small talk hat geschrieben:Gestern saß ich mit einigen Kollegen beisammen (ist spät geworden) und wir haben über die sehr schwierige bis katastrophale Marktsituation gesprochen. Ein Kollege ...
Klar, die Konsequenzen so einer Corona Krise lassen sich nicht einschätzen. Das gibt Unsicherheiten in vielen Bereichen, bis hin zu Existenznöten. Da sind wir noch nicht durch.
Hallo Stefan,
vielen Dank für die Winzersicht direkt aus Bordeaux. Das ist eine echte Bereicherung hier im Forum. Drücke Euch mal die Daumen, dass sich der "Knoten" doch noch löst und das Geschäft wieder anläuft. Wäre jammerschade, wenn die Vielfalt von Bordeaux der Coronakrise zum Opfer fallen würde und nur die großen und/oder billig produzieren Winzer mit geringen Qualitätsansprüchen überleben.
Zwei Dinge gehen mir beim Lesen Deiner Zeilen durch den Kopf:
(1) Nach allem, was man hier in Deutschland hört, ist die Gastronomie zwar eingebrochen, der Verkauf an Endkunden hat aber zugelegt. Zudem hofft man auf eine Entspannung ab Q3/2020. Ist das in Frankreich so viel anders? Oder hängen die Kollegen (und evtl, auch Du) stark vom britischen, amerikanischen und asiatischen Markt ab, wo anscheinend in Richtung Wein sehr wenig läuft.
(2) Ich kenne die Regularien nicht und ich weiss auch nicht, ob ihr das "dürft", aber hier in Deutschland haben in der Coronazeit viele Winzer ihre Endkunden wieder "liebgewonnen" und mit Newslettern, reduzierten Versankosten, Probierpaketen und Online-Weinproben versorgt. Exemplarisch (aber wirklich nur exemplarisch, vielleicht gibt es bessere Beispiele) fällt wir da Dirk Würtz ein, der momentan das Weingut St. Antony führt. St. Antony wird durchaus über den Handel verkauft, hat aber auch eine Schar von Privatkunden, die es direkt beliefert. Das geht per Mail und über einen Web-Shop. Der Web-Shop ist alles andere als "High-End", das ist ein "einfaches Ding", was aber vollständig ausreichend ist. Der Clou: Die versenden ab 6 Flaschen versandkostenfrei, in der Coronazeit sogar ab der ersten Flasche (wobei jeder vernünftige Mensch sicherlich mindestens 3 oder 6 Flaschen bestellen wird. Bei 6 Flaschen greift man zu, ohne lange über Versandkosten nachzudenken.
Nun hat Würz in der Coronazeit die "STAntonY at HOME WOCHEN" ausgerufen und 2x die Woche per Newsletter einen besonderen Wein vorgestellt. Manchmal aus der Schatzkammer, manchmal eine spezielle Magnum, manchmal eine Lieferung halber Flaschen, die er wohl an die Gastronomie nicht los wurde. Verkauft wurden die Sachen "zu ganz normalen Preisen". Nicht teurer, aber auch nicht wahnsinning reduziert.
In einem Interview habe ich von Würtz gehört, dass es ein Erfolg war und dass sie große Teile des Gastronomiegeschäftes durch die intensivere Betreuung der Privatkunden kompensieren konnten.
Wäre denn eine solche "Direktvermarktung", vielleicht auch als Gemeinschaftsprojet einiger Winzer nicht eine Alternative, um neue Absatzwege zu finden?
Wie gesagt: Ist nur eine Idee und vielleicht geht er garnicht...
Wünsche Euch jedenfalls alles erdenklich Gute!
-Tom