Unser erster Bordeaux

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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VillaGemma
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Re: Unser erster Bordeaux

Beitrag von VillaGemma »

UlliB hat geschrieben: Vielleicht noch als Begründung, warum ich mir das alles "antue": ein sehr guter Bordeaux in voller Trinkreife fegt so ziemlich alles andere an Rotwein gnadenlos vom Tisch. Das ist nicht zu erklären, das muss man erleben. Dafür lebt man dann im Gegenzug auch mit etlichen schlechten Jahrgängen, exorbitanten Preisen, Verschlussphasen, und zickigen Flaschen, die sich über Jahre kaprizös und unberechenbar zeigen.
Ok, das hatte ich vermutet ;) ... Hast Du das denn auch mal mit den großen C9dP (Beaurenard, Janasse, Tardieu, Clos des Papes) verglichen? Da liegen die Top-Cuvees so um die 70,- bis 100,- Euro. Hast Du die mal probiert, ggf. gegen Bordeaux in der Preisklasse bis 100,- Euro? Wäre interessant, ob er die auch vom Tisch fegt. Vorstellbar ist das natürlich...interessant allemal.

So...Nachtrag Belle-Vue: Heute Abend (24h später) das letzte schöne Glas eingeschenkt (Flasche war nur verkorkt gewesen): Nase: Hmm..wenig. Alkohol. Oder war das ein Hauch von Kirsche? ;)
Im Mund: Das gleiche, fast nix + Hauch von Kirsch, dann jedoch voll das Tanine, was einen den Wein fast ausspucken lässt. Nein, dieser Wein hat sich nicht wieder angeboten...und wanderte in den Ausguss. Wurde mit (noch mehr) Luft auch nur schlimmer ;) ...Pech.

Immerhin bleibt festzuhalten: Direkt nach dem Aufmachen war das ein sehr leckerer Wein, alles was Lobenberger schreibt ;) ...wenngleich der Abgang auch nur mittellang war. Aber es ist ja auch eine 20,- Euro Flasche. Nur fiel er dann binnnen 2-4h von 92/100 auf 75/100 ab :lol:

Trotzdem freue ich mich auf den 2005er Cadet Piola nächstes WE. Mal schauen, was uns da erwartet :)
"wine is sunlight held together by water" (Galileo Galilei)

Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts. (Max Planck)
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Alas
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Re: Unser erster Bordeaux

Beitrag von Alas »

Hallo Ulli!
UlliB hat geschrieben:Mit allem, was vor dem Jahr 1995 erzeugt worden ist, sollte es eigentlich keinerlei Probleme geben; die Weine werden dekantiert über einen oder zwei Abende eher besser werden. Bei jüngeren Jahrgängen würde ich mich momentan an 1999 und 2001 halten, bei denen sollte die Verschlussphase durch sein. 2002 ist fraglich (aber eher offen), 2003 ebenso (eher zu), 2004 könnte gehen; die Finger lassen würde ich von 2000, 2005 und 2006. 2007 ist offen, aber nicht gut. 2008 ist das meiste schon zu.
Dafür auch meinen besten Dank, denn das erspart mir einen Fehlkauf.
Also ist die Strategie dem 'Geheimnis' Bordeaux auf die Spur zu kommen derart, etwas tiefer ins Portmonai zu greifen und langsam ein paar reife Flaschen zu erwerben.
Noch eine Frage: Die Fruchtphase besteht unmittelbar vom Zeitpunkt, an dem die Weine auf den Markt kommen, bis cirka ein bis zwei Jahre danach?

Gruß

Alas
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UlliB
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Re: Unser erster Bordeaux

Beitrag von UlliB »

Alas hat geschrieben: Noch eine Frage: Die Fruchtphase besteht unmittelbar vom Zeitpunkt, an dem die Weine auf den Markt kommen, bis cirka ein bis zwei Jahre danach?
Im Regelfall ja. Es gibt allerdings Jahre, in denen die Fruchtphase deutlich länger dauert (mir fällt dazu wieder 2003 ein, hier waren etliche Weine noch bis vor zwei oder drei Jahren in voller Fruchtphase), und andere Jahre, in denen die Weine bereits einige Monate nach der Auslieferung im Frühjahr (zweieinhalb Jahre nach der Ernte) beginnen, sich zu verschließen (2005 und auch 2008). Da ich Bordeaux auch sehr gerne in der Fruchtphase trinke, sehe ich zu, möglichst schnell nach der Auslieferung eine Flasche aufzumachen (ich subse grundsätzlich 6er oder 12er-Gebinde) - es ist schade, diese Phase zu verpassen (das ist mir bei den meisten 2005ern leider passiert).

Gruß
Ulli
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thvins
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Re: Unser erster Bordeaux

Beitrag von thvins »

Hallo allerseits,

ich war so trottelig und habe hier nicht gestern vor dem Gang in den Keller gelesen, sonst hätte ich sicher auch meinen Aurilhac 2005 von gestern abend vom Trinkregal eher wieder in eine Kiste verbannt als ihn mit hoch zu nehmen, da aber Wolf´s wenig enthusiastisches Urleil zu diesem Wein bereits eine ganze Zeit her war, hatte ich Hoffnung, dass es besser sein würde als erwartet. Aber dem war nicht so... Und so bin auch ich mit tanninbeschlagenen Zähnen ins Bett. Vor 2015 werde ich also hier definitiv nicht noch mal ran gehen, eher überlege ich, sogar bis 2020+ zu warten... Und beim Aurilhac und ähnlichen Weinen handelt es sich ja auch eher um die preiswerten Einsteigermodelle ins Bordelais nach 2000...

Ulli, du redest auch beim 2003er von einer eher im Verschluß befindlichen Phase. Ich habe noch einen 2003er Tour de Pez im Trinkregal zu liegen, meinst du, es sei besser, den auch noch mal in einer Kiste zu verstecken?
Beste Grüße

Torsten

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UlliB
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Re: Unser erster Bordeaux

Beitrag von UlliB »

thvins hat geschrieben:Ulli, du redest auch beim 2003er von einer eher im Verschluß befindlichen Phase. Ich habe noch einen 2003er Tour de Pez im Trinkregal zu liegen, meinst du, es sei besser, den auch noch mal in einer Kiste zu verstecken?
Hallo Torsten,

leider bin ich kein Verschlussphasenprophet, und Aussagen bezogen auf einen konkreten Wein sind ganz besonders schwierig... ;)

Dazu kommt: 2003 ist hinsichtlich seines Verhaltens so ziemlich der ungewöhnlichste Jahrgang, den ich kenne. Gerade aus Pauillac und St.Estephe, wo dieses Jahr die besten Weine entstanden sind, waren auch die Topweine über Jahre hinweg offen wie ein Scheunentor, und ich hatte schon geglaubt, dass die überhaupt nicht mehr dicht machen würden. Um 2010 herum begannen die ersten Weine, sich doch zurückzuziehen; ein Duhart Milon war dann Ende 2011 aromatisch völlig stumm. Andererseits war ein Meyney vor einem halben Jahr noch voll da.

Da ist es schwierig, eine Empfehlung abzugeben. Wenn es eine einzelne Flasche ist, würde ich sie zulassen. Hast Du mehr davon: aufmachen und hier berichten.

Der 03er Tour de Pez ist übrigens ein toller Wein und ein guter Wert - wie in diesem Jahr fast alle guten CB aus St. Estephe.

Gruß
Ulli
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Re: Unser erster Bordeaux

Beitrag von austria_traveller »

VillaGemma hat geschrieben:Schon eine komische Eigenart der Weine aus dem Bordeaux, wenn man sie jung aufmacht.
Also DAS ist definitiv keine Bdx-Eiegenart, das ist mir schon bei einer Vielzahl von Weinen vorgekommen.
Die Verschlussphase wären bei Bdx meine geringsten Probleme. ;)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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VillaGemma
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Re: Unser erster Bordeaux

Beitrag von VillaGemma »

VillaGemma hat geschrieben: Trotzdem freue ich mich auf den 2005er Cadet Piola nächstes WE. Mal schauen, was uns da erwartet :)
So, am WE war es soweit. Voller Vorfreude :) auf den nächsten Bordeaux haben wir gestern den 2005er Cadet Piola aufgemacht. Und ... :evil: ...der war zu. Peng, null Geschmack. Ein Hauch von unreifer roter Johannisbeere und Tanin. Das wars. Auch mit viel Luft keine Chance. Pech :( ...daher keine Wertung.
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vanvelsen
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Re: Unser erster Bordeaux

Beitrag von vanvelsen »

Das ist aber sehr schade zu hören. Ich hatte den Wein immer wieder im Glas und er war nie zu. Vielleicht gibt's zum thema "zu/vernagelt" geteilte Meinungen...

Wenn du aber Cadet Piola als verschlossen wahrgenommen hast, dann würd ich mich nur an Bordeaux-Weine rangwagen, die 15 Jahre plus alt sind oder aber an folgende Jahrgänge (Niveau Cru Bourgeois aufwärts):

2007 (kleiner, gut erhältlicher Jahrgang in einer Fruchtphase, gut antrinkbar)
2004 (viele Weine sind an einem schönen Reifepunkt angekommen)
2000 - kleine Weine (die grossen noch liegen lassen)
1999 (hier macht aktuell fast ausnahmslos alles Spass)
1997 (langsam austrinken)
1996 (mit wenigen Ausnahmen ist dieser Jahrgang nun ready)
1995 - rechte Seite (einige Médoc-Weine brauchen nach wie vor Zeit)
1990 (ist überall trinkreif)
1989 (ist mit wenigen Ausnahmen trinkreif)
1986 (ist mit wenigen Ausnahmen trinkreif)
1985 (mit wenigen Ausnahmen am Ende des Trink-Zeitfensters angelangt)
1982 (voll da, hat meist noch Reserven)

Dies als kleiner Anhaltspunkt.

Gruss,

Adrian
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VillaGemma
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Re: Unser erster Bordeaux

Beitrag von VillaGemma »

vanvelsen hat geschrieben: Wenn du aber Cadet Piola als verschlossen wahrgenommen hast, dann würd ich mich nur an Bordeaux-Weine rangwagen, die 15 Jahre plus alt sind oder aber an folgende Jahrgänge (Niveau Cru Bourgeois aufwärts):
Danke für die Tipps. Ich werde wohl dann mal vereinzelt reife B. probieren...
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Re: Unser erster Bordeaux

Beitrag von bauschaumuhu »

Also ich muss mich hier jetzt mal outen.....
Manchmal trinke ich ja gerne solchen eisenharte Bordeaux, den man hier wahrscheinlich "vernagelt" nennen würde. Neulich hatte ich erst wieder so ein Monstrum im Glas; Chateux Bourdieu oder so ähnlich, 2006. Medoc, nix spezielles. Das Ding habe ich mir nach einem besch... Arbeitstag mit ins Auto genommen, als wir ins Revier fuhren (ich natürlich auf dem Beifahrersitz). Unbelüftet ins Glas gekippt und einen ordentlichen Happen abgebissen: Das war echt kalter Zigarrenstumpen und ein Tannin, sagen wir mal wie 600-Schmirgelpapier. Eine leichte Ahnung von wenig roter kühler Frucht obendrüber, minimalstes Holz hart an der Wahrnehmungsschwelle. Furztrocken, Nachdurst schon beim Antrunk. Ein Wein wie ein Brecheisen. Wir haben mit zwei Mann zwei Tage daran rumgeackert (zwischendrin gab's natürlich noch anderes). Geil.
Es gibt Tage, da brauch ich sowas.
Irgendwelche Tips, was es noch in der Art gibt?
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