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Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ermittelt

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amateur des vins

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Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ermittelt

BeitragMi 17. Jul 2019, 18:26

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unter ... 77826.html

1 Mio Liter... Da sieht man mal wieder: Das Geld wird nicht mit uns Freaks gemacht...
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EThC

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Re: Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ermittelt

BeitragDo 18. Jul 2019, 12:19

amateur des vins hat geschrieben:Das Geld wird nicht mit uns Freaks gemacht...

...sicher nicht, bei den meisten jedenfalls. Das deckt sich auch mit den Aussagen einiger Winzer, gemäß derer sinngemäß die Liter- bis Ortsweine das Geld bringen, die Weine d'rüber das Renommée...

Es handelt sich übrigens um die Kellerei Ortwin Welter in Engelstadt. Kenn' ich überhaupt nicht und im Forum findet sich da auch nix, scheint sich komplett in der Wein-Parallelwelt abzuspielen...
https://www.meininger.de/de/weinwirtsch ... xel-welter
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Erich

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UlliB

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Re: Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ermittelt

BeitragDo 18. Jul 2019, 15:06

amateur des vins hat geschrieben: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unter ... 77826.html

1 Mio Liter... Da sieht man mal wieder: Das Geld wird nicht mit uns Freaks gemacht...

Nun, 1 Million Liter hört sich nach viel an, ist aber angesichts einer jährlichen Absatzmenge von 1,7 Milliarden Litern Wein in Deutschland doch nur sehr wenig (konkret: 0,06%).

Mengenmäßig wird von den 1,7 Milliarden Litern übrigens die Hälfte beim Discounter gekauft und noch mal 20% im "normalen" Supermarkt (Zahlen vom DWI). Wenn von diesem Volumen nur 5% falsch deklariert wären (um Fehldeklaration geht es hier ja), wären das schon mal 60 Millionen Liter... und ich halte diese Schätzung für eher optimistisch. Wein wurde schon immer gepanscht und falsch deklariert, das ist heute nicht anders, nur sind die Mehoden subtiler geworden.

Dazu passt auch gleich das hier:
EThC hat geschrieben:Es handelt sich übrigens um die Kellerei Ortwin Welter in Engelstadt. Kenn' ich überhaupt nicht und im Forum findet sich da auch nix, scheint sich komplett in der Wein-Parallelwelt abzuspielen...
https://www.meininger.de/de/weinwirtsch ... xel-welter

Ich höre den Namen dieser Kellerei auch zum ersten Mal, aber das ist auch kein Wunder, wenn man den Artikel komplett liest, denn da heißt es unter anderem:

" ... [es] seien nur wenige Kunden betroffen. Dies liegt fast in der Natur der Sache, da die Kellerei Welter sich insbesondere als Dienstleistungskellerei einen Namen gemacht hat und andere Kellereien mit Wein versorgt."

Offensichtlich hat sich das Arbeiten mit Subunternehmen und eventuell Sub-Subunternehmen auch in der Weinbranche etabliert, was mir tatsächlich neu ist. Das Verfolgen der Warenströme durch Behörden oder Staatsanwaltschaften dürfte das außerordentlich erschweren, und am Ende führt das im schlimmsten Fall zu der heute üblichen Diffusion von Verantwortung: "...wir waren das nicht, sondern ein Vorlieferant. Der hat uns aber zertifiziert, dass da alles in Ordnung ist." :twisted:

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ermittelt

BeitragDo 18. Jul 2019, 15:44

UlliB hat geschrieben:Ich höre den Namen dieser Kellerei auch zum ersten Mal, aber das ist auch kein Wunder, wenn man den Artikel komplett liest, denn da heißt es unter anderem:

" ... [es] seien nur wenige Kunden betroffen. Dies liegt fast in der Natur der Sache, da die Kellerei Welter sich insbesondere als Dienstleistungskellerei einen Namen gemacht hat und andere Kellereien mit Wein versorgt."

...das ist richtig, es gibt aber auch eigene Weine unter dem Label "Villa Welter", das scheint aber nicht (mehr) der Hauptumsatzbringer zu sein.

https://www.villa-welter.de
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amateur des vins

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Re: Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ermittelt

BeitragDo 18. Jul 2019, 15:54

UlliB hat geschrieben:1 Million Liter hört sich nach viel an, ist aber angesichts einer jährlichen Absatzmenge von 1,7 Milliarden Litern Wein in Deutschland doch nur sehr wenig (konkret: 0,06%).
Das stimmt. Gegen vielleicht 20.000 Flaschen eines Winz-Winzers ist es aber sehr viel. Die allergrößten Produzenten in Deutschland bewirtschaften rund 200 ha; bei angenommenen 50 hl/ha kommen wir ziemlich genau auf diese Menge bei einem einzigen Betrieb. (Von Gallo sind wir da immernoch weit, weit weg.)

UlliB hat geschrieben:Wenn von diesem Volumen nur 5% falsch deklariert wären (um Fehldeklaration geht es hier ja), wären das schon mal 60 Millionen Liter... und ich halte diese Schätzung für eher optimistisch.
Ui, da bist Du aber ziemlich pessimistisch...

UlliB hat geschrieben:" ... [es] seien nur wenige Kunden betroffen. Dies liegt fast in der Natur der Sache, da die Kellerei Welter sich insbesondere als Dienstleistungskellerei einen Namen gemacht hat und andere Kellereien mit Wein versorgt."
Über diese Passage bin ich auch gestolpert, und verstehe sie nicht. Weil die mutmaßlich fehldeklarierte Ware nicht direkt in den Handel gebracht wird, sondern noch ein Auftraggeber dazwischenhängt, sind keine wenige Kunden betroffen? Klar, wenn man nur die abnehmenden Betriebe zählt, sind das nicht viele. :roll:
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UlliB

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Re: Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ermittelt

BeitragDo 18. Jul 2019, 16:24

amateur des vins hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:" ... [es] seien nur wenige Kunden betroffen. Dies liegt fast in der Natur der Sache, da die Kellerei Welter sich insbesondere als Dienstleistungskellerei einen Namen gemacht hat und andere Kellereien mit Wein versorgt."
Über diese Passage bin ich auch gestolpert, und verstehe sie nicht. Weil die mutmaßlich fehldeklarierte Ware nicht direkt in den Handel gebracht wird, sondern noch ein Auftraggeber dazwischenhängt, sind keine wenige Kunden betroffen? Klar, wenn man nur die abnehmenden Betriebe zählt, sind das nicht viele. :roll:

Ja, mit Kunde ist hier offensichtlich nur der direkt abnehmende Betrieb gemeint, und nicht der Endverbraucher.

Vermutlich haben die abnehmenden Kellereien den Wein ja nicht einfach so wie erhalten abgefüllt, und sondern mit eigenen Weinen oder mit Weinen weiterer anliefernder Kellereien verschnitten, was am Ende eine ganze Reihe rechtlicher Fragen aufwirft. Das deutsche Weinrecht toleriert ja bezüglich Rebsorte, Jahrgang und Herkunft ein gewisses Maß an Falschdeklaration. Was ich allerdings nicht weiß: darf als "bio" deklarierter Wein auch ein paar Prozent "nicht-bio" enthalten? Vom Problem der analytischen Nachweisbarkeit mal ganz abgesehen? - Da dürfen sich jetzt eine Menge Juristen Gedanken machen...

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ermittelt

BeitragDo 18. Jul 2019, 17:32

UlliB hat geschrieben:Was ich allerdings nicht weiß: darf als "bio" deklarierter Wein auch ein paar Prozent "nicht-bio" enthalten?

...aus der "VERORDNUNG (EG) Nr. 834/2007 DES RATES vom 28. Juni 2007":

"mindestens 95 Gewichtsprozent ihrer Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs sind ökologisch/biologisch"
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Re: Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ermittelt

BeitragDo 18. Jul 2019, 18:23

EThC hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Was ich allerdings nicht weiß: darf als "bio" deklarierter Wein auch ein paar Prozent "nicht-bio" enthalten?

...aus der "VERORDNUNG (EG) Nr. 834/2007 DES RATES vom 28. Juni 2007":

"mindestens 95 Gewichtsprozent ihrer Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs sind ökologisch/biologisch"

Ah, danke, wieder was gelernt...

Da lässt sich das Problemchen für die Käufer der falsch deklarierten Ware ja mühelos richten. 1 Million Liter "nicht-bio" plus 19 Millionen Liter "echt-bio" (zertifiziert, ich schwör!) ergeben 20 Millionen Liter "deklariert bio" :mrgreen:

Gruß
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Re: Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ermittelt

BeitragDo 18. Jul 2019, 20:37

...man muß dann nur hinsichtlich des möglicherweise unterschiedlichen Alloholgehalts der bio- und nicht bio-Fraktionen aufpassen. Zwengs dem unterschiedlichen spezifischen Gewicht. Aber die paar Kubikmeter Bio-Zeuch hin oder her, was soll's... :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
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TOM

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Re: Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ermittelt

BeitragFr 19. Jul 2019, 12:07

Tja,
da arbeiten die Italiener wohl "im größeren Stil".
Dort brachten es vier Weinunternehmen auf 30 Mill. Liter vermutlich gepanschten Weines...
https://www.meininger.de/de/weinwirtsch ... ueditalien
Aber das habt ihr sicher schon gelesen...
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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