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				Re: Chianti (in allen Variationen)
				Verfasst: Fr 7. Dez 2012, 19:09
				von Appletree
				2009 Fattoria Poggiopiano Chianti Classico
Rund, Frucht, konzentriert, gleichzeitig deutliche herbe, fast leicht bittere Töne. Hin und wieder blinkt eine ganz leichte Süße durch, die das ausgleicht. Herrlich erfrischend. Werde auf jeden Fall noch ein paar Flaschen einlagern, die Frage ist nur wie viele. Schade, dass er 14% hat, etwas weniger wäre auch okay. Passt zu italienischen Essen, kann aber auch so getrunken werden.
Hendrik
			 
			
					
				Re: Chianti (in allen Variationen)
				Verfasst: So 9. Dez 2012, 20:03
				von Weinzelmännchen
				austria treveller hat ein super, super einfaches und voll auf meiner Linie stehendes Gericht in die Rezeptdatenbank eingestellt (Hähnchen mit Oliven und Salbei). Ich habe entsteinte Oliven genommen, weil die Hühnerknochen genug der Bastelarbeit sind, und zwar einerseits die etwas bitteren Kalamata und andererseits die etwas fruchtigeren Taggiasche aus Ligurien. Die Unmengen an Knoblauch verleihen dem Gerichtt einen wunderbaren Duft; gegesssen habe ich aber aus Rücksicht auf meine Umwelt kaum. Alles in Allem, ein sehr stimmiges und einfaches Gericht! Kompliment!!
austria traveller verortete das Rezept in der Toskane, also mußte ein Chianti dazu serviert werden:
 
Kein Faserschmeichler, viel eher klassisch säuerlich-rustikal ausgebaut. Für das feine Hühnerfleisch doch etwas zu rustikal; ein kräftiger Weisser hätte für mich besser gepasst (zB Viognier). Der Wein an sich war ebenfalls stimmig und sehr typisch, wenn man kein Problem mit Säure hat; für mich 85P. Einzig störend für mich war das Bitterl im Abgang.
 
			
					
				Re: Chianti (in allen Variationen)
				Verfasst: Mo 10. Dez 2012, 18:16
				von Alas
				Hallo Daniel!
Das ist jetzt echt witzig: Gestern spät in der Nacht habe ich meinen Plan für die nächsten Gerichte und Wein dazu angefertigt. Heute sah ich, daß du mir das Salbeihuhn mit einem Chianti von Ricasoli schon vorweggenommen hast.
Ich habe den Riserva Rocca Guicciarda 2005 und werde am Wochenende berichten.
Gruß
Alas
			 
			
					
				Re: Chianti (in allen Variationen)
				Verfasst: Fr 14. Dez 2012, 21:26
				von Panamera
				Soeben im Glas und vorhin zur Pizza getrunken  
 
 

 
			
					
				Re: Chianti (in allen Variationen)
				Verfasst: Sa 22. Dez 2012, 21:54
				von Alas
				Chianti - Eine (Wieder-) Belebung
Wie bei Anderen auch, sind die Begriffe zu Italien in mir auch in einer zeitlichen Reihenfolge ihres Auftauchens abgelegt.
Da waren natürlich die Italiener zuerst als Römer in der Schule. Schlachten und Kaiser kamen und gingen.
Dann kam der Begriff Gastarbeiter, kurz gefolgt von Spaghetti und Chianti.
Den Wein gab es in allen möglichen Größen in der (Korb-) Fiasco-Flasche und diese durften als Dekoration bei keinem Italiener im Restaurant fehlen. Der Brenner wäre fast zusammen gebrochen, soviel haben die nach Deutschland gekarrt.
Natürlich war Urlaub in Rimini und an der Adria chic. Und es gab den unverwechselbaren Adriano Chelentano z. B. mit Azurro:
http://www.youtube.com/watch?v=sU4310-tynw
Später tauchte dann noch die Rockröhre Giana Nanini auf, die das schlechteste Live-Konzert abgeliefert hat, das ich je erduldete:
http://www.youtube.com/watch?v=sdyozalR0VM
Aber zurück zum Chianti, drei Flaschen:
Castello Di Farnetella, Chianti Colli Senesi, 2007. 
Aus kirschroter Farbe kam der Geruch von Kirsche. Und, wer hätte das gedacht, im Geschmack dann auch, etwas chremig, etwas Frische, aber kein Tiefgang. Nach 15 Minuten wechselte der Geschmack in eine undefinierbare rote Frucht in Wasser, wie so ein Fruchtsaftgetränk mit ein wenig Alkohol. Tolle Leistung! Den Wein gibt es bei einem bekannten Händler zwei Jahre jünger für rund 10,- €. Also schnell bestellen und schnell trinken.
Sodann:
 
Da hatte mich schon lange das Etikett angelacht:
Dazu gab es das toskanische Salbei-Huhn mit viel Knoblauch von Austria Traveller in einer Abwandlung. Da ich ganze gebratene Hühner toll finde, habe ich es nicht zerteilt, mit Salbei und Knoblauch innen ausgestrichen und anstatt des weißen Weins einen Chianti genommen. 
Weiter ging es mit:
 
Dazu gab es ein Ragu Bolognese.
Insgesamt muß ich sagen, daß ich ohne Chianti leben kann. Auch deuten die VKN darauf hin, daß die Herstellung eines gelungenen Chiantis wohl nicht so häufig ist.
Deutlich interessanter war dieser Wein:
http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_d ... p?ID=40182
So long
Alas
 
			
					
				Re: Chianti (in allen Variationen)
				Verfasst: Sa 22. Dez 2012, 22:34
				von Oberpfälzer
				Hallo Alas,
über Ricasoli und Vignamaggio bin ich auch schon gestolpert. War nicht enttäuscht aber auch nicht wirklich begeistert. So auch vor 7 Jahren (!) der 3-Gläser-Wein:
1999er Chianti Classico Riserva "Monna Lisa" von Vignamaggio. Gehört mit unter 20,- noch zu den günstigeren 3 Gläser Weinen. Mein Urteil liegt bei 91/100 Punkten. Ein unkomplizierter kirschfruchtiger, recht konzentrierter und dennoch feiner (nicht monströser) Wein, dem die "nur" 13% sehr gut tun. Befindet sich noch im sehr guten Zustand, merke noch keine Ermüdungserscheinungen bei ihm. Habe irgendwo gelesen, daß der etwas starke Jahrgangsschwankungen hat und der ausgezeichnete 99er dürfte wohl schon recht rar sein. 
Wenn Dein 98er noch so frisch war, bin ich angetan über seine Lagerfähigkeit.
			 
			
					
				Re: Chianti (in allen Variationen)
				Verfasst: Mi 2. Jan 2013, 11:08
				von Barrique-Haus
				Le Corti - Cortevecchia 2005 (Chianti Classico Riserva)
Traumhafte Nase, aber dann viel zu viel Holz...
http://barriquehaus.de/2013/01/barrique ... ung-zum-5/ 
			
					
				Re: Chianti (in allen Variationen)
				Verfasst: Mo 7. Jan 2013, 18:15
				von m_arcon
				Bei unserem relativ neu "gegründete" Stuttgarter Weintreffen verkosteten wir am Samstag eine Horizontale des Jahrganges 1988 von Castello Di Ama. Ich werde meine Gedanken hierzu mal kundtun. In den Gläsern waren:
1.Castello di Ama Chianti Classico Vigneto "San Lorenzo" 1988
2.Castello di Ama Chianti Classico Vigneto "La Casuccia" 1988
3.Castello di Ama Chianti Classico Vigneto "Bertinga" 1988
4.Castello di Ama Chianti Classico Vigneto "Bellavista" 1988
5.Castello di Ama "Vigna Il Chiuso" (reinsortiger Pinot Nero) 1988
6.Castello di Ama "Vigna L´Apparita" (reinsortiger Merlot) 1988
Die ersten drei Weine möchte ich recht schnell abhandeln. Sie waren gereifte Weine die noch eine gewisse Trinkfreunde bereiteten aber, und da war sich die Runde ziemlich einig am Zinit sind oder bereits schon darüber stehen. Eine Flasche schien auch mit einem schleichenden Kork behaftet. 
Auch der "Il Chiuso" konnte mich nicht wirklich überzeugen. Er fiel im letzten Flight gegen den "L´Apparita" deutlich ab. Ich kenne mich mit Spätburgunder oder Pinots nicht genügend aus, der Rest der Gruppe meinte allerdings das man ihn nicht wirklich als SB erkennen könnte. Ob der Pinot Nero eine derart andere Stilistik hat kann mir vielleicht jemand anders sagen? 
 
Der "Bellavista" hatten wir im zweiten Flight und er schlug deutlichen seinen anderen Kontrahenten. Ich trank ihn zum Schluss dann gegen den "L´Apparita" ,was auch meine beiden Favoriten des Abends waren. Aber auch hier waren wir uns am Tisch einig. 
Castello di Ama "Vigna L´Apparita" 1988
Eine schöne tiefe Farbe. Zeigt noch keinerlei Alterserscheinungen. 
Mit Abstand die schönste Nase von allen verkosteten Weinen. Eine wunderschöne klare Frucht. Dunkle Zwetschge, Kräuter am Ende kommt für mich etwas leicht Jodiges rüber. Im Mund dominiert wieder die Frucht mit der schwarzen Zwetschge. Abgang Medium, hallt nicht besonders lange nach.
Castello di Ama Chianti Classico Vigneto "Bellavista" 1988
In der Nase etwas Kirsche dann aber gleich viele erdige Töne, etwas Laub und ein bischen Leder. Im Mund dann wieder etwas Kirsche, florale Noten mit einer unglaublichen Tiefe und Kraft. Endloser Abgang. Ich hatte den Wein noch gefühlte 2 Minuten später auf der Zunge. Wow! Für mich der beste Wein des Abends.
Cheers
Marc
 
			
					
				Re: Chianti (in allen Variationen)
				Verfasst: Di 8. Jan 2013, 10:00
				von olifant
				m_arcon hat geschrieben:... Auch der "Il Chiuso" konnte mich nicht wirklich überzeugen. Er fiel im letzten Flight gegen den "L´Apparita" deutlich ab. Ich kenne mich mit Spätburgunder oder Pinots nicht genügend aus, der Rest der Gruppe meinte allerdings das man ihn nicht wirklich als SB erkennen könnte. Ob der Pinot Nero eine derart andere Stilistik hat kann mir vielleicht jemand anders sagen? 

 
Hallo Marc,
eine interessante Probe hattet Ihr da, mit dem Jahrgang '88 wohl auch so ziemlich der älteste Jahrgang aus dem Chianti der jetzt noch trinkenswert ist. Der Jahrgang '90 ist wohl derzeit (nach meinen Erfahrungen) auch noch gut zu trinken, sofern es sich um Lagerfähiges handelt.
Dass die Lagenchianti 'San Lorenzo' und 'Bertinga'  nicht mehr excellent waren, darf eigentlich nicht verwundern, ist Chianti (für mich) eigentlich kein ausgesprochener Lagerwein, sondern eher jung bis mittleren Alters am besten zu trinken. Der 'Bellavista' und der 'La Casuccia' sind die im di Ama - Portifolio verbliebenen Lagenchianti. Die anderen Chianti Crus gehen inzwischen sämtlich im 'Chianti Classico' des Hauses, dem 'Castello di Ama', auf. Die Reben des 'Bellavista' waren damals schon recht alt, die des 'La Casuccia' mit 13 Jahren anno '88 aber noch rel. jung für Lagenchianti, so zu sagen eine Neuanlage - inzwischen dürfte sich dies relativieren.
Der 'Il Chiuso' war bis 2000, so meine Erinnerung, als reinsortiger Lagen - Pinot Nero im Programm. Die seit Jahrgang 2009 erhältliche Cuvée 'Il Chiuso' enthält wie ich zu erinnern glaube nur noch 30% Pinot Nero aus der Lage Il Chiuso, der Rest der Cuvée ist nun Sangiovese aus Neuanlagen diverser Weinberge. Dieser Wein aus '09 gefällt mir mit ordentlich Belüftung übrigends sehr gut, eher typisch Chianti als Pinot Nero.
Ach ja, zu deiner Frage: 
Der Unterschied zwischen Merlot und Pinot Nero ist ein himmelweiter - zudem ist toskanischer Pinot Nero nochmals eine sehr spezielle Sache, die eingefleischte Burgundertrinker i.d.R. wohl nicht mit einem Burgunder in Verbindung bringen würden, auch nicht geschmacklich. Eine der wenigen Ausnahmen stellt in dieser hinsicht vielleicht 'Villa di Bagnolo' dar, die erkennbaren  

  Pinot Nero produzieren. Typisch toskanische Exemplare wie der 'Il Principe' von Machiavelli, oder der 'Nero di Nubi' von Castello di Farnetella, sprechen eine eher Pinot untypische wild-herbe Sprache mit hoher Konzentration.
Sehr guter Merlot ist in der Toskana dagegen häufiger an zu treffen, und der 'L'Apparita' gehört zweifelsohne in diese Riege.
Die grobe Unterscheidung zwischen Pinot Nero und Merlot m.E. ist, dass der Pinot eher von Finesse, Eleganz und subtilem Aromenspektrum, und der Merlot eher von Volumen und Intensität, lebt.
 
			
					
				Re: Chianti (in allen Variationen)
				Verfasst: Mi 9. Jan 2013, 11:02
				von m_arcon
				Danke für deine Antwort Ralf. 
