Nach einer leider den Heldentod gestorbenen 2005er Hühnerberg-Spätlese trocken von Martin Müllen (mit der Flasche bzw. dem Korken war garantiert etwas nicht in Ordnung) habe ich jetzt einen Kabinett von Weingart aufgezogen, und der Wein belegt einmal mehr das enorme Talent seines Erzeugers:
Das ist kein aufregend wilder Tropfen mit dramatischen Spontinoten, sondern ein absolut "klassischer" Riesling, bei dem einfach alles stimmt. Die "kabinettige" Leichtigkeit ist vorhanden, gleichzeitig fehlt es aber nicht an Substanz und Extrakt, die immer noch erfreuliche frische Frucht wirkt in keinster Weise aufgesetzt, der moderate Restzucker spielt mit der schwungvollen Säure, anstatt einem den Gaumen zu verkleben. Riesling Kabinett vom Feinsten, extrem hoher Trinkfluss - davon hätte ich seinerzeit 24 Flaschen kaufen sollen...
Herzliche Grüße
Bernd
Weingart
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Re: Weingart
Aus der gleichen Lage wie Bernds Wein zuvor, gleicher Jahrgang, gleiches Prädikat, allerdings "feinherb plus" und nahezu gleiche Eindrücke wie mein Vorredner:
Von der Süße her (ca. 30g) ist das für mich schon eher klassischer restsüßer Kabinett, aber das ist Nebensache... entscheidend ist die perfekte Verfassung, in der sich der Wein gerade befindet. Auch ich hätte hier jetzt mit 89 Punkten keinerlei Problem. Das zeugt einerseits von der Qualität des Weinguts, aber m.E. auch von der Qualität dieses in meinen Augen hervorragenden Jahrgangs.
Von der Süße her (ca. 30g) ist das für mich schon eher klassischer restsüßer Kabinett, aber das ist Nebensache... entscheidend ist die perfekte Verfassung, in der sich der Wein gerade befindet. Auch ich hätte hier jetzt mit 89 Punkten keinerlei Problem. Das zeugt einerseits von der Qualität des Weinguts, aber m.E. auch von der Qualität dieses in meinen Augen hervorragenden Jahrgangs.
Beste Grüße
Gaston
Gaston
Re: Weingart
Im Keller habe ich noch diesen 11er gefunden:
Den Riesling-Jahrgang 2011 zähle ich mittlerweile zu den schwierigeren der vergangenen Jahre (und erinnere mich immer wieder an die Jubelarien, die so etwa ab Oktober 2011 einsetzten ). Der Wein ist vollkommen in Ordnung und trinkt sich auch nicht schlecht. Allerdings begeistert mich das jetzt auch nicht besonders, was bei Weingart eher die Ausnahme ist. Mir ist das einen Hauch zu üppig, einen Hauch zu reif, mir fehlt ein Hauch Säure...
Keine Ahnung, ob sich das noch irgendwie in irgendeine interessantere Richtung bewegt. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Die "kleinen" 11er jetzt trinken!
Den Riesling-Jahrgang 2011 zähle ich mittlerweile zu den schwierigeren der vergangenen Jahre (und erinnere mich immer wieder an die Jubelarien, die so etwa ab Oktober 2011 einsetzten ). Der Wein ist vollkommen in Ordnung und trinkt sich auch nicht schlecht. Allerdings begeistert mich das jetzt auch nicht besonders, was bei Weingart eher die Ausnahme ist. Mir ist das einen Hauch zu üppig, einen Hauch zu reif, mir fehlt ein Hauch Säure...
Keine Ahnung, ob sich das noch irgendwie in irgendeine interessantere Richtung bewegt. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Die "kleinen" 11er jetzt trinken!
Beste Grüße
Gaston
Gaston
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Re: Weingart
Diese Jubelarien gab es ja auch beim 2003er und 2005er Jahrgang....Den Riesling-Jahrgang 2011 zähle ich mittlerweile zu den schwierigeren der vergangenen Jahre (und erinnere mich immer wieder an die Jubelarien, die so etwa ab Oktober 2011 einsetzten ).
Besonders üppige und gleichzeitig säurearme Jahre sind im Hinblick auf Riesling nun mal nicht unbedingt das Gelbe vom Ei - da können die Oechslefetischisten noch so laut jubeln! 2011 empfinde ich im Vergleich zu 2003, 2005 und 2006 als weniger problematisch, aber ein richtig dolles Rieslingjahr war das trotzdem nicht. Insofern überrascht mich deine VKN nicht besonders.
Herzliche Grüße
Bernd
- octopussy
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Re: Weingart
Meinen ganz großen Weingart Einkauf habe ich in 2010 mit den 2009ern gemacht, auch so ein üppiges und eher säurearmes Jahr. Da muss ich allerdings sagen, dass sich die Weine für meinen Geschmack ganz gut entwickeln. Ja, die Säure ist niedrig, aber sie ist immerhin strukturgebend im Hintergrund. Um 2011 habe ich insgesamt einen recht großen Bogen gemacht (hab vielleicht insgesamt 18 Flaschen Riesling aus ganz Deutschland gekauft, fast nur in trocken) und bin heute froh drüber. Weingart 2011 habe ich noch nicht getrunken, aber auf die Weine anderer Winzer trifft deine, Gaston, Beschreibung auch wie die Faust aufs Auge. Vollkommen in Ordnung und auch nicht schlecht, aber wirklich gut auch nicht. Irgendwie lasch und ohne großen Ausdruck.
Beste Grüße, Stephan
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Re: Weingart
Stephan, üppig war 2009 auch, das stimmt - aber nach meinen Erfahrungen eben längst nicht so säurearm, weshalb ich 2009 in der Breite klar vor 2011 sehe! Ich habe allerdings nur einen 2009er von Weingart gekauft, aber dieser restsüße Kabinett hätte eine ziemlich lange Zukunft gehabt, wenn ich die 6 Flaschen nicht alle zu früh weggesüppelt hätte.Meinen ganz großen Weingart Einkauf habe ich in 2010 mit den 2009ern gemacht, auch so ein üppiges und eher säurearmes Jahr.
Dito! Aus 2011 habe ich eigentlich nur ein paar Müllen-Rieslinge erworben (und mit denen bin ich auch heute noch ganz zufrieden).Um 2011 habe ich insgesamt einen recht großen Bogen gemacht (hab vielleicht insgesamt 18 Flaschen Riesling aus ganz Deutschland gekauft, fast nur in trocken) und bin heute froh drüber.
Herzliche Grüße
Bernd
Re: Weingart
Es gibt aber auch richtig feine 11er:
Zwei Sachen bedaure ich: Erst bei der VKN-Eingabe habe ich gesehen, dass ich den Wein bereits im März dieses Jahres geöffnet hatte und also vielleicht etwas zu früh nachprobierte (Allerdings interessant, dass die Entwicklung zwischen März und Dezember 2015 markanter als die zwischen 13 und 15 war). Außerdem stelle ich gerade fest, dass dies meine letzte Flasche war Bei dem Wein hätte mich die weitere Entwicklung interessiert!
Das ist jedenfalls ein ganz ganz feiner Wein, der so gar keine "problematischen" 11er-Kennzeichen aufweist. Hat das vielleicht was mit dem Restzucker zu tun.... ist aber eigentlich nicht logisch. Kurz und gut: Dieser Wein ist auf der Höhe und bleibt es meiner Einschätzung nach auch noch.
Zwei Sachen bedaure ich: Erst bei der VKN-Eingabe habe ich gesehen, dass ich den Wein bereits im März dieses Jahres geöffnet hatte und also vielleicht etwas zu früh nachprobierte (Allerdings interessant, dass die Entwicklung zwischen März und Dezember 2015 markanter als die zwischen 13 und 15 war). Außerdem stelle ich gerade fest, dass dies meine letzte Flasche war Bei dem Wein hätte mich die weitere Entwicklung interessiert!
Das ist jedenfalls ein ganz ganz feiner Wein, der so gar keine "problematischen" 11er-Kennzeichen aufweist. Hat das vielleicht was mit dem Restzucker zu tun.... ist aber eigentlich nicht logisch. Kurz und gut: Dieser Wein ist auf der Höhe und bleibt es meiner Einschätzung nach auch noch.
Beste Grüße
Gaston
Gaston
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Re: Weingart
Gaston, natürlich gibt es richtig feine 2011er, ebenso wie es richtig feine 2005er und 2006er gibt! Selbst aus dem Kaktusjahrgang 2003 habe ich schon sehr gute Rieslinge getrunken.
Und ich glaube nicht, dass der Restzucker im Falle deiner feinherben Spätlese eine entscheidende Rolle spielt. Der Winzer hat halt das Glück des Tüchtigen gehabt, genau den richtigen Lesezeitpunkt erwischt und im Keller absolut optimal gearbeitet.
Und logischerweise trifft man auf solche Ausnahmen, die in schwierigen Jahren die Regel bestätigen, besonders häufig bei absoluten Spitzenkönnern. Darüber, dass der von der professionellen Weinkritik immer noch unterschätzte Florian Weingart zu Deutschlands besten Rieslingwinzern zählt, sind wir uns ja beide einig, oder?
Herzliche Grüße
Bernd
Und ich glaube nicht, dass der Restzucker im Falle deiner feinherben Spätlese eine entscheidende Rolle spielt. Der Winzer hat halt das Glück des Tüchtigen gehabt, genau den richtigen Lesezeitpunkt erwischt und im Keller absolut optimal gearbeitet.
Und logischerweise trifft man auf solche Ausnahmen, die in schwierigen Jahren die Regel bestätigen, besonders häufig bei absoluten Spitzenkönnern. Darüber, dass der von der professionellen Weinkritik immer noch unterschätzte Florian Weingart zu Deutschlands besten Rieslingwinzern zählt, sind wir uns ja beide einig, oder?
Herzliche Grüße
Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Mo 7. Dez 2015, 22:46, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Weingart
Ja, sind wir!Bernd Schulz hat geschrieben: Darüber, dass der von der professionellen Weinkritik immer noch unterschätzte Florian Weingart zu Deutschlands besten Rieslingwinzern zählt, sind wir uns ja beide einig, oder?
Bernd
Beste Grüße
Gaston
Gaston
Re: Weingart
Folgendes ist mir über die Feiertage passiert: Eine Flasche 2012 Bopparder Hamm Ohlenberg Riesling Kabinett trocken habe ich zwecks rascher Herunterkühlung ins Eisfach gelegt – und dort vergessen
Als ich die Flasche dann rausholte, war der Inhalt etwa zur Hälfte gefroren und der Korken etwa zu einem Viertel rausgedrückt. Ich ließ den Saft dann bei Kühlschranktemperatur auftauen, presste den Korken zurück und erst Mal zurück in den Keller damit.
Gestern dann die Pulle aufgezogen. Um es vorwegzunehmen: Der Wein war wun-der-bar!!!
Also wenn die Teilgefrierung eine Einfluss auf den Wein gehabt haben soll, dann einen uneingeschränkt positiven ! Der Wein präsentiert sich gerade voll auf der Höhe, aber es gibt keine Eile. Der hält sich noch eine Weile – 2012 zeigt sich mal wieder von seiner allerschönsten Seite!
Als ich die Flasche dann rausholte, war der Inhalt etwa zur Hälfte gefroren und der Korken etwa zu einem Viertel rausgedrückt. Ich ließ den Saft dann bei Kühlschranktemperatur auftauen, presste den Korken zurück und erst Mal zurück in den Keller damit.
Gestern dann die Pulle aufgezogen. Um es vorwegzunehmen: Der Wein war wun-der-bar!!!
Also wenn die Teilgefrierung eine Einfluss auf den Wein gehabt haben soll, dann einen uneingeschränkt positiven ! Der Wein präsentiert sich gerade voll auf der Höhe, aber es gibt keine Eile. Der hält sich noch eine Weile – 2012 zeigt sich mal wieder von seiner allerschönsten Seite!
Beste Grüße
Gaston
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