Na dann wehren wir uns doch mal gegen das Altern und versuchen die Diskussion nochmals anzuheizen.
Nachdem ich jetzt lange nur mitgelesen habe, möchte ich dann doch mal meine spärlichen Erfahrungen mit GGs zum Besten geben.
Ich finde GGs ganz jung ein Problem. Zumindest machen sie mir keinen Spaß.
Ich habe es immer mal wieder versucht, zuletzt mit dem 2022er Van Volxem Goldberg, der von den Verkostern als „jung genießbar“ bezeichnet wurde. Ich konnte die Meinung nicht teilen.
Und damit bin ich auch schon bei meinem Lieblings GG-Winzer. Van Volxem hat ja eine große Auswahl an GGs, aber irgendwie bin ich meist beim Scharzhofberger und beim Goldberg hängen geblieben. Daneben habe ich noch ein paar GGs von St. Antony und von Dr. Loosen.
Ich mache es so, dass ich mir in ausgewählten Jahrgängen 3-6 Flaschen in den Keller lege und die erste nach 6-8 Jahren probiere. Dann entscheide ich, ob das ein Wein ist, den ich eher zügig (also in den nächsten 1-2 Jahren) austrinke oder weiter liegen lasse und die nächste Flasche erst nach 2-4 weiteren Jahren anteste.
Welche Jahrgänge ich mir in den Keller lege, versuche ich anhand der Guts- oder Ortsweine des gleichen Weingutes abzuschätzen und ja, ich schaue auch auf die Bewertungen der Verkoster und natürlich das, was hier im Forum berichtet wird.
Bei meinen "Forschungen" werde ich immer wieder überrascht, da sich die Weine doch anders entwickeln, als ich geglaubt habe.
Daher würden mich Eure Erfahrungen mit den letzten 10 Jahrgängen insbesondere im Hinblick auf die Lagerfähigkeit interessieren. Was sind Eure Empfehlungen und welche Jahrgänge muss man unbedingt im Keller haben?
Ich fange mal an und gebe hier mal meine (persönlichen!) Eindrücke und Entscheidungen der letzten 10 Jahre wider:
2012 Damals hieß mein Lieblings-Wein noch "Scharzhofberger Riesling Große Lage" und kostete weniger als 20 Eur. Eine letzte Flasche liegt noch im Keller, die vorletze habe ich Ende 2023 probiert und der Wein entwickelte sich im Laufe der Woche in der ich ihn getrunken habe immer besser. Die letzte Flasche lasse ich mit Sicherheit noch eine ganze Weile liegen. Ich glaube 2012 kann man noch länger lagern.
2013 war für mich die absolute Überraschung. Eigentlich fand ich den Jahrgang garnicht so gut, habe aber trotzdem gekauft. Die beiden VV waren damals limitiert auf 3 Flaschen pro Kunde und haben sich gigantisch entwickelt. Selbst der "einfache Saar-Riesling" war zwischen 2021 und 2023 ein Traum. Habe alle 2013er mittlerweile ausgetrunken, konnte mich nicht beherrschen

Kann mir aber vorstellen, dass 2013 sich auch noch ein paar Jahre lagern lässt. Also auch ein Lagerjahrgang.
2014 habe ich mit 6-10 Jahren Reife ausgetrunken. Den würde ich persönlich nicht als Lagerjahrgang einschätzen. Er hat aber (recht jung) sehr gut geschmeckt. Neben dem Goldberg hatte ich aus dem Jahr auch noch den Orbel von St. Antony (damals noch Felix Peters), der in dem Alter ebenfalls hervorragend war und das bei 15 Eur Subskriptionspreis... Also war 2014 für mich ein guter Jahrgang, dessen Lagerfähigkeit aber begrenzt ist.
2015 lässt mich ratlos zurück. Neben den Weinen von VV habe ich in 2015 auch noch ein paar GGs von St. Antony gekauft. Während ich den 2015er Orbel in 2021 genial fand, war der Wein 2022 total zurückgezogen, um dann 2024 wieder ordentlich aber nicht außergewöhnlich zu schmecken. Zum Pettenthal habe ich noch keinen Zugang gefunden, er wirkt auch 2024 noch immer zurückgezogen.
Immerhin, der Scharzhofberger war in 2022 bereits trinkbar, aber noch zu jung. Der Goldberg wirkte 2023 total zurückgezogen, öffnete sich aber mit ein paar Tagen Luft. Das sieht nach "Warten" aus.
Als dritten Winzer hatte ich für den Jahrgang 2015 Dr. Loosen ausgewählt. Dessen Wehlener Sonnenuhr wirkte auf mich letzte Woche sehr oxidativ. Eigentlich gibt Stephan Reinhardt 2022 - 2040 als Trinkfenster an... Hatte ich vielleicht Pech mit der Flasche?
Was ist los mit 2015? Hätte ich 2015 früher trinken sollen? Habe ich mit dem Kauf der 2015er einen Fehler gemacht? Oder entwickelt sich der Jahrgang noch und ich war nur zu ungeduldig? Habe durchaus noch einige Flaschen im Keller. Wie ist Eure Meinung zu dem Jahrgang 2015?
2016 Alles, was ich bisher aus 2016 probiert habe, war gut bis sehr gut, aber zu jung. Ich glaube, dass 2016 ein sehr guter Lagerjahrgang wird. Er ist aber jetzt noch zu jung.
2017 Zu dem Jahrgang kann ich wenig sagen. Habe ein wenig Bestand, aber davon bisher (fast) nichts geöffnet. Hat jemand von Euch Erfahrung?
2018 Das ist (in meinen Augen!) wieder ein Jahrgang, den man jung trinken muss. Die Weine präsentieren sich (in meinen Augen) zurzeit sehr fruchtig und ausgereift. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die noch besser werden. In meinen Augen fehlt den Weinen auch irgendwie die Tiefe und Vielschichtigkeit. Es sind eher Weine auf dem Ortswein-Niveau. Trotzdem zurzeit sehr schön zu trinken! Meine (persönliche!) Einschätzung stütze ich auf den Goldberg, das Bernkasteler Johannisbrünnchen von Loosen und den Orbel von St. Antony, der aber mittlerweile von Dirk Würtz produziert wird. Habt ihr mit 2018 ähnliche Erfahrung gemacht? Oder liegt es daran, dass ich eher nur "kleinere GGs" hatte?
2019-2022 habe ich noch nicht probiert. Eingelagert habe ich 2019 und ein wenig 2022, wobei ich überlege vielleicht noch den ein oder anderen 2021er wegen des kühlen Jahrgangs zu kaufen, falls sich eine Gelegenheit ergibt.
So! Nun seid ihr dran! Wie beurteilt ihr die letzten 10 Jahrgänge und aus welchem Jahr kann man getrost einlagern?