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Pinot weit weg

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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragDo 11. Jun 2015, 12:30

Hallo Ralf,

ich hab mal kurz geguckt. Es sind vier aus dem Trentino und einer aus Veneto, nicht Friaul:

Lunelli Maso Montalto Pinot Nero 2011
Dalzocchio Pinot Nero 2009
Bellaveder Pinot Nero Faedi 2011
Endrizzi Pinot Nero Pian di Castello 2011

und aus dem Veneto:

Serafini & Vidotto Pinot Nero Colli Trevigiani 2011

Von Endrizzi habe ich schon zwei oder drei mal einen Pinot probiert. Keine Ahnung wie die damals bezeichnet wurden. Hatten damals noch nicht den Beinamen Pian di Castello. Doch all zu großartige Erinnerungen hab ich da nicht dran. Waren aber auch "nur" Pinots im 10 Euro ++ Bereich. Insbesondere auf den Pinot von Elisabetta Dalzocchio bin ich sehr gespannt. Noch nie probiert. Ich glaube aber das ihre Weine tendenziell eher etwas mehr Zeit auf der Flasche brauchen. Hast du schon mal den Pinot Nero von ihr probiert?

Besten Gruss

Chris
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olifant

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Re: Pinot weit weg

BeitragDo 11. Jun 2015, 15:50

Hallo Chris,

der Dalzocchio Pinot Nero 2009 klingt sehr interessant und sollte eigentlich schon im Trinkfenster sein.

Ansonsten wäre wohl Sarafini & Vidotto und Lunelli Weine für meine to drink Liste.
Mit dem Jahrgang 2011 habe ich mich ehrlicherweise bei den Südtirolern Pinot etwas schwer getan - mir zu fruchtbetont und opulent, fast kitschig - und das Trentino ist nicht all zu weit entfernt ;) - aber wer weis, vielleicht ist das ähnlich wie beim Filari di Mazzon. Wäre doch eine Freude für dich.

Im Trentin bürgt m. E. Pojer & Sandri auch bei Pinot Nero für Qualität - deren Stilistik ist durchaus mit Mazzoner Weinen vergleichbar - fast kein Wunder, bei Höhenlage um 700 m und geographisch auf der gleichen Talseite, nur eben auf dem ersten Berg nach der Sprachgrenze. Vogelfluglinie dürfte das so 8 km von Buchholz (Haderburg-Lagen) entfernt sein.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragDo 11. Jun 2015, 17:12

Hallo Ralf,

ein wenig "fürchte" ich den warmen Charakter der 2011er schon. War mir beim Kaufen damals auch klar, nur andere Jahrgänge hab ich da nicht bekommen. Wobei ich bin mir nicht sicher ob der Bellaveder nicht ein 2010er ist. Das muss ich nochmal genauer schauen. Den hab ich nur gekauft weil dieser Faedi vor einigen Jahren den ersten Platz bei einer pan-italienischen Pinotverkostung gemacht haben. Ich wollte mal wissen wie so ein erster Platz schmeckt ;-). Ich glaube deren Pinot Neros sind ein wenig mächtiger, dicker und alkoholischer - würde mir nicht so ganz entgegen kommen. Sowas hab ich wenigstens mal gelesen. Weiter hab ich mich mit dem Wein noch nie beschäftigt.

Nach dem Sizilianer-Pinot wird einer von denen der nächste italienische Pinot weit weg sein ... bzw., wenn ein Blanc de Noir Pinot Nero auch zählt - da muss ich noch ein wenig drüber nachdenken :-D - kommt noch einer aus dem Aostatal zuerst. Der ist von La Crotta di Vegneron.

Besten Gruss

Chris
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olifant

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Re: Pinot weit weg

BeitragDi 16. Jun 2015, 09:06

Hallo Chris,

noch einer für dich ;)

Blauburgunder 2008, Ignaz Niedrist - Girlan, pop and pour

transparentes dunkles Kirschrot mit leichter Randaufhellung und bräunlichen Reflexen; würzige mürbe Kirschfrucht und welke Blüten (Veilchen, Rosen) mit feinen Tertiäraromen von grossem Holz, Leder, Laub und Waldboden; am Gaumen mit angenehm stoffigen, mürben kirschfruchtigem Ansatz, subtiler Mineralität, Waldboden, Laub und Pilzen, gereifte mürbe Tannine mit leichter Süsse, gewisse Säure spürbar, extrem harmonisch, komplex und tief; langer Abgang korrespondierend zum Gaumen mit Mix aus mürber Frucht und Reifearomen - 17-17,5/20 op

Jetzt auf dem Punkt, schönes Reifestadium, dürfte sich aber auch noch ein paar kurze Jahre in guter Verfassung halten.


Kann mir vorstellen, dass dir dieses Exemplar wohl eher auch etwas 'zu weich' erscheinen würde - in der Charakteristik ähnlich dem Hofstätter 2008 Crozzol, ganz klar ein Schmeichler, aber einer der ein wenig Gaumen und Seele streichelt ;) .
Zuletzt geändert von olifant am Di 16. Jun 2015, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragDi 16. Jun 2015, 12:10

Hallo Ralf,

danke für einen weiteren Altoatesino! Von Ignaz Niedrist Pinot Noirs hatten wir es ja schon einmal vor einiger Zeit. Wenn ich mich richtig erinnere habe ich meinen Flaschen von Niedrist immer etwas voreilig aufgezogen.

Was deinen 2008er betrifft. Auch wenn er ein weicher Schmeichler sein sollte hört sich deinen Beschreibung der Tertiäraromen sehr gut an! Könnte mir durchaus gefallen. Bei "gutem" Laub, Pilzen und Waldboden (und besser bei nicht zu kräftigem Leder - nur bei Pinot Noir) bin ich immer gerne dabei :-).

Besten Gruss

Chris
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Re: Pinot weit weg

BeitragDi 16. Jun 2015, 18:50

Hallo zusammen,

und heute noch einen von etwas weiter weg gleich hinterher!

Bei meinem heutigen „Pinot weit weg“ dürfte sogar der nicht ganz so kosmopolitische Pinotfreund nicht der Gefahr erliegen ihn mit einem herkömmlichen - was auch immer das bedeuten mag – Oregonesen, einem Teutonen und schon sicher nicht mit eine Burgunder zu verwechseln. Jedes Molekühl des Dutton Ranch Pinot Noir 2007 von Dutton-Goldfield sprach mit einem ausgeprägten Sonoma Akzent mit leicht russischem Einschlag zu mir. Dazu aber gleich mehr!

Beim Dutton Ranch Pinot handelt es sich um einen vornehmlich von Djon Klonen geprägten Wein aus sechs Einzellagen des höhergelegenen und kühleren Green Valley's - stark vom Meer geprägtes nebliges Klima; vorherrschender feinsandige Tonboden mit Sandsteineinlagerungen namens Goldridge – und zwei wärmeren Lagen in Morelli Lane – bringt anscheinend eher zur Opulenz neigend Weine hervor - und Freestone - eher zu intensiven Würzigkeit neigend. Die Trauben aus den unterschiedlichen Lagen werden getrennt vergoren und im Schnitt zehn Monate in französischen Barriques ausgebaut. Das Alter und die Herkunft der verwendeten Fässer sind abhängig von der jeweiligen Einzellage und des jeweiligen Jahrgangs. Um die Trockenheit in diesem schon wieder zu langen Einführungstext nicht überreizen zu wollen möchte ich dem Detailinteresssierten hinsichtlich solcher Informationen die enorm informative Webseite von Dutton-Goldfield ans Herz legen. So, jetzt gibt’s aber Stoff …

Dutton-Goldfield Winery Pinot Noir Dutton Ranch 2007, Russian River Valley

http://wine-zeit.blogspot.de/2015/06/du ... -noir.html

Die visuellen Eigenschaften des Dutton Ranch Pinots haben sicherlich noch nicht sonomanisch mit russischem Einschlag zu mir gesprochen. Diese waren zwar etwas schleierhaft, aber dennoch satt und zeigten kaum Verfärbungen im koronalen Bereich. Ungewohnt gewohnt dunkel war er ebenfalls. Soviel Sonoma & Co. zeigte er augenscheinlich dann doch. Was die Naseneindrücke betraf, dürfte die würzige Seite von Freestone möglicherweise überproportional einflussreich gewesen sein. Die Nase zeigte sehr reichhaltige und klare würzige Aromen von Wacholder, Koriander, schwarzem Pfeffer, ein Hauch Muskatnuss und ungewöhnlich kräftiges Eberkraut. Gewisse Nuancen die mich an braune Bratensoße erinnerten möchte ich nicht unerwähnt lassen. Im Gegensatz zur zungengestützten Kommunikation wirkte die Frucht in der Nase fast ein wenig verhalten und nur ansatzweise aus sich herausgehend. Am Gaumen sprangen die Aromen von superreifen – dennoch sehr saftig wirkenden – Brombeeren und etwas angetrockneteren dunklen Kirschen mir direkt auf die Zunge. Einige Stunden später gesellten sich auch einige etwas zu warm wirkende pflaumige Eindrücke dazu. Glücklicherweise zeigten die fruchtorientierten Eigenschaften wenig bis kaum warm köchelnde Ausprägungen. Wobei ich manchesmal schon den Eindruck hatte, dass das fruchtvolle Gesamtwerk auf dem Rand des Kochtopfs balancierte. Soll heißen: die Wärme, die gezügelte Opulenz und gesamtheitliche Reichhaltigkeit bewegte sich an der Grenze des für mich Liebhabenswürdigen. Seine Würzigkeit und Erdigkeit war am Gaumen von den Aromen vergleichbar. Wenn auch etwas lakritziger und ein wenig zurückgenommener. Überzeugend und sicherlich ausdrucksstark ging es allemal ab. Trotz seiner eher verhaltenen 13,5 % Alkohol wirkte der Pinot leider eine Spur ätherisch. Was Druck, Kraft und ebenso Länge betrifft zeigte sich für mich kein Anlass zur Beschwerden! Zu weich oder gar flauschig war er auch nicht. Dennoch bin ich nicht ganz warm mit dem Dutton Ranch Pinot Noir 2007 geworden. Es war nicht zu viel von viel, aber auch nicht wenig von viel. Doch seine - von mir unterstellte - typische und glücklicherweise nicht allzu flamboyante Sonoma/Russian River Valley Art und Weise konnten sicherlich Teile meines Pinotliebhaberwesens für sich gewinnen. Für mich ein Pinot von absolut guter (+) Qualität und eindeutiger Herkunft, den ich wahrscheinlich nicht jeden Monat trinken wollte ...

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Chris
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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragDo 23. Jul 2015, 10:22

Hallo zusammen,

wenn der mitlesende Pinotenthusiast unerwarteter Weise mal das Verlangen nach einem Dampfhammer Pinot mit reichlich vom Alkohol unterbauten muskulösem Körper, herb definierter Würze und fleischig-ländlich-männlicher Rustikalität haben sollte, dürfte der heutige „Pinot weit weg“ gerade der richtige Kandidat für solch ein Power-Bedürfnis sein ;) . Der Pinot Nero 2008 des wohlbekannten sizilianischen Weinproduzenten Cusumano erfüllt die beschriebenen Anforderungen mit Bravour. Gewachsen ist das noch recht junge Traubengut (um die 10 Jahre alte Reben) für meinen heutigen Pinot in den gen Nordosten ausgerichteten Hochlagen (bis zu 800 Meter über dem Meeresspiegel) auf Cusumano's Tenuta di Ficuzza in der Region Piana degli Albanesi etwas südlich von Palermo. Der Ausbau war eher von ungewöhnlich kurzer Dauer. Nur acht Monate in gebrauchtem französischen Eichenholzfässern. Na, lass uns mal schauen wie sich so ein Power-Pinot im Detail präsentiert hat …

Cusumano Pinot Nero 2008, Sicilia

http://wine-zeit.blogspot.de/2015/07/cu ... cilia.html

Farblich zeigte sich dieser überaus dunkle Vertreter der Gattung Pinot Nero in erster Linie als erstaunlich trübe und in den Randregionen sehr ziegelig rot. Seine Nase war beeindruckend komplex, wild-würzig, grobschlächtig und für einen Pinot Noir aus einem heißem Klima nicht sehr untypisch. Im Vordergrund standen Grüche die mich an Pferdestall, sehr intensivem Kaffeepulver, gekochte Kastanien japanischer Art, reichlich getrocknete dunkle Kirschen, viel Wacholder, eine Spur Holzkohle, staubige und hochprozentige Bitterschokolade und eine eher schüchterne hitzige Rosinigkeit. Am Gaumen wirkte der Pinot Nero von Cusumano ebenfalls ziemlich wild, ungestühm kratzig, warm, satt, sehr dunkelwürzig und leider auch etwas alkoholisch. Irgendwie erinnerte er mich stark an so manchen durch die Pusta streifenden Pinot-Magyaren. Na ja, … Zurück nach Sizilien! Auch am Gaumen waren die Aromen bestimmt von Kaffee (hier eher Milchkaffee), Schokolade (hier eher Milchschokolade), getrockneten duklen Kirschen und einer breiten Spur von Rosinen. Sein würziger Charakter war ebenfalls stark von Wacholder und darüberhinaus noch von Holzkohle, Rauchfleisch und ätherischen Kräuter(likören) geprägt. Sein intensiv krude-wildes Tannin-Säure-Spiel, dass am ersten Tag nur was für ganz standhafte Experiment-Trinker ansprechend sein dürfte, sollte ich nicht unerwähnt lassen. Am zweiten Tag harmonisierte es sich etwas, ohne den Versuch zu unternehmen je herkömmliche Pinot-Harmonie vortäuschen zu wollen. Mit dem Wissen einer für Sizilien (oder anderen heißen Regionen Italiens und darüber hinaus) nicht gerade untypischen Typizität hatte der Pinot Nero von Cusumano für mich ein gewisses Attraktivitätspotential, dass mich zu einem sehr solidem so la-la (o) verleitet. Wenn man weniger Erfahrung mit solchen südlichen Power-Pinot Noirs haben sollte, dürfte dieser Wein so manchem Freund des elegant Filigranem einige Schwierigkeiten bereiten.

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Chris
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Re: Pinot weit weg

BeitragMo 27. Jul 2015, 16:59

Hallo zusammen,

da es in den Untiefen des "Pinot weit weg" Threads schon einmal zur "Hinführung" an meinen heutigen Wein gekommen ist, steige ich gleich voll in die Nachverkostung ein:

Bouchard Finlayson Galpin Peak Pinot Noir 2004, Walker Bay


http://wine-zeit.blogspot.de/2015/07/bo ... pinot.html

Abgesehen von seinem etwas wässrig wirkendem Rand und den leicht ins Rotbraun gehenden Verfärbungen wirkt der Galpin Peak 2004 auch heuer, wie vor nunmehr fast fünf Jahren, ziemlich dunkel und eher wenig mit Transparenz verwöhnt. Die Nase wirkte zunächst etwas krautig und rübig. Dieser eher unvorteilhafte Eindruck legte sich nach einer guten Stunde glücklicherweise. Dann herrschten Düfte vor die mich an Cola, Pumpernickel, Lakritz, Piment, etwas altem Holz, Kaffeepulver, getrocknete dunkle Kirschen und enorm viel Ton betonter Erde – was auch zu der Unterlage in Hermanus passt - erinnerten. Viel Komplexität und Kraft und leider wenig Eleganz. Am Gaumen zeigte er ebenfalls ein überaus komplexes (und zeitweise kompliziertes) Spiel von erdigen und kräuterigen Aromen. Etwas zu staubige Erde (auch wieder Ton), ebenfalls kräftig staubige Bitterschokolade, verbranntes Brot, Kohle, Cola, fast schon obszön blutüberströmtes Eisen, ein Hauch Wurzelsuppe, kruder Kaffee und überraschend (noch-)frisch wirkende (… im vergehen befindliche) Sauerkirscharomen. Hitzig warm wie vor Jahren wirkte er erstaunlicherweise nicht mehr. Das einst sehr ruppige Tannin scheint mit dem Jahren gut gezähmt worden zu sein. Auch der damals noch sehr brachial und campari-medizinal-ätherisch wirkende Alkohol hat sich zumindest – bei Beibehaltung gewisser Campari Reminiszenzen - etwas ins Gesamtbild hinein balanciert. Mir wirkt er trotzdem noch etwas zu gewichtig und robust dominant. Auch die Gefühle, die mich zu einer gewissen Sangiovese Ähnlichkeit hinrissen, haben sich in Luft, ähhm ...Pinot aufgelöst. Aufgrund seiner sehr komplexen, nicht durch Kürze hervorhebenden Eigenschaften und seiner sehr dichten Art zeigt der Galpin Peak Pinot Noir 2004 sicherlich ganz gute (o)-(+) Qualitäten. Diese kann ich ihm nicht absprechen, obwohl ich auch nach fast fünf Jahren immer noch nicht seiner Attraktivität erlegen bin ...

Besten Gruss

Chris

PS: In letzter Zeit einen "Pinot weit weg" oder vielleicht einen "Pinot recht ungewöhnlich" im Glas gehabt? Hier hat es noch genügend Platz ;-)
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Oh Dae-Su

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Re: Pinot weit weg

BeitragDi 25. Aug 2015, 11:45

Hallo zusammen,

derzeit mag wieder ein Hauch von September 2008 über die Handelsparkette dieser Welt wehen. Bei so manchem zur Hysterie neigendem Verhalten von Mensch und Algorithmus könnte es ratsam sein mehr Pinot Noir zu trinken ... bzw. vielleicht diesen selbigen auf entsprechende Server zu kippen ;) . In besagtem September 2008 hat es mir sicherlich auf die eine oder andere Weise geholfen mit fest umklammertem Pinotglas diesen stürmischen Zeiten gelassener entgegen zu trinken :D . Naja ..., nachdem aber in den letzten Tagen viel Geld verbrannt wurde, unter anderem auch die Einlagen meiner imaginären „Pinot weit weg“-Kostenstelle, möchte ich mich in den kommenden Wochen etwas stärker auf Budget-„Pinots weit weg“ konzentrieren. Mein erster führte mich vor einigen Tagen nach Mähren. Klar, nicht sooo weit weg ..., aber trotz aller Nähe sind tschechische Weine in deutschen Landen kaum bekannt. Leider, denn dieser Südmähre zeigte solide, glücklicherweise sehr sehr trockene und auf ansprechende Weise ausbalancierte Qualitäten. Dazu aber gleich mehr. Hergestellt wurde besagter PN Pinot Noir 2013 von dem in Nový Šaldorf-Sedlešovice (oder in deutsch Neuschallersdorf-Edelspitz) ansässigen Weingut Arte Vini unter der Kellerregie des Geisenheim Absolventen René J. Vrátil. Und so war er mein erster Budget Pinot …

Arte Vini PN Pinot Noir 2013, Morava

http://wine-zeit.blogspot.de/2015/08/ar ... orava.html

Farblich zeigte der Arte Vini Pinot Noir sehr glänzende, eher gen Karminrot strebende Reflexe mit hoher Transparenz. Seine Viskosität war erwähnenswert leichtflüssig-plätschernd. Die Nase war geprägt von saftigsten dunklen Himbeeren, etwas Gurkenwasser, elegant wirkenden Rosen - rosa Rosen, einem Hauch Limoncello Panna Cotta, sehr schüchternem Rauch und fein abgestimmten weissem Pfeffer. Später drehten die Himbeeren in Richtung etwas zu parfümiert wirkendem Waldbeeren Potpourri. Am Gaumen zeigte der Wein agiles Tannin, eine gute Spannung, integrative Säure, einen ganz minimal an cremige Fruchtbonbons erinnernden Schmelz, feine und eher delikat wirkende Rauchigkeit, eine Spur Limone und natürlich die schon erwähnten sehr lebendigen und saftigen Himbeeraromen (mit einer leichten Neigung gen Waldbeerjogurt). Glücklicherweise wirkte der Fruchtigkeitseindruck sehr trocken, ernst und weit entfernt von übersteigerter Fruchtsüße. Dieser Eindruck dürfte von dem leicht gen zweigig-grüner Strenge neigende Abgang etwas befördert worden sein. Welche mir aber absolut zusagte. Von seiner Struktur her war der Arte Vini Pinot Noir eher unkompliziert – dennoch wegen seiner Balance und erwähnenswerten Länge sehr gelungen, durchweg leichtfüßig und wunderbar erschreckend süffig ohne banal zu wirken. Einfach nur guter (+) Pinot Genuss der die „Pinot weit weg“-Kostenstelle nicht mal mit zehn Euro belastete.

Besten Gruss

Chris
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Re: Pinot weit weg

BeitragDo 27. Aug 2015, 12:46

Hallo zusammen,

da mein Durst nach Budget-„Pinots weit weg“ sich als fortwährend ungestillt erweist gibt es gleich noch einen hinterher! Ob das auch nach dem folgenden Pinot noch so sein wird ;) , dürfte sich nach einigen Zeilen von meinen bekannten inhaltsarmen Informationsanhäufungen erst noch zeigen. Wie dem auch sei, heute soll es einen Cool Climate Pinot Noir aus dem Jahr 2010 von Cline Cellars geben. Einem Hersteller der meist mit Zinfandel Weinen in Verbindung gebracht wird. Insbesondere dem Ancient Vines Zinfandel welcher aus Trauben von mehr als 100 Jahre alten Reben hergestellt wird. Besagter Cool Climate Pinot Noir stammt von Traubengut aus dem Lazy C Vineyard in Petaluma Gap an der Sonoma Coast. Auf der Webseite von Cline Cellars wird diese Gegend aufgrund ihrer regelmäßigen Regenfälle – damit dürften sie den Sommer des Jahrs 2015 wahrscheinlich nicht meinen - und reichlichen Nebelentwicklung mit Lagen im Elsass verglichen. Meiner Ansicht nach ein etwas gewagter Vergleich … nehme ich an. Weiter im Text: die Trauben werden per Hand gelesen, komplett entrappt in Edeltahlbehältern vergoren und anschließen für 10 Monate sowohl in bis zu 40 % neuem mild getoastetem französischen Eichenholz als auch in gebrauchtem amerikanischem und osteuropäischen Holz ausgebaut. Trotz einem beträchtlichen Aufwand bei der Vinifizierung ist dieser Sonoma'ese in einem für kalifornische Verhältnisse sehr günstigem Preisbereich von etwas unter 20 Euro verortet. Mal schauen wie er sein wird und ob er zu Konsequenzen bei meiner Budget-„Pinot weit weg“ Exploration führt ...

Cline Cellars Cool Climate Pinot Noir 2010, Sonoma Coast

http://wine-zeit.blogspot.de/2015/08/cl ... -noir.html

Wegen des leicht an Cola erinnernden Stichs, inklusive üblicher Bräunung und beträchtlicher Fahlheit dürfte man eher von einem gealterten dunkleren Typ von Pinot Noir schreiben. In der Nase zeigte sich sein visuelles Alter glücklicherweise nicht so sehr. Saftige Pflaumen, Wildkräuter, Spearmint, eine Spur Bratensoße mit komplementären Wacholderbeeren, etwas Jod, mit der Zeit immer stärker werdende Blaubeeren und karamelisiertem Zucker geben bei diesem Budget Pinot den nasalen Ton an. Überreizt oder sonderlich aufgesetzt wirkt er dabei nicht. Auch auf der Zunge entfalteten sich die fruchtvoll prägnanten und durchweg eher geeist kühl wirkenden Pflaumen- und Blaubeeraromen. Daneben zeigen sich relativ stramme Trockenfleischnote, kräftiger Rauch, grobes Kaffeepulver und die gehabte fröstelnde wacholder-spearmintige Kräuterigkeit. Leider empfand es auch die recht interessant-ungewöhnliche Charakteristik von karamelisiertem Zucker es für nötig sich auf meiner Zunge präsentieren zu müssen. Die Säurestruktur des Cool Climate wirkte etwas artifiziell und aufgesetzt. Naja, wie nicht selten bei Pinots aus dem Norden Kaliforniens. Am zweiten Tag brach der Wein erwähnenswert stark ein. Seine kühle Art überdauerte, doch insgesamt wirkte der strukturschwächer und wesentlich unpräziser. Trotz seines verhältnismäßig rapiden Einknickens sehe ich in dem Cool Climate Pinot Noir 2010 von Cline Cellars schon noch solide so la-la (o) Qualitäten die für ihn sprechen. Vergleichbare Pinots aus Kalifornien zeigen meist weit weniger Raffinesse und sich andeutende Unverwechselbarkeit. Nach einer Wiederholung dürstet es meiner Zunge aber ganz sicher auch nicht. Doch abbringen wird dieser mich von meiner Budget Exploration definitiv nicht ... wenn ich auch am zweiten Tag gemischte Gefühle entwickelt habe! Bei nächsten Mal geht es nach langer Zeit mal wieder nach Neuseeland!

Besten Gruss

Chris
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