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Bordeaux 2015

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Figeac78

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSo 23. Sep 2018, 20:48

Ich hatte in den letzten Wochen drei 2015er im Glas

Cambon La Pelouse 2015, Haut Medoc
Verströmte aus dem Glas einen Duft nach dunklen Kirschen und Beeren mit einem ganz dezenten Toasting, frisch, trinkanimierend, modern. Am Gaumen dann Enttäuschung, die Frucht ist da, es dominiert aber ein sehr kräftiges Tanningerüst, das im Abgang eine leichte Bitternote hinterlässt. Am zweiten Tag dann total verschlossen, Gerbstoffe dominierend, Säure noch da, die Frucht musste man suchen. Ich kenne den Wein aus andern Jahrgängen. Da war er immer ein schöner kleiner Bordeaux mit gutem PLV. Aber dieser Wein hinterlässt mich etwas ratlos. Wo kommt bei diesem Jahrgang das etwas unreif und bitter wirkende Tannin her?

Tour St. Christophe 2015, St. Emilion.
Ein typischer modern gemachter St. Emilion, in der Nase und am Gaumen dominieren reife Kirschen und ein paar dunkle Früchten. Frucht, Säure, Tannin und Holz erscheinen schon recht harmonisch integriert. Am zweiten Tag hatte der Wein noch nicht abgebaut. Der Wein könnte mit etwas Lagerung sehr gut werden, ist aber doch irgendwie Mainstream.

Feytit-Clinet 2015, Pomerol
Aus der halben Flasche, ein Aromaelixier von dunklen reifen Früchten und vielen Pflaumen, viele sehr reife Tannine und schöner Holzeinsatz. Gelegentlich kommen Erd- und Waldnoten durch, die ich in Pomerols sehr liebe. Das halbe Fläschchen war schneller leer als ich Notizen machen konnte, wird sicher mal ein richtig guter Pomerol. Ich hoffe, ich trinke nicht alle Flaschen zu früh.
Herzliche Grüsse,
Detlef
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Sauternes

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDi 25. Sep 2018, 20:06

Danke für die Eindrücke, Beim Fetit-Clinet denke ich noch über den 2016er nach.
Ich hatte ja nach dem Chateau Haut Tropchaud 2015 gefragt, läuft wohl eher unter dem Radar, da auch nur wenige Händler den Wein führen.
Also bestellt und probiert, Ergebnis: ich bin schwer beeindruckt und habe nachgeordert.
Ich habe bis jetzt keine Erfahrung mit Pomerol, aber der Wein hat eine so große Eleganz und kleidet den Gaumen mit tiefer dunkler Fruchtaromatik aus, herrlich samtig mit super Trinkfluss, ein echt feiner Wein.
Da muss ich demnächst mal paar andere Weine aus Pomerol probieren, ob das so die spezielle Carakteristik der Pomerolweine ist.

Grüße Heiko
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Weinschlürfer

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 26. Sep 2018, 12:34

So mein Fazit nach 25 Bordeaux aus 2015.. Ich war auf einer Arrivage Probe.
Ich habe selbst inzwischen so einige 2015 er im Keller liegen und war demnach auch gespannt.

Die Weine waren von 15 Euro - Pape Clement anzusiedeln. Meistens die gute Mittelklasse zwischen 30 und 60 Euro.
ca 15 Weine aus dem Medoc. ca 10 Weine aus St.Emilion. Die 10 Weine vom rechten Ufer fand ich im Grunde alle belanglos/langweilig.


1. Der Jahrgang ist bei weitem nicht so gut wie 2009/2010. Es ist einfach nicht so.
Er ist deutlich dahinter einzustufen. Besser als 11/12/13/14. Aber deutlich hinter 09/10.
92 Punkte aus 09 sind mehr wert als 92 Punkte bei den 2015er Bewertungen (für mich).
Also entweder gab es eine Punkteinflation seit dem oder man muss sich da neu kalibrieren...
Nachvollziehbar sind die Bepunktungen von 15/16 in dem Vergleich bisher nicht.

2. Es kam während der Runde öfter die Frage auf ob man nicht besser noch ähnlich teure 09er versucht
zu bekommen.

Viele Weine haben ein "Loch" in der Mitte. Im Vergleich zu großen Jahren. Alle waren sich da einig.
Einige können das mit guter Struktur und Lebendigkeit auffangen. Viele andere nicht. Die Frucht war
auch nicht so schön wie bei den 09ern die ich kenne.

Die besten Weine waren für mich (und den meisten anderen auch)

1. Pape Clement 2015 - 95 Weinschlürfer Punkte (wirklich überzeugend. dicht. gute Struktur, Aber teuer)
2. Chateau Du Tertre 2015 - 94 Weinschlürfer Punkte (gesetzt, tiefgründig fruchtig, "chillig". schön trinkbar)
3. Chateau Saint Pierre 2015 - 94 Weinschlürfer Punkte (Lebhaft, leichter, gute Struktur, guter Zug)

Cantermerle fiel noch durch gute Trinkbarkeit und gutem PLV auf.
Monbousquet gefiel einigen, aber ich fand ihn rumtopfig /vanillig / / beliebig/ langweilig.


Fazit: Ich werde jetzt aufhören 2015 er zu kaufen (habe ja eh genug).

Und klar sind die Weine noch jung. Mal schauen wie sie sich in einige Zeit präsentieren.


PS:

Der Chateau Le Reysse 2015 den ich vor einige Zeit probierte müsste sich vor fast keinem Wein (bis auf die 3 genannten oben) verstecken.
Zuletzt geändert von Weinschlürfer am Mi 26. Sep 2018, 13:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Bordelaiser

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 26. Sep 2018, 13:50

Hallo Weinschlürfer,

sehr interessant Deine Einschätzung, konträr zur Mehrheitsmeinung, das ist immer erfrischend.

Darf ich fragen, welche Weine aus dem mittleren Preisbereich besonders enttäuscht haben?

Vielen Dank schonmal für die Info vorab und beste Grüße,
Jens
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Weinschlürfer

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 26. Sep 2018, 14:13

Bordelaiser hat geschrieben:Hallo Weinschlürfer,

sehr interessant Deine Einschätzung, konträr zur Mehrheitsmeinung, das ist immer erfrischend.

Darf ich fragen, welche Weine aus dem mittleren Preisbereich besonders enttäuscht haben?

Vielen Dank schonmal für die Info vorab und beste Grüße,
Jens


Hallo Bordelaiser,

Entäuschend ist relativ. Zwischen 20 und 50 Euro war alles gut trinkbar. Aber: Zumindest in der Runde gestern (Inkl. der beiden Weinhändler) waren sich komplett alle einig, dass 09/10 bei weitem nicht erreicht wird, wenn man es mit den jungen Versionen von damals vergleicht. Da fehlt einfach etwas. Das zog sich fast durch die Bank weg durch, dass nach dem ersten Eindrücken im Mund ein kleines "Loch" folgt. Welches dann mal mehr oder weniger schnell durch Struktur aufgefangen wird. Die Tannine waren meistens schön. Und gar nicht so ruppig. Schon ziemlich smooth und eingebunden.

Je hochpreisiger es wurde desto besser/schöner wurden die Weine. Ohne an andere wirklich große Jahre ranzukommen. Die Weine unterhalb von 20 Euro waren alle komplett nichts. Zumindest die gestern. Würde ich nicht trinken wollen. Scheint also ein Jahr mit guten Qualitäten zu sein, wenn man bereit ist etwas auszugeben.
Ausnahmen gibts bestimmt, aber ich nehme das mal so als Tendenz mit. Auch das spricht für mich gegen ein großes Jahr. Auch dass wohl einige Chateaus nur relativ kleine Anteile ihrer Ernte in die großen Hauptweine steckten. Spricht für mich auch eher für ein schwieriges Jahr.

Mein Preistipp (aufgrund der Eindrücke von gestern) ist: Cantermerle und etwas hochpreisiger -> Tertre/ Saint Pierre... Malescasse mochten viele nicht. Ich mochte ihn aufgrund der schönen Struktur / Tannine. Aber Frucht war da nicht groß. Also auch nicht ganz überzeugend.

Man darf aber nicht vergessen. Die Kritik ist in Relation zu großen Jahren gesetzt ! In denen auch so mancher 15 Euro Wein mit einer tollen Frucht und super Tanninen punkten konnte...


Hinweis:

Ich persönliche finde zu glatte oberflächlich fruchtig/vanillige Weine langweilg. Das stört mich auch an vielen 0815 Spaniern. Das ist mein persönlicher Geschmack. So mag es durchaus Weine geben, die andere schön finden, die mich allerdings völlig langweilen.

Das trift vor allem auf die Weine vom rechten Ufer in 2015 zu bei mir. BISHER.

Pomerol war gestern leider nichts dabei !


PS:
Habe die Reste von 4 Weinen mitgenommen.. Die verkoste ich morgen.. Evtl. schafft das noch einen neuen Eindruck. Das sind Du Tertre, Lagrange, Grand Branas Poujeaux, und ein Cru Bourgoise...
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 26. Sep 2018, 14:31

Hallo Weinschlürfer,
ich kann das uneingeschränkt so unterschreiben!

Frage an Jens (Bordelaiser): wer oder was ist denn die "Mehrheitsmeinung",
die das anders sieht? Arg viele euphorische VKN habe ich hier bisher nicht
gelesen.

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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Bordelaiser

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 26. Sep 2018, 14:56

Hallo Jochen,

in meiner Wahrnehmung war bisher der allgemeine Tenor, dass 2015 und auch 2016 in der Breite auf einem qualitativen Niveau mit 2009/2010 stehen, mit den jahrgangstypischen Besonderheiten natürlich. Dies auf Basis der Aussagen vieler Kritiker und vieler Chateaus selbst.

Dass es je nach Chateau und Preis-Level deutliche Unterschiede gibt, ist klar. Die subjektiven Präferenzen, hier auch im Forum, kommen dann ja auch noch dazu und bei der Verkostung der 2015-er ist ausserdem zu berücksichtigen, dass die Weine in der Tat noch sehr jung sind. Ich habe selber noch keinen 2015-er verkostet und kann mir leider auch kein relatives Urteil über 2009/10 erlauben, darum finde ich ja die Einschätzung von Weinschlürfer so interessant.

Besten Gruss,
Jens
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stollinger

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 26. Sep 2018, 15:29

Hallo Weinschlürfer,

danke für die Einschätzung. Aber jetzt tanz doch nicht so um den heißen Brei ;) , welche 10 Weine waren denn das aus St. Emilion, die du als langeweilig empfunden hast.

Ich habe aus St. Emilion noch nichts getrunken. Der Chateau Marjosse 2015, der ja hier im Faden relativ gut weg gekommen ist, kommt dem vielleicht am nächsten. Ich möchte von dieser Stichprobe keinen allgemeinen Trend ableiten, aber langweilig/belanglos und auch recht schematisch, habe ich den tendenziell auch gesehen.

Grüße, Josef
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Weinschlürfer

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 26. Sep 2018, 16:00

stollinger hat geschrieben:Hallo Weinschlürfer,

danke für die Einschätzung. Aber jetzt tanz doch nicht so um den heißen Brei ;) , welche 10 Weine waren denn das aus St. Emilion, die du als langeweilig empfunden hast.

Ich habe aus St. Emilion noch nichts getrunken. Der Chateau Marjosse 2015, der ja hier im Faden relativ gut weg gekommen ist, kommt dem vielleicht am nächsten. Ich möchte von dieser Stichprobe keinen allgemeinen Trend ableiten, aber langweilig/belanglos und auch recht schematisch, habe ich den tendenziell auch gesehen.

Grüße, Josef


Das Problem ist bisl -> es ist mein Gesamteindruck der Bordeaux. ich weiss nicht inwieweit es nutzt da Namen negativ zu nennen. Denn nur weil dann jemand evtl. andere kauft muss es ja auch nicht anders sein. Oder mein Geschmack ist eben anders. Es ist mein Eindruck durch die Bank weg. Ich würde auch jeden Wein mit einem plus sofort durch die 09 oder 10 er Variante eintauschen.. SOFORT ! Und es waren auch viele nicht so bekannte Namen dabei.

Also mal welche aus dem Kopf (Plus heisst fiel mir positiv auf in Relation zum Gesamteindruck in den 2015ern):

Linkes Ufer trank ich folgende

Belgrave
Desmirail
Cantermerle (++)
Du Tetre (++)
Saint Pierre (++)
Lagrange (+)
Gruaud Larose (+)
Pape Clement (++)
Gr. Puy Ducasse
Château Les Grands Chênes
Malescasse
Château Lousteauneuf
Branas Grand Poujoux
Marsau
la Tour Carnet

links:

Montbousquet (+)
Sansonnet
Clos La Madeleine
Tauzinat l'Hermitage
Simard


ne Weile her:

von Kritiker gut bewertet aber von mir beim Probieren mal trotzdem als relativ banal empfunden ausserdem:

D'Aiguilhe
Pindefleurs

Gutes PLV (probiert vor paar Monaten):

Le Reysse 2015
Zuletzt geändert von Weinschlürfer am Mi 26. Sep 2018, 20:14, insgesamt 2-mal geändert.
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stollinger

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Re: Bordeaux 2015

BeitragMi 26. Sep 2018, 16:14

Weinschlürfer hat geschrieben:Das Problem ist bisl -> es ist mein Gesamteindruck der Bordeaux. ich weiss nicht inwieweit es nutzt da Namen negativ zu nennen. Denn nur weil dann jemand evtl. andere kauft muss es ja auch nicht anders sein. Oder mein Geschmack ist eben anders. Es ist mein Eindruck durch die Bank weg. Ich würde auch jeden mit einem plus sofort durch die 09 oder 10 er Variante eintauschen.. SOFORT ! Und es waren auch viele nicht so bekannte Namen dabei.

Dank dir!

Mir ist schon bewußt, dass das einen Momentaufnahme ist und dein subjektiver Eindruck. Also solches möchte ich das definitiv nicht in Frage stellen und bin dankbar für die Einschätzung.
Wenn ich später meinen Eindruck mit anderen in Relation setzen will, ist es für mich hilfreich, die Schnittmenge der verkosteten Weine zu kennen.

Grüße, Josef
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