Teil 75
Sao del Coster ist leider wie so viele andere nicht auf dem
Tast de Professionals zugegen, etliche kleinere Produzenten stellen, wenn überhaupt, leider nur auf einer Dorfverkostung aus - und da es halt immer terminliche Überschneidungen gibt, kann ich zu den neuen Entwicklungen bei Sao del Coster und auch zum Planossos 2009 nichts beitragen... Aber ich setze meinen Rundgang am Montag vormittag fort und die nächsten Produzeten kommen aus Gratallops oder dessen Nachbarschaft...
Es geht los mit
Alvaro Palacios, hier gibt es mit dem Les Terrasses 2011 und dem Finca Dofi 2011 zweimal Spaß ins Glas. Wenn ich nur nach diesen zwei Weinen auf die Jahreskollektion von Palacios schließen kann, dann sind seine 2011er Referenzen seiner Winzerskunst. Der Terrasses hat mir so gut wie schon lange nicht mehr gefallen und auch der Dofi ist eine klare Empfehlung.
Christopher Cannan von
Clos Figueras bietet nur seinen Kleinsten in der 2011er Version an, aber auch hier gilt, einen Serras del Priorat habe ich noch nie so gut getrunken wie aus 2011. Dann führt er das mit dem 2010er Font de la Figuera in Rot fort. Auch dieser Wein begeistert mich dieses Jahr richtig. Danach erinnert mich Christopher Cannan an die DDR und holt einen "Bück-Dich"-Wein unter dem Tisch vor. Es ist der Clos Figueres 2010, der noch viel Zeit braucht. Den Wein derzeit zu verkosten ist wie im dunklen Raum ein Streichholz anzuzünden...
Wir diskutieren noch die Gründe für die Qualitätssteigerung bei Clos Figueras - mit dem Start in 1998 gibt es nun einen Erfahrungsschatz von 15 Jahren. Wir arbeiten heraus:
- Das zur Ruhe kommen durch das Arbeiten in einem eigenen Keller seit der Übernahme des ehemaligen Irreductibles.
- Die Arbeit der sehr talentierten Tochter Anne Joséphine als Önologin und der damit entstandene "frische Wind".
- Die wertvolle Beratung des Weingutes durch Alain Graillot von der Rhône.
Dadurch, dass der Clos Figueres auf dem gewohnt hohen Level verbleibt und die kleineren Weine sich nun deutlich verbessert haben, wird hier auch das PGV deutlich interessanter und besser.
Dann erwartet uns schon wieder ein leerer Tisch - diesmal ist es der
Celler Devinssi, auf dessen Anwesenheit wir uns eigentlich besonders gefreut hatten, um noch einmal Dank sagen zu können für das grandiose Rancio - Erlebnis. Schade.
Und wenn ich mich so umschaue, fällt mir auch auf, dass der Tisch für
Tané aus Poboleda ebenso leer bleibt wie der für
Llicorella Vins aus Torroja...
Müssen wir also direkt mit
Clos Mogador weitermachen - aber dieses Müssen ist alles andere als eine Strafhandlung. Der Manyetes 2011 überzeugt ebenso wie der Clos Mogador - auch wenn beide Weine noch etwas verschlossen wirken, aber das Potential offenbart bei beiden Weinen einen erneut großen Wurf.
Natürlich spreche ich René Senior, den ich in diesem Jahr hier erstmals treffe, auf die missliche Sache mit dem Solertia an, schließlich hat er ja die Weine gemacht und die Trauben dafür stammen aus seinem Manyetes Weinberg. Allerdings hatte er die Parzelle komplett verkauft, der Weinberg gehört ihm nicht mehr, er hat nur noch den Wein und seine sehr hohe Qualität zu verantworten gehabt. Der neue Inhaber des Solertia - Projektes hat aber dann aus Krisengründen aufgegeben und alle noch bei ihm befindlichen Weine regelrecht verramscht. René zuckt nur mit den Schultern "Cest dommage..." Was in Zukunft damit wird, dass kann auch er nun nicht sagen, er rät mir aber, die Sache auszusitzen und meine restlichen Flaschen nicht mit Verlust zu verkaufen, der Preis sollte sich wieder auf das normale Level bewegen, wenn das Verramschen sein Ende gefunden hat. Irgendwann zählt nur noch die Qualität des Weines und die Rarität eines Produktes aus besseren Zeiten, wo das Priorat noch im Aufbau und nicht in der Krise war...
Am Verramsch-prozess des Solertia sieht sich René Barbier selbst völlig unbeteiligt, er hat nur die Weine gemacht:"Moi, je prefere l´elevage, peu toute faire, mais je ne pas faire l´economie des autres". Ein wenig Bedauern liegt dennoch in seinen Worten, denn er fühlt, dass da dennoch auch auf ihn ein wenig ein schales Licht fällt.
Dann aber meint er, wir sollten nach vorn blicken und den Clos Mogador 2011 kosten...
Weiter geht es mit
Mas Martinet. Auch hier steht ein dritter Wein unter dem Tisch, da auf selbigem nur zwei erlaubt sind. Aber klar bekommen wir alle drei 2011er in die Gläser, zunächst den Els Escurcons, dann den Clos Martinet und zum Schluß einen erneut grandiosen Cami Pesseroles. Auch hier ist das Niveau das gewohnt hohe der letzten Jahre und ja, inzwischen macht auch der Els Escurcons mehr und mehr Spaß... Da freuen wir uns doch gleich auf unseren Termin morgen vormittag...
Inzwischen lernen wir auch, was es mit dem roten Punkt auf sich hat - wer einen solchen hat, der darf in der Halle mit den Priorat - Winzern beginnen, wer stattdessen einen blauen Punkt hat, der muss erst mal beim Montsant zu verkosten beginnen - ist das der Grund, warum wir Pedro noch immer nicht hier in der Priorat-Halle sehen? Schon mehr als anderthalb Stunden sind vergangen und zu spät kommen ist nicht des Schweizers Art. Pedro hat mir einmal beigebracht, dass der Schweizer immer dann pünktlich sei, wenn er 10 Minuten eher da sei, wie der andere zu spät kommt...
Machen wir also weiter mit
Trossos del Priorat und verkosten Lo Mon aus 2011 und 2009. Klaus-Peter ist schon wieder wahrlich am Tanzen und auch ich bin froh, dass ich den 2009er schon bei mir in der Selektion mit am Start habe. Das junge Projekt kämpft mutig gegen die wahrlich nicht leichten Zeiten an und behauptet sich Jahr für Jahr mit soliden Weinen in einem guten PGV.
Ich halte dann auch noch bei der
Vinicola del Priorat und verkoste den Ònix Fusio 2011, einen Wein, der so ganz anders ist als alle anderen hier, aber er könnte auch seine Fans finden.
Die entsprechenden Verkostugsnotizen zu diesem Part der Probe gibt es hier:
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=5691