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Bordeaux 2015

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Bradetti

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMo 20. Mai 2019, 10:31

Am letzten Freitag im Glas gehabt

Chateau Guillot Clauzel

mit angenehmen 13,5%vol, Merlot 60% / CabFr 40%

Die Nase ist nach dem Öffnen deutlichst von Holz dominiert. Das nimmt mit Luft dann etwas ab, aber bleibt insgesamt schon recht dominant.
Der Antrunk ist sehr sanft. Die Tannine sind brav teilnehmend :lol:
Fruchtseitig findet man Kirsche und Himbeere, dazu provencialische Kräuter, angenehme Kühle mit gutem Säurelevel. Mittellanger Abgang. Was mir hier allerdings fehlt ist die Tiefe in der Frucht sowie die komplexe Tiefe in der Gesamtheit. Wirkt sehr fein und verspielt.
"Voluminös", wie das Lobenberg nennt, kann ich beim besten Willen nicht sehen. Das kommt vielleicht noch mit ein paar Jährchen Flaschenreife.

In Punkten: 90
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Sauternes

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMo 20. Mai 2019, 12:03

Der Wein ist fast immer auf der feinen Seite, das ist wohl die Stilrichtung des Weingut.
Also "Voluminos" kommt da auch nicht mit Reife, der bleibt auf der eleganten Linie, was jetzt aber nicht abwertend klingen soll, für Kraft und Power sind halt andere da.
Wobei sich jetzt aber 2015 verschließen kann, dann kommt da natürlich auch nicht viel, ich persönlich lasse von 2015 schön eine zeitlang die Finger, dafür ist 2016 in der Fruchtphase auch einfach großartig ;) .
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDo 23. Mai 2019, 16:57

Malartic-Lagravière Pessac-Léognan Grand Cru Classé de Graves 2015

PnP direkt aus dem Weinkühlschrank bei 12°

Tadelloser Jungwein mit leicht gewachstem Kork, wie seit einigen Jahren bei allen großen Bdx üblich.

Sehr dunkelrote Farbe, aber nicht schwarz, sondern mit Reflexen, gegen das Licht gehalten.

Erstaunlich, dass in der Nase trotz der nur 35% Merlot gegen die 53% CS leicht dominiert. Trotz der tiefen Temperatur entfaltet sich sofort eine Duftorgie: Butternuss, sonnenbeschienene Waldhimbeere, Süßholz, untermalt von einem exotischen Gewürz (es hat für mich einen Anklang an Sternanis, anis étoilé), alles ganz fein verwoben.

Am Gaumen erstaunlich mild, auch das Holz, mehr Süßholz als Eiche, ein wenig Zedernholz, keineswegs aufdringlich. Sternanis auch hier. Zunächst leicht mehlig auf der Zunge (sind das die 5% Cabernet Franc?), das verschwindet jedoch fast mit jeder Minute steigender Temperatur im Glas. Die 7% Petit Verdot sind weder durch Härte noch durch die geringste Bitterkeit spürbar. Der Wein ist im Mund nicht eigentlich fruchtig, vielmehr gewürzhaft, ja, warum nicht? würzig! Auch wenn das für einen Wein aus Bdx merkwürdig tönen mag. Das Tannin ist natürlich noch nicht restlos aufgelöst, bleibt aber ohne Härte, ich denke nicht, dass der Wein für die sehr lange Dauer gemacht ist (bis 2028, vielleicht 2030, ich werde ihn im Keller gewiss nicht in die hinterste Ecke legen). Die 14% Alkohol sind spürbar, aber nicht störend.

Der Abgang ist nicht besonders lang, kein Wunder, sind doch die Gewürznoten noch lange präsent, und dagegen kommt nicht viel an.

Im Moment 92 Punkte, kann vielleicht noch einen Punkt zulegen, wird aber wohl während seiner mittellangen Genussphase eher ein exotischer als ein typischer Bdx-Genuss bleiben, ohne überragende Komplexität. Aber eben doch: ein Trinkgenuss, wo man bei vielleicht typischeren Weinen eventuell lange danach suchen muss und die halbe Kiste leer ist, wenn er sich endlich einstellt.

Nach 2 Stunden Belüftung:

Der Wein ist ein zunehmender Genuss. Es gesellen sich deutliche Noten von Nelken und auf der Fruchtseite von getrockneten Cranberries dazu.
Revidierte Bewertung: 93 - 94 Punkte!
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSa 25. Mai 2019, 17:59

pessac-léognan hat geschrieben:Malartic-Lagravière Pessac-Léognan Grand Cru Classé de Graves 2015

PnP direkt aus dem Weinkühlschrank bei 12°

Tadelloser Jungwein mit leicht gewachstem Kork, wie seit einigen Jahren bei allen großen Bdx üblich.

Sehr dunkelrote Farbe, aber nicht schwarz, sondern mit Reflexen, gegen das Licht gehalten.

Erstaunlich, dass in der Nase trotz der nur 35% Merlot gegen die 53% CS leicht dominiert. Trotz der tiefen Temperatur entfaltet sich sofort eine Duftorgie: Butternuss, sonnenbeschienene Waldhimbeere, Süßholz, untermalt von einem exotischen Gewürz (es hat für mich einen Anklang an Sternanis, anis étoilé), alles ganz fein verwoben.

Am Gaumen erstaunlich mild, auch das Holz, mehr Süßholz als Eiche, ein wenig Zedernholz, keineswegs aufdringlich. Sternanis auch hier. Zunächst leicht mehlig auf der Zunge (sind das die 5% Cabernet Franc?), das verschwindet jedoch fast mit jeder Minute steigender Temperatur im Glas. Die 7% Petit Verdot sind weder durch Härte noch durch die geringste Bitterkeit spürbar. Der Wein ist im Mund nicht eigentlich fruchtig, vielmehr gewürzhaft, ja, warum nicht? würzig! Auch wenn das für einen Wein aus Bdx merkwürdig tönen mag. Das Tannin ist natürlich noch nicht restlos aufgelöst, bleibt aber ohne Härte, ich denke nicht, dass der Wein für die sehr lange Dauer gemacht ist (bis 2028, vielleicht 2030, ich werde ihn im Keller gewiss nicht in die hinterste Ecke legen). Die 14% Alkohol sind spürbar, aber nicht störend.

Der Abgang ist nicht besonders lang, kein Wunder, sind doch die Gewürznoten noch lange präsent, und dagegen kommt nicht viel an.

Im Moment 92 Punkte, kann vielleicht noch einen Punkt zulegen, wird aber wohl während seiner mittellangen Genussphase eher ein exotischer als ein typischer Bdx-Genuss bleiben, ohne überragende Komplexität. Aber eben doch: ein Trinkgenuss, wo man bei vielleicht typischeren Weinen eventuell lange danach suchen muss und die halbe Kiste leer ist, wenn er sich endlich einstellt.

Nach 2 Stunden Belüftung:

Der Wein ist ein zunehmender Genuss. Es gesellen sich deutliche Noten von Nelken und auf der Fruchtseite von getrockneten Cranberries dazu.
Revidierte Bewertung: 93 - 94 Punkte!


Nach zwei Tagen in der angebrochenen Flasche hat der Wein nicht zugelegt. Zum Trinken nach wie vor genussvoll, aber kaum weitere Nuancen. Das zeigt nach meinen Erfahrungen: ein Wein für den baldigen Genuss, keiner zum Lagern. Die teils sehr hohen Noten nach der Primeurverkostung und die Trinkprognosen täuschen darüber hinweg.
92 + Punkte, ohne wesentliches Potenzial nach oben. Für 45€ nicht überteuert, aber auch kein Schnäppchen.
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port_ellen

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSa 25. Mai 2019, 18:33

danke für die schöne notiz !
habe nur 2 buddeln, sozusagen als referenz für fernere zeiten (2030 klingt gut) gesubst.

beim 2016er capbern habe ich ähnliches in sachen tannin geschmeckt: bei kühlerer temperatur mehlig-dicht, je wärmer, desto weicher. und der eindruck "fehlender" länge (trotz lang anhaltender gewürznoten) stammt vermutlich von geringerer (frucht-) säure, darauf deutet auch hin, dass er im mund "nicht eigentlich fruchtig" ist.

keine ahnung, wie das reift, aber ich würde ihn nicht nach 15 jahren abschreiben; vielleicht wird er immer hedonistischer...

gruss, m
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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harti

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 10. Jul 2019, 14:39

Hallo zusammen,

jetzt wurden auch die Bewertungen von Neal Martin anlässlich der jährlichen Southwold-Verkostung veröffentlicht. Die Verkostungen erfolgten blind. Auch NM bestätigt die hohe Qualität von Ch. Meyney:

98+ Petrus
98 Ausone
98 La Mission Haut-Brion
98 Lafleur
98 Valandraud
97+ Canon
97+ Château Margaux
97+ Haut-Brion
97 Angélus
97 Clos-Fourtet
97 Figeac
97 Léoville Las-Cases
97 Palmer
97 Pichon Baron
97 Vieux-Château-Certan
96+ Cheval Blanc
96 Beauséjour Duffau-Lagarosse
96 Clinet
96 La Violette
96 Latour
96 Pichon-Longueville Comtesse de Lalande
95+ L’Eglise-Clinet
95+ Tertre-Rôteboeuf
95 Giscours
95 Haut-Bailly
95 La Fleur-Petrus
95 La Mondotte
95 Larcis-Ducasse
95 Léoville Poyferré
95 Léoville-Barton
95 Montrose
95 Mouton-Rothschild
95 Pape-Clément
95 Pavie
95 Rauzan-Ségla
95 Saint-Pierre
95 Smith Haut-Lafitte
95 Trotanoy
94+ Ducru-Beaucaillou
94+ Hosanna
94+ La Conseillante
94 Beychevelle
94 Brane-Cantenac
94 Calon-Ségur
94 Canon-la-Gaffelière
94 Cos d’Estournel
94 D’Issan
94 Grand Mayne
94 Lafaurie-Peyraguey
94 Lafite-Rothschild
94 Les Carmes Haut-Brion
94 Les Forts de Latour
94 Malartic-Lagravière
94 Meyney
The 2015 Meyney was the shock of this blind tasting - in a positive sense. It blew everyone's expectations including mine. It has very impressive intensity on the nose, more than its peers, with blackberry, raspberry, sage and just a touch of dried blood. This is quite complex and very engaging. The palate is very well defined with fine acidity, razor-sharp tannin and plenty of mineralité toward the persistent finish. I thought it might be Montrose but it turned out to be Meyney. Chapeau! Tasted blind at the Southwold 2015 Bordeaux tasting.
94 Pavillon Rouge de Margaux
94 Rieussec
94 Trotte Vieille
93+ Belair-Monange
93 Bellevue
93 Boyd-Cantenac
93 Branaire-Ducru
93 Cantenac-Brown
93 Domaine de Chevalier
93 Gazin
93 Gloria
93 Haut-Bages-Libéral
93 Labégorce
93 Langoa Barton
93 Le Petit Mouton
93 Le Pin
93 Les Champs Libres
93 Lynch-Bages
93 L’Evangile
93 L’If
93 Marquis d’Alesme Becker
93 Pensées de Lafleur
93 Pontet-Canet
93 Talbot
93 Troplong Mondot
92+ Grand-Puy Lacoste
92 Beauregard
92 Branas-Grand-Poujeaux
92 Branon
92 Chapelle de la Mission
92 Clos Haut-Peyraguey
92 Clos de l’Oratoire
92 Domaine de l’Alliance
92 Gracia
92 Grand-Puy Ducasse
92 Kirwan
92 La Fortune
92 La Tour de Mons
92 LaTour-Martillac
92 Lafon-Rochet
92 Lascombes
92 Le Dôme
92 Les Cruzelles
92 Montlandrie
92 Nénin
92 Pouget
92 Pédesclaux
92 Quintus
92 Ségla

Grüße

Hartmut
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Ollie

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 10. Jul 2019, 17:40

Harti,

vielen Dank fuer das Einstellen der Bewertungen! Batailley war gerade aus, oder unter 92?

Zu Meyney:

Neal Martin hat geschrieben:94 Meyney
The 2015 Meyney was the shock of this blind tasting - in a positive sense. It blew everyone's expectations including mine. It has very impressive intensity on the nose, more than its peers, with blackberry, raspberry, sage and just a touch of dried blood. This is quite complex and very engaging. The palate is very well defined with fine acidity, razor-sharp tannin and plenty of mineralité toward the persistent finish. I thought it might be Montrose but it turned out to be Meyney. Chapeau! Tasted blind at the Southwold 2015 Bordeaux tasting.


(Hervorhebung von mir) OK, nicht ausgeschlossen, dass der 2015er wirklich suuuuuper gelungen ist. Aber wie schon weiter oben geschrieben, denke ich, dass diese hohe Bewertung fuer Meyney (den cellartracker konsistent bei um die 90 sieht) der Psychologie geschuldet ist: "Es ist ziemlich wahrscheinlich Montrose, und Montrose ist super, nur vielleicht gerade etwas zurueckhaltend, ich will mich mal lieber nicht blamieren". Immerhin sieht er den "echten Montrose" nur einen Punkt hoeher - bei aller Liebe: Srsly?! :roll:

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 10. Jul 2019, 20:22

Freut mich für Meyney und Labegorce.
Zeigt einmal mehr, dass ambitioniert arbeitende Cru bourgeois leicht in die Phalanx der meist hochpreisigen klassifizierten Güter vordringen können.
Sozusagen ein kick ass für alle blasierte Etikettentrinker. Weiter so.
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Mahoney_jr

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 10. Jul 2019, 20:26

Ich habe direkt sechs Flaschen Meyney geordert, als ich den Report gesehen habe.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 10. Jul 2019, 20:57

Nur so am Rande: Die hohe Qualität von Meyney ´15 u. a. hatte
R. Gabriel schon im April 2016 hervorgehoben - das war damals
aber für manchen nicht so recht nachvollziehbar ...

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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