Re: Naturkork vs. Schraubverschluss
Verfasst: Mi 27. Aug 2025, 09:20
Carsten, ich weiß ja nicht, wie es sich bei dir verhält, aber ich hatte noch nie Schwierigkeiten mit einem Berggorilla, während ich im Umgang mit Naturkorken oft genug auf Probleme gestoßen bin. Gleichwohl plädiere ich nicht nur für den Schutz der Menschenaffen, sondern auf für den Fortbestand der Korkeichenwälder, denn Naturkork eignet sich hervorragend als Material, um die Verbindungszapfen der einzelnen Teile meines Instruments zu ummanteln. Sehr bewährt hat er sich auch als Bindeglied zwischen den Metallhülsen meiner Rohre und dem Oberstück meiner Tröte; alle Versuche, ihn durch Kunststoffringe zu ersetzen, konnten bislang nicht zu positiven Ergebnissen führen. Zudem finde ich Naturkork prima als Bodenbelag und als Rohstoff für Pinwände; nur als Verschluss für Weinflaschen hat er sich als ausgesprochen suboptimal erwiesen.
müsste ich mich heute für alle zukünftigen Flaschen zwischen Schrauber oder Naturkorken entscheiden, würde ich ohne viel Überlegung Schrauber nehmen, obwohl ich lange keine Geschmacksprobleme mit Korken hatte. Aus Gründen der Handhabung (in letzter Zeit sind mir auswärts einige Korkenzieher kaputtgegangen) und besseren Haltbarkeit der Weine erleichtert der Schrauber das Leben. Es gäbe aber auch Skrupel, über die ich mich hinwegsetzen müsste: Die nach wie vor für mich ungeklärte, womöglich deutlich verlängerte Reifezeit mancher Weine unterm Schrauber, bzw. die Sorge, ein bestimmtes Reifungsverhalten nicht mehr zu erleben. So (eventuell, denn was weiß ich) mehr Variabilität bei NK-Konterflaschen, was die geschmacklichen Spielarten - ob besser, schlechter oder anders - erhöhen könnte. Durchaus auch das Lotto mit der vielleicht irrationalen Vorstellung, der eigenwillige Korken könnte Besseres zustande bringen als ein Verschluss, der die Reifung mehr festlegt. Der Korken ermöglicht sozusagen mehr Versuche, Irrtümer und unplanbare Erfolge. Dass er irren kann, wäre ein Qualitätsmerkmal wie der Kratzer auf der Vinyl-Schallplatte.jxs hat geschrieben: ↑Mi 27. Aug 2025, 10:35 Vor ein paar Wochen standen von Keller drei Flaschen Hubacker GG auf dem Tisch: 2011, 2012 und 2013. Alle drei wurden im gleichen Weinklimaschrank gelagert. Füllstände alle exzellent. Geschmacklich toppte der 2011er alles. Grandioser Wein, nur sehr wenige Altersnoten, noch helle Farbe. Sehr komplex. 2012 war deutlich dunkler, deutlich gealtert, sehr viele Reifenoten. Immerhin auch noch ein sehr guter Wein. Ähnlich der 2013. Nicht ganz so dunkel und reif wie der 2012er, aber deutlich reifer als der 2011er. Machte auch noch Spaß, war aber halt nicht so groß, wie der 2011er. Vielleicht ist der 2011er ja doch ein Kometenjahrgang. Aber nun zum Kork: 2012er und 2013er: Kork, wie frisch aus der Fabrik. Der Korken vom 2011er war schon durchgesifft. Er kam noch am Stück raus, aber lange wäre das nicht mehr gut gegangen. Ist halt ein bescheidenes Lottospiel…
...so rein jahrgangsmäßig hätte ich erwartet, daß 2011 am weitesten fortgeschrittenen (wärmstes Jahr) und der 13er am frischesten ist (kühlstes Jahr). Aber bei Einzelflaschen mit Kork sind Rückschlüsse auf die Gründe halt sehr schwierig...
In der Tat sehr interessante TheorienEThC hat geschrieben: ↑Mi 1. Okt 2025, 21:31 ...zur Zeit bin ich wieder recht viel mit dem Kraftwagen unterwegs, dabei höre ich gerne den ein oder anderen Wein-Podcast, der mir so vor die Füße fällt, auch mal etwas ältere Ausgaben. Heute diesen hier mit den Rebholz-Brüdern, der an sich ganz interessant ist:
https://terroirundadiletten.podigee.io/ ... in-rebholz
Aber darin vertreten die Rebholz-Zwillinge selbstbewußt die Meinung, daß ein Korken sauerstoffdicht sei und nur den im Korken enthaltenen Sauerstoff mit der Zeit an den Flascheninhalt abgibt. Weshalb auch eine Démi doppelt so schnell reifen würde wie eine Eintel. Und durch die Kapsel geht zusätzlich nichts durch! Soviel zur Winzerkompetenz hinsichtlich der Eignung / Wirkung von Naturkork hinsichtlich der Reifung des Flascheninhalts. Oh oh, da wundert mich nichts mehr...![]()