Hallo!
Nun habe ich mich der Frage vom Einsatz von Kupfer im Ökolandbau angenommen.
Immer wieder wird der Zeigefinger erhoben und vorgetragen, dass auch im Biolandbau gespritzt wird, und zwar giftige Kupfermixturen. Das wird beständig wiederholt, aber Genaues weiß wohl niemand, und so entstehen teilweise abenteuerliche Behauptungen. Was ist also dran an der Sache?
Zunächst habe ich hier im Forum 'Kupfer' in die Suchfunktion eingeben und 73 Resultate erhalten. Sonderlich fachkundig sind die Resultate nicht. Insbesonders Gerald weist unermütlich (bestimmt mehr als 20 mal) darauf hin, dass im Bioweinbau das giftige Kupfer verwendet wird, welches sich im Boden nicht abbaut, sondern anreichert.
Verschwiegen wird hier der Umstand, das Kupfer sich umwandelt und dann nicht mehr organisch verfügbar ist (sprich: giftig ist):
"Der Wirkstoff Kupfer liegt in elementarer Form vor und kann daher nicht wie andere organische Verbindungen, abgebaut werden. Das Element Kupfer kann aber mit einer großen Bandbreite von Verbindungen reagieren. Deshalb wird der größte Teil des Kupfers im Boden oder in Gewässern rasch an mineralische und organische Substanz gebunden oder als unlösliches anorganisches Salz ausgefällt. Diese Prozesse sind komplexer Natur, enden aber schließlich in der Festlegung freier Kupfer2+ -Ionen. Der größte Anteil des im Boden befindlichen Kupfers ist deshalb nicht bioverfügbar. " Aus: DAR, 2003: Copper, Dossier According to Directive 91/414/EEC for European Union Copper Task Force, nach Journal für Kulturpflanzen 63, Heft 5, 2011
Eine sehr gute Quelle ist diese Webseite vom Julius-Kühn-Institut:
http://kupfer.jki.bund.de/index.php?menuid=1Auf der rechten Seite kann man sich das Kupfer-Fachgespräch 2011 downloaden.
Darin finden sich sehr ausführliche Informationen, wie ab Seite 18, bzw. 20 der Bericht über eine
Langzeitfeldstudie Auswirkungen Kupfer - Regenwurm ( ab 2003 )
– Jährliche Dosisraten 4 kg/ha, 8 kg/ha and 40 kg/ha
- 3 Applikationen / Probenahme (Apr. Okt. und Dez.)
ab Seite 23, bzw. 25 finden sich die Ergebnisse:
Ergebnisse nach 8 Jahren
– Keine statistisch signifikanten Effekte bei
4 kg/ha/Jahr über den gesamten Zeitraum
– Keine statistisch signifikanten Effekte bei
8 kg/ha/Jahr über den gesamten Zeitraum
– Multivariaten Analyse (PRC) und lineare
gemischte Modelle zeigen keine Effekte für
4 und 8 kg/ha/Jahr
–
Effekte deutlich bei 40 kg/ha/JahrAlso zeigen die Mengen von 4 und 8 Kg/ha keine Auswirkungen, aber bei 40 Kg/ha schon.
Nur 40 kg/ha verteilt niemand in seinem Feld. Das ist so ca. das 6-fache, der im Hopfenanbau verwendeten Menge, und cirka die 12-fache Menge, wie sie im Ökoweinbau angewendet wird.
Interessant finde ich auch die Diskussion über zwei neue Kupferpräperate, Funguran® progress und Cuprozin® progress, zur Minimierung der Kupfermenge (ab Seite 38, bzw. 40)
Sodann findet sich im 'Kupfergespräch' auch ein Bericht über den Stand der Bemühungen zur Kupferreduzierung und Kupfersubstitution im Weinbau an der Versuchsanstalt in Geisenheim (ab Seite 65, bzw. 67)
Über das 'Kupfergespräch' hinaus bin ich noch auf ein hochkarätiges Forschungsprojekt zur kupferfreien Landwirtschaft gestoßen:
http://www.co-free.eu/index.htmlUnd: Wird Kupfer nur in der Ökolandwirtschaft eingesetzt?
Nein:
http://kupfer.jki.bund.de/index.php?menuid=31und
'Es sei ihm schon klar, dass der Bioweinbau nicht nur Sonnenseiten habe, aber auch andere Weinbauern setzten heute vermehrt wieder Kupfer ein – eine Beobachtung, die Lucius Tamm, der Verantwortliche für Pflanzenschutz am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl), bestätigt.'...weiß der Schweizer Tagesanzeiger am 5.7. 2010 zu berichten.
Falls es jemanden geben sollte, der sich ein wenig informieren will, sei diese Webseite empfohlen:
http://orgprints.org/2135/Sodann wird gern sehr moralisch gesagt, daß Bio-/Ökobetriebe Umstände verschweigen, die Ihnen nicht in das Konzept passen.
Hm?, und die anderen, die konventionellen Betriebe veröffentlichen grundsätzlich alles?, oder was?
Also ich schicke demjenigen eine gute Flasche Wein, der mir als erster die Webseite eines konventionellen Winzers zeigt, der alles veröffentlicht, was er in Anbau und Keller macht.
Gruß
Alas