Griechenland

mixalhs
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Re: Griechenland

Beitrag von mixalhs »

Berichten kann ich auch, dass ich auf den beiden Weinmessen in Athen mal wieder Weine aus Rebsorten im Glas hatte, von denen ich noch nie gehört hatte und die in der Verkostungsnotizen-Datenbank nicht gelistet waren, z.B. Pavlos (Zakynthos), Rozaki (Nordgriechenland) oder Trachtas (Kreta). Was davon sich am Markt behaupten wird, werden wir sehen. Malagousia, Mitte der 1970er so gut wie ausgestorben, ist ja zu einer der beliebtesten Rebsorten Griechenlands geworden, vermutlich nebst Savatiano die meistangebaute Weißweinrebe. Ob Pavolos, Trachtas und wie sie alle heißen, da nachziehen können, bezweifle ich. Interessant sind diese Weine allemal.

Liebe Grüße, Michael
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EThC
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Re: Griechenland

Beitrag von EThC »

...ich hatte ja schon bei meinem letzten Griechenland-Besuch im vergangenen Juni noch ein paar Rebsorten in der VKN-Datenbank nachgetragen, ohne daß ich exzessiv auf Messen probiert hätte. Schuld war im Wesentlichen die Weinkarte des Tanini agapi mou (Athen, 91 Ippokratous), die ich allerdings auch vorsätzlich nach mir unbekannten Sachen durchstöbert habe.

Zu den neuen, eingetragenen Rebsorten: Pavlos ist ein Synonym für Malvasia Bianca Lunga, Rozaki ist entweder ein Synonym zu Chaouch Rozovyi oder ggf. als Rozaki aspro ein Synonym zu Avgoulato, Trachtas hab ich auch als Synonym nicht gefunden, aber Tachtas ist eine eigene Sorte mit Ursprung Griechenland...
Viele Grüße
Erich

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officertommy
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Re: Griechenland

Beitrag von officertommy »

Danke wieder mal, Michael, für diese grossartige Arbeit. Habe die Notizen erstmal oberflächlich studiert, trotzdem interessant!
mixalhs
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Re: Griechenland

Beitrag von mixalhs »

Hallo,

vielleicht doch noch mal der Versuch einer Kurzzusammenfassung.

Erstens waren einige der besten Weingüter nicht vertreten. Economou war noch nie auf der Oenorama, zumindest seit 2016 nicht (als ich das erste Mal dort war), Papargyriou und Gikas kommen seit ein paar Jahren nicht mehr. Diesmal fehlten dann auch Chatzivaritis und Manousakis.

Zweitens Santorini: Karomolegos mit großartiger Kollektion (Ftelos als bester Wein gefolgt von Papas) , Argyros mit geringem Abstand dahinter, auch Akra Chryssos mit wunderbaren Weinen, Hatzidakis sehr gut, aber noch nicht wieder absolute Spitze.

Drittens Sclavos: Die schwache Phase mit restsüßen Weinen scheint endgültig vorbei zu sein. Das macht wieder richtig Spaß, ganz vorn der wunderbare Zakynthino Orange.

Viertens Girlemis: Das Weingut war meine neue Entdeckung des letzten Jahres. Tolle Weißweine, darunter der beste Assyrtiko vom Festland und ein grandioser "Rimpatrio" aus der aus Süditalien bekannten Greco-Rebe. Auch die Roten sind sehr gut.

Fünftens Castro Clauss mit tollen Rot- und Süßweinen aus der Gegend um Patras, vor allen Dingen Mavrodaphne und Syrah. Die Weine, die ich großartig fand, kosteten aber alle so um die 120 bis 150 Euro, und das ist mir dann doch zu viel.

Sechstens die Goumenissa-Vertikale von Zatsis: 2017 überextrahiert und marmeladig, 2013 erheblich besser, 2007 dann großartig, 2001 überlagert, balsamisch mit flüchtiger Säure und 1997 dann wieder großartig.

Siebtens: DER Rotwein meiner Woche in Athen: Foundi Estate 2017 aus Naoussa in der Vintage-Weinbar, tolle Struktur, pefektes Tannin; den würde ich gern mal im Vergleich mit Spitzenbaroli probieren, die das Fünf- bis Zehnfache kosten. Leider überall ausverkauft, auch im Weingut nicht mehr zu bekommen.

Achtens die zweite Neuentdeckung neben Castro Clausss: Karavitakis aus Kolymbari, Westkreta, mit einer sehr schönen Kollektion, nicht unbedingt die absolute Spitze der griechischen Weinerzeugung, aber feine Weine zu sehr vernünftigen Preisen. Die Leute werde ich im Juni mal besuchen, wenn ich auf der Insel bin.

Neuntens ist das Jahr 2023 für kretische Weißweine sehr gut gewesen: frische Säure selbst beim Vidiano, der sonst sehr dazu neigt, in die Breite zu gehen.

Zehntens habe ich diesmal (außer den hochpreisigen Weinen von Castro Clauss) keine dunklen Rotweine im Glas gehabt, die mich so richtig geflasht haben. Vor einem Jahr hatten einige Weingüter von ihrem jeweiligen Spitzenwein die 2017er dabei; die 2018er sind auch sehr gut, reichen aber nicht ganz an die Weine aus dem Vorjahr heran.

Das war's erstmal.

Herzliche Grüße

Michael
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EThC
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Re: Griechenland

Beitrag von EThC »

...ein leider etwas ausdruckloser Chardonnay aus Makedonien:

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Viele Grüße
Erich

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mixalhs
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Re: Griechenland

Beitrag von mixalhs »

Hallo zusammen.

aktuell bin ich gerade auf Kreta, und da ich in Chania einen Sprachkurs Neugriechisch absoviere, auch sehr stationär - mit Küche, Kühlschrank und den meisten Dingen, die man im normalen Leben so braucht. Ein brauchbares Weinglas gab's hier leider nicht, aber im Haushaltswarenladen um die Ecke habe ich einen ordentlichen Burgunderkelch bekommen, natürlich kein Zalto-Glas, aber er hat auch nur drei Euro gekostet und übertrifft das Gläsersortiment jeder normalen Ferienwohnung um ein Vielfaches.

Bevor ich Euch das Weingut Karivitakis empfehle, erstmal ein Spezialtipp. Im Dorf Anopoli an der Südküste Kretas am Fuß der Weißen Berge (Lefka Ori) gibt es ein kleines Hotel mit Taverne namens Anopoli Rooms. Sie fahren Euch, wenn Ihr wollt, mit einem 4x4-Pickup auf einer üblen Piste bis auf ca. 1900 m, von wo aus man in weniger als zwei Stunden auf den Pachnes, den zweithöchsten Gipfel der Insel (2453m ü NN) laufen kann. Eine irre Landschaft, die einzige Hochgebirgswüste Europas, ein wenig wie auf dem Mond, nur dass man keinen Raumanzug braucht, wenn man dort ist. Jetzt kurz zum Wein: Ich habe ein Viertel vom roten Hauswein geordert und einen dunkel lachsfarbenen Wein mir leichten Oxidationsnoten und einem Hauch Restsüße bekommen, nach dem sich alle Natural- und Orange-Freund*innen die Finger geleckt hätten, eher wie ein schalenvergorener Weißwein: harmonisch, balanciert, ohne übertriebene Phenolik, einfach nur gut und "off the beaten tracks". Ich würde mal sagen, 88 bis 90. Weil das so gut war, habe ich noch ein Viertel nachbestellt. Bezahlt habe ich für die beiden Viertel zusammen 4 €. Vor drei Jahren war ich schon mal dort, und ich erinnere mich, auch damals von dem "Rotwein" des Hauses total geflasht gewesen zu sein. Und wieder habe ich vergessen nach den Rebsorten zu fragen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, sie hätten mir gesagt, dass sie das nicht wissen, sondern einfach genommen haben, was sie haben.

Nun zu den "richtigen" Weinen: Als ich im März in Athen auf der Oenorama war, habe ich zum ersten Mal die Weine von Karavitakis (Westkreta in der Nähe von Kolymvari) probiert und war sehr angetan. Vor einer Woche war ich dann vor Ort, und alles hat sich bestätigt. Sie haben ein paar gute Weißweine (und einen sehr guten, den 36 Monate auf der Feinhefe gelagerten 2018er Vidiano sur lie 36), aber noch besser sind die Roten. Da haben wir z.B. einen wunderbaren Toscana-Blend 2020 names Tria Klimata (60 SG, 20 CS, 20 ME) für gerade mal 13 Euro, der zwar nicht an Supertuscans heranreicht, die das Vier- bis Achtfache kosten, aber ein toller Wein für schlankes Geld ist. Noch besser (und ein wenig teurer) ist der Xenos aus vorwiegend Mavrotragano mit ein wenig Syrah und Alicante, der mit seinen teerigen Noten an einen Spitzen-Negroamaro aus Apulien erinnert. Negroamaro machen sie auch, aber das ist "nur" ein guter Wein, der bei mir keinen Nachkaufreflex auslöst. Am besten von allen gefiel mir der "Elia Red Blend" 2020, eine Rhone-Cuvée aus Syrah (70), Grenache (20) und Carignan (10), dunkel und dicht, aber nicht breit und marmeladig, sondern eher athletisch-muskulös, ein tolles Zeug, preislich irgendwo bei 25 Euro und damit auch im eher günstigen Bereich.

Wer im Urlaub im Westen Kretas weilt und ein Mietauto hat, sollte mal bei Karavitakis vorbeischauen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln geht's auch (mit dem Bus alle 30 bis 60 min von Chania oder Kolymvari bis Rapaniana und dann knappe fünf km zu Fuß leicht bergauf ins Landesinnere). Und wenn man schon mal dort ist, sollte man den berühmten mindestens 3000 Jahre alten Olivenbaum nicht verpassen, der schlappe 2,5 km vom Weingut entfernt in Ano Vouvés zu besichtigen ist.

Liebe Grüße von der schönsten aller Inseln,

Michael
Zuletzt geändert von mixalhs am So 9. Jun 2024, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.
officertommy
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Re: Griechenland

Beitrag von officertommy »

Toll und danke ! Karavitakis hatte ich auch schon vor ca 2 Jahren, weil es ihn auf Kreta auch im Supermarkt gab. Ich erinnere mich nicht mehr, welcher es war, aber gut war er allemal! Viel Spaß weiterhin! Jörg
icedtea
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Re: Griechenland

Beitrag von icedtea »

Zu Hause stand heute das einzige Weinmitbringsel der Kreuzfahrt in den Herbstferien an, die uns zum Abschluss nach Kreta führte. Mit dem Flieger ist Weinkauf ein wenig "eingeschränkt", so dass ich mich auf eine Flasche kretischen Rotweins aus dem Duty-Free Shop am Flughafen Nikos-Kazantzakis beschränkte🤣

2021 Lyrarakis Red aus der heimischen Rebsorte Kotsifali sowie Syrah mit 13 Vol%. Mangels Erfahrung verlies ich mich auf die Empfehlung der Verkäuferin im € 13 Segment 🤷🏻‍♂️

Kotsifali soll farblich nicht ganz so kräftig sein; das tiefdunkle im Glas muss dann wohl vom Cuvée-Partner Syrah kommen.

Im Duft am Anfang für meinen Geschmack ein Hauch Katzenpipi🤦‍♂️, das sich aber mit Zeit und Luft eher in Richtung Cranberry/Preiselbeere entwickelt.

Am Gaumen empfinde ich es dann auch in Richtung der genannten Beeren mit Cassis dazu. Das ganze vor allem am kühlen Anfang gepaart mit einer knackig frischen Säure und (ebenfalls am Anfang) noch recht reschem Tannin. Auch das wurde mit Zeit, Luft und Wärme runder. Insgesamt für einen doch recht südlichen Wein erstaunlich frisch, fruchtig und (auf Sicht) elegant.

2-3 Jahre Flaschenreife sind hier aus meiner Sicht wahrscheinlich empfehlenswert ☝️.

Zwischen 2004 und 2010 war ich dank eines griechisch-stämmigen Nachbarn (geboren im selben Jahr und im selben Krankenhaus in Flörsheim😎) deutlich näher an der dortigen Weinszene, aber das Vertrauen darin, dass es dort sehr viel interessantes gibt, blieb erhalten und wurde hier nicht enttäuscht. Auch wenn da noch mehr geht🍷.
Save water, drink Riesling

Grüße
Sascha
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EThC
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Re: Griechenland

Beitrag von EThC »

...nach ewigen Zeiten mal wieder ein Xinomavro / Naoussa:

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Re: Griechenland

Beitrag von mixalhs »

In diesem Jahr werde ich nicht im März auf der Oenorama in Athen sein. Dafür habe ich dort vor 10 Tagen die SMOE-Messe besucht: https://smoe.com.gr/%ce%b7-%ce%b5%ce%ba ... e%b7-2025/. SMOE steht für Syndhesmos Mikron Inopion Ellados, deutsch: Verband der kleinen Weingüter Griechenlands. Eine sehr schöne Messe auf dem Gelände der ehemaligen Gaswerke (Gasi) in Athen zwei U-Bahnstationen oder 25 min. zu Fuß vom Syntagma-Platz. Sie ging über zwei Tage, Sonntag und Montag, jeweils von 11 bis 19 Uhr, und alles war sehr entspannt, da es im Gegensatz zur Oenorama auch am frühen Nachmittag nicht zu voll war. Der Montag war dann ganz besonders beschaulich, weil an diesem Tag der Verband der nordgriechischen Weingüter an einem anderen Ort in Athen ebenfalls seine Weine vorstellte und viele Besucher*innen wohl die Gelegenheit genutzt haben, das auch noch zu probieren. Das erklärt allerdings wohl auch, warum beim SMOE so wenig Gutes aus Makedonien, besonders Xinomavro aus Naoussa, zu finden war.

Beginnen wir mit Schaumwein. Ganz toll ist von Karanika die Extra Cuvée Reserve Brut Nature 2017, ein knochentrockener BdN aus 100% Xinomavro von 650 m hoch gelegenen Weingärten bei Amyndio nicht weit von der Grenze zu Nordmazedonien: schlank, fokussiert, aktuell mit noch etwas ungestümen Mousseux, am Gaumen eine verhaltene Bratapfelnote. Der Wein wurde im März 2023 degorgiert, wirkt aber noch deutlich zu jung. Vielleicht lieber noch drei/vier Jahre warten und dann als Alternative zum Zero Dosage aus Franciacorta bzw. der Champagne genießen! Die anderen Weine von Karanika (drei weitere Schäumer und zwei stille Rotweine) waren auch gut, lösten bei mir aber keinen Kaufreiz aus. Bei Manousakis (Westkreta) wurde noch die Cuvée Hartman/Molavi 2018 ausgeschenkt, ein gemeinsames Projekt von Laurens Hartman (Karanika), der aus Norgriechenland den Assyrtiko beisteuert, und Afshin Molavi (Manousakis) mit seinem Romeiko, eine alte kretische Rebsorte, die - als Stillwein ausgebaut - roséfarbene Weine mit Blütenaromen hervorbringt, die oft arg gefällig wirken. Bei diesem Sekt stimmt aber alles. Da sind nussige Noten und eine leichte Phenolik, die dem Wein Struktur und Länge verleiht.

Dann Retsina. Sehr fein war die Retsina Pine Forest 2023 von Gikas (Attika in der Nähe des Athener Flughafens). Hier wird ähnlich wie bei Kechris (bei Thessaloniki) Assyrtiko statt Savatiano bzw. Roditis verarbeitet, und das gibt diesem Wein eine besondere Feinheit. Hinzu kommt, dass keine industriellen Pinienharzaromen verwendet werden, sondern das Harz von echten und sogar biozertifizierten Bäumen. Auch das restliche Sortiment von Gikas war ansprechend. Leider werden griechische Weißweine meistens viel zu jung getrunken. Insbesondere mit Savatiano, der fünf/sechs Jahr alt war, habe ich schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Die beiden Savatianoweine dieses Weinguts haben das Potenzial dafür, aber der Kaufreiz bleibt dennoch gering.

Herausragende Weißweine hatte ich nicht im Glas. Da gab es schon einige gute bis sehr gute Weine, aber nichts, was mich wirklich geflasht hat. Santorini und Tinos waren halt nicht am Start, sonst hätte das vielleicht anders ausgesehen. Aus der gehobenen langen Weile stach allerdings der fokussiert-minaralische Assyrtiko 2022 von Karadimos (Peloponnes) ein wenig hervor. Aufgefallen ist mir auch, dass die Weißen von Petrakopoulos (Kefalonia) alle recht viel frische Säure hatten, was bei den Weinen von dieser Insel nicht unbedingt der Normalfall ist. Eine positive Überraschung, auch wenn's bei mir keinen Kaufreflex ausgelöst hat,

Anders die Roten: Sehr gut war Vissa 2018, ein ganz wunderbarer Xinomavro, der nicht aus Makedonien stammt, sondern von Karadimos auf der nördlichen Peloponnes produziert wird. Hier ist man auf dem gleichen Niveau wie die besten Weingüter aus Naoussa. Bei diesem Wein passt alles: tolle Tannine und typische Xinomavronoten von getrockneten Tomaten und schwarzen Oliven. Sehr gut gefiel mir auch Don Giovanni 2022 von Papargyriou aus den Nähe von Korinth, ein Nebbiolo mit schöner Tanninstruktur und etwas mächtiger als die üblichen Verdächtigen aus dem Piemont, aber immer noch elegant und fein. Auch die anderen Roten des Weinguts, etwa Mavrostyfo 2023 und Syrah 2023, sind sehr gelungen, brauchen aber noch Zeit sich zu runden. Das geht ebenso wie der schöne Syrah 2020 und der Mourvèdre 2020 von Manousakis etwas in die Breite, echte Muskelweine also, die aber überhaupt nicht fett oder marmeladig wirken. Besser noch gefielen mir der MOV 2022 von Petrakopoulos, ein wurzelechter Mavrodaphne von Kefalonia, und der Mavroudi/Merlot 2023 von Kariophyllis, einem Weingut aus dem nordöstlichsten Zipfel Thrakiens, von dem ich noch nie gehört hatte.

Echte Highlights gab es im Bereich der schalenvergorenen Orangeweine. Eine sichere Nummer ist immer Yannis Papargyrious Vigneron Grec, so auch der aktuelle 2024er, ein auf den Schalen einer lokalen Muskatellertraube vergorener Assyrtiko aus der Gegend westlich von Korinth: tolle Phenolik, tolle Säure und spürbare, aber nicht dominante Muskatelleraromatik. Einfach sehr gut! Auch fein war von Aslanis (bei Thessaloniki) Malagousia Skin Contact 2023. Herausragend und für mich der beste Wein der Probe überhaupt war Natural Orange 2020 von Anatolikos (Thrakien in der Nähe von Xanthi) eine Cuvée aus Assyrtiko und Malagousia im Verhältnis 80:20, eher gelb als orange, mit feiner Phenolik und einer für einen Weißwein enormen Länge, besser noch als der grandiose 2017er, von dem ich noch eine letzte Flasche im Keller habe. Dagegen hat mich der Natural Red 2021 nicht so überzeugt. Von diesem Wein hatte ich aus früheren Jahrgängen schon mal Besseres im Glas.

Fazit: Eine tolle Messe, sehr entspannt und mit viel Zeit für Weine und Gespräche. Einige meiner potenziellen Lieblinge wie die Weißen von Santorini und Tinos waren nicht am Start. Ebenso fehlten die guten Weinmacher aus Naoussa, so dass der Vissa 2018 von Karadimos der einzige wirklich überzeugende Xinomavro war. Die meisten der sehr guten Weine kamen von den üblichen Verdächtigen, aber es gab auch zwei Überraschungen: Die Weine von Karadimos und Kariophyllis werde ich im Auge behalten.

Dann blieb ich noch ein paar weitere Tage in Athen, habe Museen und Ausstellungen besucht, in der Staatsoper "La Forza del Destino" genossen, und einige Male gut bis sehr gut gegessen. Herausragend war am letzten Tag das Menü im Michelin-besternten CTC in Keramikos, das ich mit der wunderbarsten aller Frauen genießen durfte, die am Ende dann sogar die Rechnung übernommen hat. Angesichts der Qualität sind die dort für 11 Gänge aufgerufenen 105€ schon fast als Schnäppchen zu bezeichnen. Zur Begleitung des Essens hatte ich den grandiosen Assyrtiko 2014 von Economou (Ostkreta) ausgesucht, und zum Fleischgang holte der Sommelier dann für uns eine wunderbare, auf den Punkt gereifte Cuvée Nostos 2010 von Manousakis (Westkreta) aus dem Archiv, eine GSM-Cuvée (Grenache, Syrah, Mourvèdre) in einer Stilistik irgendwo zwischen Nordrhone und Australien, die uns wieder einmal zeigte, dass griechische Weine oft viel zu jung getrunken werden. Der gelungene Abschluss einer erlebnisreichen Woche in Athen.

Herzliche Grüße, Michael
Zuletzt geändert von mixalhs am Mi 12. Feb 2025, 13:14, insgesamt 2-mal geändert.
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