Bordeaux 2014

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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harti
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von harti »

octopussy hat geschrieben: Die echten Bordeaux-Freaks werden darüber jetzt die Nase rümpfen, aber für mich sind einige Weine auch schlicht austauschbar, weshalb die Kritikerbewertungen ein bisschen an Relevanz (für mich) verlieren. Ob ich nun Langoa Barton, Talbot oder Branaire Ducru kaufe, für mich macht das nicht den Riesenunterschied. Alle drei Weine werden schon kein Schrott sein, keiner der drei Weine ist als übermäßig modern oder rückständig bekannt und alle drei kosten in etwa das Gleiche. Ob Martin oder Galloni oder Jancis Robinson dem einen oder anderen mehr oder weniger Punkte geben, ist mir in dem Fall völlig egal. Solange keiner der 100 Punkter unter ca. 88 P und keiner der 20 Punkter unter ca. 15-15,5 liegt, spricht nichts für einen besonders kontroversen Wein. Im "Bordeaux-Mainstream" fühle ich mich an sich ganz gut aufgehoben.
Hallo Stephan,

ein erstaunliches Statement. Für mich sind diese Weine keineswegs austauschbar, auch wenn sie aus der gleich Appellation stammen. Talbots aus neuerer Zeit halte ich für eher dubios, weil manchmal ziemlich nachlässig vinifiziert. Langoa kann als kleines Geschwisterchen von Leoville angesehen werden, also etwas lieblicher, aber von der Stilistik schon noch zuzuordnen, d.h. insgesamt etwas vierschrötig. Branaire steht m.E. qualitativ eine Klasse über den beiden, wenngleich ich den auf Charme augerichteten Stil nicht zu meinen bevorzugten zähle. Statt des Branaire würde ich eher zum preislich nicht wesentlich teureren Gruaud greifen und statt Langoa fiele meine Wahl auf Lagrange.

Grüße

Hartmut
Segla
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Segla »

Hallo octopussy,
habe eigentlich eher einen kleinen Aufschrei erwartet, da Punkte kaufen und auch noch zugeben.....
Um das Ganze etwas zu relativieren, gilt nur für Weine ab 50,-!
Und natürlich für Chateau die ich schon mal im Glas hatte und generell schätze. Früher war das Ganze einfacher, wenn Parker über 95 liegt und zudem von Gabriel mindestens 19 erhält und der Preis jetzt nicht total aus dem Ruder läuft (1er, Palmer, Ausone...) dann habe ich zu geschlagen.
Ein gutes Beispiel sind die Pontet Canet Weine aus 2009 und 10, die kann ich überhaupt nicht einschätzen, aber der Kauf war mit Sicherheit kein Fehler! Hier habe ich mir extra einige Demi dazu gekauft, um einfach ohne zu großen Verlust probieren zu können.
Zu Deiner Frage, ja ich habe aus 2002, 2003 und 2004 schon etwas wieder verkauft.
Jetzt kommt das nächste Geständnis, sehr oft stelle ich bei "großen" Bordeaux Weinen für mich fest, ein ordentlicher, sehr guter Wein, aber der Preis den ich dafür inzwischen realisieren kann....!?!
Auf der anderen Seite habe ich mit Bordeaux halt auch meine größten Weinerlebnisse gehabt. Das ist selten, aber da steht der Preis dann komplett im Hintergrund (Montrose 89/90, Angelus 95, Baron 89/90, HB 89/90, LLC..)
Übrigens bei den Weinen für alle Tage bin ich eher in Italien Zuhause... Da hatte ich früher auf Händler Empfehlungen gehört, nicht mein Fall! Da bin ich in Bordeaux noch nicht wirklich fündig geworden.
Das liegt aber sicher an den vielen Toskana/Umbrien Urlauben...
Viele Grüße Segla
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octopussy
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von octopussy »

harti hat geschrieben: ein erstaunliches Statement. Für mich sind diese Weine keineswegs austauschbar, auch wenn sie aus der gleich Appellation stammen. Talbots aus neuerer Zeit halte ich für eher dubios, weil manchmal ziemlich nachlässig vinifiziert. Langoa kann als kleines Geschwisterchen von Leoville angesehen werden, also etwas lieblicher, aber von der Stilistik schon noch zuzuordnen, d.h. insgesamt etwas vierschrötig. Branaire steht m.E. qualitativ eine Klasse über den beiden, wenngleich ich den auf Charme augerichteten Stil nicht zu meinen bevorzugten zähle. Statt des Branaire würde ich eher zum preislich nicht wesentlich teureren Gruaud greifen und statt Langoa fiele meine Wahl auf Lagrange.
Hallo Hartmut,

kann ich gut verstehen, aber ich bin da weniger anspruchsvoll und kenne mich mit Bordeaux dann doch so wenig aus, dass für mich die Unterschiede im Zweifel erkennbar sind, wenn ich die Weine nebeneinander trinke, sie aber nicht so entscheidend sind, wenn ich nur einen der genannten Weine habe und immer mal wieder über die Jahre trinke. Wenn ich "nur" einen gut gemachten St. Julien halbwegs klassischer Machart will, dann ist für mich die Auswahl einigermaßen groß. Ich hätte auch Clos du Marquis statt Talbot nennen können. Lagrange fanden einige Kritiker dieses Jahr ja nicht so dolle. Ich kenne den nur aus 1999 und fand ihn sehr gut.
Beste Grüße, Stephan
Michael24
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Michael24 »

Hallo Weinforum,

gerade in letzter Zeit lese ich in diesem tollen Forum sehr viel mit, da ich nach einer längeren vinophilen Reise wieder bei Bordeaux gelandet bin.
Vor ca. 20 Jahren hatte ich bereits Interesse an Bordeaux, ich kannte das Buch Bordeaux total von Rene Gabriel fast auswendig. Bei den Weinen die ich mir damals nicht leisten konnte, lies ich die gelesenen Zeilen im Mund zergehen...
In der Fruchtphase getrunken und für sehr sehr gut befunden habe ich Smith Haut Lafitte 96, Pichon Baron 95 oder 96.
Zu den Punkten: Ich hatte mir Gazin 95 (19 Punkte Gabriel) und Fieuzal 95 (18 Punkte Gabriel) subskripiert. Nur wegen den Punkten. Während ich von Gazin völlig enttäuscht war, hat der Fieuzal über die Jahre so einigermaßen Spaß gemacht.
Danach suchte ich in Österreich nach Rotweinen, so nach dem Motto: Auch wir haben Weine die es mit der Spitze aufnehmen können...
Es folgte Australien (Die besten Weine findet man nicht im gut vermarkteten Barossa, sonder im Westen bei Margaret River)
Mich verschlug es wieder nach Frankreich (alles außer Bordeaux)

Eine Verkostung mit Montrose 09 (Oberliga) und Du Retout 12 (Preis/Leistung) bestätigt mir, dass es hier ein sehr breites Spektrum an wunderbaren Weinen gibt.
Den Du Retout 12, für unter € 12,- subskripiert, stelle ich für mich persönlich über jeden Wein aus Österreich, vor allem über die aberwitzig teuren Weine aus meiner Heimat.

Vielleicht kann mir jemand einen Tipp für eine Subskription 2014 geben. Was sich suche:
Einen klassischen bzw. klassisch-modernen Wein, mit durchaus deutlichen Tanninen, schöner Frucht und sauber -- Das würde soweit auf den Du Retout zutreffen -- aber auch mit einer verführerischen Komplexität, mit Nuancen, Feinheiten, Terroirausdruck.
Preisbereich bis ca. 50 Euro/Flasche
Hätte ich keine anderen Sorgen würde ich mir jeweils eine Kiste Ducru-Beaucaillou, Montrose, Pichon Longueville Comtesse de Lalande und Cos Estournel kaufen aber € 100 und mehr ist mit der Spaß einfach nicht wert.
Falls sich jemand durch meinen leicht wirren Einstandsbeitrag angesprochen fühlt, würde ich mich über Tipps freuen.

mfg,
Michael
glycosid
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von glycosid »

Michael24 hat geschrieben:Vielleicht kann mir jemand einen Tipp für eine Subskription 2014 geben.
Mein Tipp wäre, dass du in Subskription "sicherheitshalber" nur solche Weine kaufst, die du bereits kennst und deren Stilistik und "Machart" dir gefallen, am besten über mehr als einen Jahrgang hinweg. Und (nur) bei diesen Weinen ist es sicherlich nicht verkehrt, hinsichtlich dieser konkreten Weine auch einmal die Stimmen möglichst vieler der Profi-Primeur-Verkoster ins Auge zu fassen. Dabei würde ich aber Im Zweifelsfalle die persönliche Erfahrung mit einem Weingut immer über das im Verkostungs-Akkord gefällte Geschmacks-Urteil fremer Leute stellen!

Was hingegen Weine angeht, die du noch niemals getrunken hast, würde ich auf jene Punkte-"Schätzungen" unfertiger Wein-Embryos ehrlich gesagt nicht sonderlich viel geben und lieber warten, bis die Weine auf Flasche sind und du dir dein eigenes Urteil am fertigen Produkt bilden kannst. Die paar Euro, die du dann möglicherweise mehr für eine Flasche bezahlen musst, sind letztendlich doch gut angelegt.

Was in dieser Hinsicht jene dir noch unbekannten Chateaux angeht, erlaube ich mir, deinen Blick auf die vielen, gerade im "Retout-Segment" noch immer zu angemessenen Preisen erhältlichen 2012er, 2011er und sogar auch noch 20110er zu lenken - die kannst du nämlich in aller Ruhe erst mal probieren...
Trinkfreude
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Registriert: Mi 19. Jan 2011, 21:49
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Trinkfreude »

Hallo Michael,

erstmal herzlich willkommen! Tipps zu den 2014ern sind natürlich schwierig, da so gut wie keiner im Forum die schon en primeur probieren konnte und auch keiner Deine Präferenzen so richtig einsortieren kann, deshalb traut sich niemand so recht aus der Deckung. Was glycosid sagt, ist natürlich richtig und vernünftig, aber Subskription hat nun mal nicht immer nur mit Vernunft zu tun :lol:

Wann willst Du den Wein denn trinken? In Deiner Preisrange bis 50€ gibt es natürlich am oberen Rand schöne Weine wie Grand Puy Lacoste, denen ich die meisten der Eigenschaften zuschreiben würde, die Du Dir in Deiner Beschreibung wünschst. Die sind aber schätzungsweise ungefähr dann auf dem Höhepunkt, wenn Du in Rente gehst. (Ich gehe mal davon aus, dass der 95er Baron, den Du erwähnst, nicht in Deinem Nuckelfläschchen war, sondern dass Du damals vielleicht Mitte 20 warst?)

Wenn Du lieber früher mal das eine oder andere Fläschchen genießen willst, ist es wahrscheinlich schlauer, einfach mal querbeet in der 10-20€ Liga ein paar Weine zu bestellen und in ein paar Jahren mal zu schauen, wie Dir die dann schmecken. Neben du Retout könnten das zB Charmail, du Glana, Le Boscq u. v. a. sein. Gute Erfahrungen habe ich sonst auch mit Cambon La Pelouse, aber da lesen sich einige Verkostungsnotizen dieses Jahr etwas diffus, daher probiere ich diesmal stattdessen Clos Floridene.

Am besten machst Du einfach beides :D

Viele Grüße
Jürgen
Zweifel
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Registriert: Fr 7. Jan 2011, 10:49

Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Zweifel »

Michael24 hat geschrieben:Hallo Weinforum,

Was sich suche:
Einen klassischen bzw. klassisch-modernen Wein, mit durchaus deutlichen Tanninen, schöner Frucht und sauber -- Das würde soweit auf den Du Retout zutreffen -- aber auch mit einer verführerischen Komplexität, mit Nuancen, Feinheiten, Terroirausdruck.

mfg,
Michael
Willkommen im Forum Michael!
Ich bin einig mit den beiden bisherigen Antworten.
Mit durchaus deutlichen Tannen schreibst du. Ja, da könnte Le Boscq passen. Und andere aus der Region St.Estephe. Versuche doch mal einen bereits abgefüllten Meyney, ein sicherer Wert, wenn man (wie ich auch) etwas ruppige Tannine zu schätzen weiss..
Gruss Hans-Rudolf
Michael24
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Registriert: Mo 8. Jun 2015, 18:14
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Michael24 »

Hallo,

danke für eure Meinungen.
Die sind aber schätzungsweise ungefähr dann auf dem Höhepunkt, wenn Du in Rente gehst. (Ich gehe mal davon aus, dass der 95er Baron, den Du erwähnst, nicht in Deinem Nuckelfläschchen war, sondern dass Du damals vielleicht Mitte 20 warst?)
Ich war Anfang 20, das könnte noch etwas werden vor der Rente. Irgendwie ist das Einkaufen von so langlebigen Weinen trotzdem frustrierend...
Vor ein paar Wochen habe ich mir so einige Einzelflaschen bestellt und diese werden bzw. wurden probiert. Hier geht es darum einen Wein zu finden, der für das Geld sehr viel Freude macht. Und ich bin überrascht in diesem Bereich so viele sehr gute Weine aus Bordeaux zu finden.
Ein Probekarton in der € 50,- Klasse wäre auch eine Möglichkeit, wenn auch eine kostenintensive, um diese Weine in der Jugend anzutesten, damit man dann nächstes Jahr weiß, wovon man sich ein paar FLaschen in den Keller legt.
Gibt es hier jemanden aus Österreich (Wien), der mir ein paar Tipps geben kann wo man interessante Bordeaux probieren kann, wie z.b. eine Arrivage Verkostung ?
Eine 100 ParkerPunkte Verkostung wäre mir dann wieder zu heftig.

lg,
Michael
alfredmeinrad
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von alfredmeinrad »

Hallo zusammen
Aktualisiert Herr Bleguern (www.bleguern.fr) seine Seite für die Bordeaux 2014 nicht mehr? Fand ich jeweils noch informativer als bordoverview.com.
Gruss Fredi

Isch gad all wede schöö, e Fläschli ufztue!!
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innauen
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von innauen »

Hallo,

Apropos Punkte. Gerade bekomme ich Post von Aux Fins Gourmets. Den Subskriptionskatalog von Herrn Hilse gibt´s jetzt nur noch gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro. Ok. Was nichts kostet, ist nichts wert. Ich weiß schon. Und ich habe die Verkostungsnotizen von Herrn Hilse auch immer gern gelesen. Eine - positiv formuliert - Eigenständigkeit konnte man ihm nicht absprechen und er war auch einer der ersten, die Pontet Canet, La Violette und Batailley schon früh als kommende Überfliegerweine identifiziert hat. Aber 10 Euro? Für einen Katalog? Es gibt ja Alternativen. Lobenbergs Sammlung gab es bislang ja umsonst. Wenn man im Durchschnitt 4-5 Punkte von seinen Bewertungen abzieht und seine Hymnen über Du Retout, Charmail einordnen als das was sie sind - nämlich Werbung, tut´s der doch auch, oder?!

Grüße,

Wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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