Bordeaux 1978

[Frankie Wilberforce]

Hallo zusammen,
bei meiner Suche nach dem passenden Thread für die von mir heute Abend zu genießende Ch. Pichon Comtessse 1978 habe ich leider noch keinen gefunden. Von daher verzeiht mir bitte, wenn ich diesen Thread hiermit eröffne.
Von Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande, Pauillac habe ich einige ältere Flaschen aus den 60ern, 70er und 80er genießen dürfen. Die alte Dame hat mich selten enttäuscht, und sehr oft begeistert. Ihr wisst, was ich meine. Nun kommt heute Abend meine letzte 1978 er aus meinem Keller. Ich bin einmal gespannt, wie die alte Dame sich so präsentieren wird.
Einen schönen Samstagabend wünsche ich allen Weinfreunden und Lesern dieses Forums,
Armin

[Mr. Tinte]

Hi Armin, und wie war sie?

[weinfex]

Hallo Armin,

auch von mir: Wie war sie?

Bei guten Flaschen ein grandioser Wein, vor 2 Jahren anlässlich einer Jahresprobe
aus einer DoMag, die nach einer fantastischen Probe noch dekantiert übrig war, ja
so etwas gibt es wirklich , das bisher beste Exemplar im Highendbereich...

[vanvelsen]

Wer hat irgendwelche Erfahrungen mit Montrose 78?

Gruss,

Adrian

[Frankie Wilberforce]

Hoi Goce, Hi Weinfex,
sorry, daß ich erst jetzt poste.
Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande, Pauillac, 1978
Flasche bei 16° C entkorkt, der Korken (obwohl schon ca 1 cm durchnäßt) war einwandfrei. Dann ein Schluck ins Glas, hineingeschnuppert herrlich..!!
Die Farbe zeigte im Kern ein mittleres bis dunkles Rubinrot nach außen hin Ziegelrot werdend mit einem bräunlichen Rand.
Ich entschied mich nicht zu dekantierem.
Das Bukett war sogleich voll da: ein dezentes unaufdringliches aber präsentes Cassis, Brombeere, etwas Teer, gepaart mit Zedernholz und später feuchter Waldboden (Pilze?) hinzukommend. Die Comtesse deutet schon im Bukett an was sie zu bieten hat: Eleganz, Finesse und Komplexität. Die Säure ist gerade noch leicht wahrnehmbar vorhanden. Der Wein ist reif.
Am Gaumen legen die dunklen Beeren, Teer, sogar Erdbeeren (!!) und Zedern einen eleganten und strukturierten fruchtsüßen Salsa aufs Parkett. Nicht schlecht für so eine alte Dame. Die Tannine sind vollends geschmolzen und der Wein wird sanft getragen von der vorherrschenden Fruchtsüße, der zart wahrnehmbaren Säure. Die 78er Comtesse unterscheidet sich von den Comtesse den 90er und 00er Jahrgängen, in Punkto Dichte, Extrakt und Vol. % Alkohol. Diese 78er Comtesse ist nicht auf hochkonzentrierte "Wuchtbrumme", sprich dichter Stoff mit Alkohol gemacht. Sie glänzt mehr durch Finesse, Eleganz und Erhabenheit, und macht erstaunlicherweise auch noch nach mehreren Stunden nicht schlapp (oxidierte nicht)!!
Der Abgang geht seidig am Gaumen und meinen Hals hinunter und hallt noch ca 30+sec. nach.
War ich in der Vergangenheit immer mehr ein Fan vom konzentrierten und kräftigen Pichon Baron so hat mich diese Comtesse ermutigt, doch wieder mehr ein Auge auf sie zu werfen. Na ja, zum Glück habe ich noch die ein oder andere Flasche aus den 80ern bei mir im Keller rumliegen.

Entschuldigt bitte, wenn ich soviel geschrieben habe. Aber mich freut es immer sehr, alte Weine in einem so guten Zustand im Glas gehabt zu haben.
Von mir gibt es dafür 93-95 Punkte. Wo soll ich da bei den Punkten eine Grenze ziehen? Ist diesmal sehr sehr schwer.
Grüße,
Armin

[Neuppy]

Zuletzt im Glas:

Chateau Canon La Gaffelière, St.-Emilion Grand Cru Classé 1978

Noch sehr kräftiges und klares ziegelrot, im Duft Leder, Pflaume, hier schon deutliche tertiäre Aromen nach nassem Stein und Erde, am Gaumen dann noch mit kräftiger Säure und schöner Länge bei mittlerem Körper. Hier scheint die Frucht etwas dünn, wenngleich der Wein insgesamt noch nicht ausgezehrt wirkt. Hält sich auf diesem Niveau bei guter Lagerung sicher noch 5 Jahre, wird aber auch nicht mehr besser. 89 Punkte

[Neuppy]

Gestern im Glas:

Chateau La Lagune, Haut-Medoc, 3ème Grand Cru Classé, 1978

Korken leider brüchig, aber ohne Korkinvasion zu entfernen.
Trotz zweitägiger aufrechter Lagerung durch das starke Depot getrübt, wenngleich noch dunkles und bis zum Rand kräftiges Rot.
In der Nase noch lebendig, wenn auch keine Frucht mehr wahrnehmbar. Deutliche tertiäre Aromen, bereits hier scheint deutlich zu werden, dass die beste Zeit schon etwas länger vorbei ist.
Im Mund dann kaum Säure, aber auch kein ausgezehrter Eindruck. Überraschend extraktsüß und hier dann auch noch Frucht wahrnehmbar. Tannin komplett eingebunden und sehr samtig. Nach längerer Luftzufuhr im Glas dann aber doch abbauend. Zum Glück im Vorfeld nicht dekantiert.
Wird sich bei besseren Flaschen sicherlich noch etwas halten, war aber aufgrund geringerer Erwartungen doch ein schönes Trinkerlebnis. 87 - 88 Punkte

[Mr. Tinte]

Vor zwei Wochen im Glas: Pape Clement 1978

Ziegelrote Reflexe, Aufhellungen am Rand. In der Nase feine rote Frucht, kalte Asche, Gewürze. Zeigt sich recht elegant, rotbeerig und rauchig, dreht mit der Zeit imer mehr auf und beweist seine Herkunft als grosser Graves Wein. Im Gaumen wieder rote Frucht und Rauch, Zigarrenkiste. Recht viel Druck, noch präsente, eingebundene Säure, viel Wucht für das Alter (erinnert damit an reife Burgunder), feurig mit abgeschmolzenen Tanine. Langer Abgang. Dreht zwischenzeitlich auf und hat dann wieder abgebaut. Trinken jetzt!

Von mir 92 GPoints

[Green]

Entgegen der Beurteilung des "Weinterminators" (Zitat zum 78er: Sehr enttäuschend dagegen Lanessan. So sehr mich alte Lanessans begeistern, die Weine der letzten 25 Jahre kann man schlicht und einfach vergessen.) erfreut mich der 1978 aus der 1/2 Flasche sehr - zigelrot, schön gereift, sicher ein wenig über dem Höhepunkt aber doch sehr schön zu trinken und für nicht mal 5 EUR die Flasche der "Knaller" ! Zum Essen (Eintopf mit Rindfleich, Rübchen, Erbsen, Artischocken und Kartoffeln) ein echtes Gedicht - und da sind noch ein paar Fläschchen im Keller...
Gruß, Christoph

[Oberpfälzer]

Gestern im Glas:

Chateau La Lagune, Haut-Medoc, 3ème Grand Cru Classé, 1978

Korken leider brüchig, aber ohne Korkinvasion zu entfernen.
Trotz zweitägiger aufrechter Lagerung durch das starke Depot getrübt, wenngleich noch dunkles und bis zum Rand kräftiges Rot.
In der Nase noch lebendig, wenn auch keine Frucht mehr wahrnehmbar. Deutliche tertiäre Aromen, bereits hier scheint deutlich zu werden, dass die beste Zeit schon etwas länger vorbei ist.
Im Mund dann kaum Säure, aber auch kein ausgezehrter Eindruck. Überraschend extraktsüß und hier dann auch noch Frucht wahrnehmbar. Tannin komplett eingebunden und sehr samtig. Nach längerer Luftzufuhr im Glas dann aber doch abbauend. Zum Glück im Vorfeld nicht dekantiert.
Wird sich bei besseren Flaschen sicherlich noch etwas halten, war aber aufgrund geringerer Erwartungen doch ein schönes Trinkerlebnis. 87 - 88 Punkte

Hallo Neuppy,
sehe jetzt erst Dein posting. Habe vor gut 2 Jahren das Vergnügen La Lagune 1978 gehabt. Und meine Flasche war klasse. Habe keine Details mehr im Kopf ausser dass ich ihn zusammen mit 2 Weinfreunden sehr, sehr genossen habe. War ein ausgezeichneter und eindrucksvoller Wein. Entweder war Deine Flache nicht so toll oder meine besonders gut.