Selbstverständlich ist der Eigentümer/Winzer für seine Flächen verantwortlich. Regeln gibt es da durchaus. Er kann nur keine Kulturmaßnahmen mehr durchführen, weil er schlicht nicht mehr über die wirtschaftlichen Mittel verfügt.
Die Rodungsprämien gingen ja großartig durch die Presse, als Subvention und Geschenke für Winzer. Dabei verliert der Winzer, der diese 6.000 € Prämie pro ha annimmt für 30 Jahre das Recht auf dieser Fläche Reben zu pflanzen. Wenn die Rodungskosten von 2.500 € pro ha bezahlt sind, bleiben ihm immerhin noch 3.500 € pro ha - einmalig… Problem: Was kann er mit den Flächen machen? Wovon soll er leben? Ausgerechnet das gute Terroir ist für andere Kulturen nicht so dolle und eine neue Mechanisierung kostet mal eben ein Vermögen. (Mit dem Trauben-Vollernter lässt sich nun mal kein Getreide dreschen). Bliebe noch Schafhaltung – Laut zuletzt veröffentlichter Statistik ging es den Vieh-/Landwirten noch schlechter als den Winzern. Im Sinne einer landwirtschaftlichen Nutzung wird das Land durch eine Aufgabe der Rebenkultur zu ‚marginalen Flächen‘.
Photovoltaik ist so gut wie ausgeschlossen auf landwirtschaftlicher Nutzfläche sind max 40% Nutzung erlaubt und Landwirtschaft muss weiter betrieben werden dann sind wir wieder bei den Schafen… (Wald darf dafür übrigens gerodet werden mit anschließender 100% Photvoltaiknutzung …)
Also passiert nix. Auch in der Hoffnung, dass nächstes Jahr alles besser wird und die Flächen wieder kultiviert werden können – was ich aber mehr für ein Wunschdenken halte. Die Krankheiten sind schwer wieder raus zu bekommen und der Rebschnitt… Der Aufwand ist enorm auch die Wiederanschubfinanzierung.
Wird gerodet (ohne Prämie) muss innerhalb von 8 Jahren neu gepflanzt werden, sonst sind die Pflanzrechte verloren. Hierfür braucht es aber einen enormen Preisanreiz, denn die ‚alte‘ Rebanlage wurde zu Vor-Inflationskosten erstellt und mittlerweile sind diese einiges höher. Waren diese verhältnismäßig günstigen Rebanlagen schon nicht wirtschaftlich, wird es für zukünftige noch schwieriger. Ob der Markt das hergibt ist eine sehr riskante Wette.
So großartig viele Optionen bieten sich also nicht an. Da kann man schon resignieren. Dazu dieses Wetter… oder schon Klima?
Es gibt Kontrollinstitutionen, die bei ‚vigne abandonnée‘ einschreiten, jedoch sind die Maßnahmen zumindest kurzfristig nicht wirklich ernst zu nehmen. Eine Rodung durch eine Kontrollinstitution wäre ein Eingriff in Eigentumsrechte. Dafür bedarf es diverser rechtliche Schritte und Gerichtsurteile, das ist langwierig.
Die Nachbar-Kollegen ärgert das natürlich, zugleich sieht es richtig übel aus, wenn ein Kollege gekämpft hat und es nicht packt. Manchmal stecken da auch gesundheitliche Gründe dahinter oder was auch immer. Die Gründe können auch schon viel länger zurückliegen. Urteile sind da fehl am Platz.
Auf den Wiesen ist das Wasser schon zurück gegangen. Die Oberböden sind alle noch durchnässt, da muss man schon wissen wo es sich mich Maschinen arbeiten lässt.
Der große Ausbruch an Mildiou ist bisher ausgeblieben. Black-Rot zeigt sich da häufiger, ist aber noch harmlos. In ein paar Tagen habe ich da Klarheit.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
MEDOC 2024
- small talk
- Beiträge: 286
- Registriert: Mi 19. Feb 2020, 10:04
- Wohnort: Bégadan (F)
- Kontaktdaten:
Re: MEDOC 2024
Die Wahrheit liebt es, sich zu verstecken. (Heraklit - Interpretation)
- small talk
- Beiträge: 286
- Registriert: Mi 19. Feb 2020, 10:04
- Wohnort: Bégadan (F)
- Kontaktdaten:
Re: MEDOC 2024
In der Zeitschrift Sud Ouest fand ich heute noch einen Artikel zum Thema Arrachage
https://www.sudouest.fr/vin/vin-va-t-on ... 863611.php
Hier eine Übersetzung:
Wein: Werden in Frankreich 100.000 ha Weinberge gerodet?
Par César Compadre ; Publié le 27/05/2024 à 12h45. ; Mis à jour le 27/05/2024 à 22h13.
Über die laufenden Rodungen in der Gironde hinaus sondiert der Staat die Weinberge, um einen massiven Plan im ganzen Land umzusetzen.
Wird man hunderttausend Hektar der 750.000 Hektar Weinberge in unserem Land roden? Angesichts der nahezu allgemeinen Krise, die der Weinsektor durchlebt, wurde diese Zahl in den letzten Wochen von den öffentlichen Behörden in den Raum gestellt. Und um diese Hochrechnungen zu verfeinern, hat das Landwirtschaftsministerium nun einen Aufruf gestartet. Alle Winzer haben bis zum 12. Juni Zeit, um ihr Interesse zu bekunden, oder auch nicht; eine online durchgeführte Umfrage, die nicht als Einreichung einer offiziellen Akte gilt. Es werden zwei Maßnahmen angekündigt: vorübergehende Rodung (mit 2 500 Euro/ha bezuschusst, Wiederbepflanzung innerhalb von vier Jahren) oder endgültige Rodung (4 000 Euro). Die Einführung der Regelung wird für Oktober angekündigt.
"Alles ist offen, die Situation ist sehr schwierig. Bordeaux war Vorreiter bei den Rodungsmaßnahmen und andere Weinbaugebiete werden folgen", so Stéphane Gabard, Präsident des Organisme de défense et de gestion (ODG, Berufsverband) der AOC Bordeaux und Bordeaux supérieur, dem größten Weinbauverband des Departements. In der Gironde läuft ab 2023 ein subventionierter Rodungsplan (57 Millionen Euro zugesagt): Bis zum 30. Juni müssen 8000 ha verschwinden, wofür eine Prämie von 6000 Euro/ha gezahlt wird. Eine zweite Phase dieses Plans soll nach der nächsten Weinlese eingeleitet werden.
20 % des Bordelais
Parallel zu dieser Maßnahme sind die Winzer in Bordeaux dabei, Tausende von Hektar ohne Unterstützung zu roden (es kostet 1500 bis 2000 Euro pro Hektar bei Dienstleistern). Sie ziehen es vor, die Parzellen auf den weniger guten Terroirs "loszuwerden". Insgesamt könnten sich also kurzfristig rund 20 000 ha in Luft auflösen, was fast 20 % der Gesamtfläche des Bordelais entspricht (110 000 ha, die 2022 im Ertrag stehen).
Zu diesem historischen Aderlass kommen noch 2.000 bis 3.000 ha brachliegende Weinberge hinzu, deren Besitzer nicht die Mittel haben, sie zu roden, da die Behörden sie nicht dazu zwingen können. Bis heute gibt es keine wirksamen Zwangsmaßnahmen, obwohl sie Nester für Krankheiten (Flavescence Dorée, Falscher Mehltau) sind, die das Leben der Nachbarn vergiften.
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
https://www.sudouest.fr/vin/vin-va-t-on ... 863611.php
Hier eine Übersetzung:
Wein: Werden in Frankreich 100.000 ha Weinberge gerodet?
Par César Compadre ; Publié le 27/05/2024 à 12h45. ; Mis à jour le 27/05/2024 à 22h13.
Über die laufenden Rodungen in der Gironde hinaus sondiert der Staat die Weinberge, um einen massiven Plan im ganzen Land umzusetzen.
Wird man hunderttausend Hektar der 750.000 Hektar Weinberge in unserem Land roden? Angesichts der nahezu allgemeinen Krise, die der Weinsektor durchlebt, wurde diese Zahl in den letzten Wochen von den öffentlichen Behörden in den Raum gestellt. Und um diese Hochrechnungen zu verfeinern, hat das Landwirtschaftsministerium nun einen Aufruf gestartet. Alle Winzer haben bis zum 12. Juni Zeit, um ihr Interesse zu bekunden, oder auch nicht; eine online durchgeführte Umfrage, die nicht als Einreichung einer offiziellen Akte gilt. Es werden zwei Maßnahmen angekündigt: vorübergehende Rodung (mit 2 500 Euro/ha bezuschusst, Wiederbepflanzung innerhalb von vier Jahren) oder endgültige Rodung (4 000 Euro). Die Einführung der Regelung wird für Oktober angekündigt.
"Alles ist offen, die Situation ist sehr schwierig. Bordeaux war Vorreiter bei den Rodungsmaßnahmen und andere Weinbaugebiete werden folgen", so Stéphane Gabard, Präsident des Organisme de défense et de gestion (ODG, Berufsverband) der AOC Bordeaux und Bordeaux supérieur, dem größten Weinbauverband des Departements. In der Gironde läuft ab 2023 ein subventionierter Rodungsplan (57 Millionen Euro zugesagt): Bis zum 30. Juni müssen 8000 ha verschwinden, wofür eine Prämie von 6000 Euro/ha gezahlt wird. Eine zweite Phase dieses Plans soll nach der nächsten Weinlese eingeleitet werden.
20 % des Bordelais
Parallel zu dieser Maßnahme sind die Winzer in Bordeaux dabei, Tausende von Hektar ohne Unterstützung zu roden (es kostet 1500 bis 2000 Euro pro Hektar bei Dienstleistern). Sie ziehen es vor, die Parzellen auf den weniger guten Terroirs "loszuwerden". Insgesamt könnten sich also kurzfristig rund 20 000 ha in Luft auflösen, was fast 20 % der Gesamtfläche des Bordelais entspricht (110 000 ha, die 2022 im Ertrag stehen).
Zu diesem historischen Aderlass kommen noch 2.000 bis 3.000 ha brachliegende Weinberge hinzu, deren Besitzer nicht die Mittel haben, sie zu roden, da die Behörden sie nicht dazu zwingen können. Bis heute gibt es keine wirksamen Zwangsmaßnahmen, obwohl sie Nester für Krankheiten (Flavescence Dorée, Falscher Mehltau) sind, die das Leben der Nachbarn vergiften.
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
Die Wahrheit liebt es, sich zu verstecken. (Heraklit - Interpretation)
Re: MEDOC 2024
[quote="small talk"]In der Zeitschrift Sud Ouest fand ich heute noch einen Artikel zum Thema Arrachage
https://www.sudouest.fr/vin/vin-va-t-on ... 863611.php
Hier eine Übersetzung:
Wein: Werden in Frankreich 100.000 ha Weinberge gerodet?
Par César Compadre ; Publié le 27/05/2024 à 12h45. ; Mis à jour le 27/05/2024 à 22h13.
Über die laufenden Rodungen in der Gironde hinaus sondiert der Staat die Weinberge, um einen massiven Plan im ganzen Land umzusetzen.
..../quote]
Grüezi
Ich finde diese Berichte erschreckend und betrüblich, wenn ich an all die Leute denke, deren Existenzbasis der Weinbau ist.
Natürlich kann ich als Laie aus der Schweiz die allfällige Notwendigkeit oder andere Möglichkeiten für die Betroffenen nicht erkennen.
Mit nachdenklichem Gruss
Hans-Rudolf
https://www.sudouest.fr/vin/vin-va-t-on ... 863611.php
Hier eine Übersetzung:
Wein: Werden in Frankreich 100.000 ha Weinberge gerodet?
Par César Compadre ; Publié le 27/05/2024 à 12h45. ; Mis à jour le 27/05/2024 à 22h13.
Über die laufenden Rodungen in der Gironde hinaus sondiert der Staat die Weinberge, um einen massiven Plan im ganzen Land umzusetzen.
..../quote]
Grüezi
Ich finde diese Berichte erschreckend und betrüblich, wenn ich an all die Leute denke, deren Existenzbasis der Weinbau ist.
Natürlich kann ich als Laie aus der Schweiz die allfällige Notwendigkeit oder andere Möglichkeiten für die Betroffenen nicht erkennen.
Mit nachdenklichem Gruss
Hans-Rudolf
- Gerald
- Administrator
- Beiträge: 7714
- Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
- Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
- Wohnort: Wien
Re: MEDOC 2024
In der Monde war im Februar ein sehr interessanter Artikel über die stetig sinkende Inlandsnachfrage, leider hinter der Bezahlschranke:
https://www.lemonde.fr/le-monde-passe-a ... 82232.html
Für mich doch leicht schockierend, wie es mit dem Weinkonsum früher bestellt war:
So gesehen eigentlich eine absolut sinnvolle Entwicklung - wenn auch natürlich traurig für jeden, der seine berufliche Existenz damit verliert.
Grüße
Gerald
https://www.lemonde.fr/le-monde-passe-a ... 82232.html
Für mich doch leicht schockierend, wie es mit dem Weinkonsum früher bestellt war:
Vor allem der zweite Absatz mit den 8-jährigen Kindern, die beim Schulbuffet Wein zu trinken bekommen haben ...Une question de santé
La santé est en effet au cœur de la chute de consommation, le vin passant – là encore beaucoup chez les jeunes – de produit au statut artisanal ou de terroir à celui de breuvage dangereux pour la santé. Pour en prendre la mesure, il faut voir d’où on vient. Matthieu Lecoutre, de l’université de Bourgogne et auteur de L’Atlas historique du vin en France (Autrement, 2019), estime que les Français, au milieu du XIXe siècle, boivent en moyenne plus de 200 litres de vin par an, soit presque une bouteille par jour. Des sociétés de tempérance s’inquiètent déjà pour la santé, mais elles « ne sont pas relayées par les décideurs politiques », explique l’historien.
Le discours public est même à l’opposé, poursuit-il : « Dans les années 1900, les écoles expliquent aux élèves pourquoi le vin est hygiénique. Selon une étude de 1947, les Français sont persuadés que c’est bon pour la santé, quel que soit l’âge. Des archives du début des années 1950 montrent que des enfants de 8 ans consomment du vin à l’école au déjeuner. »
Pierre Mendès France est le premier responsable politique à s’attaquer à la consommation de vin des jeunes. D’abord en 1954, comme éphémère président du Conseil, et surtout en 1956, comme ministre d’Etat, avec sa circulaire interdisant l’alcool à la cantine pour… les moins de 14 ans. Ce n’est qu’en 1981, sous François Mitterrand, que le vin s’efface totalement des tables des lycées, au profit de l’eau, « seule boisson hygiénique recommandable ».
So gesehen eigentlich eine absolut sinnvolle Entwicklung - wenn auch natürlich traurig für jeden, der seine berufliche Existenz damit verliert.
Grüße
Gerald
-
OnlineEThC
- Beiträge: 9601
- Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
- Wohnort: ...mal hier, mal dort...
- Kontaktdaten:
Re: MEDOC 2024
...gemäß den Aussagen einer Mosel-Winzerin war das dort selbst in den 80ern nicht viel anders. Das bzw. die mittlerweile diesbezüglich wohl erfolgte Wandlung dürfte aber m.E. kaum ein Grund für die massiv sinkende Nachfrage sein. Was die genauen Gründe für den Rückgang im Bordelais sind, könnte ich allenfalls mutmaßen, da ich schon vorliebenbedingt in dem Thema nicht allzusehr "drin" bin. Aber an anderer Stelle wurde ja schon viel vom "Opa-Image" des Bordelais geschrieben. Inwieweit das prominent für den Rückgang der Nachfrage verantwortlich ist und wie da überhaupt die Unterschiede zwischen low und high Level sind, kann ich nicht einschätzen, würde mich aber trotz meiner aktuell weitgehenden Bordeaux-Abstinenz doch interessieren...Gerald hat geschrieben:Vor allem der zweite Absatz mit den 8-jährigen Kindern, die beim Schulbuffet Wein zu trinken bekommen haben ...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Re: MEDOC 2024
Die Absatzprobleme betreffen ja keines wegs nur das Bordelais. Wenn im weiter oben teilweise übersetztem Artikel der Sud Ouest die Rede davon ist, dass erwogen wird, in Frankreich 100.000 Hektar Rebfläche zu roden, wäre das mehr als ein Achtel der gesamten französischen Rebfläche. Im Bordelais redet man im Moment von irgendwas zwischen 10.000 und 20.000 Hektar, entsprechend 10 bis 20% der dortigen Rebfläche, also im Schnitt nur etwas mehr als im Landesdurchschnitt. Der einzige Unterschied ist, dass man dort die Rodung jetzt ganz konkret angeht, während anderswo erstmal drüber nachgedacht und geredet wird. Der Druck ist aber überall groß.EThC hat geschrieben:Was die genauen Gründe für den Rückgang im Bordelais sind, könnte ich allenfalls mutmaßen, da ich schon vorliebenbedingt in dem Thema nicht allzusehr "drin" bin. Aber an anderer Stelle wurde ja schon viel vom "Opa-Image" des Bordelais geschrieben. Inwieweit das prominent für den Rückgang der Nachfrage verantwortlich ist und wie da überhaupt die Unterschiede zwischen low und high Level sind, kann ich nicht einschätzen, würde mich aber trotz meiner aktuell weitgehenden Bordeaux-Abstinenz doch interessieren...
Eine wesentliche Ursache der Krise ist, dass in Frankreich der Weinkonsum pro Kopf innerhalb von nur zwei Generationen um 70% (!) gesunken ist und auch jetzt immer noch weiter sinkt, die Anbaufläche in diesem Zeitraum aber fast gleich geblieben ist. Ein Teil des Rückgangs wurde dadurch aufgefangen, dass die Hektarerträge zur Qualitätsverbesserung reduziert wurden, ansonsten wurde der Überhang exportiert. Das ging auch eine ganze Weile gut, aber in einem inzwischen vollständig globalisierten Weinmarkt, in dem seit zwei Jahrzehnten weltweit betrachtet Jahr für Jahr mehr Wein erzeugt als konsumiert wird und demzufolge ein gnadenloser Wettbewerb herrscht, funktioniert das nicht mehr.
Ganz konkret auf das Bordelais bezogen: das ist eine klimatische Randlage, in der die Erzeugung von Wein arbeits- und /oder materialintensiver ist als in klimatisch begünstigteren Ecken der Welt, wo dann häufig auch noch die Arbeitslöhne deutlich niedriger sind. Da ist es heute praktisch unmöglich, den Massenmarkt erfolgreich zu bedienen. Genau das hat man aber versucht, letzten Endes auch nur notgedrungen, weil der Markt höherpreisigen Bordeaux aus über 100.000 Hektar Anbaufläche gar nicht aufnehmen könnte. Wenn jetzt Rebflächen gerodet werden, ist das nur das konsequente Ergebnis einer seit langer Zeit existierenden Dauerkrise im Basissegment, in dem die Erzeuger für ihre Weine keine wirtschaftlich auskömmlichen Preise bekommen.
Die Krise betrifft in dieser Form nicht das Spitzensegment, und ganz sicher wird kein heute lebender Mensch es erleben, dass die Rebfläche von Chateau Lafite in eine Viehweide oder eine Kiwiplantage umgewandelt wird

Gruß
Ulli
Re: MEDOC 2024
Der rückläufige Weinkonsum ist ja sicherlich auch eine Frage des Zeitgeistes. Wer nimmt sich noch, bzw. hat noch Zeit bzw. Muße für den Genuss? Das moderne Leben mit seiner zunehmenden Komplexität verschlingt die meisten Menschen. Klar bleibt da gutes Essen und guter Wein auf der Strecke. Beides braucht Muße um die Dinge zu genießen. Oftmals bleibt bei Jüngeren das exzessive Trinken am Wochenende als Ausweg. Konträr dazu der aktuell propagierte gesunde Lebensstil der ebenfalls in der jüngeren Generation viele Anhänger hat. Dazu gehört natürlich auch die Ablehnung des Alkoholkonsums. Wir leben halt in einer Zeit der extremen Polarisierung. Ob Klima (letzte Generation), Essen (Veganismus) oder auch im politischen Raum. Raum für Zwischentöne bleibt da kaum. Das der unsachgemäße Gebrauch von gewissen Substanzen der Gesundheit abräglich ist, dürfte eine Binse sein. Aber warum muss man das Kind mit dem Bade ausschütten?
Dazu passt eine aktuelle Meldung, dass die amerikanische Gesundheitsbehörde plant, jeglichen Weinkonsum als gesundheitsschädlich einzustufen (leider nur auf Englisch):
https://www.wine-searcher.com/m/2024/05 ... ine-unsafe
Da Amerika der größte Weinmarkt der Welt ist, dürft dies natürlich auch nicht förderlich für den französischen Weinmarkt sein.
Gruß
Detlef
Dazu passt eine aktuelle Meldung, dass die amerikanische Gesundheitsbehörde plant, jeglichen Weinkonsum als gesundheitsschädlich einzustufen (leider nur auf Englisch):
https://www.wine-searcher.com/m/2024/05 ... ine-unsafe
Da Amerika der größte Weinmarkt der Welt ist, dürft dies natürlich auch nicht förderlich für den französischen Weinmarkt sein.
Gruß
Detlef
Re: MEDOC 2024
Das ist allerdings der aktuelle wissenschaftliche Konsens, der sich auf mehrere sehr große Studien stützt. Man kann der amerikanischen Behörde kaum vorwerfen, diesen Konsens in einer Richtlinie zu kommunizieren, wobei im Detail viele Fragen auftauchen, die auch philosophischer Natur sind und am Ende eigentlich nur individuell beantwortet werden können. Was geht mir an Lebensqualität verloren, wenn ich auf jegliche potentiell gesundheitsschädliche Aktivität verzichte, und am Ende trotzdem sterben muss?la-vita hat geschrieben: Dazu passt eine aktuelle Meldung, dass die amerikanische Gesundheitsbehörde plant, jeglichen Weinkonsum als gesundheitsschädlich einzustufen
Übrigens gibt es Bestrebungen, den Alkoholkonsum massiv zurückzudrängen, nicht nur in den USA, sondern auch in der EU. Hier kursieren sogar wesentlich weiter reichende Ideen, nämlich der gesamten Alkohol produzierenden Branche nicht nur alle Subventionen zu streichen, sondern mittels Taxonomie den Geldhahn ganz zuzudrehen. Das wird allerdings kaum passieren, da die Herstellung von Wein in mehreren großen EU-Staaten von hoher wirtschaftlicher Bedeutung ist und ein Konsens in dieser Richtung kaum zu erreichen ist.
Aber unabhängig davon: dass der Weinkonsum global sinkt, ist ein Megatrend, der sich in absehbarer Zeit nicht umkehren wird. An Flächenstillegungen in ganz erheblichem Umfang wird man nicht vorbeikommen.
Gruß
Ulli
-
OnlineEThC
- Beiträge: 9601
- Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
- Wohnort: ...mal hier, mal dort...
- Kontaktdaten:
Re: MEDOC 2024
...vielen Dank für eure Ausführungen, haben meine Mutmaßungen großteils bestätigt, die erwähnten 70 % Rückgang in F sind schon drastisch, war mir so nicht bewußt.
So schwer das für den Einzelnen auch sein mag, die Welt ist kein statisches Gebilde, heute weniger als gestern, d.h. die Mehrheit der Menschen muß auf zunehmende Veränderungen ihrer (Über-) Lebensbedingungen dynamischer reagieren können. Daß da viele überfordert sind bzw. auch kaum Möglichkeiten zur Reaktion haben, ist die dunkle Kehrseite der global-komplexen Welt...
So schwer das für den Einzelnen auch sein mag, die Welt ist kein statisches Gebilde, heute weniger als gestern, d.h. die Mehrheit der Menschen muß auf zunehmende Veränderungen ihrer (Über-) Lebensbedingungen dynamischer reagieren können. Daß da viele überfordert sind bzw. auch kaum Möglichkeiten zur Reaktion haben, ist die dunkle Kehrseite der global-komplexen Welt...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
- small talk
- Beiträge: 286
- Registriert: Mi 19. Feb 2020, 10:04
- Wohnort: Bégadan (F)
- Kontaktdaten:
Re: MEDOC 2024
Die heftigen Niederschläge vom Pfingstwochenende haben zu Neuinfektionen von Mildiou und Black Rot geführt. Das war auch nicht anders zu erwarten.
Hier eine frische ‚Tache‘ Hier die Rückseite des selben Blattes mit den Fruchtkörpern/Sporen des Mycels. Die Infektion hat mit dem Regen oder kurz danach stattgefunden, der Pilz hat den Schaden im Blatt längst gemacht und sport nun aus um andere frisch-grüne Pflanzenteile zu befallen.
Hier Black Rot; rechts eine frühere Infektion links die Neu-Infektion. Die Blüh- bzw. Fruchtansätze sind noch nicht befallen. Insgesamt hält der Schaden sich auch sehr begrenzt. So wie es aussieht sind wir nochmal mit einen Blauen Auge davongekommen.
Die allgemeine Situation im Weinmarkt möchte ich hier nicht weiter erörtern Mit vielen Beiträgen stimme ich überein. Tatsächlich haben mit etwa gleichaltrige Kollegen berichtet, dass sie früher Wein mit in die Schule bekommen haben – statt Schulmilch… Auch wenn damals die Alkoholgehalte um einiges geringer waren ist das bei heutigem Kenntnisstand unverantwortlich.
Der Weinkonsum mag stark zurückgehen, ich vermute, dass der Alkoholkonsum nicht so stark zurück geht; hinzu kommen ‚neue Drogen‘ - auch wenn ich dafür keine Belege habe. Die (Konsum-)Gesellschaft ändert sich, Stickwort Convinient-Food. Nicht alle Entwicklungen sind zu begrüßen und es gehen auch Fertigkeiten und Kulturgut verloren.
Ich befürchte, dass sich der Weinmarkt aufteilt in Plörre (wieder meine persönliche Meinung) die im industriellen Maßstab standardisiert hergestellt wird und in authentische qualitativ hochwertige Genussweine – als Luxusgut. Es bleibt spannend. Den guten/ordentlichen Alltagswein wird es wohl bald nicht mehr geben. Was ich hier sehe ist ein sehr heftiger Strukturwandel; dazu ist das eine Einbahnstraße. Ich gehe nicht davon aus, dass sich diese Entwicklung umkehren wird, weil schlicht die Winzer fehlen werden.
Der Schritt der Aufgabe ist schlicht zu Schmerzhaft, was auch daran liegt das die Betriebe und Winzer ein hohes Maß an Resilienz aufweisen und vielleicht zu spät erkennen ab wann es keinen Sinn mehr macht.
Die älteren Kollegen wissen sehr gut von Krisen im Bordelais zu berichten. Damit ist der Weinbau bisher immer noch fertig geworden. Das wird auch dieses Mal so sein. In anderen Weinregionen wird sich das ähnlich darstellen.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Hier eine frische ‚Tache‘ Hier die Rückseite des selben Blattes mit den Fruchtkörpern/Sporen des Mycels. Die Infektion hat mit dem Regen oder kurz danach stattgefunden, der Pilz hat den Schaden im Blatt längst gemacht und sport nun aus um andere frisch-grüne Pflanzenteile zu befallen.
Hier Black Rot; rechts eine frühere Infektion links die Neu-Infektion. Die Blüh- bzw. Fruchtansätze sind noch nicht befallen. Insgesamt hält der Schaden sich auch sehr begrenzt. So wie es aussieht sind wir nochmal mit einen Blauen Auge davongekommen.
Die allgemeine Situation im Weinmarkt möchte ich hier nicht weiter erörtern Mit vielen Beiträgen stimme ich überein. Tatsächlich haben mit etwa gleichaltrige Kollegen berichtet, dass sie früher Wein mit in die Schule bekommen haben – statt Schulmilch… Auch wenn damals die Alkoholgehalte um einiges geringer waren ist das bei heutigem Kenntnisstand unverantwortlich.
Der Weinkonsum mag stark zurückgehen, ich vermute, dass der Alkoholkonsum nicht so stark zurück geht; hinzu kommen ‚neue Drogen‘ - auch wenn ich dafür keine Belege habe. Die (Konsum-)Gesellschaft ändert sich, Stickwort Convinient-Food. Nicht alle Entwicklungen sind zu begrüßen und es gehen auch Fertigkeiten und Kulturgut verloren.
Ich befürchte, dass sich der Weinmarkt aufteilt in Plörre (wieder meine persönliche Meinung) die im industriellen Maßstab standardisiert hergestellt wird und in authentische qualitativ hochwertige Genussweine – als Luxusgut. Es bleibt spannend. Den guten/ordentlichen Alltagswein wird es wohl bald nicht mehr geben. Was ich hier sehe ist ein sehr heftiger Strukturwandel; dazu ist das eine Einbahnstraße. Ich gehe nicht davon aus, dass sich diese Entwicklung umkehren wird, weil schlicht die Winzer fehlen werden.
Der Schritt der Aufgabe ist schlicht zu Schmerzhaft, was auch daran liegt das die Betriebe und Winzer ein hohes Maß an Resilienz aufweisen und vielleicht zu spät erkennen ab wann es keinen Sinn mehr macht.
Die älteren Kollegen wissen sehr gut von Krisen im Bordelais zu berichten. Damit ist der Weinbau bisher immer noch fertig geworden. Das wird auch dieses Mal so sein. In anderen Weinregionen wird sich das ähnlich darstellen.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Die Wahrheit liebt es, sich zu verstecken. (Heraklit - Interpretation)