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Re: Später-Veit
Verfasst: Di 9. Mär 2021, 23:17
von amateur des vins
Hallo Patrick,
das war weniger eine Pauschalaussage über ein ganzes Weinbaugebiet, als vielmehr eine über meine nur sehr punktuelle Erfahrung, wie das Smily ausdrücken sollte. Allerdings mit einem wahren Kern: Ich hatte zwar wirklich nicht annähernd ausreichend vielen Moselweine, um mir ein Urteil erlauben zu können. Aber tatsächlich gehen die alle in eine bestimmte Richtung, mit der Ausnahme Clemens Busch. Da waren aber (außer letzterem) auch keine großen Namen oder typischen Forumsempfehlungen darunter, daher danke für Deine Hinweise.
Ich sehe mich eigentlich nicht als Freund besonders barocker Weine (auch wenn z.B. ein Roussanne V.V. von Beaucastel umwerfend gut ist und mir - in diesen raren Momenten - viel Spaß bereitet). Vielmehr denke ich, daß Balance in jeder Hinsicht das ist, was ich tendenziell präferiere. Mit meinen Blue Chips aus Rheinhessen und von der Nahe bin ich sehr happy. Aber die Neugier läßt mich eben doch immer weiter probieren.
Ungeachtet dessen, muß ich wohl mal in den sauren teuren Apfel beißen und den einen oder anderen Molitor probieren...
Re: Später-Veit
Verfasst: Di 9. Mär 2021, 23:39
von jessesmaria
amateur des vins hat geschrieben:
Ungeachtet dessen, muß ich wohl mal in den sauren teuren Apfel beißen und den einen oder anderen Molitor probieren...
Ich finde die Preise eigentlich noch moderat, hab letzten Sommer vor Ort über mehrere Stunden ziemlich viel in allen Preiskategorien durchprobiert. Mein persönlicher Eindruck war: Die Einsteiger Klosterberg/Schiefersteil sind blumig und gehen gut runter, dafür braucht man aber keinen Molitor. die trockenen Kabinette für 15/16€ (mein Favorit war der Ürziger Würzgarten) sind schon was ganz anderes, echte Terroirweine und hatten für mich ein gutes PLV.
Allerdings ist seine Auswahl auch riesig, ich habe natürlich lang nicht alle probiert (die Alten Reben z. B. nicht).
Re: Später-Veit
Verfasst: Mi 10. Mär 2021, 00:07
von Bernd Schulz
amateur des vins hat geschrieben:Ungeachtet dessen, muß ich wohl mal in den sauren teuren Apfel beißen und den einen oder anderen Molitor probieren...
Mach das mal! Mir kommt der Stil des Hauses nur eingeschränkt entgegen, aber uninteressant oder gar schlecht sind die Molitor-Rieslinge gewiss nicht....
jessesmaria hat geschrieben:...die trockenen Kabinette für 15/16€ (mein Favorit war der Ürziger Würzgarten) sind schon was ganz anderes, echte Terroirweine und hatten für mich ein gutes PLV.
Diese Aussage könnte ich jetzt ziemlich bissig kommentieren, aber ich verkneife mir das. Auch vor dem Hintergrund, dass Markus Molitor nach allem, was man so hört, mit seinen Weinen bislang nicht zum sorgenfreien Multimillionär geworden ist, halte ich erst mal die Klappe.
Herzliche offtopische Grüße
Bernd
Re: Später-Veit
Verfasst: Mi 10. Mär 2021, 09:01
von jessesmaria
Moin Bernd,
mich hat die Atmosphäre vor Ort auch nicht umgeworfen. Man wird da ziemlich professionell und routiniert durch die Weine geführt. Da ist mir der kleine Betrieb, wo man am Ende, ggf. sogar vom Chef persönlich, noch spontan durch den Keller geführt wird, lieber. Ob jemand zum sorgenfreien Multimillionär wird oder nicht, ist mir aber persönlich erstmal egal und finde ich per se auch nicht moralisch verwerflich...
Was die Preise angeht, wollte ich nur sagen: andere Moselwinzer mit vergleichbarem Renommee verlangen doch das Gleiche... Ob sie jetzt Haag, Busch, Prüm, Schubert oder wie auch immer heißen, die Preise geben sich nicht viel, oder?
Eine Stufe über dem Ortswein für 15€ finde ich da durchaus im Rahmen, bei Wittmann z. B. ist man da gleich bei 18 bzw 22€…
Ich glaube dir aber gerne, dass deine weniger renommierten Mosel-Favoriten im einstelligen Preisbereich (stehen bei mir immer noch aus) gegen die 'Big Names' blind bestehen. Eigentlich müsste man da doch mal eine gemeinsame Blindverkostung machen, z. B. in fünf Runden jeweils einer deiner Unter-10€-Tipps gegen einen Haag, Schubert etc. (vielleicht je aus derselben Subregion). Wäre das nicht was?
... sorry, war jetzt auch alles ganz OT. Können die Admins gerne auslagern, falls erwünscht...
Re: Später-Veit
Verfasst: Mi 10. Mär 2021, 09:38
von Moselaner
jessesmaria hat geschrieben:
Was die Preise angeht, wollte ich nur sagen: andere Moselwinzer mit vergleichbarem Renommee verlangen doch das Gleiche... Ob sie jetzt Haag, Busch, Prüm, Schubert oder wie auch immer heißen, die Preise geben sich nicht viel, oder?
Hallo!
Bezüglich des Renommees gebe ich dir recht, bei den Preisen eher nicht.
Selbst wenn man die Spitzensüßweine außen vor lässt, bei dem Molitor TBAs gerne mal einige Tausend Euro kosten (ich erinnere mich an 4500 Euro für eine Flasche 100 Punkte TBA), wenn von Parker hoch bewertet:
Der trockene Spitzenwein von Fritz Haag (Juffer Sonennuhr GG) kostet um die 29 Euro.
Das Grünhaus Abtsberg GG kostet 30 Euro.
Molitor nimmt für seinen trockenen Spitzenwein, die Zeltinger Sonnenuhr Auslese trocken *** 85 Euro.
Bei den süßen Spitzenauslesen ist die Diskrepanz ähnlich. Bei Haag weiterhin groß (Goldkapsel Juffer Sonnenuhr: 47 Euro gegenüber Zeltinger Sonnenuhr Auslese ***:85 Euro), ebenso bei Grünhaus (Abtsberg Auslese: 48 Euro).
Wobei bei Grünhaus die Auslesen mit Fassnummer dann auch nochmal höher bepreist sind.
Edit:Bei 85 Euro befinden wir uns schon in Preisregionen für eine Goldkapsel Auslese Wehlener Sonnenuhr von Prüm, dass ist schon eine Ansage.
Weniger groß sind die Differenzen im Basis- und Mittelbau. Da ist Grünhaus preislich ähnlich aufgestellt, Fritz Haag aber auch spürbar günstiger (Kabinett 13 zu 15,80 Euro, Spätlese 16,50 zu Würzgarten 19,50 Euro).
Viele Grüße
Patrick
Re: Später-Veit
Verfasst: Mi 10. Mär 2021, 09:58
von jessesmaria
Moselaner hat geschrieben:
Weniger groß sind die Differenzen im Basis- und Mittelbau. Da ist Grünhaus preislich ähnlich aufgestellt, Fritz Haag aber auch spürbar günstiger (Kabinett 13 zu 15,80 Euro, Spätlese 16,50 zu Würzgarten 19,50 Euro).
Grünhaus ist beim restsüßen Kabinett sogar teurer (16,90€), Karthäuserhof auch (ebenfalls 16,90€). (Molitor 14,80€ bzw. 15,80€)
Bei Fritz Haag hatte ich jetzt den trockenen "J" (sogar "nur" ein Lagencuvée) für 15,50€ mit dem trockenen Kabinett von Molitor (14,80€ bzw. 15,80€) verglichen...
Aber du hast recht, manche Weine sind wahnsinnig teuer, aber er hat halt in allen Kategorien eine große Auswahl. Man kann also das obere Drittel getrost ignorieren, nicht? Eine fruchtsüße Auslese gibt's auch schon für 24€ (also nicht teurer als bei den anderen genannten).
Die von dir genannte Zeltinger Sonnenuhr Auslese trocken *** hatte ich vor Ort sogar probiert, das war auch eine ziemliche Wucht. Ein Wein, den man m. E. eigentlich nur solo trinken kann und höchstens einmal im Schaltjahr...
Re: Später-Veit
Verfasst: Fr 12. Mär 2021, 17:57
von Michl
So, ich eröffne die Runde:
Die Brauntöne sind bei mir offensichtlich und deutlicher vorhanden als ich es von einem 12er erwarten würde.
Die Nase springt mich unmittelbar an und ganz ehrlich ich muss heftig schmunzeln.
Ich weiß ja nicht, wie es Ollie ergangen ist, nachdem seine Empfehlung hier so große Resonanz fand und dann die Weißweine z.T. doch heftig abgewatscht wurden (was ich persönlich in mehreren Fällen nicht in dem Ausmaß nachvollziehen konnte, wie es geschah). Ollie ist ja für seine ironisch-sarkastischen Auftritte bekannt, aber bekanntermaßen ist der Narr und Schelm schon seit jeher eine besonders empfindsame Figur, ... Zumindest nach meinem ersten Naseneindruck könnte hier einer zuletzt besonders lachen, mehr sag ich mal für's Erste nicht...
Re: Später-Veit
Verfasst: Fr 12. Mär 2021, 18:04
von Michl
Also, ich hoffe ja sehr, dass auch hier in schreibender Weise noch jemand mitmacht und nicht nur fertige VKNs eingestellt werden, aber ich kann mich kaum zurückhalten, so flasht mich gerade die Nase. Ich Mund hatte ich noch nichts...
Re: Später-Veit
Verfasst: Fr 12. Mär 2021, 18:15
von Michl
Lese gerade, dass bibbel im Faden, in dem die Verkostung anleiert wurde, schreibt, dass der Wein nicht viele Worte lohne.
Dann mach ich mal das Gegenteil: Die Nase ist ganz, ganz großartig. Ich bin hin und weg. Völlig auf den Punkt wirkt sie auf mich, mit feinsten und expressiven Rotfruchtaromen, strahlend und prickelnd zugleich, und sofort mit Tiefensog in dem immer neue kräuterig-würzige Aromen durchscheinen. Das ist richtig geil.
Im Mund hatte ich ihn noch immer nicht.. und manchmal kommt dann ja ein Schock, wenn Nase und Mund nicht zueinander passen wollen.
Re: Später-Veit
Verfasst: Fr 12. Mär 2021, 18:19
von Michl
Also, ich esse jetzt erst mal, aber ohne den Wein. Bei uns gibt's geute junkfood: Hahnchenschenkel, immerhin mit selbstgemachten Pommes...