Nachdem
hier intensiv über Spontanvergärung vs. Vergärung mit Reinzuchthefe diskutiert wurde und dabei ganz am Rand auch das Thema in Bezug auf andere Rebsorten als Riesling angeschnitten wurde, will ich versuchen, mich dieser Frage in Bezug auf Burgundersorten praktisch anzunähern. Der erste Schritt und die erste Paarung sind folgende beiden Weißburgunder aus der Pfalz aus 2009:
Siener, Birkweiler Mandelberg Weißburgunder "Kalkgestein" vs.
Pfeffingen, Ungsteiner Herrenberg "V" Weißburgunder Großes Gewächs
Kurz zu den Lagen. Ich habe versucht, zwei halbwegs vergleichbare Lagen für den Vergleich auszuwählen. Beide Lagen sind vom VDP für das Große Gewächs klassifiziert. Beide haben eine Ausrichtung nach Südosten, der Ungsteiner Herrenberg mehr nach Süden, der Birkweiler Mandelberg mehr nach Osten. Der Ungsteiner Herrenberg gehört zur Mittelhaardt und ist vom Buntsandstein geprägt. Die Parzelle "Vogelsang", aus der der Pfeffingen Weißburgunder stammt, enthält aber in der Tiefe Kalkstein unter einer Löss-/Lehmschicht. Der Birkweiler Mandelberg ist vom Muschelkalk geprägt und ist mit Kalksteinen durchzogen (Quelle jeweils: VDP Website). Beide Lagen haben eine hohe Sonneneinstrahlung, eher weniger Regenexposition und einen natürlichen Schutz vor Kälte und Wind durch den angrenzenden Pfälzer Wald. Im Zweifel sind die Lagen nicht 100% vergleichbar - der Kalk ist aber das vereinende Element.
Zu den Erzeugern: Das Weingut Pfeffingen Fuhrmann Eymael ist VDP Mitglied mit ca. 15 ha Besitz in den Ungsteinger Lagen, v.a. dem Herrenberg und dem Weilberg. Die Rieslinge und Weißburgunder von Pfeffingen gehen meist etwas unter, bekannt ist das Gut für seine Scheureben. Das Etikett mit dem Einhorn finde ich sehr gelungen.
Peter Siener ist kein VDP Mitglied, aber VDP Spitzentalent, d.h. auf dem Sprung in den VDP. Er bewirtschaftet ca. 11 ha im Birkweiler Kastanienbusch und Mandelberg und im Leinsweiler Sonnenberg.
Zum Ausbau: Beide Weine wurden mit etwas längerem Hefelager im Stahltank ausgebaut, der Siener wurde Anfang Mai, der Pfeffingen Ende Mai gefüllt. Siener vergärt alle Weine oberhalb des Gutsweins spontan, Pfeffingen - soweit ich weiß, ganz sicher bin ich aber nicht - mit Reinzuchthefe.
Die Weine (über drei Tage getrunken) sind nicht völlig unterschiedlich, unterscheiden sich stilistisch aber schon. Der Pfeffingen Weißburgunder ist etwas schneller da, deutlich fruchtiger, reintöniger, klarer. Dropsigkeit ist nicht zu erkennen, aber ein klares Bekenntnis zur Frucht. Wegen der frischen Säure und der ausgeprägten Mineralität wirkt der Wein allerdings nicht banal. Für ein Großes Gewächs reicht das aus meiner Sicht jedoch - jedenfalls derzeit - nicht ganz aus. Es fehlt etwas an Tiefe. Dafür kostet natürlich der Wein auch 5 - 15 Euro weniger als andere Pfälzer Weißburgunder GGs (von Rebholz und Wehrheim).
Der Siener Weißburgunder gefällt mir ein bisschen besser. Die Nase ist weniger klar konturiert und präzise als beim Pfeffingen, gerade am zweiten und dritten Tag aber von einer größeren Eleganz und Balance geprägt. Am Gaumen ist er etwas tiefer, vollmundiger und länger als der Pfeffingen, aber auch weniger frisch. Ich neige dazu, Weine sensorisch farblich einzuteilen, und der Siener Weißburgunder ist völlig eindeutig dunkelbeige (siehe auch das Etikett). Nasser Sand und Brocken von frischer Hefe kommen einem in den Sinn. Der Pfeffingen hingegen ist farblich assoziativ eher weiß-gelb bis silber.
Nun zum eigentlichen Thema Spontanvergärung vs. Reinzuchthefe: Falls Pfeffingen doch spontan vergärt, falle ich natürlich ganz fies auf die Nase. Ich meine aber, einen ganz kleinen Unterschied erkennen zu können: während der Pfeffingen Weißburgunder mehr auf geschliffene Aromen setzt und diese auch sehr präzise transportiert, steht beim Siener Weißburgunder mehr die Balance im Sinne eines "Gesamtkunstwerks" im Vordergrund.
Vorausgesetzt ich hatte hier mit dem Pfeffingen Weißburgunder tatsächlich einen mit Reinzuchthefe vergorenen Wein vor der Nase, würde ich sagen, dass keiner der beiden Weine im Hinblick auf die Vergärungsmethode unbedingt "besser" ist, es geht mehr um die stilistischen Unterschiede und wonach man sucht. Jedenfalls finde ich beide Weine in ihrer jeweiligen Art sehr gelungen - wenn auch (ganz subjektiv) der Titel "Großes Gewächs" für den Pfeffingen Weißburgunder etwas hoch greift. Siener ist natürlich kein Geheimtipp, aber mit 14,50 Euro ist sein Weißburgunder "Kalkgestein" aus dem Mandelberg schon sehr günstig.
