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Deutschland 2018

Berichte, Erfahrungen, Prophezeiungen
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UlliB

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Re: Deutschland 2018

BeitragDo 14. Mär 2019, 18:38

amateur des vins hat geschrieben:Naja, von "Auslesequalität" zu sprechen kann auch der Versuch sein, das Kind mit Neusprech aus dem Brunnen zu retten. Weiß man nicht, ob darauf gezielt wurde.

Wenn der Winzer von der Mosel kommt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er tatsächlich das Mostgewicht meint (an der Mosel für Auslese mindestens 88°Oe). Die Öchsle-Fixierung vieler Winzer ist hier noch deutlich höher als in anderen Gebieten, da es noch vor gut 30 Jahren in vielen Jahrgängen sehr schwierig war, auch nur eine Kabinettgradation zu erreichen, von Spät- oder gar Auslesen war da gar nicht zu träumen, die waren den guten (und in den 70ern und 80ern nicht gerade häufigen) Jahrgängen vorbehalten. Dafür hatte man damals absolut null Probleme mit zu wenig Säure :lol:

Tatsächlich entstammen die Jubelarien mancher Winzer und der Weinbauverbände über die 2018er einer Mentalität, die eher dem letzten Jahrhundert angehört: "Wow, hohe Mostgewichte und gleichzeitig sehr hohe Erträge. Fantastisch". Die potentiellen Pferdefüße dabei mag man nicht sehen.

Gruß
Ulli
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niers_runner

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Re: Deutschland 2018

BeitragDo 14. Mär 2019, 19:40

UlliB hat geschrieben:... 2018er probieren, und nur danach kaufen.

Gruß
Ulli

@Ulli
grundsätzlich d'accord, aber keine Regel ohne Ausnahme.
Falls jemand die 18er GGs von K.P. Keller haben möchtest, wird er/sie nicht bis September 19 warten dürfen.
Dann ist nichts mehr da, Anfang der Woche hatte ich die Reservierungsliste im Briefkasten.

Beste Grüße

Peter
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EThC

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Re: Deutschland 2018

BeitragDo 14. Mär 2019, 20:02

Zumindest in der Preisklasse gibt's bei mir da keine Ausnahme von der Regel, deswegen gehen solche Sachen auch meist an mir vorbei. Was ich aber jetzt auch nicht als soo schlimm empfinde bei der Unzahl von spannenden Sachen, die's sonst so gibt...
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Deutschland 2018

BeitragDo 14. Mär 2019, 21:19

niers_runner hat geschrieben: keine Regel ohne Ausnahme.
Falls jemand die 18er GGs von K.P. Keller haben möchtest, wird er/sie nicht bis September 19 warten dürfen.
Dann ist nichts mehr da, Anfang der Woche hatte ich die Reservierungsliste im Briefkasten.

Völlig richtig, aber eben (noch?) eine Ausnahme.

Hier geht man allerdings keinerlei Risiko ein. Das wird schon passen, Keller ist ja wirklich ein hervorragender Winzer. Und sollte es trotzdem nicht passen, macht das auch überhaupt nichts: dann vertickt man seine Flaschen eben auf dem Sekundärmarkt und macht dabei noch einen ordentlichen Schnitt. Bei Keller gilt mittlerweile die alte Börsenweisheit: die Hausse nährt die Hausse ;)

Apropos Keller: ich meine mich daran zu erinnern, dass die VDP-Regeln vorschreiben, dass die GGs vor dem 1. September nicht nur nicht verkauft werden dürfen, man darf sie auch nicht verkosten lassen. Insofern wundert mich die im Parallelthread beschriebene Keller-Jungweinverkostung schon etwas. Aber vielleicht habe ich da auch nur etwas nicht richtig in Erinnerung.

Gruß
Ulli
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niers_runner

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Re: Deutschland 2018

BeitragFr 15. Mär 2019, 19:55

UlliB hat geschrieben:...
Apropos Keller: ich meine mich daran zu erinnern, dass die VDP-Regeln vorschreiben, dass die GGs vor dem 1. September nicht nur nicht verkauft werden dürfen, man darf sie auch nicht verkosten lassen. Insofern wundert mich die im Parallelthread beschriebene Keller-Jungweinverkostung schon etwas. Aber vielleicht habe ich da auch nur etwas nicht richtig in Erinnerung.

Der VDP schrieb zu den 2017er GGs:

In Wiesbaden wurden (Ende August) diese GGs (2017) jetzt bei der VDP.GROSSES GEWÄCHS@ Vorpremiere erstmals exklusiv einem ausgewählten internationalen Fachpublikum gezeigt. Dort durften 150 der weltweit einflussreichsten Journalisten, Händler und Gastronomen als Erste die exklusiven Weine aus den berühmten VDP.GROSSEN LAGEN® probieren und sich vorab für ihre Kunden, Gäste und Leser ein Bild von Qualität und Jahrgang machen.


Spricht einiges dafür, dass die Verkostungen eigentlich auch nicht vor September bzw. kurz davor zulässig sind.

Beste Grüße

Peter
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Re: Deutschland 2018

BeitragSa 16. Mär 2019, 11:10

UlliB hat geschrieben:Erich,
ich würde wirklich empfehlen, den von mir verlinkten Artikel bei Gelegenheit zu lesen.

Hallo Ulli,
hab' ich jetzt mal in Ruhe getan und fühle mich eigentlich in gewisser Weise bestätigt, nämlich daß es die "Mineralität" bzw. die Wahrnehmung derselben im Wein schon gibt, nur daß die Wechselwirkung, die zu dieser Wahrnehmung führt, vom Mechanismus her nicht wirklich klar ist und der Begriff der "Mineralität" halt sehr individuell und vielleicht auch nicht wissenschaftlich korrekt genutzt wird. Ich habe so den Eindruck, daß viele Leute von diesem Artikel (auf den ja in den letzten Jahren häufiger Bezug genommen wurde) nur ein, zwei Highlights in ihr Hirn eingebrannt haben und eins davon lautet "Mineralien kann man nicht riechen". Das mag im wissenschaftlichen Kontext so sogar richtig sein, andererseits kann ich aber z.B. Schiefer, Gips, Tuffstein, Basalt etc. geruchlich und geschmacklich voneinander unterscheiden (wenn da ein Mindestmaß an Feuchtigkeit im Spiel ist) und stehe damit auch nicht alleine da. Wie die Wechselwirkung genau ist, damit mein Hirn diese Assoziation reproduzierbar darstellt, weiß ich im Detail nicht, ist mir aber auch erst mal egal, zumal es auch Leute gibt, die diesen Assoziationen folgen können. Mag auch sein, daß da ein Stück weit Psychologie mit im Spiel ist (z.B. Synästhesie), läuft letztlich aber auf's Gleiche 'raus, es bleibt eine geruchliche / geschmackliche Wahrnehmung, die wiederholt abrufbar ist und damit für mich zur Beschreibung eines Weins tauglich ist.
Jeder von uns hat ja ein gewisses Repertoire an Gerüchen und Geschmäckern abgespeichert; wenn mal was wie "Naßschleifpapier" in einer Beschreibung vorkommt (was bei mir mit einer ganz dezidierten Wahrnehmung gespeichert ist) kann ich nur empfehlen, das selber mal praktisch auszuprobieren und nicht einfach nur zu entgegnen, daß man "Mineralik" nicht schmecken bzw. riechen kann...
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Deutschland 2018

BeitragSa 16. Mär 2019, 12:53

Ich kannte den von Ulli verlinkten Artikel bereits, habe aber die Gelegenheit zur Auffrischung genutzt. Sehr auffällig ist für mich die mehrfache betonte Korrelation von "Mineralik" und Reduktion. Das ist auch, was mir als bisher plausibelste Hypothese erscheint: Reduktive Noten werden tendenziell als "mineralisch" wahrgenommen, und die Aufspreizung der empfundenen "mineralischen" Aromen resultiert aus weiteren Aromenkomplexen und/oder Wechselwirkungen.

Dennoch habe ich meine langebewahrte Sturheit, "Mineralik" konsequent nur mit Anführungszeichen zu verwenden, mittlerweile aufgegeben, eben weil der Begriff in all' seiner Undefiniertheit und Diffusität anscheinend doch zur Verständigung über Weinbeschreibungen beiträgt. Allerdings messe ich dem Begriff ausschließlich deskriptive und keinesfalls analytische Bedeutung bei, wie ich mit dem Hinweis auf verkokelte Bakelitplatten u.a. weiter oben verdeutlichen wollte; und auch nur in Bezug auf geruchliche und geschmackliche, nicht aber taktile Empfindungen.

Übrigens gibt es eine weitere Hypothese, die ich irgendwann einmal in einer "populärönologischen" Sendung sah: Mikroorganismen, die auf den Trauben wohnen und mitverarbeitet werden. Leider finde ich den Beitrag nicht mehr, ist auch schon eine Weile her. Aber wenn ich mich recht entsinne, wurden sogar einzelne dieser Mikroorganimen isoliert und konnten positiv mit der Empfindung von "Mineralik" korreliert werden.

Und vielleicht wäre es an der Zeit, unsere Offtopic-Beiträge geeignet zu verschieben. ;)
Besten Gruß, Karsten
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Moselglück

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Re: Deutschland 2018

BeitragSa 16. Mär 2019, 13:15

Ist ja wie im Chemieforum hier, ich wollte doch nur einen Wein trinken :D
Bild ...Medizin für Feinschmecker! :D
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UlliB

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Re: Deutschland 2018

BeitragSa 16. Mär 2019, 13:40

Erich,

gegen den Begriff der "Mineralik" an sich will ich gar nichts sagen, ich verwende den in meinen Notizen durchaus auch, wenn ein Wein nach nassem Stein, Kalk, Gips oder feuchter Erde riecht. Aber darum ging es mit gar nicht, und das war hier auch nicht der Ausgangspunkt der Diskussion.

Viele Leute glauben, dass die "Mineralik" im Wein tatsächlich ganz unmittelbar durch darin enthaltene Mineralien verursacht wird, d.h., dass besonders mineralisch riechende und schmeckende Weine besonders viel gelöste Mineralbestandteile enthalten (was nicht stimmt) oder sogar bodenspezifische Mineralbestandteile (was auch nicht stimmt, die anorganischen Bestandteile im Wein, die den Geschmack beeinflussen können, sind qualitativ nonvariant).

Diese irrige Annahme ist so weit verbreitet, dass sie regelmäßig werblich benutzt wird: da wird z.B. davon geredet, dass "die Reben von Winzer XY auf besonders mineralreichen Böden stehen" (was ja an sich schon lustig ist: jeder Boden besteht abgesehen von ein paar organischen Bestandteilen ["Humus"] zum weit überwiegenden Teil aus Mineralien), oder dass "die alten Reben mit ihrem tiefreichenden Wurzelwerk besonders viel Mineralien aufnehmen", was auch falsch ist. Ein in die gleiche Kerbe fallender Irrglaube ist derjenige, der hier der eigentliche Ausgangspunkt war, nämlich dass in nassen Jahren die Mineralienaufnahme erhöht ist, weil mehr gelöste Mineralien angeboten werden. Die Geschichte bekommt man nach solchen Jahren einigermaßen regelmäßig von Winzern aufgetischt, mit dem Hinweis, dass der Wein besonders viel Extrakt und mehr Mineralien als in einem trockenen Jahr enthält. Das ist ja nicht einmal falsch, nur wird der falsche Schluss daraus gezogen.

Fazit: ja, es gibt Weine, die nach Steinen, Erde und ähnlichem riechen und schmecken, und für die Gesamtheit dieser Noten halte ich den Begriff "Mineralik" durchaus für angebracht. Aber es handelt sich hierbei eben nur um eine Assoziation, deren stoffliche Grundlage noch weitgehend unbekannt ist. Klar ist nur: die im Wein gelösten Mineralsalze sind nicht für die "Mineralik" von Weinen ursächlich.

Gruß
Ulli
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puschel

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Re: Deutschland 2018

BeitragSa 16. Mär 2019, 13:43

EThC hat geschrieben:...kann ich nur empfehlen, das selber mal praktisch auszuprobieren und nicht einfach nur zu entgegnen, daß man "Mineralik" nicht schmecken bzw. riechen kann...

Erich, wie recht du hast. Mein Tipp: Wer bislang keine Mineralität- keinen Schiefer, keinen nassen Stein riechen und schmecken kann, sollte dies bei seiner nächsten Wanderung durch die Weinberge vielleicht einmal trainieren - mal am Schiefer riechen und lecken... und in seinem Wahrnehmungsrepertoire abspeichern... :mrgreen:
Gruß Adi
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