So 13. Nov 2022, 11:10
Guten Morgen zusammen,
mit ein paar Weinfreaks haben wir letzte Woche eine kleine Tour durch Saint-Émilion unternommen. Hintergrund war, dass wir zusammengelegt hatten, um gemeinsam eine Flasche Cheval Blanc 2011 zu verkosten. Sozusagen once-in-a-lifetime weil die Einzelflasche, welche wir günstig ersteht konnten, für einen alleine des Budget bei weitem sprengt.
Und wir haben auch gleich mt dem über 4 Stunden dekantierten 2
011 Cheval Blanc angefangen und uns von oben quasi runter getrunken. Das war ein unglaublich feiner und eleganter Wein, im Duft feine blaue Beeren, etwas heller Tabak, Cassislikör, Johannisbeerblatt, und etwas geschmolzene Schokolade. Am Gaumen war der Wein dann quasi die Definition von Feinheit und Eleganz, da waren alle Komponenten perfekt eingebunden, das Tannin stützend aber so unfassbar samtig, dazu eine ganz feine Säure, eine Frucht von frischer Blau- und Johannisbeere, etwas Milchkaffee, tabakige Würze. Das war zugegebenermaßen großes Kino was Feinheit und Eleganz angeht, da störte wirklich nichts, Samt und Seide abgefüllt in Flaschen. Und um auf hohem Niveau zu meckern: mir fehlte da ein wenig die Kante, eine kleine Säurespitze o.Ä. Trotzdem, 96 Punkte vergebe ich für diesen herausragenden Wein, bei dem vieles (wenn nicht alles) richtig gemacht worden ist.
Weiter ging es im gleichen Jahr (2011) aber mit
Canon la Gaffelière. Der Wein sprang förmlich aus dem Glas, dicht, reife Beerenfrucht die sich auf am Gaumen zeigte und dabei reif-süßlicher als beim Cheval Blanc wirkte. Das wurde unterstützt durch die süßlich-würzigen Malztöne. Die Säure gab dem ganzen Spannung ebenso wie das Tannin. Ein sehr guter Wein, den ich bei 91 Punkten sah.
Deutlich besser der
2008 Canon-la-Gaffeliere: Im Duft deutlich kühler, Blau- und Brombeere aber nie zu reif wirkend, tabakzig-würzige Noten, dezent floral unterlegt mit Rosenblüte. Am Gaumen dann der Kontrapunkt zum Cheval Blanc: zupackende Säure und spürbare aber reife Tannen, ein Wein zum Kauen, tolle blaue Beerenfrucht, helle Soja-Saucen-Würzigkeit, Kautabak, etwas Milchschokolade. Der Cheval Blanc mag der perfektere Wein sein aber eben auch der glattere der Beiden. Ich sehe den 2008 Canon la Gaffelière bei starken 94 Punkten.
Weiter bin es mit 2008 und zwar dem
Pavie-Macquin, der gleich mal 14,5% Alkohol auflegte und damit 1 Vol% mehr als der ClG auf gleichem Jahr. Im Duft dennoch zurückhaltend entwickelte sich der Wein immer mehr zu einem eher sperrigen Gesellen, da war zwar etwas beerdige Fruchtigkeit aber die Noten nach nassem Papier und einer Note nach kochender Bierwürze nahmen zu. Am Gaumen dann voll mit üppiger, reifer Beerenfrucht, im Gegensatz zu kühl-eleganteren ClG fehlten hier aber die passen Kontrapunkte in From von Säure und Tannin. Der Wein wirkte zu gewollt, als wäre hier probiert worden etwas zu generieren, was der Jahrgang nicht hergibt. Schlussendlich ein eher uncharmanter Wein, v.a. solo genossen. Hier war ich bei 88 Punkten.
Noch etwas darunter lag der 2
015 Chateau du Cauze. Der hat zwar die jahrgangstypische, offen Fruchtgkeite, war aber ansonsten etwas spröde, das Tannin zu präsent, das Holz zu dominant mit entsprechender Aromatik (Kokos aber auch nasses Holz). Von mir 84 Punkte dafür.
Zum Abschluss gab es noch eine Rarität, einen
1921er Bechtheimer Hasensprung Riesling-Traminer Auslese vom Weingut Ferd. Pieroth. Der Füllstand war sehr gut, der Wein dunkel bernsteinfarben. Direkt nach dem Öffnen roch es nicht gut, da waren deutliche Sherry-Noten, etwas nackig anmutende Aromatik, einfach nicht schön. Mit Luft allerdings schwanden diese Töne etwas und ein Reigen aus Trockenfruchtnoten mit Datteln usw. gesellte sich dazu. Der Wein war entsprechend och trinkbar aber ohne Genug. Trotzdem, ein echtes Erlebnis.
In diesem Sinne,
Björn