Hallo Seehas,
Nach unbefriedigenden Versuchen mit älteren, vor Ort im schön gelegenen Weinverkauf des Klosters erworbenen Jahrgängen, die etwas grün und hart bzw. holzlastig erschienen, lässt dieser Wein seine Vorgänger deutlich hinter sich und erklärt den Ruf der Klosterkellerei als Lagrein-Mekka. So einen runden würzigen, harmonischen und saftigen Lagrein hatte ich bisher nicht im Glas.
Abtei Muri war und ist einer der verlässlichsten Lagreinerzeuger Südtirols. Am Ausbau wirklich
geändert hat sich in den letzten Jahren wohl eher nichts. Seit 1998 ist Christian Werth Kellermeister - unter seiner Regie wurde am Ausbau der Weine gegenüber seinem Vorgänger schon deutlich gearbeitet, was sich zunächst, bis ca. 2004 mit einer teilweise anfangs dominanten Barriqueprägung äusserte, seit 2005 sind die Weine aber ohne Ausbauschwankungen voll und ganz im Lot, der Toast war bei den frisch abgefüllten Weinen auch nicht mehr dominant; eine Vanillenote haben die Muri-Lagrein aber immer, diese ist aber nie aufdringlich, sondern eher im Nachgeschmack wahr zu nehmen. Diese Note zeigt sich aber m.E. durchaus bei anderen, v.a. auch gereiften, Lagrein - daher sehe ich dies wohl der Sorte geschuldet.
Aber auch die Jahrgänge '98 - '04 zeigen in der Reife einen mehr als ordentlichen Auftritt und Alterungsfähigkeit, bei dem bei weitem nicht alle Lagreinproduzenten so mithalten können, auch wenn diese in der Jugend nicht immer einheitlich waren.
Seit 2008 sind die Weine i.d.R. in einer fast unwiderstehlichen Frühfruchtphase ('09 und '10 sind da ziemlich hedonistisch), die sich ca. 2-3 Jahre hält, tauchen dann etwas ab. Über die spätere Reife kann man verständlicherweise daher auch noch nicht so viel sagen, ich gehe aber davon aus, das diese konstant auf vergleichsweise hohem Niveau erfolgen wird, da Muri unabhängig vom Stil und Jahrgang immer über grossartiges Traubenmaterial verfügt.
Wirklich
grün habe ich daher noch keinen Jahrgang bei Muri im Glas gehabt, weder bei der Abtei Riserva, noch vom Basis-Lagrein.