlich ist 2019 jung, aber trotzdem mit ausreichend Luft schon jetzt ganz toll, das wird mit zunehmender Reife sicher der Oberhammer.
Jedenfalls ist der Colleoni von der Stilistik so erfrischend anders.
Ich wäre sehr neugierig ob deiner Meinung zu diesem Wein, vielleicht findest er ja mal in dein Glas.

Noch eine Anmerkung, der Wein hat auch nur 13,5 Vol. Alkohol, was in der jetzigen Zeit schon erfreulich wenig ist.

Grüße Heiko
Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

Hallo Heiko!

Du hast mich jetzt so neugierig gemacht, dass ich versucht habe alles was zu finden ist über den Colleoni Brunello auch zu finden. Ist ja eine spannende Geschichte über Luisa und Marino Colleoni aus Bergamo, wie sie 1993 den alten Bauernhof im Norden Montalcinos gefunden/gekauft haben. So eine richtige Montalcineser „Seefahrer-Geschichte”, wie ich sie liebe!
Dass der Wein besonders ist wundert mich nicht, fast ALLE Brunellos aus dem Norden sind viel eleganter (Baricci, Chiuse, Altesino, Il Paradiso di Frassina usw) als im Zentrum, Süden, Westen oder Osten des Anbaugebiets.
Ich werde mir jetzt mal eine Flasche organisieren!

Hasi
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