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Re: Bordeaux 2018
Verfasst: Mi 3. Apr 2019, 11:53
von diogenes
harti hat geschrieben:Es ist wirklich zum Verzagen, nun ist Parker in Rente und trotzdem steht uns ein Parker-Jahrgang ins Haus

. Für meinen Geschmack sind diese Monster-Weine nicht gemacht. Wenn ich z.B. an die Verkostung des 2009er Pape Clement denke (
viewtopic.php?f=21&t=4780&p=102797&hili ... na#p102797), der all diese Eigenschaften vereint, die man den Parker-Weinen zuschreibt, kann ich mir nicht vorstellen, dass mir die 2018er Spaß machen werden. Mein Entschluss steht fest: Diese Kampagne findet ohne mich statt.
Grüße
Hartmut
The king is still alive
Was die Qualität betrifft hat Robert Parker dem Bordelais mit Sicherheit einen Teil seiner Seele zurückgegeben. Als Amerikaner, mit seiner Vorliebe zu eher kräftigen alkoholhaltigen fruchtbetonten Weinen, Charakteristika der pazifisch geprägten kalifornischen Weine, konnte ihm geschmacklich die Quadratur des Kreises, zu den auf Eleganz und Feinheit ausgelegten atlantisch beeinflussten Bordeaux Crus, nur bedingt gelingen.
Re: Bordeaux 2018
Verfasst: Mi 3. Apr 2019, 12:06
von harti
Ollie hat geschrieben:harti hat geschrieben:Diese Kampagne findet ohne mich statt.
Komm, so'n Kistchen 98-Punkte-Meyney geht doch immer, oder? Von den vielen Rechtsufrigen mit 100 Punkten ganz abgesehen...
Muahahahaha!
Cheers,
Ollie
Überleg's mir

.
Eine Ausnahme von meinem Kaufboykott muss ich auf jeden Fall machen, denn Ducru-Beaucaillou hat die geniale Lösung für die Hitze des Jahrgangs 2018 und für alle zukünftigen Hitzewellen gefunden. Aber seht selbst:
https://www.youtube.com/watch?v=hNj05U3 ... e=youtu.be
Grüße
Hartmut
Re: Bordeaux 2018
Verfasst: Mi 3. Apr 2019, 12:17
von diogenes
Eine Ausnahme von meinem Kaufboykott muss ich auf jeden Fall machen, denn Ducru-Beaucaillou hat die geniale Lösung für die Hitze des Jahrgangs 2018 und für alle zukünftigen Hitzewellen gefunden. Aber seht selbst:
https://www.youtube.com/watch?v=hNj05U3 ... e=youtu.be
Grüße
Hartmut[/quote]
Bei Lolita kann man schon schwach werden ^^--
Re: Bordeaux 2018
Verfasst: Mi 3. Apr 2019, 12:55
von UlliB
harti hat geschrieben: Diese Kampagne findet ohne mich statt.
Bordeaux wird's verschmerzen können. Der Jahrgang dürfte gut geeignet sein, Leute zu begeistern, die ansonsten mit Bordeaux ihre Schwierigkeiten haben. Zum Beispiel eingefleischte Chateauneuf-Liebhaber: was man bis jetzt über den Jahrgang hört, fällt genau in deren Beuteschema - viel Alkohol, viel Frucht, viel weiches Tannin, aber nur wenig Säure.
Ist doch auch eine Strategie: ein Jahr (2016) begeistert man die Burgund-Fans, ein anderes Jahr (2018) die C9dP-Fans. So hat man für jeden etwas. Die einen kaufen jetzt ganz schnell 2016er nach (siehe weiter oben), die anderen wird man spätestens bei der Arrivage der 18er kriegen
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2018
Verfasst: Mi 3. Apr 2019, 13:27
von Ollie
UlliB hat geschrieben:ein Jahr (2016) begeistert man die Burgund-Fans
Echte™ Burgund-Fans wuerden
niemals Weine kaufen, die
derart frei verfuegbar sind.
Cheers,
Ollie
Re: Bordeaux 2018
Verfasst: Mi 3. Apr 2019, 13:38
von UlliB
Ollie hat geschrieben:
Echte™ Burgund-Fans wuerden
niemals Weine kaufen, die
derart frei verfuegbar sind.
Ok, dann eben ein Jahrgang für Möchtegern™-Burgund-Fans, die an das echte Zeug nicht rankommen, weil sie nicht über Jahrzehnte alte Allokationen verfügen, und sich die Mondpreise im Sekundärmarkt nicht leisten können.
Bei manchen C9dP wird's ja auch schon knapp, was man so hört. Vielleicht die zukünftige Rolle von Bordeaux: man fungiert als jeweiliges
Substitut für Weine, die man anderswo nicht mehr bekommt. Dieses Jahr mal so, nächstes Jahr dann wieder anders
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2018
Verfasst: Mi 3. Apr 2019, 13:45
von diogenes
Hier noch einmal eine Verkostungsnotiz von Heiner Lobenberg:
Carmes Haut Brion
Lobenberg: Die Weinberge liegen direkt neben Haut Brion, besseres Terroir in der Appellation gibt es nicht. Zwischenzeitlich war das Weingut im Besitz der Familie Chantecaille und wurde von Didier Furt geleitet. 2010 wurde es an eine Investorengruppe um Patrice Pichet verkauft, dieses große Terroir weckt nun mal Begehrlichkeiten. Guillaume Pouthier wurde zum Direktor ernannt und Stéphane Derenoncourt ist seit mehreren Jahren beratend tätig. Das einzig Negative, was sich über diese traditionell bereiteten, klassischen, tiefen und komplexen Weine sagen lässt, ist, dass es leider immer viel zu kleine Mengen von ihnen gibt. Seit Jahren und ganz speziell in 2018 wird hier ein Teil der Trauben unentrappt mitvergoren. Aber in einer anderen Form als üblich, im burgundischen Stil, das heißt die Trauben werden zunächst komplett entrappt und dann werden die ganz gesunden, sehr reifen, braun-rötlichen Stile wieder hinzugegeben. Natürlich spontan vergoren, biologische Weinbergsarbeit, schwefelfrei bis nach der Malo. Les Carmes Haut-Brion ist nun seit einigen Jahren einer der Top-Werte in Pessac-Léognan, allerdings rar und immer teurer werdend. Die Nase verblüfft mich insoweit, als ich kurz zuvor Pontac Monplaisir verkostet habe, ganz in der Nähe gelegen, gleiches Önologen Team, gleiches Verfahren. Intensiver Kirschsaft in der Nase, hocharomatisch, fruchtig, Veilchen, aber viel mehr Rosenblätter dabei, tolle Süße anzeigend, üppige rote Kirsche, aber auch Schlehe, feiner Rauch. Ganz cleaner Kirschmund, mit einer wahnsinnigen Mineralität, Salzigkeit, Gesteinsmehl, aufgelöste Kirschkerne, die Dominanz der Kirsche, die Dominanz des burgundischen Stils ist schon verblüffend. Das ist der Stephane Derenoncourt Stil der letzten Jahre. Unendlich lang im Mund verbleibend, immer wieder hochrollend mit Salz und Kirsche, extrem fein und gleichzeitig profund, wuchtig und schiebend. Les Carmes ist im Grunde die etwas feinere Variante eines Haut Brion, stilistisch aber sehr ähnlich. Das ist ein großer Wein. 98-100/100
Das macht schon Spass zu lesen und den würde ich tatsächlich auf meine Wunschliste setzen. zum Einen, der biologische Anbau und zum Anderen, Bordeaux mit burgundischem Einschlag.
Re: Bordeaux 2018
Verfasst: Mi 3. Apr 2019, 14:35
von Ollie
UlliB hat geschrieben:Ok, dann eben ein Jahrgang für Möchtegern™-Burgund-Fans, die an das echte Zeug nicht rankommen, weil sie nicht über Jahrzehnte alte Allokationen verfügen, und sich die Mondpreise im Sekundärmarkt nicht leisten können.
Wie gut, dass der Heiner auch 2018 ein Trostpflasterchen fuer solche unhippen Loser hat:
Aber Warnung an den Konsumenten: man muss Feinheit und hohe Aromatik lieben, man darf keinen Tannin-Kraft-Blockbuster erwarten. Wir sind hier bei einem Richebourg innerhalb von St Émilion, also Fülle und zugleich die große Feinheit, das Abgehobene eben. Und auf eben diese Feinheit und Finesse, dieses Tänzelnde muss man sich einlassen wollen. 100/100
Na, wer will?
Cheers,
Ollie
Re: Bordeaux 2018
Verfasst: Mi 3. Apr 2019, 14:51
von medoc
Irgendwie ist bei Lobenberg doch alles supertoll. Diese ständigen 100Punkte nerven mich nur noch. Was da so alles rausgerochen und geschmeckt wird ist schon der Wahnsinn, da komme ich mit meiner beschränkten Sensorik nie drauf.
Gut ich muss das Zeug ja auch nicht verkaufen aber Charmail ist mit 95+ Punkten der sleeper of the vintage.
Re: Bordeaux 2018
Verfasst: Mi 3. Apr 2019, 15:14
von UlliB
Ollie hat geschrieben:
Wir sind hier bei einem Richebourg innerhalb von St Émilion,
Heiner Lobenberg, der Großmeister der absurden Vergleiche... da kommen nicht einmal die von PdP mit. Die schreiben zwar auch schon mal, dass einer ihrer Pinots von der Côte Chalonnaise besser ist als die meisten (!)
grand crus von der Côte de Nuits. Das ist zwar inhaltlich genauso vermessen, aber immerhin bleibt man bei Rebsorte und Gebiet.
An und für sich müsste der Handel schon längst an seinen permanenten Superlativen und Super-Superlativen erstickt sein. Dass das nicht so ist, zeigt, dass Weintrinker
extrem leichtgläubige Kunden sind, und dazu auch noch ein kurzes Gedächtnis haben
Gruß
Ulli