Bernd Schulz hat geschrieben:das Phänomen tritt bei Flaschen, die gestanden, und bei Flaschen, die gelegen haben, auf (bei den beiden Dhron-Hofberger-Auslesen war letzteres der Fall). Es betrifft Weine aus meinem Keller, aber auch solche, die ich für lange Zeit in den Keller meiner Eltern ausgelagert hatte. Und so gut wie immer handelt es sich um deutsche Rieslinge.
Ok, verschiedene Keller verkomplizieren das natürlich. Sind sie denn sehr unterschiedlich oder quasiidentisch in ihren Umweltbedingungen?
Was stehende vs. liegende Lagerung betrifft: Ich kenne natürlich die Kernaussagen jüngerer Untersuchungen (ist Plural überhaupt angebracht?), die keinen signifikanten Unterschied ausweisen. Was ich nicht weiß, ist, was da eigentlich gemessen wurde. Ich vermute, das Reifeverhalten. Nur reicht es dafür vermutlich aus, wenn das innere Ende des Korkens noch dicht ist; das äußere kann durchaus ausgetrocknet sein. Genau das war mein Eindruck bei den Korken, die mir beim Ziehen zerrissen sind. (Die andere Variante sind völlig durchnäßte Korken.) Kurz gesagt: Temperatur und Luftfeuchtigkeit würde ich nicht als mögliche (Mit-)Ursache ausschließen.
Bernd Schulz hat geschrieben:Auch die Tatsache, dass BEIDE Dhron-Hofberger-Auslesen, die ich innerhalb von einem guten halben Jahr geöffnet habe, den elenden Bröselkorken aufwiesen, scheint mir stark darauf hinzuweisen, dass das Problem mit der vom Winzer verwendeten Korkcharge zusammenhängt.
Das kann natürlich sein. Da es Dir aber nicht nur bei A.J. Adam passiert, wäre dann meine Frage: Warum ist in Deinem Keller der Anteil an Weinen mit schlechten Korken so hoch? Liegt es an der Preisstruktur? Fallen sie altersmäßig in die Phase der großen Qualitätsprobleme bei der Korkproduktion?
Bernd Schulz hat geschrieben:Du trinkst eher selten Rieslinge, die 15 bis 25 Jahre auf dem Buckel haben, oder? Genau bei solchen Weinen erlebe ich immer wieder den Ärger mit dem zerfallenden Korken. Bei anderen Weinen nicht.
Ja, stimmt - i.W. mangels Gelegenheit. Seit wann beobachtest Du denn, daß Weine dieses Alters Korkprobleme haben? Ist der Zeitraum kurz (~10 Jahre), wäre zu überprüfen, ob er zeitlich mit o.e. Qualitätsproblemen zusammenhängen und die Ursache somit extrinsisch sein könnte. Ist er lang (> 20-30 Jahre), würde ich eher intrinsische Ursachen vermuten, weil m.W. die großen Probleme bei der Korkproduktion nicht so lange angedauert haben.
Bernd Schulz hat geschrieben:amateur des vins hat geschrieben:Bei Deinem Leidensdruck wäre ich dem längst experimentell nachgegangen.
Und wie genau?
Da es anscheinend eines gewissen Alters der Weine bedarf, läßt sich die Problematik kaum "im Labor" nachstellen. Das A und O wäre daher erstmal saubere und umfassende Datenerhebung, nicht nur "gefühlt betraf es diesen und jenen Wein". An interessanten Parametern fallen mir spontan ein: Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Winzer, Säuregehalt, Zuckergehalt, Jahrgang, Alter beim Öffnen, Korkzustand. Sicher kommen auch noch andere infrage. Und dann würde ich nach Mustern suchen, um daraus Hypothesen abzuleiten. Auch Indifferenz gegenüber einzelnen Parametern, z.B. wenn die physikalischen Parameter die ganze Zeit dieselben waren, ist interessant. Ob man das alles aufgrund der benötigten Zeit dann geeignet untersucht bekommt, ist ein anderes Thema.

Es gibt natürlich viel einfachere Möglichkeiten, den Leidensdruck zu verringern: Akzeptanz historischer Gegebenheiten, und/oder Ausweichen auf weniger betroffenene Weine.
