Über die letzten 48h verkostet ("+2d" ist heute):
Martin Müllen, Trarbacher Hühnerberg Spätlese* trocken 2008
Martin Müllen, Trarbacher Hühnerberg Spätlese* trocken 2016
Ersteindruck 2008: zart und fein, dennoch sehr dicht. Nur(!) leichte beginnende Tertiäraromen. 2016 dagegen die Axt im Walde, irre intensiv und exotisch, erinnert stark an Sauvignon!?
Mit etwas Beschäftigung zeigt 2008
sehr trockene Anmutung. Weiße Frucht und Blüten, nicht viel. Etwas grasig und im Abgang ein kleines Bitterle. Kantige, etwas unruhige Struktur. 2016 geht auch am Gaumen krass in Richtung SB! Maracuja, Blutorange, Pink Grapefruit,... Ebenfalls sehr trocken; vielleicht nicht ganz so extrem. Nicht ganz so kantig.
[+1d] Die Weine konvergieren etwas: 2008 ist eher etwas ausdrucksstärker, während 2016 sich etwas weniger "laut", exotisch und SB-esk zeigt. Man kann schon glauben, daß beide aus einer Lage und vom selben Winzer stammen..

2016 ist komplexer, 2008 feiner, und das nicht nur des Alters wegen, meine ich.
Zitat von Mme Amatrice, die es mit Riesling sonst nicht so hat (weil er zwar schmeckt, aber "schleimt"):
Tag 1: Spontaner Ausruf "Der ist ja lecker!"
Tag 2: "Der ältere ist ja heute ein Gedicht! (...und der jüngere weniger gut)"
Für mich sind beide fraglos sehr gut und sehr interessant, ja, herausfordernd. Aber gerade heute empfinde ich sie sehnig-asketisch. Damit fallen sie nicht in mein bevorzugtes Beuteschema -
etwas voller darf es schon gerne sein.
[+2d] 2008 weich, mit frischer, aber milder Säure. Heute zugänglicher, aber immernoch sehr spannend. Heute bisher deutlich am besten. 2016 heute wieder ausgeprägt SB-esk, jedoch ist die exotische Frucht, zwar weiter vorhanden, nun deutlich leiser. Stattdessen wird er mehr kräuterig-mineralisch.
Heute gefallen mir beide deutlich besser! Die Weine fordern mich eher zur Beobachtung und permanenten Beschäftigung heraus; für Hedonismus scheinen sie mir eher nicht gemacht. Aber das machen sie ziemlich gut.
Lustig, der 2016er war offenbar für Vinos Arcanos in Mexico vorgesehen.
Ein kleiner Rest von beiden verbleibt noch, aber ich habe keinen Zweifel, daß sie stabil bleiben werden.