UlliB hat geschrieben:port_ellen hat geschrieben:
enttäuschend:
2005-7-9 Clos Floridene blanc (Graves)
Das wundert mich jetzt gar nicht. Clos Floridene blanc ist nur ganz jung einigermaßen überzeugend, die Weine sind aber seit etlichen Jahren nicht mehr haltbar und fallen für einen doch einigermaßen renommierten weißen Bordeaux erschreckend schnell zusammen. Ein letztes Jahr getrunkener 12er war auch schon am Ende seines kurzen Lebens angekommen.
Das eigentlich Überraschende daran ist, dass der 2016 verstorbene Eigentümer, Denis Dubourdieu, im Bordelais als eine Art Weißweinpapst galt und viele Betriebe beraten hat, die durchaus langlebige Weine herstellen. Und auch im eigenen Laden geht das besser: ein kürzlich probierter 2006er Doisy Daene sec, deklariert als einfacher Bordeaux blanc, war zwar erkennbar gereift, aber noch in einem erstklassigen Zustand. Merkwürdig.
Noch merkwürdiger ist, dass die professionelle Weinkritik die seit Jahren andauernden Probleme beim Clos Floridene komplett ignoriert und die Weine praktisch durchweg hoch bewertet, zum Teil mit wirklich abenteuerlichen Prognosen über das Trinkfenster.
Gruß
Ulli
Ich denke, Dubourdie war das Problem durchaus bewust, in seiner Funktion als Önologieprofessor an der Universität Bordeaux war einer seiner Forschungsschwerpunkte die vorzeitige Alterung von Weißweinen (premox).
In Arbeiten wie
Identification of a Sotolon Pathway in Dry White Wines [Link]
Changes in the Sotolon Content of Dry White Wines during Barrel and Bottle Aging [Link]
Impact of Oxygen Dissolved at Bottling and Transmitted through Closures on the Composition and Sensory Properties of a Sauvignon Blanc Wine during Bottle Storage [Link]
Impact of Closure OTR on the Volatile Compound Composition and Oxidation Aroma Intensity of Sauvignon Blanc Wines during and after 10 Years of Bottle Storage [Link]
Er hat die Oxidation anhand von Soloton verfolgt, einem Aroma-Molekül ,nwas an den Geruch von Walnüssen erinnert und gerade in oxidativ ausgebauten Weinen in höheren Konzentrationen vorkommt.
Er hat z.B. Ascorbinsäure und 2-ketobutyric acid als Ausgangsstoff in Weißweinen identifiziert, die unter Sauerstoffeinfluss mit Acetaldehyd zu Soloton reagieren. Als Einflussparameter kommt die Sauerstofftransferrate des Verschlusses mit dazu (also, ob der Korken dicht ist) und die Schwefelgabe. Ebenso ist die Konzentration von 2-ketobutyric acid im Wein vom verwendeten Hefestamm abhängig.
Er hat sich in seiner Forschung (in den früheren Jahren) auch mit der Selektion von Hefestämmen für die Beeinflussung von Aromen beschäftigt.
Mir kam der Gedanke, ob er sich nicht vielleicht die falschen Hefen selektioniert hat, die zur Oxidationsanfälligkeit seiner Weine führten.
Dubourdieu hat auch einige Lehrbücher und Publikationen zur Weinbereitung geschrieben, die auch moderne technische Methoden zu Filtration, und Klärung von Most und Wein behandeln. z.B.
PVPP−Polyphenol Complexes: A Molecular Approach[Link]. In einer der oben genannten Publikationen schreibt er selber, dass nicht so sehr die Konzentration von 2-ketobutyric acid, sondern die Konzentration an freiem Acetaldehyd entscheidend über die Bildung von Soloton ist:
It was previously demonstrated that the free acetaldehyde concentration was probably the limiting factor for sotolon
production in wine rather than the 2-ketobutyric acid content.
Mir stellt sich hier die Frage, in wieweit nicht auch das Fehlen von durch exzessive Filtration und Klärung entfernten Molekülen (z.B.Proteine und Gerbstoffe), die Acetaldehyd binden können, ein wichtiger Einflussparameter ist und weniger die Konzentration von 2-ketobutyric acid. Andere Weißweine aus Graves und Pessac haben das Problem ja nicht, irgenwas muss er wohl anders gemacht haben.
Grüße, Josef