Hallo alle zusammen,
diese Woche hab ich mir mal vorgenommen einen kleinen weinorientierten Tagesausflug in einen eher unbekannte, aber dennoch ziemlich nahe, Weinregion bzw. Weinnation zu unternehmen. Die Wahl viel auf das kleine, edle und verschwiegene Liechtenstein. Nein, ich nehme es vorweg, nicht wegen des Besuches meiner eigennützigen Stiftung! Der jährliche Check-up findet immer im Juli statt . Nur wegen des Weins und der weingetriebenen Neugier. Was für ein Wein? Natürlich Pinot Noir! Die Hauptrebsorte im Lande. Ähnlich wie in der Bündner Herrschaft bewirkt auch hier einige Kilometer nördlich der Fön halbe Wunder im alpinen Weinbau. Dieses spezielle Kleinklima machte sich schon bei der Anfahrt bemerkbar. Bis hin ins österreichische Feldkirch konnte man hie und da entlang der S-Bahnlinie noch so manchen Schneeflecken im tiefen Rheintal finden. Kurz nach dem Grenzübertritt, der mittels eines Berlin-Style-Doppeldeckerbusses, dieser nur neongelb lackiert und mit sehr außergewöhnlich-sympathischen Haltestellenansagen versehen war, erfolgte, zeigten sich kein Fetzen Schnee im Flachland mehr.
Mein Ziel wurde mit „Nökschter Haalt Hoofkellerrei“ verkündet. Ja es ist wahr und natürlich schäme ich mich aufgrund der Tatsache, dass ich einer der reichsten adligen Familien der Welt nochmals durch meinen Kauf ein My mehr Reichtum beschere. Aber nun ja, so ist nun mal die Inkonsequenz des überneugierigen Weinliebhabers. Jetzt aber weg vom Geld und hin zum Wein. Die Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein liegt im Zentrum von Vaduz direkt neben dem ca. 4 ha großen Herawingert. Dieser ist ausschließlich mit Pinot Noir Reben bestückt und kommt auch sonst mit seiner durchgehenden clos-ischen Umfriedung sehr burgundisch daher.
Hofkellerei Liechtenstein Vaduzer Pinot Noir Herawingert 2010, Vaduz
Mein heutiger Wein stammt natürliche ebenfalls aus diesem Weinberg. Es handelt sich dabei um den Basis Pinot Noir 2010 aus dem Herawingert / Vaduz AOC. Seine Farbe kam mir sehr dunkel und überaus transparent und klar vor. Die Nase war zunächst sehr stark von rauchigen Noten geprägt. Nach einigen Stunden milderte sich dieser Eindruck ein wenig ab. Sonst verspürte ich Gerüche von Sauerkirschen, etwas Cassis, junge Himbeeren, ganz leichten Wacholder und frisch geschnittenen Zweigen. Alles in Allem ein Pinot Noir kühlerer und leichterer Stilistik. Auch der Geschmack war zunächst vom Rauch und eine strammen Säureausstattung bestimmt. Nach gut 2 Stunden zeigten sich auch hier Abmilderungen zum Positiven hin. Seine Fruchtaromen waren eindeutig von dunklen Kirschen und etwas Himbeeren geprägt. Der würzige Charakter der Nase zeigte sich auch im Geschmack. Ohne das er Anzeichen von Bitterkeit zeigte. Die angenehme und wohl balancierte Fruchtsüße, die keinerlei Zuckerigkeit hatte (ist im nördlichen alpinen Rheintal nicht immer der Fall), überraschte mich. Sie erwies sich als außergewöhnlich kräftig für einen solchen eher kühlen und leichteren Pinot. Letztendlich meine ich, dass dieser Pinot viel Spaß vermittelt und zum Überkonsum verleitet. Die eigentliche Preisgestaltung mit fast 19 Franken ist sicherlich etwas negativ für diesen guten aber einfachen Wein. Doch wenn man bedenkt, was für Grundstückspreise in dem milliardenschweren Dorf Vaduz herrschen, kann man wahrscheinlich davon ausgehen, dass es sich beim Herawingert um einen der teuersten Weinäcker der Welt handeln dürfte. Von dieser sehr kapitalgetriebenen Sichtweise her erweist sich der Wein als überaus günstig. Mein Fazit: Netter Ausflug und anständiger, gut trinkbarer Pinot Noir. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich Aufgrund meiner Erfahrungen aus dem Vorarlberger und St. Gallener Weinbau, einen wesentlich dürftigeren Wein aus 2010 erwartet. Schöne Überraschung!
Hier findet ihr auch ein paar wenige Fotos:
http://wine-zeit.blogspot.com/2012/02/l ... lerei.html
Viele Grüße
Chris
Liechtenstein
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