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Bordeaux 2001

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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innauen

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Re: Bordeaux 2001

BeitragDi 22. Okt 2013, 06:12

Moin,

auf dem Niveau eines sehr guten Cru Bourgeois befand sich gestern Blason Evangile 2001. Letztlich ist das ein hypothetischer Vergleich, denn in Pomerol gibt es keine bürgerlichen Gewächse:

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Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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UlliB

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Re: Bordeaux 2001

BeitragSo 27. Okt 2013, 09:20

octopussy hat geschrieben:
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Durch die Verkostungsnotiz neugierig geworden, habe ich mal wieder eine Flasche Chateau Montrose 2001 aus dem Keller geholt und aufgezogen.

Stephan, für meine Begriffe schreibst Du die präzisesten und für mich in der Regel völlig nachvollziehbaren Verkostungsnotizen im Forum. Chapeau! - Da bleibt nicht mehr viel zu ergänzen - außer vielleicht, dass dieser Wein ziemlich prototypisch das verkörpert, was ich an Bordeaux so mag: bei aller Konzentration eine kühle, schlanke Eleganz. Ich glaube übrigens, dass der Wein in den kommenden Jahren noch ein wenig zulegen wird.

Punktemäßig wäre ich vielleicht etwas knapper unterwegs gewesen, ich schwankte so zwischen 92 und 93 UP. Der Wein ist toll, gar keine Frage - es geht aber halt noch besser, und das auch bei Montrose: das geniale Pärchen 89/90, der noch etwas zugeknöpfte unmittelbare Jahrgangsnachbar 2000, auch der 2005er, ganz sicher der 2009er, das sind alles doch recht deutlich bessere Weine, die dem etwas linearen 2001er an Fülle und Tiefe überlegen sind. Das ist jetzt Gemoppere auf hohem Niveau, aber das Bessere ist des Guten Feind, und bewertungstechnisch muss man diese Weine ja auch noch irgendwo unterbringen.

Gruß
Ulli
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toff

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Re: Bordeaux 2001

BeitragMi 30. Okt 2013, 11:22

Hallo zusammen,

den fand ich ziemlich überzeugend:

2001 Chateau Joanin Bécot, Cotes de Castillon, 75% Merlot 25% Cabernet Franc

Gleich nach dem Öffnen entströmt dem Wein ein wunderschönes Aroma das von Heidelbeere geprägt ist, aber auch würzige Anteile enthält. Im Mund setzen sich diese Eindrücke fort, dazu dezentes, gut eingebundenes Holz. Die Tannine sind noch fest aber nicht mehr adstringierend und verleihen dem Wein ein "feinkörniges" Mundgefühl. Gute Säurestruktur, dicht, aber nicht fett, mittellanger, sauberer Abgang.

Hat sich über zwei Tage kaum verändert. Moderate 12,5 Volt, das findet man bei einer merlotdominierten Cuvee vom rechten Ufer heute auch eher selten. Kann sicher noch lagern, macht aber gerade soviel Trinkfreude, dass ich die andere Flasche, die ich noch habe, am liebsten heute noch aufziehen möchte. Ich weiss nicht mehr genau, was ich dafür bezahlt habe, aber den 2007er habe ich kürzlich für unter 20 € gesehen, der 01 dürfte dann eher bei 15 gelegen haben und damit hätte er ein exzellentes PGV.

Grüße, Christopher
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UlliB

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Re: Bordeaux 2001

BeitragSo 10. Nov 2013, 18:04

Noch ein 2001er, gerade im Glas: Leoville Barton. Sehr dunkle Farbe. Sowohl in der Nase als auch im Gaumen schlank, straff und fest, gewissermaßen "sehnig". Sehr klassisch, knapp reife Johannisbeere. Noch nicht völlig da, drei oder vier Jahre mehr können nicht schaden. Gute Länge, fein. 91-92 UP.

Ein schöner und vor allem ungemein typischer Wein. So ganz kann ich den in diesem Thread hin und wieder aufflackernden Enthusiasmus für den Jahrgang 2001 aber nicht nachvollziehen. Richtig, das ist ein guter Jahrgang, der etwas kühle, für ihre Herkunft ziemlich protoptypische Weine geliefert hat - aber eben keine wirklich großen Weine; dazu fehlt einfach Substanz, Volumen und Vielschichtigkeit. Der Nachbarjahrgang 2000 ist fast durchgängig besser ausgefallen (und für mich einer der Superstars der letzten 30 Jahre), auch viele 2005er werden besser werden, die meisten 90er sind es jetzt. 96 links ist besser, 98 rechts. 95 bleibt immer noch abzuwarten. Und 2009/2010 sowieso.

Das ist Gemeckere auf durchaus hohem Niveau. Aber bezüglich der absoluten Qualität von 2001 sollte man die Kirche im Dorf lassen.

Gruß
Ulli
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octopussy

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Re: Bordeaux 2001

BeitragMo 11. Nov 2013, 09:58

UlliB hat geschrieben:Ein schöner und vor allem ungemein typischer Wein. So ganz kann ich den in diesem Thread hin und wieder aufflackernden Enthusiasmus für den Jahrgang 2001 aber nicht nachvollziehen. Richtig, das ist ein guter Jahrgang, der etwas kühle, für ihre Herkunft ziemlich protoptypische Weine geliefert hat - aber eben keine wirklich großen Weine; dazu fehlt einfach Substanz, Volumen und Vielschichtigkeit. Der Nachbarjahrgang 2000 ist fast durchgängig besser ausgefallen (und für mich einer der Superstars der letzten 30 Jahre), auch viele 2005er werden besser werden, die meisten 90er sind es jetzt. 96 links ist besser, 98 rechts. 95 bleibt immer noch abzuwarten. Und 2009/2010 sowieso.

Das ist Gemeckere auf durchaus hohem Niveau. Aber bezüglich der absoluten Qualität von 2001 sollte man die Kirche im Dorf lassen.

Hallo Ulli,

dem würde ich zustimmen. Der Reiz des Jahrgangs dürfte neben der Tatsache, dass er einige - wie du schreibst - kühle und herkunftstypische Weine hervorgebracht hat, vor allem in der relativ gesehen preislichen Attraktivität (heutige Preise) liegen. Das Beispiel Léoville-Barton zeigt es: 2000 ist laut Wine-Searcher fast doppelt so teuer wie 2001. Bei La Conseillante (nur als Beispiel) ist dies ebenso der Fall, auch bei Pontet Canet.

Laut der freundlicherweise von innauen geführten Subskriptionspreis-Tabelle (https://docs.google.com/spreadsheet/ccc ... l=en#gid=0) waren zur Subskription die Preisunterschiede allerdings kleiner (in der Tabelle 2000 = DM-Preise, 2001 = EUR-Preise).

Gleichwohl: wer heute noch nachkaufen will, muss für die 2000er erheblich mehr ausgeben als für die 2001er, nach meinem Empfinden für die 2001er aber nur marginal mehr als z.B. für die 1999er, 2002er und 2004er. Ich nehme mich selber nicht davon aus, dazu zu neigen, einen in der Preis-/Qualitäts-Relation attraktiven Wein besonders gut zu finden. Deshalb vielleicht der hier und da aufflackernde Enthusiasmus für den Jahrgang 2001 hier. An der absoluten Qualität ändert natürlich eine preisliche Attraktivität nichts.
Beste Grüße, Stephan
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innauen

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Re: Bordeaux 2001

BeitragMo 11. Nov 2013, 10:20

Deiner Aussage kann ich nur Recht geben, Stephan. In 2001 habe ich viele angenehme Weine getrunken, aber nichts Großes. Dabei hat der Jahrgang zweifelsohne gute Weine hervorgebracht. Aber "Tiefe", "Subtilität" oder "Vielfalt" waren noch keine Begriffe, zu denen ich bei einer Verkostungsnotiz für einen 2001er gegriffen hätte - mit Ausnahme der Sauternes. Aber natürlich war der 2001 günstig zu bekommen und wir müssen uns eingestehen - zumal als Staatsbürger eines Landes der Schnäppchenjäger :oops: -, dass der Preis bei der Beurteilung eines Weines auch bei Weinenthusiasten mitschwingt.

Beleg? Wegen hoher Subskriptionspreise gilt der ähnliche geartete, aber viel fruchtigere und tanninschwache Jahrgang 1999 nicht viel. Weil die Preise zu stark am teuren Jahrgang 2005 firmieren, hat der sehr wohl tiefgründige Jahrgang 2006 nur wenige Anhänger. Und weil die Preisexzesse von 2009/2010 nicht nicht vergessen waren, wird der feine Jahrgang 2011 nie sonderlich populär werden. Umgekehrt wurden mittelmäßige Jahrgänge wie 1997 (durch Preisabschläge) und 2004 (durch die Preisexzesse von 2003/2005) vor allem im Nachhinein populär. Dabei ist es mir bis heute nicht gelungen, einen wirklich überzeugenden 2004er Wein zu trinken - also einen Wein, den ich unter Außerachtlassung des Preises und des Trinkfensters den Nachbarjahrgängen 2003 oder 2005 vorgezogen hätte.

Übrigens habe ich den Eindruck, dass einige 2001er derzeit recht verschlossen sind (Petit Chateau außer Acht gelassen). Geht das nur mir so?

Grüße,

wolf
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UlliB

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Re: Bordeaux 2001

BeitragMo 11. Nov 2013, 20:34

innauen hat geschrieben: Dabei ist es mir bis heute nicht gelungen, einen wirklich überzeugenden 2004er Wein zu trinken - also einen Wein, den ich unter Außerachtlassung des Preises und des Trinkfensters den Nachbarjahrgängen 2003 oder 2005 vorgezogen hätte.


Hallo Wolf,

nun, auf der Ebene einzelner Weine ist das durchaus möglich. Z.B. Haut Bailly - hier ist der wirklich gute 2004er dem (gemessen am sonstigen Niveau des Erzeugers) ziemlich misslungenen 2003er deutlich überlegen. Und ich vermute, dass Du auf dem rechten Ufer einige 2004er finden wirst, die den 2003ern aus gleichem Hause überlegen sind.

Aber zurück zu 2001:

Übrigens habe ich den Eindruck, dass einige 2001er derzeit recht verschlossen sind (Petit Chateau außer Acht gelassen). Geht das nur mir so?


Als regelrecht verschlossen würde ich weder den Leoville Barton noch den weiter oben erwähnten Montrose 2001 bezeichnen. Aber als zu jung. Was ja kein schlechtes Zeichen ist.

Im Moment würde ich im Zweifelsfall eher einen 99er als einen 2001er aufziehen. Die sind eigentlich alle voll da (ok, der 99er Las Cases vor einiger Zeit war es noch nicht. Las Cases halt :roll: ).

Gruß
Ulli
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octopussy

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Re: Bordeaux 2001

BeitragMo 2. Dez 2013, 19:20

Hallo zusammen,

gestern abend wurde mir im Restaurant ein Haut-Médoc empfohlen, von dem ich noch nie gehört hatte: Château Maucamps (Jahrgang 2001). Das Gut bewirtschaftet 34 ha in Macau im südlichen Haut-Médoc, da wo auch Ch. Cantemerle liegt. Der 2001er ist trinkreif, aber tendenziell eher jung, obwohl mehr CS als Merlot in der Cuvée ist, schmeckt er für mich eher nach Merlot. Insgesamt ist der Wein nicht ultrafein, trinkt sich aber einfach hervorragend, gerade zum Essen. Für mich gehobenes Cru Bourgeois Niveau.

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Beste Grüße, Stephan
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Oberpfälzer

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Re: Bordeaux 2001

BeitragFr 23. Mai 2014, 16:47

Hallo zusammen,

mal wieder einen Lagrange im Glas gehabt. Gefällt mir nicht mehr so, wie in 2009:

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Werde meine letzten 2 Flaschen wohl schnell und kühl leeren.
Servus
Wolfgang
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graves

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Re: Bordeaux 2001

BeitragDo 29. Mai 2014, 23:41

Gestern Abend fand eine kurzfristig anberaumte 2001-er Probe der Bordeaux-Runde Franfkurt zur Verkürzung der Sommerpause statt. Trotz der übersichtlichen Aufstellung „4 Weine, 4 Köpfe“ war es ein sehr gelungener Abend. Am Vorabend zu Christi Himmelfahrt lag mit einem Flight Saint-Emilion und einem Flight Saint-Julien etwas Heiliges in der Luft:

BDX 2001.jpg


Troplong Mondot 2001: Dunkelrot, etwas violette Reflexe, leichte Aufhellung am Rand. In der schönen Nase Süß- und Sauerkirsche, Menthol, Leder, Edelholz, leicht süßlich anmutend.
Am Gaumen schlapp mit verhaltenen Tanninen und magerer Säure. Dünn aber nicht kurz. (=>16 Punkte)

Canon La Gaffeliere 2001: Rostrot, stärkere Aufhellung am Rand, reduzierte Farbtiefe. Beim Schwenken im Glas Braunschleier und markante Kirchenfenster. In der Nase deutliche Kuhstallnote, später ergänzt um Kaffee und Waldboden. Am Gaumen Pflaume und Backpflaume, Gewürze insbes. Chilli, Fleisch! Fester Körper aber etwas alkoholisch. Mittellang. (=>17 bis 18 Punkte)

Leoville Barton 2001: Dunkelrot, violette Reflexe, marginale Aufhellung am Rand. In der Nase Kuhstall, Pilze, etwas Graphit und Tabak, leicht scharf. Am Gaumen dunkle Früchte, präsente noch etwas sperriger Tannine. Kompakt. Relativ jung anmutend mit Potential. Mittellang. (=>18 Punkte)

Ducru Beaucaillou 2001: Dunkelrot, etwas violette Reflexe, leichte Aufhellung am Rand. In der Nase Himbeere, Menthol und Sahnebonon. Am Gaumen auch Sauerkirsche und Brombeere, wieder Sahnebonbon, Veilchen, Gewürze. Bisweilen in dieser Phase etwas künstliche Aromatik, aber der Körper samtig, saftig, fein. Dabei subtil Präsenz und Stärke zeigend. Mittellang bis lang. (=>18 bis 19 Punkte)

Fazit: Troplong Mondot war in der Nase schön, sonst aber enttäuschend. Es war auch die einzige Flasche in der am Ende noch substantiell etwas drin war. Canon La Gaffeliere war visuell am stärksten gealtert und mit einer dominanten Kuhstallnote zunächst etwas eindimensional, fing sich aber im Laufe des Abends und hat mit seiner Rustikalität und Wandlungsfähigket Spaß gemacht. Leoville Barton zeigte sich sehr gut, war ausgewogen und hat m.E. richtig Potential, war er doch über den Abend nahezu stabil. Als Musterschüler fehlte ihm m.E. das gewisse Etwas zum WOTN. Ducru Beaucaillou bot eine starke Himbeersahne-Note zeigte sich über den Abend aber vielschichtiger: Einerseits samtig, andererseits ein Trumm von einem Wein: "Die Faust im Glace-Handschuh". Mein WOTN!

Perzeption in der Gruppe: Einige von uns sahen den Troplong Mondot weniger schwach, haben nicht so einen Zugang zum Canon la Gaffeliere gefunden und sortierten den Leoville Barton in seiner Mustergültigkeit auf Augenhöhe zum Ducru Beaucaillou oder darüber. Das Gruppenranking deckt sich im Mittel jedoch mit der o.g. Abstufung.
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