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Dr. Bürklin-Wolf

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octopussy

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Re: Dr. Bürklin-Wolf

BeitragSo 28. Okt 2012, 11:41

nougat hat geschrieben:Freute mich auf den 02er Reiterpfad, nachdem der 99er sich als absoluter Hammer entpuppte. Leider deutlich weiter (petroliger) und mit schwächerer Säurestruktur als der 99er.

Gestern Abend im Restaurant gab es einen schönen "Zufallsfund" für mich, nämlich genau den Dr. Bürklin-Wolf 1999 Ruppertsberger Reiterpfad "G.C.".

Viel wird über Mineralität geredet, aber erst bei Rieslingen wie diesem wird einem wieder in Erinnerung gerufen, wie tief solche Mineralität gehen kann. Richtig schön harmonisch ist der 1999 Reiterpfad auch noch und Reifenoten konnte ich kaum erkennen. Fresh as a whistle. Ein faszinierender Riesling.

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Beste Grüße, Stephan
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Weinschlumpf

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Re: Dr. Bürklin-Wolf

BeitragSo 28. Okt 2012, 20:36

Ein toller Wein, den ich schon mehrfach getrunken habe. Fast alle 1999er von BW sind phänomenal, der 99er Pechstein zählt für mich sogar zu den fünf besten trockenen Rieslingen die bis dato erzeugt wurden. Seltsamerweise gibt es in 99 nur zwei etwas schwächere Exemplare, das Kirchenstück und den Gaisböhl.

Einen "Geheimtip" gibts dann aber doch noch: Den 99er Langenmorgen (bei BW seit den letzten Jahren ein PC, aber noch in der schweren GC-Flasche), zuletzt ab Gut noch für knapp unter 20 Euro verfügbar! Steht noch wie eine Eins im Glas. 93 Punkte habe ich zuletzt gestern abend gezückt.

Viele Grüße

NIkolai
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mixalhs

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Re: Dr. Bürklin-Wolf

BeitragMo 29. Okt 2012, 07:09

Weinschlumpf hat geschrieben: Seltsamerweise gibt es in 99 nur zwei etwas schwächere Exemplare, das Kirchenstück und den Gaisböhl.
NIkolai


Hallo Nikolai,

bei www.verkostungsnotizen.net habe ich Deine geradezu euphorische Rezension des 1999er Kirchenstücks gelesen. Allerdings war sie von 2007. Hat dieser Wein inzwischen so abgebaut?

Herzlichst

Michael

p.s.: Beim Kölner Weinkeller gibt's auch noch ein paar ältere BWs.
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Weinschlumpf

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Re: Dr. Bürklin-Wolf

BeitragMo 29. Okt 2012, 13:30

Hallo Michael,

danke für den Hinweis. Da habe ich aus dem Gedächnis etwas falsches geschrieben. Ich habe nochmal meine Unterlagen zu BW durchforstet. Es war nicht das Kirchenstück, sondern 99 Jesuitengarten. Der Wein hat eine unangenehm dropsige Aromatik, ähnlich wie Gummibären. Was ich vergaß: 1999er Kalkofen hatte ich zuletzt bei einem Bekannten im April und da war der Wein schon ziemlich deutlich über dem Zenit. Ich kann aber in diesem Fall nicht ausschließen, dass die Lagerung schuld war.
Daher kaufe ich ältere BWs grundsätzlich nur ab Weingut. Wobei sich der Kölner Weinkeller wohl auch Zugriff auf die Schatzkammer hat.

Viele Grüße

Nikolai
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Oh Dae-Su

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Re: Dr. Bürklin-Wolf

BeitragDi 12. Feb 2013, 11:35

Hallo zusammen,

letzte Woche doch mal wieder einen schönen Pfälzer "GG" Riesling verkostet (das "doch mal wieder" bezieht sich darauf, dass ich all zu wuchtige Rieslinge nicht wirklich so schätzen kann oder mag)

Weingut Bürklin-Wolf Riesling Forster Pechstein Spätlese trocken G.C. Faß 63 1999

...

Die Farbe des Nummer 63 war sehr satt, wunderschön hell orange-gelb und augenscheinlich immer noch sehr vital. Die Nase zeigte sich zunächst etwas sehr zurückhaltend und maulfaul. Nur in einer Hinsicht sprach sie zu mir: leichte Krautigkeit, grüne Würze und ein klitzekleiner Muff. Letzterer gefiel mir natürlich gar nicht! Glücklicherweise war er aber derart schwächlich und unterernährt, sodass ich ohne sich verbiegen zu müssen (bei so einem Wein würde das Herzi'lein extra stark schmerzen) gut über ihn hinweg riechen konnte. Zumal sich dieser Eindruck mit der Zeit immer mehr legte. Nach einer Weile lebten wesentlich attraktivere und ausdruckwillige Düfte von Bienenwachs, mildem Honig, kandierten Orangen sowie Zitronen, bezüglich letzterer Frucht auch eine Menge fein gealterte und nicht nur kandierte, und letztlich einige elegant unterstützende Eindrücke floraler Noten. Der Geschmack war von Anfang an wesentlich präsenter und entwickelte sich über drei Stunden hinweg zu einem wirklich angenehmen und an erhabenheit-kratzendem Erlebnis. Die nasalen Aromen setzten sich mit wunderbarer und intensiver, aber sehr balancierter, Ausdruckskraft fort. Nach einer Stunde meinte ich komplementär etwas Pink Grapefruit zu schmecken. Doch dieser Eindruck spielte glücklicherweise eher im ganz hinteren Hintergrund eine Rolle. Im Vordergrund war die bestechende frisch wirkende gealterte Frucht und eine wunderbar tiefgreifende Mineralik! Glücklicherweise war der Hauch von Muff im Geschmack eigentlich nicht vernehmbar. Deshalb habe ich auch keine Scheu diesen Wein als ein fantastisches Weinerlebnis (+++) zu deklarieren!



Dazu gab es noch einen fast genauso fantastischen Chateau Haut-Bailly 1988 und einen fruchtigen Pfeifen Cabernet 2006 von Branderaus dem Santa Ynez Valley.

http://wine-zeit.blogspot.de/2013/02/ca ... beste.html

Besten Gruss

Chris
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Barrique-Haus

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Re: Dr. Bürklin-Wolf

BeitragMi 12. Jun 2013, 12:38

Bürklin-Wolf - Riesling "Wachenheimer Gerümpel" 2008

Einfach genial wie fast immer. Ein mineralischer Protz mit Kraft ohne Ende. Perfekter Transport der Lage und des Images/Stils von Bürklin-Wolf.

http://barriquehaus.de/2013/06/barrique ... ng-zum-32/
Viele Grüße
Das Barrique-Haus

http://barriquehaus.de/
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nougat

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Re: Dr. Bürklin-Wolf

BeitragDi 10. Sep 2013, 12:25

Letzten Samstag war wieder Hoffest „Bürklin-Wolf entkorkt“. Es gab neben der aktuellen Kollektion wieder den zuvor beschriebenen 2002 Reiterpfad. Ich muss letztes Jahr etwas völlig anderes im Glas gehabt haben. Am Tisch mit den Gereiften war er für mich der jugendlichste Vertreter, der noch nicht die große komplexe Aromatik zeigt und bei aller Klasse auch sonst nicht an den großartigen 99er heranreicht. Aber das muss nichts heißen, laut Tom Benns konnte man mit dem 99er Reiterpfad auf dem Gut lange Zeit nicht viel anfangen, bis er diese überraschende Entwicklung in den letzten Jahren hingelegt hat.

Sehr gut, wenn sie auch (noch ?) nicht an die tollen 99er heranreichen, waren 2004 Pechstein, (kam allerdings aus der Doppelmagnum) und 2003 Kalkofen. Apropos Kalkofen. Der ist die letzten beiden Jahre mein Favorit bei der Vorstellung der aktuellen Jahrgänge gewesen. Offenbar teilen viele Weinfreunde diesen Geschmack. Der war heuer gar nicht erst im Ausschank, weil ausverkauft :cry:

Die gereiften P.C.s konnten mich leider nicht überzeugen. 1999 Goldbächel war einfach zu weit und weich, das kann man auch nicht mehr mit „samtig“ beschönigen. Ähnlich 2003 Hoheburg. Hier war allerdings die Probe zu warm.

2012 hatte bei den Ortsrieslingen der präzise wirkende Wachenheimer klar die Nase vor dem eindimensional, ja geradezu langweiligen Ruppertsberger. Bei den P.C.s setzte sich dieses Bild fort. Die Wachenheimer Lagen Böhlig und Gerümpel sehr gut, etwas dahinter Rechbächel und Goldbächel. Goldbächel mit voller intensiver Frucht. Wer darauf steht, nimmt den noch zu den vorderen mit rein. Während Ruppertsberger Hoheburg und Deidesheimer Langenmorgen kaum Struktur und keine Spannung aufbrachten.

Die G.C.s wie gewohnt ziemlich verschlossen zu diesem Zeitpunkt. Vor allem Gaisböhl und Hohenmorgen. Pechstein und Ungeheuer zeigen schon zaghaft ihre Klasse. Pechstein mit subtiler Mineralik, rassig und vollmundig. Mit durchgehend homogenen Druck am Gaumen und guter Länge, hier scheint alles für einen künftigen großen Wein in die Wiege gelegt. Man wird sehen.
Ungeheuer als Kontrapunkt aber nicht weniger beeindruckend. Zeigt nicht die Mineralik des Pechsteins, dafür eine üppigere Frucht elegant verwoben mit einer sanften Säure. Natürlich auch hier Körper, Druck und Länge, wie man es erwartet.
Beim Kirchenstück lasert sich eine messerscharfes Säure Mineralik Gemisch durch die Kehle. Mehr Potentialtrinken als Genuss.

Kaufreflex wurde bei mir keiner ausgelöst. Dafür sind die Weine für meinen Geschmack mittlerweile zu teuer. Für die 19 Euronen, die z.B. ein G.C. mittlerweile kostet, fallen mir viele Alternativen ein. Es kamen auch noch ein paar bei dieser Veranstaltung dazu. Gastwinzer Kühling-Gillot mit den 2012er Ortsrieslingen Nierstein und Oppenheim. Letzterer mit eigenartiger Aromatik. Mit dem sollte ich mich mal näher beschäftigen. Hab mich noch nicht entschieden, ob ich das gut finde. Der 3. Ortsriesling, Nackenheim, konnte nicht ganz mithalten. Aber auch hier das Problem mit unterschiedlich temperierten Proben. Wenn zu wenig eingeschenkt wurde, haben wir auch zusammengegossen. Mein pers. Highlight bei Kühling-Gillot, der Chardonnay „R“ 2012. Sehr gut eingebundene Butter- und Vanilletöne, die sich mit der komplexen exotischen Frucht wunderbar ergänzen. Frisch und lebendig am Gaumen, komplexes Aromenfeuerwerk am Gaumen bis zum ewig langen Finale.

Ich denke, in Zukunft schenken wir uns die Fahrerei dort hinaus. Auf halbem Wege liegen Dr. Wehrheim und Rebholz, die wir noch besucht haben. Sehr schönes Ambiente im Innenhof von Wehrheim, dazu sehr gute Rieslinge in der Spitze, bei Rebholz auch in der Breite.
Grüße
Martin

Military justice is to justice what military music is to music [Groucho Marx]
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Panamera

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Re: Dr. Bürklin-Wolf

BeitragSa 26. Okt 2013, 08:05

Ein erfolgreicher Blindkauf vor ein paar Wochen...

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Mehr dazu: http://weinblogpanamera.blogspot.ch/201 ... pfalz.html
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octopussy

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Re: Dr. Bürklin-Wolf

BeitragFr 15. Nov 2013, 21:56

Hallo zusammen,

diese Woche gab es im Louis C. Jacob ein Bürklin-Wolf Dinner, das von Steffen Brahner (Geschäftsführer) sehr unterhaltsam und informativ geleitet wurde. Das Thema war "Jung gegen Alt". Ich hatte mich sehr darauf gefreut, halte ich doch das Weingut Bürklin-Wolf nicht nur für grundsympathisch (Tradition), sondern auch ihre trockenen Rieslinge für mit das Beste, was in Deutschland produziert wird.

Los ging es mit einem Sekt 2009 Cuvée Brut aus Pinot Noir, Chardonnay und Weißburgunder. Ich habe schon bessere Sekte getrunken, aber als Einstimmung hat mir das Sektle schon ganz gut gefallen, allerdings mehr in der Nase als im Mund.

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Erster Gang war gegrillte Flugentenbrust mit Feldsalat und Ingwer. Dazu gab es den Wachenheimer Böhlig P.C. aus 2011 und 1999 (Magnum). Aus der Lage hatte ich vorher noch keinen Wein getrunken, es handelt sich um eine nahezu vollständig kalkdurchzogene Lage. Sehr schön war schon hier zu erkennen, wie der Lagencharakter herausgearbeitet wird und als Gemeinsamkeit zwischen beiden Weinen schön zu erkennen ist. Der 1999er war aromatisch ziemlich ähnlich wie der 2011er, nur um Längen komplexer. Dass die 1999er Bürklin-Wolfs besonders gelungen sind, ist kein Geheimnis und die großartige Frische bei gleichzeitiger altersbedingter Komplexität des Böhlig unterstrich die Größe des Jahrgangs noch einmal. Man darf nicht vergessen, dass es sich hierbei um einen Wein handelt, der seinerzeit sicher nicht mehr als 25 DM gekostet hat. Herangereift ist ein wunderbarer trockener Pfälzer Riesling, straff und mineralisch in der Art und trotzdem mit einem sonnigen Pfälzer Gemüt ausgestattet. Der 2011er war dagegen eher primärfruchtig und simpel, der wird sicherlich zulegen, aber mir sind viele 2011er jedenfalls in ihrer Jugend ein bisschen zu einfach gestrickt und säurearm. Ich bin nicht unglücklich, dass ich den Jahrgang sehr sparsam gekauft habe.

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Dann ging es weiter mit einem Stückchen Schottischen Wildlachs mit Riesling Beurre Blanc und grünem Spargel. Grüner Spargel im November, naja :?. Der Gang war trotzdem toll, der pochierte Lachs von erstklassiger Qualität. Die Weine dazu waren aber beide noch sehr jung. Es gab Deidesheimer Hohenmorgen aus 2012 und 2009. Der 2012er war extrem embryonal, noch leicht hefig, vor allem aber exotisch und eher weißlich in der Anmutung. Steffen Brahner sagte im Gespräch, dass der den Hohenmorgen einen der femininsten Crus von BW findet. Bei dem 2012er würde ich ihm zustimmen, der 2002er neulich und auch der 2009er sind aber aus meiner Sicht eher üppig und von Reife geprägt. Der 2012er könnte man ganz, ganz groß werden, eigentlich bin ich mir da sogar sicher. 2009 ist derzeit schwierig einzuschätzen. Sehr gut gefällt mir aber bei sehr vielen 2009er Riesling GGs, dass sie zwar mild in der Säure sind, letztere aber gerade noch so ausgeprägt ist, dass der Wein nicht ins Flache oder Platte abgleitet.

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Sodann wurde es außerirdisch. Zu einer Rotzunge mit Scampi, Gemüse und Limonen-Ingwer-Nage kam das Forster Kirchenstück auf den Tisch, und zwar aus 2005 und aus 1996 (Magnum). Den 96er wollte ich nach den durchaus positiven Eindrücken hier im Thread unbedingt mal probieren. Fangen wir aber mit 2005 an. Der war sehr gut, exzellent sogar, aber zu jung. Steffen Brahner sagt, dass bei BW 2005 neben 1999 aktuell einer der Lieblingsjahrgänge ist. Sind mir doch einige 2005er jedenfalls aktuell etwas zu fett, so war das 2005er Kirchenstück durchaus frisch und animierend. Der 1996er aber war außerweltlich. Für mich zeichnet das Kirchenstück von Bürklin-Wolf eine Art cremige gelbe Würze aus, wie eine Safran-Sahne-Sauce. Und die hatte der 96er im Überfluss. Der Wein zeigte kaum Reifenoten und war einfach soooo würzig. Ganz ehrlich, einen besseren trockenen Riesling habe ich kaum jemals getrunken bisher. Ich hielt mich so lang wie möglich an meinem Glas fest und habe gehofft, dass ich diesen Wein bitte, bitte, bitte nochmal in meinem Leben ins Glas kriege. Zum Niederknien, wirklich!

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Auch der nächste Flight wusste aber zu überzeugen. Zu einer Kalbshaxe mit Kartoffelpürre und Zwiebeln wurde das Forster Ungeheuer serviert aus 2008 (Magnum) und 2003. Mit dem 2008er wächst ein weiterer Bürklin-Wolf-Klassiker heran. Der Wein ist komplett, die Säure ist jahrgangstypisch kräftig, aber reif, die Frucht ist gerade reif. Das wird ein Wein für die Ewigkeit, der könnte locker 25 Jahre mitmachen. Das gilt eher nicht für den 2003er, der zwar jahrgangstypisch ist, aber den Jahrgang muss man eben mögen - oder auch nicht. Bei Oles großer 2003er Riesling Probe dieses Jahr fand ich den Wein noch deutlich frischer (blind). Jetzt war der Wein einfach etwas platt. Klar, die Üppigkeit, Wärme und Reife der Frucht ist schon beeindruckend. Aber anders als bei so vielen anderen Bürklin-Wolf Rieslingen tut sich da herzlich wenig im Glas. Der Wein verändert sich kaum und Entwicklungspotenzial ist auch nicht zu erkennen. Wer jetzt noch 2003 nachkauft, ist mutig aus meiner Sicht.

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Und dann gab es auch schon das Dessert, einen Käsekuchen mit Schmandeis und Kalamansi und dazu eine 1998 Forster Riesling Auslese "R", die erst vor kurzem freigegeben wurde. Die Pfalz ist nicht meine erste Adresse für restsüße Rieslinge, aber diese Auslese war schon toll. Sie hatte Reifenoten, war aber fast schon moselanisch herb, hatte kaum Botrytisnoten, war sehr sauber und animierend, höchstens ein bisschen kurz im Abgang, sonst toll.

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Insgesamt war ich SEHR begeistert. Dass Bürklin-Wolf ganz, ganz große trockene Rieslinge erzeugt, ist ja nichts Neues. Aber für mich war das Dinner noch ein weiterer Schritt in Richtung Obsession für die Rieslinge von Bürklin-Wolf. Meinetwegen sollen die Leute auf Facebook und in den Blogs frische, junge Betriebe aus unbekannten Lagen abfeiern. Ich werde mit zunehmendem Alter (und ich bin ja noch jung) immer konservativer, was Wein angeht. Qualität ist eben Qualität und gute Lagen sind eben gute Lagen, und die sind in guten Händen zeitlos. Die Rieslinge sehen keinen Edelstahl und erst recht kein Neuholz, sondern reifen traditionell in gebrauchten Halbstück-, Stück- und Doppelstückfässern, man pflegt eher Bescheidenheit denn die große Geste. Und das finde ich auch richtig. Die Weine sprechen für sich. Und wie!
Beste Grüße, Stephan
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Weinbertl

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Re: Dr. Bürklin-Wolf

BeitragSa 16. Nov 2013, 11:04

hallo Stephan,

ich kann zwar nichts zu den Weinen schreiben, aber ich wollte mich für Deine emotionale und dennoch klare Schreibart bedanken, da bekommt man richtig Lust (v.a. auf das 96er Forster K.;)).

Weiter so!
Grüße
Robert
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