Haben GG tatsächlich Reifepotenzial?

Kle
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Re: Haben GG tatsächlich Reifepotenzial?

Beitrag von Kle »

EThC hat geschrieben: Fr 16. Aug 2024, 12:02 "harmonisch" ist schon wieder Geschmackssache, in vielen Fällen "aka spannungsarm"... :mrgreen:
deine Bemerkung schlug bei mir ein, Erich, denn ich dachte, in der Weinwelt habe sich ein anderes Verständnis von Harmonie durchgesetzt (das ich nicht teile). Ich habe mich mal mit jemandem bei einer Verkostung darüber ereifert. Wir kamen unhöflicherweise kaum mehr dazu, die Weine des Gastgebers zu probieren, da ich seine Auffassung aufregend falsch fand. Er meinte, Harmonie sei Synonym für Glückseligkeit, das Höchste, was ein Wein erreichen könne. Ich hingegen, Harmonie könne es auf jedem Niveau geben und sie sei kein Maß für den ästhethischen Kick. Und hier wird’s natürlich prekär, denn was ist so ein Kick… Mein Gegenüber sagte, die Harmonie eben. Und ich, etwas aus welchem Grund auch immer Packendes. Dies kann eventuell auch harmonisch sein, was ich dann überhaupt nicht langweilig finde.
Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, frage ich, ob nach seiner Meinung die Reife die Harmonie in einem Wein verbessern könne. Vermutlich sagt er, durchaus, wenn sie in ihm angelegt sei. Ich sehe es wiederum weniger idealistisch.

Gruß, Kle
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TOM
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Re: Haben GG tatsächlich Reifepotenzial?

Beitrag von TOM »

Jochen R. hat geschrieben: Mo 19. Aug 2024, 19:14 ich kann zu 2015 ein wenig beitragen, auch mit aktuellen Eindrücken.
Dönnhoff´s Hermannshöhle an Ostern ein beeindruckender Gaumenauftritt, aber im Gesamtpaket für meinen Geschmack noch zu jung. Das Dellchen (Feb. ´23) bereits groß ganz am Anfang.
Ebenfalls groß, aber ganz am Anfang, fand ich Kühling-Gillots Pettenthal erst vor ein paar Tagen.
Schnaitmann´s Fellbacher Lämmler kaufe ich (fast) jedes Jahr. Der 2015er kürzlich war eine der besten Flaschen/Jahrgänge, an die ich mich erinnern kann.
Meine von Buhl-Bestände sind jetzt ausgetrunken. Und das ist gut so - jung waren das sehr schöne Weine, die letzten Flaschen waren schon weit Fortgeschritten.
Hallo Jochen,
danke für den Quesrchnitt zu 2015. Das heißt zumindest 2015 war sehr heterogen und es kommt auf die Kunst und Stilistik des Winzers an, wie lange der Wein reifen kann...
Gibt es denn überhaupt den Jahrhundert-Jahrgang in dem (fast) alle Winzer hervorragende GGs, die lange reifen können, produziert haben? So ähnlich wie im Bordeaux. Da gibt es ja auch die großen und die kleinen Jahre.
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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Rieslingfan
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Re: Haben GG tatsächlich Reifepotenzial?

Beitrag von Rieslingfan »

Bei wein.plus wurden aktuell die GG des Jahrgangs 2023 von Wittmann bewertet. Als Trinkempfehlung wird für den 2023er Morstein 2030-2045+ empfohlen. https://weinfuehrer.wein.plus/weingut-w ... #wine-info

Dennoch wurde dieser Wein bereits aktuell mit 96 Punkten bedacht, obwohl die 2023er GG von Wittmann erst ab März 2025 verkauft werden. Ich könnte wetten, dass auch dieser Wein bei einer evtl. Nachverkostung durch wein.plus in z.B. 2030 oder 2040 sich im nahezu gleichen Punktebereich bewegen wird.

Natürlich freue ich mich zu lesen, dass die 2023er GG/Wittmann ausgezeichnet bewertet wurden, zumal ich jeweils einige Flaschen per Subskription vorbestellt habe. :)

Sicherlich werden qualitativ hochwertige GG auch nach 10 oder +15 Jahren noch sehr gut trinkbar sein, aber sind sie mit zunehmender Reife auch tatsächlich hochwertiger geworden?

Ausgehend von den Bewertungen von wein.plus ist dies wie bereits zuvor erwähnt zumindest nicht erkennbar.
Gruß Markus
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Udo2009
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Re: Haben GG tatsächlich Reifepotenzial?

Beitrag von Udo2009 »

Rieslingfan hat geschrieben: So 22. Sep 2024, 15:10... wurde dieser Wein bereits aktuell mit 96 Punkten bedacht, obwohl die 2023er GG von Wittmann erst ab März 2025 verkauft werden. ...
Ich könnte mir vorstellen, dass die Fachpresse, etc. einige Verkostungsexemplare vorab erhält...
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Dominik Mueller
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Re: Haben GG tatsächlich Reifepotenzial?

Beitrag von Dominik Mueller »

Da bei wein.plus m.W. das Potential eines Weins in die Bewertung einfließt, ist das doch wenig verwunderlich. Die Skala kann für eine solche Auswertung also schwerlich herhalten.

Abgesehen von ganz jungen Weinen wird ja auch kein Wein objektiv besser. Das ist subjektiv. Wer Komplexität durch Tertiäraromen mag, der oder die wird hochwertigen Weinen Reifepotenzial in Form einer qualitativen Verbesserung zusprechen. Wer lieber bei den Primär- und Sekundäraromen unterwegs ist und Reifenoten im Wein als störend empfindet, wird anders argumentieren.

Bei wein.plus scheint man übrigens der Reifung von Weinen nicht abgeneigt zu sein. Das lassen zumindest Aussagen in den Verkostungsvideos vermuten.
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UlliB
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Re: Haben GG tatsächlich Reifepotenzial?

Beitrag von UlliB »

Stephan Reinhardt hat im WA gerade einen Report zu deutschen Weinen aus 2023 und 2022 veröffentlicht und darin mal eben 1061 (eintauseneinundsechzig !) Weine beschrieben. Er äußert sich hier auch über das Trinkfenster von Riesling-GGs, und das passt ganz gut in diesen Thread:
More and more wineries are now only marketing their wines after two (Rheingau) or even more years; Gut Hermannsberg (Nahe), for example, releases the 2019 Kupfergrube GG only after five years. In my opinion, however, Rieslings are not yet in shape in their fifth and even sixth year after the harvest, quite the opposite. Only now are the 2017s and 2016s slowly opening up. The 2015s are promising but still too young. The vintages that could cause a stir now are from 2014 and 2013. In any case, five years is not a good age for Riesling, and in addition to the fresh, very young vintage, the two-year-olds are also having a hard time.
Zusammengefasst: ganz jung geht, ist aber Kindermord. Zwei Jahre alt geht schon nicht mehr, fünf Jahre geht überhaupt nicht, sechs Jahre auch nicht. Neun Jahre kann auch noch zu jung sein. Zehn oder elf Jahre sind ok, wenn der Jahrgang passt.

Und wenn der Jahrgang nicht passt, dann vermutlich niemals :mrgreen:

Gruß
Ulli
Bibbel
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Re: Haben GG tatsächlich Reifepotenzial?

Beitrag von Bibbel »

Man kann sich drüber lustig machen, man kann aber auch einfach probieren. Der 2009er Morstein neulich, also 15 alt, war ausgezeichnet. Zu groß fehlte ihm etwas Säure, wohl jahrgangsbedingt.
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Rieslingfan
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Re: Haben GG tatsächlich Reifepotenzial?

Beitrag von Rieslingfan »

Bibbel hat geschrieben: So 3. Nov 2024, 16:42 Der 2009er Morstein neulich, also 15 alt, war ausgezeichnet.
Und welcher? Es gibt schließlich diverse Winzer die innerhalb der Lage Morstein Wein anpflanzen.
Gruß Markus
Bibbel
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Re: Haben GG tatsächlich Reifepotenzial?

Beitrag von Bibbel »

Wittmann natürlich.
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