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Prem-Ox

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octopussy

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Prem-Ox

BeitragDo 23. Jun 2011, 10:41

Wie sind hier im Forum eigentlich die Erfahrungen mit zu früh eintretender Oxidation bei weißen Burgundern (premature oxidation, kurz Prem-Ox)? Ich selbst hatte schon ein paar für ihr Alter gefährlich weit entwickelte weiße Burgunder und auch schon ein paar wenige Flaschen, deren Inhalt komplett oxidiert war. Bei letzteren kann ich aber eine schlechte Lagerung nicht ausschließen. Jedenfalls hält mich das "Prem-Ox Problem" schon etwas davon ab, weiße Burgunder über der untersten Klasse (Bourgogne Blanc, div. Village Weine, 1er Crus aus weniger berühmten Appelations) zu erstehen und v.a. diese länger zu lagern.

Es gibt eine Wiki-Seite, auf der Prem-Ox Erfahrungen gesammelt werden: http://oxidised-burgs.wikispaces.com/home. Wie verlässlich diese Seite ist, kann ich leider nicht sagen. Hatten hier schon andere entsprechende Probleme?
Beste Grüße, Stephan
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susa

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Re: Prem-Ox

BeitragDo 23. Jun 2011, 10:53

Bei weißen Burgundern hatte ich das Phänomen bei Weinen von Boyer-Martenot, aber wir verzweifeln auch seit einigen Jahren an den Roten von Claude Dugat, bei denen selbst die 1er Crus nach 10 Jahren schon mausetot sind.

Beiden Winzern ist eigen, dass sie nur seeehr verhalten schwefeln, nicht filtrieren und ich denke, saubere Arbeit hin oder her, kein Schwefel = Essig.

Darüber hab ich gestern Abend auch mit Lars Dalgaard ein wenig geplaudert, der das auch so sah.

lieben Gruß
susa
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octopussy

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Re: Prem-Ox

BeitragMo 4. Jul 2011, 14:26

Hier noch ein aktueller Kurzbeitrag zu dem Thema: http://www.decanter.com/news/wine-news/ ... unreliable

Falls jemand den Decanter abonniert hat, würde ich mich über neue Erkenntnise aus dem Langartikel an dieser Stelle freuen :).
Beste Grüße, Stephan
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Herr S.

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Re: Prem-Ox

BeitragMo 4. Jul 2011, 19:14

Hallo Susa,

rein chemisch - Gerald möge mich berichtigen wenn ich Schwachsinn erzähle - kann ein Mangel an Schwefel bzw. Sulfiten oder freier schwefliger Säure - beides gute Reduktionsmittel - dazu führen, daß andere Weininhaltsstoffe frühzeitiger oxidieren.
Bei Boyer-Martenot hatte ich bisher noch keine Probleme, habe aber auch zu wenig getrunken. Susa, wie alt können denn Weine des Gutes Deiner Meinung nach werden? Die ältesten Jahrgänge sind aus 2004. Da wollte ich im Herbst zu selbst gesammelten Pilzen mal wieder zuschlagen.

Viele Grüße,
Björn
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susa

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Re: Prem-Ox

BeitragMo 4. Jul 2011, 19:39

Hallo Björn

ich hatte bei den 98-2000er Jahrgängen schon im 5. Jahr die ersten Ausfälle und zwar über alle Klassen. Danach haben wir die Weine immer in den ersten drei oder vier Jahren getrunken (und mit Genuss), aber in den letzten Jahren hab ich da nichts mehr gekauft.

Dugat streichen wir auch aus der Matrikel

lieben Gruß
susa
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Herr S.

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Re: Prem-Ox

BeitragMo 4. Jul 2011, 20:25

Hallo Susa,

bete für schlechtes Wetter am Wochenende auf das sich mein quälende Verlangen nach Riesling legen möge und ich auch mal zu Chardonnay greifen kann. Denn dann berichte ich hier. Ich habe noch ein paar Mersault 1er Crus sowie einen Puligny-Montrachet 1er Cru vom Hospice de Beaune, ersteigert von Boyer-Martenot, im Keller.

Viele Grüße,
Björn
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susa

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Re: Prem-Ox

BeitragMo 4. Jul 2011, 20:27

:lol: .....jetzt bringst Du mich in Gewissenskonflikte, ich treffe am Wochenende viele nette Menschen zu Wein und gutem Essen - und da wär es doch schade, wenn es regnen würde - kannst Du nicht eine Woche später Lust auf Chardonnay bekommen? ;)

lg
s
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Gerald

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Re: Prem-Ox

BeitragDi 5. Jul 2011, 06:57

Hallo Björn,

rein chemisch - Gerald möge mich berichtigen wenn ich Schwachsinn erzähle - kann ein Mangel an Schwefel bzw. Sulfiten oder freier schwefliger Säure - beides gute Reduktionsmittel - dazu führen, daß andere Weininhaltsstoffe frühzeitiger oxidieren.


das ist natürlich richtig, allerdings ist SO2 (sowohl das freie als auch das gesamte) sehr leicht analytisch zu bestimmen und ich glaube nicht, dass die Sache noch so ein Mysterium wäre, wenn es einfach daran gelegen hätte.

Im Wein sind ja noch jede Menge traubeneigene Reduktone enthalten, die ebenfalls die Oxidation verzögern. Vielleicht hat man etwas am Stil geändert (z.B. kürzere Zeit auf der Maische, weniger Zeit auf der Feinhefe oder was auch immer), so dass weniger Reduktone in den Most gelangt sind, ohne im Gegenzug die Sulfitzugabe zu erhöhen? Ist aber reine Spekulation ...

Grüße,
Gerald
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Herr S.

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Re: Prem-Ox

BeitragDi 5. Jul 2011, 09:58

Hallo Susa, Hallo Gerald,

@ Susa: Vielleicht kann as am Niederrhein sonnig sein und in der Pfalz schütten? Ich habe sowieso Bereitschaft und kann nicht wirklich raus, also 2:0 für schlechtes Wetter (in der Pfalz).

@ Gerald: Vielleicht sollte Dasweinforum seine erste Master-Arbeit in Geisenheim sponsoren um der Sache auf den Grund zu gehen :idea:

Viele Grüße,
Björn
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Herr S.

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Re: Prem-Ox

BeitragFr 8. Jul 2011, 17:19

Hallo Susa,

gerade mache ich dir Probe auf's Exempel:

Domaine Boyer-Martenot 2004 Mersault 1er Cru Genevrières
Soviel vorweg: Keine Prem-Ox! Zurückhaltend in der Nase. apfelig, dann wieder etwas Brioche, Vanille. Am Gaume kommt mehr, wieder reifer Wachsapfel, Walnuss, buttrige Noten, frische Säure und nur dezente Alterungsnoten mit karamellig-rauchiger Würze. Trinkt sich toll, nie schwer, die frische Säure macht ihn auch bei den hetigne Temperaturen gut trinkbar. Hinten raus fehlt aber etwas die Eleganz, der Wein wirkt doch etwas eindimensional und flach, daher nur 88 Punkte von mir.

Hat sich möglicherweise zwischen ca. 2000 und 2004 in Keller Boyer etwas getan, andere Art der Vinifizierung o.Ä? Ich hatte bisher nämlich keine Probleme mit vorzeitig gealterten Weinen. Ich habe aber noch aus dem Lamguedoc etwas unten liegen - dabei kommen mir fast die Tränen denn nnur ein Jahr nachdem ich dieses Weingut in wahrsten Sinne des Wortes entdeckt hatte wurde es verkauft, es zumindest kein Wein (auch nicht unser Hochzeitswein) mehr gekeltert - auf jeden Fall ist der Wein komplett ungeschwefelt. Auch da habe ich noch 2004. Nächstes Wochenende haben wir Gäste, dann muss davon mal einer dran glauben. In südlicheren Gefilden ist die Schwefelung übrigens weniger üblich als in nördlicheren und damit meist kühl-feuchteren Klimaten. Durch die meist herrschenden trocken-warmen Temperaturen laufen natürlich Oxidationsvorgänge als auch die meisten anderen Reaktionen schneller ab allerdings gibt es wohl weniger Probleme mit Mikroorganismen die den Wein verderben könnten da diese in dem Klima schlechtere Wachstumsbedingungen (v.a. Trockenheit) vorfinden. Zumindest hat man es mir mal so erklärt. Und es klingt für mich zumindest grundsätzlich logisch.

Viele Grüße aus der Pfalz,
Björn (gewillt der Sache auf den Grund zu gehen)
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