Hallo zusammen,
Am Wochenende hatten wir zu einem klassischen Käsefondue mal wieder eine hervorragende Auswahl an Weinen.
Alle Weine kamen blind ins Glas.
Apero:
A. Tscheppe, Hirschkäfer, 2019
Sauvignon Blanc und Morillon, Maischevergoren. Unfiltriert und sehr trüb. Duftet nach Apfelmost, dahinter aber auch floral. Schöne Frucht, der SB steht ihm gut, was für enormen Trinkfluss sorgt. Etwas mostig auch im Abgang. Aber sehr schön. Ich mag das.
Los ging’s mit den Weißen:
Wasenhaus, Gutedel, 2020
Gutedel, oder in der Schweiz, Chasselas, ist ja in Helvetien DER typische Fondue Wein. Passte auch hier hervorragend zum Käsefondue. Auch hier naturweinig ohne aber dabei anstrengend zu wirken. Gegenüber dem Tscheppe mehr Säure. Schöne Struktur, lief gut.
Keller, Kirchspiel, 2018
Ja, ich weiß, viel zu jung. Aber mit 24h Luft ging das durchaus. Ordentlich Petrol in der Nase, schöner schmelziger Riesling, die Säure sehr präsent aber nicht unangenehm, Ordentlich komplex. Das Petrol tritt dann im Glas etwas in den Hintergrund. Die zweite Flasche bleibt aber erst mal ein paar Jahre zu.
Ziereisen, Jaspis Gutedel 10 hoch 4 Alte Reben, 2017
Wow. Was für eine Granate an Wein. Blind waren wir hier bei einem großen Chenin von der Loire. Etwas Zündplättchen bzw. Feuerstein (genauso wie ich das mag), leicht reduktiv (genauso wie ich das mag), feine Säure, eine Tiefe bis in den Mariannengraben, hatte ich schon erwähnt das ich das mag?
Mein WOTN , jetzt schon, auch wenn ich nicht wusste was da noch so kommt. Es sollte aber auch dabei bleiben.
Tja, wenn der Preis nicht wäre, könnte ich mir das jeden Tag rein fahren. Einfach nur geil.
Gerome Bressy, Dom. Gourt de Mautens Blanc, Rasteau, 2006
Was weißes aus dem Rasteau bekomm ich auch nicht alle Tage vor die Flinte, und ich weiß auch warum. Erinnerte mich zunächst an einen Grenache Blanc aus dem Priorat. Und damit steh ich ja etwas auf Kriegsfuß. Das ist schon sehr üppig und auch säureärmer als das was bisher ins Glas kam. Sehr mächtig und ölig im Glas. Ein Wein der schnell satt macht und auf mich etwas anstrengend wirkt. Not my cup of tea, aber dennoch ein sehr spannender Wein. Aber mit weiß von der Rhone werd ich wohl nicht mehr warm. Auch nicht gereift.
Weiter geht‘s mit Rot:
Dom. Lecheneaut, Nuits St. Georges "Les Pruliers" 1er Cru, 2011
Ich ahnte dass das mein Pinot Beitrag sein könnte, deswegen hielt ich mich etwas zurück mit Meinungen.
Das war aber seinem Flightpartner, der guten Caroline, sehr ähnlich. Für einen Sankt Schorsch also schon erstaunlich „deutsch“. Oder war die Caro eher burgundisch? Es war auf jeden Fall mal nicht filigran, sondern schon eher nach vorne gehend. Super fleischige und „juicy“ Frucht, nicht die eingekochte Sorte, eher die frische und die auch auf der dunklen Seite. Schöne Säure, ganz feines Tanningerüst und schöne Länge. Hervorragend gereift, auf dem Punkt
Dem stand Sie in nichts nach:
Diel, Cuvee Caroline, 2005
Man kopiere die Notitz von oben. Trotz einigen Jahren mehr auf dem Buckel kam Sie dem Burgunder sehr nahe. Also nicht nur nah, durchaus auf Augenhöhe. Klasse Pinotflight!
Beaulieu Vineyard, Beau Tour, Napa Valley, Cabernet Sauvignon, 1979
Leider schon sehr tertiär. Für nicht schon etwas zu weit fortgeschritten. Deswegen auch a) schwierig zu erraten und b) schwierig zu bewerten.
Duhart Milon, 2004
Zunächst etwas funky, einige tippten auf einen kleinen Batscher, aber für mich war die Pulle vollkommen in Ordnung. Jahrgangstypisch etwas feiner, meint schlanker, und nicht so üppig, jedoch sehr schön. Auf Bordeaux kam man recht schnell, am linken Ufer war ich auch gleich, bei Pauillac war man sich nicht so sicher. Hätte es gegen den Napa aber sicher gut behauptet. Feines Weinchen.
Jetzt wurde es Süß und hätte ungleicher nicht werden können
Hofgut Falkenstein, Kettnacher Euchariusberg, Riesling Spätlese, 2017
Auch diese Spätlese hat es nicht geschafft dass der Falkenstein Funke bei mir überspringt. Die Säure überstrahlt immer noch alles andere. Die Spätlesensüße hat dagegen nichts zu melden und geht förmlich unter. Für manche ist das evtl. eine leichte und tänzelnde Spätlese mit vibrierender Säure, für mich ist das leider nur ein saurer Wein mit etwas Zucker.
Bitte liebe Falkenstein Fans, seid mit nicht böse, vielleicht versteh ich die Weine auch einfach nicht oder hab sie zur Unzeit geöffnet, aber ich sehe nicht wohin sich diese Säure noch integrieren will. Für mich wird das wohl keine Freundschaft mehr werden. Ist aber auch nicht weiter schlimm und so was soll’s ja auch geben.
Dagegen hätte diese kommende Demi ruhig 3 mal so groß ausfallen können.
Ich will die beiden Weine aber keinesfalls miteinander vergleichen, deswegen bitte ich die beiden Bewertungen vollkommen losgelöst voneinander zu betrachten
Krankl, Sine Qua Non Semillon, Mr. K, Vin de Paille, 1998
Auch hier war es blind nicht einfach zu erraten was das ist. Ich tippte schon auf eine Kracher Auslese und es war auch recht klar dass es sich nicht um einen Riesling handelt. Sehr dunkel in der Farbe, Honig, kandierter, brauner Zucker, sehr süß, viskos und reichhaltig. Dahinter eine sehr feine Säure, die hätte mir hier allerdings etwas üppiger ausfallen dürfen. Das Ganze hat eine wahnsinnige Komplexität und Tiefe, die ich so selten erlebt habe. Das allein hätte schon als Dessert gereicht. Vielleicht einer der besten Süßweine die ich bisher getrunken habe. Aber meine Erfahrung darüber beschränkt sich auch nur auf einige wenige Vertreter dieser Zunft. Und in dieser Liga kann wahrscheinlich eh nur Yquem mithalten, mit dem ich aber leider noch nie das Vergnügen hatte.
Wieder mal ein unglaublich schöner Weinabend!
Vielen Dank an Alle!
Gruss Marko