Bordeaux 2016

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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innauen
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von innauen »

Hallo,

wenn man sich das Marktumfeld der anderen Premier Grand Cru Classé 'B' anschaut, dann ist Trotte Vieille "zu billig" für die Bewertungen, die er regelmäßig bekommt, jedenfalls aus Sicht der Konkurrenz. Canon, La Mondotte, Troplong-Mondot, Figeac etc. kosten deutlich mehr. Und da Bordeaux kartellistische Züge trägt, würde es mich nicht wundern, wenn der Preis bei der jetzigen Kampagne steigen würde. Genauso wie der Preis von Angelus steigen "musste", nachdem der Wein zum Premier Grand Cru Classé 'A' hochgestuft wurde.

Insofern. Gönnt euch nochmal einen Tropfen ;)

Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
stollinger
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von stollinger »

Tachsen,

die Jahrgangseinschätzung von Antonio Galloni ist jetzt auch zu lesen:

https://www.vinous.com/articles/bordeau ... k-apr-2019

Weine, die in 2016 bei ihm schon relativ (im Kontrast zu anderen Bewertern) hohe Bewertungen bekommen haben, empfiehlt er wieder (in Klammern '16 Flaschenbewertung): Le Prieure (98), Sansonnet (96), La Gaffeliere (96).

Bei Bettane&Desseauve kamen die oben genannten Weine in '16 auch sehr gut weg. Hat die mal jemand probiert? Ich habe von den dreien in 2016 etwas subskribiert, kenne die Weine aber nicht und habe die Flaschen noch nicht erhalten.

Grüße, Josef
Ollie
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Ollie »

La Gaffelière hatte ich zu Weihnachten - bei Cora haben sie den Wein unter Subpreis vertickert, was mir den Spass am Subsen dieses Weins durchaus verleidet hat. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir den Wein ob seiner Feinheit und Weichheit unterschätzt haben, aber wir fanden ihn etwas mager und kurz für einen Wein mit diesem Anspruch. Das mit dem kurzen Abgang schreibt übrigens auch Allan Meadows (aka “The Burghound”), der dem Wein 92-94 gibt. Ich sah ihn mit 92 gut bedient.

Ein gestern getrunkener 2015er hingegen hatte viel mehr Stoff und Länge, war insgesamt deutlich breitschultriger und überhaupt ziemlich gut, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass der 2016er auf Flasche noch Fülle aufbaut. Ist ja nicht so unüblich auf dem rechten Ufer...

Cheers,
Ollie
Zuletzt geändert von Ollie am Do 2. Mai 2019, 23:45, insgesamt 1-mal geändert.
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Weinschlürfer
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Weinschlürfer »

Hatten am Dienstag eine Bordeaux 2016 Probe im Preisbereich zwischen ca. 25 und 40 Euro. 8 Personen.

Das war ziemlich einstimmig die Reihenfolge:

Meyney -> Labegorce -> Kirwan -> Clos Manou -> Belgrave -> Tour St. Christophe

Den St. Christophe fand wirklich niemand gut. Fürchterlich vanillig und Rumtopfig.
Spürbare Tanine. Einfach zu trivial. Evtl. nicht genug Luft.. aber who knows.

Heute habe ich den Rest im Glas vom Tour Christophe....
Da wirkt er würziger und nicht mehr so vanillig. Aber auch nicht wirklich gut.
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UlliB
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von UlliB »

Chateau Cantemerle 2016 (Haut Médoc 5eGCC) 13%Vol. Pop & pour, mit etwa 16° ins Glas. Sehr schöne Farbe, am Rand leuchtendes Purpur, im Kern dunkel, aber nicht blickdicht. Zurückhaltende, sehr feine dunkle Frucht, vor allem reife Brombeere, etwas Schwarzkirsche, Holz ganz im Hintergrund. Im Gaumen zunächst sehr sanft, man spürt das extrem feine Tannin kaum (es ist aber durchaus welches da), schlank, saftig und frisch, wozu die lebendige, aber nicht spitze Säure beiträgt. Wird mit Luft und Wärme ein wenig fülliger, bleibt aber doch leichtgewichtig; sauber und harmonisch, Holz auch hier im Hintergrund, mittellanger Abgang. Im leeren Glas zeigt sich nach einigen Minuten dann doch, dass hier ordentlich Neuholz im Spiel ist, das der Wein im Moment nur gut verpackt.

Nein, das ist kein großer Wein, dazu fehlt es an Tiefe und Komplexität. Aber ein schöner, schlanker und frischer Bordeaux, der sich im Moment sehr gut trinken lässt und seinem nominellen Rang durchaus gerecht wird. Mehr Sommer- als Winterwein. Erfreulich.

Gruß
Ulli
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UlliB
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von UlliB »

Chateau Cambon la Pelouse 2016 (Haut Médoc CB) 14%Vol. Ein Nachbarbetrieb vom Tags zuvor getrunkenen Cantemerle, insofern ein interessanter Vergleich. Gleich behandelt wie der Cantemerle.

Eine gewisse Verwandtschaft ist tatsächlich gegeben, die Unterschiede liegen mehr im Detail: die Farbe ist ein wenig gedeckter, nicht so strahlend; die Nase holzbetonter, balsamischer und etwas weniger klar; das Tannin ist spürbarer und etwas gröber. Dafür ist da deutlich mehr Substanz als beim Cantemerle, was sich auch schon im deklarierten Alkoholgehalt ausdrückt, ohne dass der Wein plump oder alkoholisch wird. Ebenfalls mittlere Länge. Wirkt Merlot-betonter als der Cantermerle, der mehr vom CS geprägt ist.

Der Cantemerle ist der elegantere, feinere Wein, der Cambon der kräftigere und ein wenig rustikalere. Aber einen Klassenunterschied, der den doppelten Preis vom Cantemerle rechtfertigt (den Cambon habe ich im Handel für 15,80 gekauft, den Cantemerle für 31,50), sehe ich zumindest im Moment nicht unbedingt. Für das Geld ist der Cambon ein guter Kauf.

Gruß
Ulli
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dylan
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von dylan »

Den Cambon konnte ich während meines Frankreichurlaubs auch probieren.
Ich teile Ullis Einschätzung: ein guter Wein, bei dem mich allenfalls ein Hauch Überreife störte.(14 € im Hyper U)
Für mich in dieser Gewichtsklasse noch einen Tick besser warChateau Beaumont, für 12,50 € ein kleines Preis-Leistungswunder.
Chateau du Glana wirkte gegenüber den beiden Vorgenannten finessiger, ja fast elegant. (20 €)
Domaine de la Solitudewar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. (18 €)
Chateau Latour-Martillac wirkte etwas derangiert. Hier stehen die Komponenten Frucht und (reichlich vorhandene) Struktur noch etwas nebeneinander.
Aber das, da bin ich mir relativ sicher, wird mal richtig guter Bordeaux.(32 €)
Die einzige wirkliche Enttäuschung war Chateau Belle-Vue. Der Wein wirkte flach und gab nichts her. Flaschenfehler, beginnender Verschluss oder einfach nur ein schlechter Wein? (15 €)

Der Cambon war mit 14%Vol der alkoholstärkste, der Solitude mit 13%Vol der alkoholschwächste Wein der Probe.Bei den Übrigen waren 13,5%Vol deklariert.

Grüße

dylan
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Trapattoni
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Trapattoni »

Probiert mal Citran, der hat mir jetzt auch ausgesprochen gut gefallen. Cambon war mir immer etwas zu breit, kann aber in 2016 etwas präziser sein. ;)
Gruß
Dieter
Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen man trinkt.
(Joachim Ringelnatz)
Charmail
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Charmail »

Re: Bordeaux 2016
Beitrag von Trapattoni » Sa 4. Mai 2019, 17:38

Probiert mal Citran, der hat mir jetzt auch ausgesprochen gut gefallen. Cambon war mir immer etwas zu breit, kann aber in 2016 etwas präziser sein. ;)
Gruß
Dieter

Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen, der 16er Citran ist sehr schön. Der 16er Cambon la Pelouse ist auf jeden Fall schlanker und präziser als der 15er, für meinen Geschmack besser.

Grüße Steffen
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2016

Beitrag von Jochen R. »

Cool!
Ich will Anfang nächster Woche noch etwas nachlegen, v. a. Basis-Qualitäten,
und hatte gerade Citran, aber auch Charmail (den Steffen kürzlich eher etwas
kritisch sah) in der engeren Auswahl.
Clos Manou (den Weinschlürfer hier kürzlich ins Spiel brachte und vielleicht noch
eine VKN dazu schreiben möchte!??) würde mich auch mal interessieren - aber
dem "LOB-Braten" trau ich noch nicht so richtig über den Weg :-)

Wenn ich eure mit meinen bisherigen Eindrücken abgleiche, sind richtig
schwache Weine (ich hatte bisher noch keinen) aus 2016 eher die Ausnahme.
Scheint für jeden Geschmack bzw. besondere Vorlieben was dabei zu sein.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
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