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Kammerberg Spätburgunder 2006
Kammerberg Spätburgunder 2006
Um es kurz zu machen:
Wenn jemand wissen will, wie großartiger und trinkreifer Spätburgunder aussehen kann, dann greife er zu dieser Flasche.
Auf der diesjährigen ProWein in Düsseldorf, konnte ich den aktuellen Kammerberg verkosten und war sehr angetan vom Wein, wenngleich bei genau diesem Spätburgunder stets Potenzialtrinken angesagt ist. Um so mehr habe ich mich gefreut, nachdem man mir vom Weingut aus mitteilte, dass sich der 2006er Jahrgang momentan auf dem Trinkhöhepunkt befinden dürfte.
Also habe ich nicht lange gezögert und die Flasche wenige Wochen später geöffnet.
Beckers Kammerberg befindet sich eigentlich genau genommen schon auf französischem Boden, nämlich im Schweigener Sonnenberg mit Südexposition Richtung Wissembourg-also im Elsass. Hier trifft man mittlerweile rund 45 Jahre alte Rebstöcke an, die auf Kalksteinböden mit tonig lehmiger Auflage wachsen. Beim Kammerberg werden die Trauben selbstverständlich handverlesen, was gerade im schwierigen Jahr 2006 einen enormen Ertragsverlust bedeutet haben dürfte um einen solchen Wein abzufüllen. Der Spätburgunder wird im offenen Eichenholzbottich vergoren und dann im Barrique aus größtenteils Pfälzer Eiche ausgebaut. Der Wein wandert dann ungefüllt in die Flaschen.
Im Glas zeigt sich der 2006er Kammerberg relativ dunkel, jedoch burgundertypisch leicht durchsichtig. Spannend wird es dann in der Nase, denn der Spätburgunder ist sofort präsent mit delikatem Aroma. Man findet ein Potpourri aus reifen roten aber auch schwarzen Beeren, keineswegs pflaumig konzentrierte Süße. Auch der Holzeinsatz macht sich nur dezent bemerkbar in Form von etwas Zedernholz und Tabak. Doch all dies wirkt sehr subtil mit Konzentration auf die Frucht.
Am Gaumen glänzt der angenehme und gut balancierte Einsatz von Holz und Tannin. Letzteres wirkt weich und elegant, sodass der Spätburgunder momentan auf der Zunge dahingleitet. Neben viel Beeren aber auch etwas dunkler Kirsche, wirkt der Wein keineswegs gezerrt auf burgundisch getrimmt. Man hat einen etwas leichteren Spätburgunder aus Deutschland im Glas, der doch voller Kraft steckt, ohne damit zu protzen. Das liegt sicherlich auch an den angenehmen 13 Vol %. Durch seine beachtenswerte Dichte und Komplexität, wirkt der Wein wie aus einem Guss, ja fast wie ein Maßanzug. Jede Naht sitzt perfekt. Das ergibt im Gesamtbild einen prächtig entwickelten Spätburgunder kühlerer Art und voller Komplexität aber bei gleichzeitiger Leichtigkeit und Delikatesse. Trotz der Tatsache, dass die Reben auf elsässischem Boden wachsen – das ist ein (echtes) Großes Gewächs aus Deutschland!
getrunken im April 2013, aus dem Zalto Burgunderglas