
Zwar ist das, was Bordeaux "ausmacht", erst mit Flaschenreife zu bekommen, aber halt mit der nötigen Flaschenreife. Die war bei den 1986ern vieleicht eine andere als bei den 2009ern, aber das macht die 2009er nicht weniger "Bordeaux". Die 2019er Frucht z.B. finde ich persönlich schon arg speziell, aber der Bordeaux-Charakter ist für mich deutlich ausgeprägter als bei vielen 2009ern im gleichen Alter, und wahrscheinlich werden die 2019er besser reifen, länger halten und mehr Spaß machen, weil(!) nicht nur die Kellerwirtschaft, sondern auch der Weinbau verbessert wurden. (Vom Post-Parker-Stilwandel mal ganz abgesehen.) - Okay, das ist jetzt eine Behauptung, die aber momentan genauso unwiderlegbar ist wie ihr Gegenteil, also was soll's, rummeinen können wir alle.Fasano hat geschrieben:Vielleicht sehe ich es auch zu altmodisch, aber Bordeaux erschließt sich für mich erst bei optimaler Reife wenn das auch schwer zu treffen ist. Es stimmt das die jüngeren Jahrgänge früher trinkreif sind und anders winifiziert worden sind, alleine schon durch die höheren Temperaturen. Ein Wandel der mir nicht gefällt, aber nicht zu ändern ist. Eigentlich werden die Weineinsteiger von heute um eine entscheidende Erfahrung gebracht, den das was Bordeaux ausmacht geht schleichend verloren.
Weineinsteiger von heute haben im Gegensatz zu "uns" die Möglichkeit, beim Händler ausgereiften Bordeaux kaufen zu können, der sogar gut ist. !983er, 89er, 90er, 96er - alles da. "Wir" mussten uns mit 58er, 63er, 65er und 72er die Hörner abstoßen - und nicht selten sind lange Zähne nachgewachsen, wen wundert's. Der Unterschied ist bestenfalls im finanziellen Aufwand zu sehen, denn 47er Cheval Blanc gabs vor 30 Jahren noch an jeder Ecke für lau.
Und dann: Blutjunger Bordeaux kann wirklich etwas Spektakuläres sein. Das Jungweinerlebnis aber auch zwingend notwendig, um Erfahrungen aufbauen zu können. Denn daß Bordaux sich erst bei optimaler Reife erschließt, und was das überhaupt ist, diese legendäre optimale Reife, und wie der Wein sich dann darstellt im Vergleich zu früher - das muss man selbst erfahren. (Und wem das Zeug dann jung immer noch besser schmeckt, ist ja deshalb kein Banause.)
Weinkulturpessimismus ist IMO also völlig unangebracht. Im Gegenteil.
(Die 2019er machen offenbar sehr viel schneller zu als die 2009er, was sehr schade ist, denn die Weine, die jetzt reinkommen, bleiben bei mir zu.)
Cheers,
Ollie