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Re: Bordeaux 2016
Verfasst: So 11. Jun 2017, 10:52
von Alba
Hallo,
Zur Thematik der möglichen absoluten Größe von 2016 verglichen mit 2009 /10 und den möglicherweise zu konservativen Wine Advocat (= NM) Bewertungen im Vergleich zu den goldenen "echten Parkerzeiten" (welche ja dann auch häufig für entsprechende hohe Akzeptanz von Preissteigerungen führten) ein sehr kurzweilig geschriebener, höchst informativer Bericht im aktuellen Falstaff (zumindest in der Ö - Ausgabe): sinngemäß beklagt sich ein Bdx. Winzer über das Fehlen des Meisters in Bordeaux, in Kalifornien ist er aber nach wie vor persönlich tätig und bewertet wie eh und je. Und jetzt kommts - Mr. R.Parker vergibt im Napa Valley 49x potentielle 100 P. für Weine aus 2013

, NM für Bdx. 2016 nur 8 x potentielle 100 Pointer

, für den Napa Jahrgang 2015 und die bewerteten Fassproben gibt es 53 ! Bewertungen mit 98 - 100 original RP
Tja, wäre echt spannend wenn z.B. RP himself den 2016 er Pontet Canet mit potentiell 98-100 bewertet hätte, denke schon er würde sich wesentlich besser verkaufen und weniger negative Kommentare zur Preisgestaltung haben. Auch ein Clos Fourtet oder Beausejour Duffau wären - solche RP Bepunktungen vorausgesetzt - wohl noch deutlich teurer.
Gruß
Manfred
Re: Bordeaux 2016
Verfasst: So 11. Jun 2017, 11:21
von UlliB
Alba hat geschrieben:[...] in Kalifornien ist er [Parker] aber nach wie vor persönlich tätig und bewertet wie eh und je.
"Eh und je" ist unzutreffend - in seiner Anfangszeit war Parker mit Bewertungen über 90 Punkten
sehr zurückhaltend, dafür gab's dann auch schon mal Bewertungen in den 60ern und 70ern. Die Parker-Punkte-Orgien sind ein Phänomen seiner letzten Jahre, und auch wenn die Qualitäts
breite im Bordelais ganz sicher zugenommen hat, ist sein Vorgehen für mich am Ende unverständlich geblieben. 95 PP für einen 82er waren etwas ziemlich grundlegend anderes als 95 PP für einen 2009er.
Tja, wäre echt spannend wenn z.B. RP himself den 2016 er Pontet Canet mit potentiell 98-100 bewertet hätte, denke schon er würde sich wesentlich besser verkaufen und weniger negative Kommentare zur Preisgestaltung haben. Auch ein Clos Fourtet oder Beausejour Duffau wären - solche RP Bepunktungen vorausgesetzt - wohl noch deutlich teurer.
Insofern ist es doch nur gut, dass er weg ist, oder? - Mir jedenfalls reichen die "ohne-Parker"-Preisaufschläge durchaus
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2016
Verfasst: So 11. Jun 2017, 11:55
von harti
Alba hat geschrieben:sinngemäß beklagt sich ein Bdx. Winzer über das Fehlen des Meisters in Bordeaux
Ja, es ist schon echt hart, das Leben der Bordeaux-Winzer. Sie müssen jetzt ganz plötzlich wieder Weine produzieren, die nicht nur einem einzigen Menschen auf dem Planeten wirklich schmecken, sondern ganz, ganz vielen Bordeaux-Trinkern.
Grüße
Hartmut
Re: Bordeaux 2016
Verfasst: So 11. Jun 2017, 12:13
von dylan
So schlimm war's doch nicht. Selbst mir haben Weine geschmeckt, die auch Parker gemocht hat.
Grüße
dylan
Re: Bordeaux 2016
Verfasst: So 11. Jun 2017, 14:03
von octopussy
dylan hat geschrieben:So schlimm war's doch nicht. Selbst mir haben Weine geschmeckt, die auch Parker gemocht hat.
Mir auch. Allerdings ist es auch nicht sooo schwer, Weine wie Haut-Brion oder Latour zu mögen

.
Ich glaube, bei Parker ist das Problem, dass er halt manche Weine bzw. Jahrgänge gepusht hat, die wirklich kontrovers sind. Z.B. nördliche und südliche Rhône 2003 und vor allem diese ganzen Über-Drüber-Cuvées mit 16% Vol. Alkohol von der südlichen Rhône, irgendwelche Garagen-St. Emilions, usw. Für mich wäre Parker der King, wenn ihm seine Bewertungen nicht irgendwann aus dem Ruder gelaufen wären. Die Bewertungen in dem Parker Buch sind z.B. echt hilfreich, auch wenn er manche Weine bis vor 2000 wirklich konservativ bewertet hat und das halt nicht mehr mit dem aktuellen Bewertungsniveau zusammenpasst, in dem 90 und mehr Punkte relativ lose sitzen.
Re: Bordeaux 2016
Verfasst: So 11. Jun 2017, 14:07
von ledexter
Das ist wirklich ein interessantes Phänomen. In der Breite sind die Weine so gut wie noch nie bewertet, selbst mittlere Güter wie Meyney oder Phelan Segur etc, die eher normal in einem guten Jahrgang im 90-91 Punkte Bereich rangieren, sind dieses Jahr mit 93-96 Punkten bewertet. Dagegen ist in der Spitze doch eher zurückhaltend bewertet worden, obwohl sich die Verkoster mit Superlativen überschlagen.
Re: Bordeaux 2016
Verfasst: So 11. Jun 2017, 22:22
von Winedom
Genau das ist mir auch aufgefallen.
Ob die zweite und dritte Garde wirklich soviel besser ist wie in früheren guten Jahrgängen.
Re: Bordeaux 2016
Verfasst: Mo 12. Jun 2017, 09:15
von UlliB
Ausone @ 588 € ex nego, +9% ggü. 2015, gut 800 € EVP (falls man ihn denn irgendwo zu sehen bekommt).
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2016
Verfasst: Mo 12. Jun 2017, 09:16
von ledexter
Hier auch noch ein Artikel, welcher die Meinung hier im Forum stützt, dass Haut Bailly, Smith Haut Lafitte, Pontet Canet, Pichon Baron und Pichon Lalande es übertrieben haben mit den Preisen. Diese Güter waren immer durch ein Top Preisleistungsverhältnis bekannt, davon kann aber in 2016 durch die massiven Preisaufschläge nicht mehr die Rede sein. Die Händer waren es gewohnt, von diesen Fair-Value Gütern in der Subskription großes Volumen zu verkaufen, das mit dem Schnäppchen hat sich in diesem Jahrgang geändert.
Die Frage die sich mir stellt ist, ob die Chateaus mit diesem Preismodell nicht ihr Klientel verpassen?
https://www.thedrinksbusiness.com/2017/ ... g-anymore/
Auch interessant, dass die großen Player wie Lafite, Margaux, Haut Brion, Latour, Ausone und Mouton alle mit durchschnittlich 9% Aufschlag zufrieden gegeben haben, Cheval Blanc hat sogar nur 2% aufgeschlagen.
Hingegen haben es sich Pontet Canet, Haut Bailly, Smith Haut Lafitte, Pichon Baron und Pichon Lalande erlaubt im Mittel 29% draufzulegen.
Unterm Strich ist das schon eine Marktoffensive der oberen Mittelklasse.
Re: Bordeaux 2016
Verfasst: Mo 12. Jun 2017, 09:41
von UlliB
ledexter hat geschrieben:
Auch interessant, dass die großen Player wie Lafite, Margaux, Haut Brion, Latour, Ausone und Mouton alle mit durchschnittlich 9% Aufschlag zufrieden gegeben haben, Cheval Blanc hat sogar nur 2% aufgeschlagen.
Hingegen haben es sich Pontet Canet, Haut Bailly, Smith Haut Lafitte, Pichon Baron und Pichon Lalande erlaubt im Mittel 29% draufzulegen.
Unterm Strich ist das schon eine Marktoffensive der oberen Mittelklasse.
9% auf 500 € sind absolut betrachtet immer noch mehr als 29% auf 100 €
Gruß
Ulli