Sortenvielfalt in Deutschland

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Markus Vahlefeld
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Re: Sortenvielfalt in Deutschland

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Spannende Diskussion, wobei ich eine etwas andere Wahrnehmung habe. Wenn ich an Rebsorten ausserhalb von Riesling und Spätburgunder denke, fallen mir folgende ein:

Silvaner
Gewürztraminer
Sauvignon Blanc
Scheurebe
Muskateller
Rieslaner
Chardonnay/Weiss-Grauburgunder
Gelber Orleans

Portugieser
Lemberger
St. Laurent
(zw. Früh- und Spätburgunder sehe ich keinen Unterschied)

Auf Trollinger und Dornfelder und Elbling und und und habe ich jetzt mal verzichtet, weil ich wirklich noch nie einen ordentlichen Wein aus diesen Trauben getrunken habe. Und dann erschliesst sich mir nicht, weswegen sie gefördert werden sollten.

Fallen Euch noch mehr Sorten ein, die das Geschmacksspektrum zum Positiven erweitern würden?

Von allen diesen Traubensorten habe ich schon hervorragende Exemplare getrunken. Ich denke da an den Sauvignon Blanc von Schnaitmann, an die Scheurebe von Wittmann oder neuerdings auch an Gemischten Satz.

Kurzum: ich vermisse diese Weine gar nicht, weil ich, sofern ich eine Flasche will, immer drankomme.

Dass diese Traubensorten die WAHRNEHMUNG nicht oder nur gering beeinflussen, liegt an dem, was schon gesagt wurde: die Deutschen versuchen sich ein Image aufzubauen und da macht die Beschränkung auf nur 2 Traubensorten einfach Sinn.

Was ich noch zu bedenken gebe: ich bin immer wieder über die Menge an verschiedenen Weinen von normalen Weingütern überrascht. Da tummeln sich locker mal 20 Weine auf der Preiskarte (oft noch viel mehr). Wenn jetzt noch ganz, ganz viele separat ausgebaute Weine aus anderen "alten" Trauben dazukommen, würde mich das eher abschrecken.
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octopussy
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Re: Sortenvielfalt in Deutschland

Beitrag von octopussy »

Hallo Markus,

zusätzlich zu den von dir genannten Rebsorten sehe ich noch den Tauberschwarz, den Blauen Silvaner und den Gutedel als regionale Spezialitäten von Bedeutung an.
Markus Vahlefeld hat geschrieben: Auf Trollinger und Dornfelder und Elbling und und und habe ich jetzt mal verzichtet, weil ich wirklich noch nie einen ordentlichen Wein aus diesen Trauben getrunken habe. Und dann erschliesst sich mir nicht, weswegen sie gefördert werden sollten.
Da bin ich anderer Meinung. Aus Trollinger bzw. Elbling kriegt man im Zweifel keinen Wein hin, der in einer Blindprobe in Bezug auf Komplexität, Struktur, usw. neben Spätburgundern bzw. Rieslingen bestehen könnte. Aber das ist ja auch nicht die Aufgabe des Trollingers oder Elblings, genauso wenig wie ein Dolcetto es mit einem Barolo aufnehmen soll. Worauf es ankommt, ist die eigene Charakteristik. Und die gut gemachten Trollinger zum Beispiel haben für mich durchaus ein großes Wiedererkennungspotenzial und ihren ganz eigenen Platz in der deutschen Weinlandschaft. Das ist aus meiner Sicht unterstützenswürdig. Hätten mehr Weinhändler gute Trollinger im Angebot und würden sie sie mehr promoten, würde ich vielleicht auch öfter mal einen kaufen.
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Dass diese Traubensorten die WAHRNEHMUNG nicht oder nur gering beeinflussen, liegt an dem, was schon gesagt wurde: die Deutschen versuchen sich ein Image aufzubauen und da macht die Beschränkung auf nur 2 Traubensorten einfach Sinn.
Auch da bin ich anderer Meinung, allerdings nur teilweise. Derzeit hat der deutsche Wein imagemäßig noch ein bisschen was gut zu machen, wenn auch m.E. nicht viel. Insofern ergibt vielleicht in den nächsten 3-4 Jahren eine Konzentration auf die Promotion von Riesling und Spätburgunder Sinn. Allerdings steht man dann vielleicht etwas "nackt" da, wenn international das Interesse an Riesling und Pinot Noir wieder abflachen sollte.

Ich spüre aber genauso wie Matze bzw. der Weinprofi, den er zitiert, gewisse Ermüdungserscheinungen, wenn es immer nur um (zunehmend trockenen) Riesling und Spätburgunder geht. Weiß- und Grauburgunder, Silvaner, Traminer oder Lemberger, um nur ein paar etwas weiter verbreitete Sorten zu nennen, hätten es m.E. eindeutig verdient, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.
Beste Grüße, Stephan
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Markus Vahlefeld
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Re: Sortenvielfalt in Deutschland

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Alles richtig, aber um die Relation herzustellen: in den grossen Weinanbaugebieten wie Rheinhessen, Baden und der Pfalz gibt es eine Vielzahl von Traubensorten bei JEDEM Weingut. Bei den traditionellen Rieslingregionen wie dem Rheingau, der Mosel und i.T. der Nahe sieht das sicher anders aus, aber das hat eher historische Gründe (die Ahr als Spätburgunderland eingeschlossen) - aber es fällt auf, dass das eben auch die kleineren Anbaugebiete Deutschlands sind.

Den Gutedel von Ziereisen, den Gelben Orleans von Breuer, den Grünen Sylvaner von BattenfeldSpanier... das sind meist keine Weine, die im Handel angeboten werden. Die verkaufen die Weingüter ab Hof besser. Aber ich halte das eher für ein "Problem" (wenn es überhaupt ein Problem ist) der Händler, nicht der Sortenvielfalt.
Bernd Schulz
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Re: Sortenvielfalt in Deutschland

Beitrag von Bernd Schulz »

...in den grossen Weinanbaugebieten wie Rheinhessen, Baden und der Pfalz gibt es eine Vielzahl von Traubensorten bei JEDEM Weingut....
So verhält es sich dort zumindestens bei nahezu jedem Weingut - Franken auch noch mit eingeschlossen. Und deshalb halte ich es auch für wenig zielführend, diese Diskussion in Bezug auf Deutschland pauschal zu führen. Ich kaufe und trinke gerne eine fränkische Scheurebe oder ein badischen Muskateller oder einen Rieslaner aus der Pfalz, aber an der Mittelmosel oder im Rheingau benötige ich diese Sorten überhaupt nicht zu meinem Glück. In Deutschland gibt es Regionen, in denen eine große Rebsortenvielfalt existiert und auch Sinn macht, während anderswo der Fokus genauso sinvoll auf einer einzigen Sorte liegt.

Das Thema "Sortenvielfalt in Deutschland" ist eigentlich ungut betitelt. Es kann meines Erachtens nur um Sortenvielfalt in diesem oder jenem Anbaugebiet gehen.

Beste Grüße

Bernd
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