Brunello di Montalcino

Rotundweiss
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Rotundweiss »

Moin zusammen,

nach längerer Zeit gab´s mit Eredi Fuligni 2015 jüngst nochmal einen BdM.

Rubinrot, durchscheinend, bereits leichte Brauntöne am Rand, die Nase recht verhalten,
war dieser mittelgewichtige Vertreter eher elegant und ein Ausmaß an Balance.
Ausgesprochen toller Essensbegleiter, der bei mir jedoch, sofern er als Bspl. dienen soll,
grundsätzliche Zweifel an der Lager- bzw. Entwicklungsfähigkeit von BdM aufkommen lässt.
Denn den Inhalt dieser Flasche hätte ich auf mind.15 J., nicht auf 9 Jahre geschätzt.

2015, danach 2016, war mein Wiedereinstiegsjahr in die Welt der Weine aus Montalcino,
nachdem meine Vorlieben 20 Jahre oftmals anders ausgeprägt waren.
Bislang hatte ich diverse Weine o.g. JG im Glas - offen gestanden - fast alle begeisterten.
Nun aber stehe ich vor der Entscheidung, was mit den Beständen geschehen soll ?
Derzeit tendiere ich zu: In den nächsten 5-6 J. austrinken, da sie einfach bereits fertig (entwickelt) sind.
Zwischenzeitlich 2019, 20 und v.a. 21 nachkaufen, sobald verfügbar.

Hier scheint eine neue Liebe zu entstehen :).

@Hasi: Hieran bist du nicht ganz unschuldig ! Allerbesten Dank für dein Inspiration :idea:

Ciao,
Georg
Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

freut mich sehr, dass meine Jahre hier im Forum doch ein paar positive Spuren hinterlassen haben und ich den einen oder anderen Wein-Freak auf Montalcino aufmerksam machen konnte. Somit werden jetzt wieder mehr Postings von mir kommen!
Danke
Hasi
Burghi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Burghi »

Meine 2016er sollen eigentlich noch einige Jahre liegen bleiben. Wie ist sonst die Meinung? Hat sich die Lagerfähigkeit der BdM verkürzt?
Bradetti
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Bradetti »

Burghi hat geschrieben: Mo 17. Jun 2024, 22:13 Meine 2016er sollen eigentlich noch einige Jahre liegen bleiben. Wie ist sonst die Meinung? Hat sich die Lagerfähigkeit der BdM verkürzt?
Verkürzt wahrscheinlich nicht, aber vermutlich früher zugänglich (wie die roten BDX, wo es tlw keine richtige Verschlussphase mehr zu geben scheint...).

Ende 2022 / Anfang 2023 hatte ich den 2016er Brunello von Claudia Ferrero im Glas. Der war voll da. Ansonsten - mal gucken was die Experten hier antworten.
Viele Grüße
Dirk
port_ellen
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von port_ellen »

Hasi hat geschrieben: So 16. Jun 2024, 12:34 freut mich sehr, dass meine Jahre hier im Forum doch ein paar positive Spuren hinterlassen haben und ich den einen oder anderen Wein-Freak auf Montalcino aufmerksam machen konnte. Somit werden jetzt wieder mehr Postings von mir kommen!
Danke
Hasi
hasi, auch von mir danke - ich hab mir nach deinen appetitlichen berichten auch einige rosso und brunellos vornehmlich aus 2016 zugelegt, wenn auch (nur) von den standardbetrieben poggione, lisini und talenti...
gruss, matthias
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
JPO
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von JPO »

Ich habe gestern einen Brunello von Il Poggione 2007 angetrunken, jetzt also 17 Jahre alt. Kaum Tannine zu spüren, irgendwie latschig. Weiterhin trinkbar, auch o.k., aber gefühlt hat er die beste Zeit hinter sich. Dagegen stand ein deutlich günstigerer Vino Nobile 2012 von Avignonese wie eine 1, rauchig würzig. Beides ja zu 100% die gleiche Traubensorte.
Hasi
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

@ Matthias und generell zu 2016: Also, da liegst Du ja ohnehin bei den lagerfähigsten Betrieben - Ich habe schon Il Poggione zurück in die 1960-er getrunken, Lisini Bruenllos halten ewig, ebenso Talenti (der 1999 verstorbene Gründer des Betriebs (1980) Pierluigi Talenti war zuvor Leiter/Önologe von Il Poggione!), alles oldschool-Betriebe, die den Firlefanz und moderne Strömungen schlicht und einfach ausgelassen haben. Wie ich von unserer guten Freundin Laura Brunelli („Gianni Brunelli”) und ihrem Önologen und auch von anderen Winzern wie Ettore Spina („Sesta di Sopra”), der Baricci-Familie oder dem Grafen Cinzano („Col DÒrca”), oder einem DER „Trüffelhunde” für Brunello, dem Vinothekar Nicolo Fedolfi schon mehrmals direkt vor Ort versichert bekommen habe, dürfte es sich bei den 2016-er Weinen um die möglicherweise lagerfähigsten Sangiovese seit Jahrzehnten aus Montalcino handeln, und das obwohl sie auch SOFORT antrinkbar waren/sind! Mir haben bis dato alle geöffneten 2016-er sehr gut geschmackt, besonders hervorzuheben und sehr edel „Le Gode”, „Lisini”, „Renieri”, „Baricci”, „Madonna Nera”, „Biondi Santi”, „Ciacci Piccolomini dÀragona”, „Col di Lamo”, „Franco Pacenti”, „Il Poggione” und „Sesta di Sopra” (alles „Annata”-Brunellos). Herausragend waren „Cupano” (!!!) der Lagen-Brunello „Campo Marzio” (!!!) von Corte Pavone (überhaupt einer der besten B.s die ich je getrunken habe! KAUFEN!!), „La Cerbaiola”/Salvioni (!!!!), der „Montosoli” von Altesino, (!!) Podere S. Giuseppe”/Stella die Campalto (!!!!) und der „fiore di NO” aus 3 versch. Lagen von La Fiorita! Enttäuscht hat mich Poggio di Sotto, da ging es nach der Übernahme durch den Pharmaindustriellen Claudio Tipa leider nur mit den Preisen steil nach oben. Die legendären Brunellos, die Quereinsteiger und Biodynamiker Piero Palmucci unter der Regie der Önologen-Legende Giulio Gambelli dort in die Flaschen zauberten sind leider Geschichte! (wer einen dieser Kult-Bruenllos bekommen kann - unbedingt zuschlagen, egal um welchen Preis! 2006 Riserva und 2010 waren der Olymp!!).
Natürlich bewegen wir uns jetzt zb für die Weine von Stella di Campalto und Salvioni aus 2016 schon auf sehr hohem preislichen Nivaeu, ein Nachkauf unter 200.-- ist hier nicht mehr möglich.
Ich bin auch mal wieder über meinen Schaten gesprungen und habe einen 2016 von Banfi gekostet. Dazu fällt mir echt nur der Begriff „ekelhaft” ein - sorry!

@JPO: Il Poggione ist qualitativ das möglicherweise beständigste Weingut in Montalcino, ich habe sehr sehr viele Brunellos (Annata & Riserva) und Rosso dM von diesem Haus in meinem Leben getrunken und wurde eigentlich noch nie enttäuscht., hatte auch noch nie einen Korkfehler dabei. 2007 war zwar ein 5-Sterner in Montalcino, aber sehr heiss und 2006 eigentlich der „bessere” Jahrgang. Ich habe erst vor 4 Wochen einen 2007 Il Poggione geöffnet (mit meiner üblichen 24 h Belüftung in einem verschlossenen 1 L Glasgebinde). Dieser Brunello war auf absoluter Höhe und ich würde ihm noch gute 15 Jahre im Keller geben! Wenn Du schreibst „kaum Tannine zu spüren” dann muss ich Dir darauf antworten - genau DAS soll ja nach 17 Jahren mit einem gut gelagerten Wein passiert sein! Oder nicht? Er sollte die Tannine zum Großteil abgebaut haben und seidenweich/samtig daher kommen!
Wenn Du ihn gestern angetrunken hast, dann besteht ja heute die Chance, dass das was noch in der Flasche ist sich ziemlich gut entwickelt hat! Ich bin darauf gespannt, wie Du das heute siehst!
Ti auguro una giornata meravigliosa!
Hasi

PS: hänge hier ein Foto von Vater/Sohn Bindocci (die den Betrieb für die Grafen Franceschi führen) und mir im Fasskeller von Il Poggione an - in den großen Botti reifen ALLE Brunellos des Hauses (3 Jahre), in den Tonneaux und Barriques der Rosso dM (12 Monate)

P.P.S.: auf meiner (seit längerer Zeit nicht mehr upgedadeten, weil ich nicht zugreifen kann) Wein-website steht zu alledem immer noch sehr sehr viel: http://www.hasis-wine-world.at/
Dateianhänge
Il Poggione Kopie.jpeg
olifant
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von olifant »

JPO hat geschrieben: Di 18. Jun 2024, 09:46 Ich habe gestern einen Brunello von Il Poggione 2007 angetrunken, jetzt also 17 Jahre alt. Kaum Tannine zu spüren, irgendwie latschig. Weiterhin trinkbar, auch o.k., aber gefühlt hat er die beste Zeit hinter sich. Dagegen stand ein deutlich günstigerer Vino Nobile 2012 von Avignonese wie eine 1, rauchig würzig. Beides ja zu 100% die gleiche Traubensorte.
Schlechte Flasche oder nicht dein Geschmack? Die CT-Community sieht diesen Brunello noch lange nicht am Ende ...
https://www.cellartracker.com/wine.asp?iWine=1059648. Hasi hat zum Betrieb ja ein wenig referiert.
Und, man kann, man muss Brunello nicht lange lagern. Annata sind bei Release bereits 3 Jahre auf Fass und Flasche, Riserva derer 5. Grosse Verschlussphasen haben die wenigsten Brunello. Sangiovese ist keine BDX-Cuvèe.
Wenn man mit den Tanninen klar kommt, kein Problem auch bereits bei Release anzutesten.

Hatte dieses WE eine 2006 Annata von La Gerla. Pnp, Luft brauchte der Wein nicht mehr, abgesehen davon, dass mit Belüftung ein gewisses Aufblühen zu bemerken war. Im Kurzsprech, BÄNG oder PÄNG oder so, schöner runder gereifter Brunello, eher Essensbegleiter als Solist, hat alles was er braucht, dunkle Rotfrucht, abgeschmolzenes eher samtiges Tannin mit Restgripp, gute Säure.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Hasi »

Danke Ralf!
Genaus so sehe ich das auch! Es ist ein Erlebnis einen blutjungen 2019 Cerbaiola zu öffnen (wir haben das vor einigen Wochen getan - großes Kino!) in dem Wissen, dass dieser Wein auch 2054 noch sehr gerade da stehen wird!
Hasi
JPO
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von JPO »

Sooo, ich bin jetzt Eurer Aufforderung nachgekommen und habe mir heute nochmals den Il Poggione eingeschenkt, auch wenn ich keine Eile gehabt hätte, denn ich coraviniere. Übrigens handelt es sich um den einfachen Brunello.

Ja, was soll ich sagen - ihr hattet recht. Zwar hat der Wein wenig Tannine, ich hätte mir etwas mehr Grip gewünscht, aber ich würde nicht wiederholen, dass seine besten Jahre vorbei sind, latschig finde ich ihn heute nicht. Es muss wohl an meinem gestrigen Tagessetting gelegen haben, am Essen was es gestern bzw. heute dazu gab, am Sonnenschein, oder an was auch immer. Also: weiterhin ein schöner Wein mit noch ein paar Jahren Zukunft vor sich.

Übrigens schreibe ich das nicht bloss, um Euch einen Gefallen zu tun und einem Streit aus dem Wege zu gehen. Meine Frau, die keinen Alkohol trinkt, sondern ab und zu mal an meinem Glas nippt und ihre Meinung dazu tut, kam gestern wie heute zum gleichen (ungleichen) Ergebnis wie ich. Wir haben ziemlich häufig einen korrespondierenden Geschmack, was mich in meinem Urteil bestärkt.
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