Smaragd 2013

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mixalhs
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Smaragd 2013

Beitrag von mixalhs »

Im Große-Gewächse-Forum wurde behauptet, 2013 sei DER Superjahrgang in der Wachau gewesen und viele Smaragde seien besser geraten als die meisten Großen Gewächse aus Deutschland. Gibt es dazu Informationen? Hat jemand hier schon systematisch verkostet (mal abgesehen vom Falstaff, der meinem Eindruck nach mit seinen Punkten generell etwas höher greift als andere)? Was sollte man kaufen - vielleicht auch jenseits der üblichen Verdächtigen wie Knoll, Hirtzberger und Pichler? Gibt es neue Sterne am österreichischen Weißweinhimmel?
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Gerald
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Re: Smaragd 2013

Beitrag von Gerald »

Hallo Michael,

zum Vergleich mit den deutschen GG kann ich leider nichts sagen, da ich nichts davon probiert habe. Der (Weißwein-) Jahrgang 2013 in Niederösterreich hat mir bisher aber schon sehr gut gefallen, die Weine sind sehr aromatisch und mit kräftiger Säure ausgestattet. Was in D vielleicht (siehe Charlies Statement) ein Makel ist, ist bei uns nach einigen eher langweiligen Jahrgängen - besonders 2011 - ein echter Pluspunkt, finde ich.

Bei den Smaragden habe ich allerdings erst Fassproben verkostet, da traue ich mir keine Aussage darüber zu. Wenn sie aber in der Linie mit den leichteren Weinen (insb. Federspiel) sind, könnte es schon ein toller Jahrgang werden.

Grüße,
Gerald
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weingeist
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Re: Smaragd 2013

Beitrag von weingeist »

Ich habe am Wochenende bei einer sehr verregneten Schifffahrt auf der Donau einige Smaragde von Geralds Lieblingsdomäne (Du weist schon, die in der Wachau ;) ) verkosten dürfen. Irgendwie bin ich mit den Smaragden dabei nicht so recht "warm" geworden. Das mag aber einerseits daran liegen, dass das Wetter so wie den ganzen Sommer über war (was man beim Verkosten zwar ausblenden sollte, aber es war ja eine "Vergnügungsveranstaltung") und anderseits an der Tatsache, dass die Weine erst wenige Tage zuvor gefüllt wurden. Pichpoint (glaube aber das war ein Federspiel) und Achleiten waren eine Wucht, der Kellerberg - für mich - enttäuschend.

Leider war ich heuer im Mai nicht in der Wachau, sonst hätte ich Euch darüber berichtet.
Liebe Grüße
weingeist
mixalhs
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Re: Smaragd 2013

Beitrag von mixalhs »

Riesling Achleiten von der Domäne war in den letzten Jahren immer mein Favorit. Inzwischen mit 22 Euro deutlich teurer als noch vor fünf Jahren, aber immer noch günstiger als 80% der deutschen Großen Gewächse.
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pivu
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Re: Smaragd 2013

Beitrag von pivu »

mixalhs hat geschrieben:Im Große-Gewächse-Forum wurde behauptet, 2013 sei DER Superjahrgang in der Wachau gewesen und viele Smaragde seien besser geraten als die meisten Großen Gewächse aus Deutschland. Gibt es dazu Informationen? Hat jemand hier schon systematisch verkostet (mal abgesehen vom Falstaff, der meinem Eindruck nach mit seinen Punkten generell etwas höher greift als andere)? Was sollte man kaufen - vielleicht auch jenseits der üblichen Verdächtigen wie Knoll, Hirtzberger und Pichler? Gibt es neue Sterne am österreichischen Weißweinhimmel?
hirtzberger würd ich aus 2013 schon mal nicht kaufen, lucas pichler und erich krutzler hab ich drüben bereits erwähnt. sehr gut gefiel mir in der wachau auch erich machherndl und außerhalb der wachau martin arndorfer mit einigen extrem lässigen weinen.

ciao
peter
mixalhs
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Re: Smaragd 2013

Beitrag von mixalhs »

Danke für die Tipps schon mal. Machherndl ist ja gar nicht so teuer.

Ich selbst hatte erst einen 2013er Smaragd, Sonderabfüllung GV "Kollmütz" von der Domäne Wachau, der im Juli beim Weinlet um 60 Euro pro 6 Flaschen im Angebot war: für dieses Geld richtig viel Wein (allerdings noch sehr jung, eher für 2015/16 als jetzt), aber natürlich keine Konkurrenz für die Besten.
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weingeist
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Smaragd 2013 (und Federspiele)

Beitrag von weingeist »

Kurzbericht über meine Eindrücke zum Jahrgang 2013 aus der Wachau,

nachdem ich Freitag zwei (meiner persönlichen) Lieblingsbetriebe,
einen Betrieb, wo das Preis-Leistungsverhältnis absolut unschlagbar ist und
einen Betrieb, wo ich unbedingt zwei Lagensmaragde kaufen wollte (es wurden dann drei :lol: ) besucht habe.

Nach dem Besuch der ersten beiden Betriebe (ich will hier jetzt bewusst keine Namen nennen, per PM gerne) - ein Lieblingsbetrieb und der Preis-Leistungsverhältnisbetrieb - war mir die Enttäuschung über die Weine des Jahrgangs 2013 etwas ins Gesicht geschrieben. Wobei diese Aussage jetzt hauptsächlich für die Smaragde gilt, die Federspiele waren allesamt fein zu trinken. Die Sortentypizität war relativ klar erkennbar, die Weine waren in der Nase sauber und fruchtig, am Gaumen ebenfalls Frucht und schönen Schmelz, bei doch ansprechender Säurestruktur. Sie zeigen auch Potential für eine Lagerung (denke ich jedenfalls), müssen also nicht allzurasch getrunken werden. Bei den Smaragden (GV und Riesling) habe ich relativ unharmonische Weine zu verkosten bekommen. Vor allem war bei den Smaragden dieser beiden Betriebe ein Bitterton (am Gaumen) feststellbar, den ich so noch nicht kannte. Nicht im Abgang (wo man noch sagen könnte, der Alkohol schlägt zu), nein, eigentlich schon während man den Wein noch im Mund hatte.

Bei meinem zweiten Lieblingsbetrieb, den ich danach besuchte und den ich auch nenne, das Weingut Rixinger aus Spitz (Gut am Steg), war die Welt für mich dann wieder in Ordnung. Ich habe die gesamte Linie (GV, Riesling, Weißburgunder) verkostet und war sowohl von den Federspielen wie auch von den Smaragden, begeistert. Die Weine waren klar strukturiert, die Sortentypizität erkennbar, sogar Bodenunterschiede herausschmeckbar (wo ich mir immer schwer tue), ließen sich gut trinken, und waren von der Nase, über den Gaumen bis zum Abgang wie aus einem Guss. Hier schmeckte ich auch bei keinem der Smaragde diese vorher genannten Bitternoten. So nebenbei wurde hier auch darüber aufgeklärt (siehe ein anderes Posting von mir, wo ich die Frage in den Raum stellte, was an einem regnerischen Tag im Weingarten gespritzt würde), dass Kalk ausgebracht wird. Dieser soll ein schnelleres auftrocknen der Trauben, bei gleichzeitiger Desinfektion des Traubenmaterials gewährleisten. Wieder etwas dazugelernt.

Der letzte Betrieb war dann die Domäne Wachau, wo ich mir jeweils sechs Flaschen der Lagensmaragde (GV Pichl Point, GV Achleiten und Riesling Achleiten) geleistet habe. Ich durfte zwei dieser Weine ja schon bei der Schifffahrt vor zwei Wochen verkosten, und schon damals wurde von mir die Entscheidung getroffen, sie mir auch in den Keller zu legen. Die Weine selbst präsentieren sich als Smaragde, wie man sich diese erwartet. Absolut klar, strukturiert, trotzdem noch eine Säure, die gemeinsam mit dem Extrakt eine schöne Einheit bildet, zum trinken anregt, ohne irgendwie übergewichtig zu wirken. Die Unterschiede zwischen Pichl Point und Achleiten auch für einen Laien (so wie mich) absolut erkennbar.

Was mir sonst noch aufgefallen ist - jedenfalls in den drei Betrieben, wo ich Federspiele und Smaragde verkostet habe - und was ich hier doch als leichte Kritik an der Wachau anmerken möchte:

Für mich verschmelzen mit jedem Jahr die Grenzen zwischen Federspiel und Smaragd mehr und mehr. Ich bin mir z. B. nicht sicher, ob ich heuer "blind" und "solo" (also ohne Vergleich) bei jedem Wein, korrekt unterscheiden hätte können, ob ich jetzt ein Federspiel oder einen Smaragd im Glas habe, was sicher damit zu tun hat, dass in reifen Jahrgängen auch die Federspiele halt gerade noch Federspiele werden und somit fast auch Smaragde sein könnten. Wenn ich mich zurück erinnere, war das früher nicht so extrem, da konnte man schon klar ein Federspiel von einem Smaragd unterscheiden (vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein). Es gab da aber noch eine Kategorie - ja, die fast "ausgestorbenen" Steinfedern, die, wenn es nach Winzeraussagen geht, mit dem heurigen Jahrgang, wohl zwangsweise wieder reaktiviert werden.
Liebe Grüße
weingeist
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Gerald
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Re: Smaragd 2013

Beitrag von Gerald »

Hallo Herbert,
Wenn ich mich zurück erinnere, war das früher nicht so extrem, da konnte man schon klar ein Federspiel von einem Smaragd unterscheiden (vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein).
also ich konnte das eigentlich noch nie - zumindest ohne Kenntnis des Jahrgangs. In weniger reifen Jahrgängen wirkten viele Federspiele eigentlich wie Smaragde (wären sie bei etwas mehr Sonne ja auch geworden) und ungekehrt. Und auch über das Reifeverhalten - was ja eigentlich der große Unterschied sein sollte - konnte ich mich dem Phänomen nicht wirklich nähern, viele ältere Federspiele wirken genauso wenig oder stark gereift wie ihre "smaragdenen" Brüder. Jetzt, wo bei vielen Betrieben die Federspiele verschraubt werden, die Smaragde aber nach wie vor mit der Baumrinde (mit der unreproduzierbaren Sauerstoffdurchlässigkeit) könnte sich die Sache sogar ins Gegenteil verkehren. ;)

Grüße,
Gerald
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weingeist
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Re: Smaragd 2013

Beitrag von weingeist »

Hallo Gerlad!
Gerald hat geschrieben:
Herbert hat geschrieben
Wenn ich mich zurück erinnere, war das früher nicht so extrem, da konnte man schon klar ein Federspiel von einem Smaragd unterscheiden (vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein).
also ich konnte das eigentlich noch nie - zumindest ohne Kenntnis des Jahrgangs.
Ich habe eh' geschrieben, dass ich mir das vielleicht nur einbilde :lol: , keine Ahnung, was passiert, wenn man mir blind einige FS und S hinstellt, ob bzw. bei wievielen der Weine ich dann richtig liegen würde.
Gerald hat geschrieben:Und auch über das Reifeverhalten - was ja eigentlich der große Unterschied sein sollte - konnte ich mich dem Phänomen nicht wirklich nähern, viele ältere Federspiele wirken genauso wenig oder stark gereift wie ihre "smaragdenen" Brüder.
Auch das habe ich genauso schon erlebt. Ich denke, dass das Reifeverhalten zwischen "ähnlichen" (von den analytischen Werten her) FS und S ohne weiteres ident sein wird. Es gibt ja auch Kabinette aus dem Weinviertel, die man noch mit Genuß (als Altweintrinker, der diese Aromatik mag) trinken kann.
Gerald hat geschrieben:Jetzt, wo bei vielen Betrieben die Federspiele verschraubt werden, die Smaragde aber nach wie vor mit der Baumrinde (mit der unreproduzierbaren Sauerstoffdurchlässigkeit) könnte sich die Sache sogar ins Gegenteil verkehren. ;) Grüße, Gerald
Dieses leidige Thema verstehe ich sowieso nicht. Erst Freitag musste ich aber wieder hören, dass die Qualität der Korken doch so toll ist, TCA gibt's dadurch kaum mehr und um den Reifeprozess beim Kunden (= Weinfreund) im Keller dürfte sich kaum mehr jemand Gedanken machen, sobald der Wein verkauft ist. Wobei ein Winzer meinte, gerade bestimmte Kollegen in der Wachau würden derzeit stark mit UTA "kämpfen".
Liebe Grüße
weingeist
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Re: Smaragd 2013

Beitrag von weinfidél »

weingeist hat geschrieben:...Wobei ein Winzer meinte, gerade bestimmte Kollegen in der Wachau würden derzeit stark mit UTA "kämpfen".
...und warum?
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