Hallo zusammen,
ich habe mir Ende letzten Jahres zwei Kisten eines leckeren italienischen Rotweines im Angebot gekauft. Als ich gestern mal wieder eine Flasche davon trinken wollte, hat der Wein stark geschäumt und ekelhaft geschmeckt. Auch dekantieren und längeres abwarten hat keine Abhilfe gebracht. Weitere Flasche geöffnet, das gleiche Spiel. Dann habe ich eine Flasche aus der anderen Kiste geöffnet und der war in Ordnung.
In meinen Augen hat der Wein nachgegärt. Wie kann das passieren? Mein Weinkeller ist zwar nicht optimal, (im Winter ca. 16 Grad, Im Sommer ca. 18 Grad), aber andere Weine (Rhône, Bordeaux, Apulien) habe ich da schon deutlich über 5 Jahre gelagert und es hat problemlos geklappt. Kein Wein hat nachgegärt. Alle waren schön gereift
Was ist hier passiert?
Hat der Erzeuger geschlampt und nicht sauber gearbeitet?
Hat der Wein beim Transport (war Online-Versand) zu kalt gestanden (war ja Winter).
Hatte der Wein vielleicht beim Händler schon einen Stich und der wollte den deshalb schnell loswerden?
Wer kann mir hier weiterhelfen...
Bedanke mich schon mal vorab für Eure Unterstützung!
Nachgärung Rotwein, Weinfehler
Re: Nachgärung Rotwein, Weinfehler
Vermutlich ... unvergorener Restzucker, keine Sterilfiltration, zu wenig Schwefel, usw. ... mannigfache Ursachen möglich. Kann immer wieder mal vorkommen. Die Lagerung hat da weniger einfluss drauf, ausser du besitzt ein Kühlhaus.TOMLA hat geschrieben:...
Hat der Erzeuger geschlampt und nicht sauber gearbeitet?
...
Wenn du noch die Rechnung hast und ein Umtausch nicht ausgeschlossen ist, Ware an den Verkäufer, so denn ein Gewerblicher zurück, da dieser die Charge wiederum beim Erzeuger geltend machen kann, so er denn will ...
Seriöse Händler machen das so.
Grüsse
Ralf
Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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- weingeist
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Re: Nachgärung Rotwein, Weinfehler
TOMLA hat geschrieben:Dann habe ich eine Flasche aus der anderen Kiste geöffnet und der war in Ordnung.
Ich möchte ja hier keine "Lanze für den Erzeuger brechen", nur die Wahrscheinlichkeit, dass bei zwei Kisten von der (voraussichtlich) gleichen Palette an den Händler, auch die gleichen Abfüllungen verwendet wurden, ist schon hoch. Und da verwundert mich, dass die Weine einer Kiste diesen Fehler aufweisen, die anderen Weine aber nicht. Was anderes wäre es bei einer Nachbestellung, wo vielleicht der Wein aus einer anderen Charge oder einem anderen Fass gefüllt wurde.olifant hat geschrieben:Vermutlich ...TOMLA hat geschrieben:...
Hat der Erzeuger geschlampt und nicht sauber gearbeitet?
...
Liebe Grüße
weingeist
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Re: Nachgärung Rotwein, Weinfehler
Es war eine Nachbestellung. Ich hatte eine Kiste bestellt und da wir von dem Wein schier begeistert waren, haben wir eine zweite Kiste geordert. Die ging dann beim Paketdienst zu Bruch und es kam eine dritte Kiste. Zwischen Kiste 1 und Kiste 3 lagen ca. 3 Wochen. Könnte also sein, dass es ein anderes Fass war. Andererseits tragen beide die gleiche gestempelte Nummer auf der Flasche. Auf einer Flasche eines ganz anderen Händlers (weder Kiste 1 noch Kiste 3) steht übrigens die gleiche Nummer nur mit einem "A" am Schluss, während hier Kiste 1 und Kiste 3 eine "B" am Schluss haben.was anderes wäre es bei einer Nachbestellung, wo vielleicht der Wein aus einer anderen Charge oder einem anderen Fass gefüllt wurde.
Ich werde in den nächsten Tagen mal eine weitere Flasche aufziehen und schauen, ob es an der Kiste lag oder Zufall ist.
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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Re: Nachgärung Rotwein, Weinfehler
nunja, ich hatte ja mal testweise Rotwein unfiltriert mit sehr niedrigen SO2-Gehalten abgefüllt - das Ergebnis vorausahnend, aber einfach so zum Spaß ca 100 Flaschen (ich galube da hatten wir auchmal hier drüber gesprochen...)
Ich gehe jede Wette ein, dass alle Flaschen die jetzt noch nicht gären, spätestens sobald das Klima etwas wärmer wird auch hochgehen. Das hat nichts mit verschiedenen Chargen zu tun, sondern eher mit "Flaschen-individueller Hefeaktivität". Bei der Füllung ist ja nicht zwangsläufig in jeder Flasche die gleiche Anzahl an Hefezellen gelandet...einige brauchen dann etwas länger, aber sie werden es schon schaffen
SO2 ist trotz ständig akuter Vergiftungshysterie schon nicht ganz sinnlos und überflüssig...
Ich gehe jede Wette ein, dass alle Flaschen die jetzt noch nicht gären, spätestens sobald das Klima etwas wärmer wird auch hochgehen. Das hat nichts mit verschiedenen Chargen zu tun, sondern eher mit "Flaschen-individueller Hefeaktivität". Bei der Füllung ist ja nicht zwangsläufig in jeder Flasche die gleiche Anzahl an Hefezellen gelandet...einige brauchen dann etwas länger, aber sie werden es schon schaffen

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wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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Re: Nachgärung Rotwein, Weinfehler
TOMLA hat geschrieben:Mein Weinkeller ist zwar nicht optimal, (im Winter ca. 16 Grad, Im Sommer ca. 18 Grad)
Dein Keller scheint doch ehr Top als Flop zu sein. Das sind doch gute Temperaturen

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Deep And House
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Re: Nachgärung Rotwein, Weinfehler
Zunächst mal vielen Dank für die Kommentare und Eure Einschätzungen!
da hätte ich erwartet, dass bei einem so hochgelobten Wein auch die Schwefelzugabe stimmt. Bei dem Wein handelt es sich um den "Nativ - Eremo San Quirico – Irpinia Campi Taurasini DOC" von der "Azienda Agricola", der von Luca Maroni mit 99/100 Punkten bewertet wurde...
Die 99/100 hat er in meinen Augen zwar nicht verdient, aber zum einen bin ich kein Weinkritiker und zum anderen ist er trotzdem total lecker. 92 Punkte hat er durchaus verdient, solange die Flasche noch nicht vergoren ist. Das ist wirklich ärgerlich...
Tja,SO2 ist trotz ständig akuter Vergiftungshysterie schon nicht ganz sinnlos und überflüssig...
da hätte ich erwartet, dass bei einem so hochgelobten Wein auch die Schwefelzugabe stimmt. Bei dem Wein handelt es sich um den "Nativ - Eremo San Quirico – Irpinia Campi Taurasini DOC" von der "Azienda Agricola", der von Luca Maroni mit 99/100 Punkten bewertet wurde...
Die 99/100 hat er in meinen Augen zwar nicht verdient, aber zum einen bin ich kein Weinkritiker und zum anderen ist er trotzdem total lecker. 92 Punkte hat er durchaus verdient, solange die Flasche noch nicht vergoren ist. Das ist wirklich ärgerlich...
Einzige Chance ist wohl den Wein möglichst schnell zu trinken...Ich gehe jede Wette ein, dass alle Flaschen die jetzt noch nicht gären, spätestens sobald das Klima etwas wärmer wird auch hochgehen
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Re: Nachgärung Rotwein, Weinfehler
Kann es sein, das dem Wein vielleicht gar kein Schwefel zugesetzt wurde? Würde dann auch einiges erklären. Das läge dann an der Philosophie des Erzeugers, und wenn der Wein gut ist, schützt er auch nicht gegen Höchstnoten irgendwelcher Kritiker. Zum anderen sind solche Weine oft weniger stabil und taugen nicht immer zur ewigen Lagerung.
Ich bin derzeit auch total begeistert vom schwefelfreien Matraketa Tranquil von Ficaria Vins aus dem Montsant, wo sich die Grenache völlig anders präsentiert als jeder Grenache mit Schwefel. Der Wein trinkt sich derzeit wie ein richtig großer Wein, der auch richtig was kosten dürfte, dennoch ist er mehr als fair bepreist, eben weil niemand weiß, wie sich das weiter entwickelt. Der Winzer nicht, der dass erst im 3. Jahr so macht - (der Wein von dem ich rede ist noch der aus dem 2. Jahr) und ich oder andere Händler erst recht nicht. Ich gehe für mich mal das (überschaubare) Risiko ein, etwas davon aufzuheben, um zu sehen, ob und wie so was altern kann... Meinen Kunden aber empfehle ich es derzeit noch nicht, den Wein ewig lange aufzuheben... (zumal er jetzt grade absolut grandios ist) Aber jeder Grenache - Fan kann hier mal sehen, wie die Rebsorte gänzlich unverfälscht schmeckt.
Aber kein oder nur minimaler Schwefel kann schon ein Auslöser der Nachgärung sein und das machen halt nicht alle Flaschen am selben Tag, wie Michael schon schrieb.
Ich bin derzeit auch total begeistert vom schwefelfreien Matraketa Tranquil von Ficaria Vins aus dem Montsant, wo sich die Grenache völlig anders präsentiert als jeder Grenache mit Schwefel. Der Wein trinkt sich derzeit wie ein richtig großer Wein, der auch richtig was kosten dürfte, dennoch ist er mehr als fair bepreist, eben weil niemand weiß, wie sich das weiter entwickelt. Der Winzer nicht, der dass erst im 3. Jahr so macht - (der Wein von dem ich rede ist noch der aus dem 2. Jahr) und ich oder andere Händler erst recht nicht. Ich gehe für mich mal das (überschaubare) Risiko ein, etwas davon aufzuheben, um zu sehen, ob und wie so was altern kann... Meinen Kunden aber empfehle ich es derzeit noch nicht, den Wein ewig lange aufzuheben... (zumal er jetzt grade absolut grandios ist) Aber jeder Grenache - Fan kann hier mal sehen, wie die Rebsorte gänzlich unverfälscht schmeckt.
Aber kein oder nur minimaler Schwefel kann schon ein Auslöser der Nachgärung sein und das machen halt nicht alle Flaschen am selben Tag, wie Michael schon schrieb.
- weingeist
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Re: Nachgärung Rotwein, Weinfehler
Hallo Michael!MichaelWagner hat geschrieben:Das hat nichts mit verschiedenen Chargen zu tun, sondern eher mit "Flaschen-individueller Hefeaktivität".
SO2 ist trotz ständig akuter Vergiftungshysterie schon nicht ganz sinnlos und überflüssig...
Da hast Du schon recht, nur stand im ersten Post etwas von hochwertigem italienischen Rotwein (wo ich schon annehmen durfte, dass er mit Schwefel stabilsiert wurde), während ich jetzt bei Nennung des Namens und dem Wortlaut "Nativ" eher mit Thorsten gehe, und der Wein womöglich gar keinen Schwefel gesehen hat. (Einschub: Hochwertig kann der Wein trotzdem sein, das stelle ich mit dieser Sichtweise nicht in Frage.) Dann schweige ich sofort über verschiedene Abfüllungen. Nur "Natur pur" stabilisiert keinen Wein, auch wenn ich ihn - soweit mir bekannt - z. B. sehr kalt abfülle.
Liebe Grüße
weingeist
weingeist
Re: Nachgärung Rotwein, Weinfehler
Beim Händler steht als Hinweis "enthält Sulfite"...... Wortlaut "Nativ" eher mit Thorsten gehe, und der Wein womöglich gar keinen Schwefel gesehen hat.
Aber ich schaue mal heute Abend auf die Flasche.
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