auch von mir danke fuer den sehr guten Beitrag.
octopussy,
Nein, das stimmt so nicht. Natuerlich kann der Most auch an der Mosel trockengaeren, auch ohne dass man ihn erwaermt oder mit RZH (nach)impft. Es wurde (wird) nur nicht gewollt, also arbeitet man mit dem Most anders, und so kommt ein trockener (< 5 g/l RZ) Wein nicht ganz so problemlos heraus.octopussy hat geschrieben:dann würde ein GG ja nur durch Nachhilfe mit Hefezugabe oder z.B. Erwärmen des Mostes erzeugbar sein.
Das Problem der Mosel-GGs war/ist aber nicht (nur) der gelegentlich hohe Restzucker, sondern schlichtweg der Mangel an Komplexitaet, Tiefe, Laenge usw., also ganz allgemein: an Qualitaet. Dass dann RZ benutzt wird, um den Wein aufzuhuebschen, kommt an der Mosel genauso vor wie im Rheingau.
Ein Mosel-GG ist naemlich nicht einfach nur eine uebliche, nur eben jetzt knalltrockene Spaet- oder Auslese, sondern schon nochmal etwas anderes. Nicht notwendigerweise braucht es mehr Alkohol oder "Druck", aber daran wird man als erstes schrauben, weil es am einfachsten geht (hoehere Traubenreife, Maischestandzeit, Hefelager usw.). Mit dem Jahrgang 2015 sind die Weine durchaus anders vinifiziert worden als z.B. 2009 - und damit meine ich nicht nur den gesenkten Restzucker -, aber auch die Weinbergsarbeit ist jetzt auf trockene Weine besser abgestimmt.
Markus Vahlefeld beschreibt uebrigens seine Vorstellung davon, was ein GG (also ein grosser Wein allgemein) ist, folgendermassen: GGs sind
Mir kommt das schon sehr deutsch vor, aber ich bin auch kein Romantiker.Markus Vahlefeld hat geschrieben: (...) Weine, die [nicht] wohltemperiert und eingängig sind, sondern ausschließlich Weine, die zur Beschäftigung auffordern, ja auf den ersten Blick vielleicht sogar etwas Anstößiges, Schmutziges und eben Gefährliches haben. Denn genau das ist der Unterschied zwischen einem guten Wein und einem großen Wein. Letzterer ist nicht gemacht, um zu gefallen, sondern um das Zwingende und Ausweglose, was dem Zusammenspiel aus Jahrgang, Traube, Boden und Winzer innewohnt, aufscheinen zu lassen. Nur dort kann sich Größe ereignen, wo das Scheitern genauso möglich wäre.
Cheers,
Ollie