Nun waren die Säurewerte bei den 2020ern sind soooo hoch, daß man sich warm anziehen müsste; die Spätlese etwa kommt gerade mal auf 7.5 g/l Säure (bei 35 g/l RZ), der Kabinett sogar auf nur 7 g/l (bei 20 g/l RZ). Entsprechend schaumgebremst wirkt die Spätlese anfangs; mit der Zeit fängt sie sich etwas, aber für das Gebotene ist der Preis viel zu hoch. Eine Anfängerin, der ich diesen Wein unterbreitete, meinte nur: "Das ist doch kein Riesling, wo ist denn da die Säure?"

Der feinherbe Kabinett hingegen hat meinen Geschmack sehr gut getroffen - und ich bin bei feinherben Sachen total extrem mäkelig. Hier hilft der geringe Zucker, die Säure gut strukturierend wirken zu lassen. Vor allem aromatisch aber ist der Wein genau mein Ding: Ich habe mich an die Ruwer versetzt gefühlt mit diesen kräuterigen, minzigen Aromen, die über einer feinen Mineralik liegen. Betont unfruchtig, frisch wie ein kühler Brunnen, wirklich sehr schön. Von mir 88 Punkte und eine dicke Empfehlung, gerade auch für säureaverse Rieslingtrinker.
Cheers,
Ollie