Nicht wirklich übel - so lasse ich mir Bordeaux gefallen!


Herzliche Grüße
Bernd
hat mich nun doch schwach gemacht. Und gleich vorweg, den Korken zu ziehen war eine gute Idee, vielen Dank @Kle!Kle hat geschrieben: ↑Do 12. Okt 2023, 19:26 Da vom 2015er Belgrave ausreichend Flaschen verfügbar sind, habe ich ab und zu eine probiert und das Ergebnis war außer ganz zu Beginn enttäuschend. Nun habe ich eine geöffnet, die mich begeistert und ein Fall der magischen BDX-Reifung zu sein scheint. Obwohl ich es aus Erfahrung besser hätte wissen müssen, hätte ich nicht gedacht, dass aus dem recht einsilbigen Belgrave 15 mit ganz netter Frucht, Säure und Dichte zum Nebenbeischlürfen beim Essen oder geselligen Abend für mich ein Meisterwerk eines mittelklassigen Bordeaux wird. SO kann ich die allgemeine Punkteinflation der letzten Jahre nachvollziehen. Er ist für mich stilistisch kein modischer Wein, wenn auch sicher modern ausbalanciert. Grandios ist seine Genügsamkeit. Ich habe den Eindruck, hier wurden die Möglichkeiten des Weingutes sehr gut erkannt – als gäbe es geradezu eine Freude an der Selbsterkenntnis und daran, das Eigene zu entfalten. Ohne das "Elend des Vergleichens" und ohne stilistisch etwas aufzupfropfen. Ergebnis ist für mich ein über zwei Tage konsistent spannender Wein. Im Gegensatz zu den vorherigen Erfahrungen mit Belgrave 2015 war ausnahmslos jeder Schluck ein schönes Erlebnis. Nicht wegen außerordentlicher Komplexität oder Tiefgründigkeit, sondern weil sich eher klassische BDX-Anmutungen – schwarze Johannisbeere, Cassis, Leder, getrocknete Kräuter, schwarze Oliven – mit entspannter Intensität präsentieren. Sorgfältig herausgearbeitet und im unterhaltsamen Wechselspiel. Tannine geben ordentlich Griff und Biss, Säure sorgt für wohlige Schauer, ohne je ungelenk oder disharmonisch zu erscheinen – es herrscht eine Perfektion, die ich der „Moderne“ zuschreibe. So kann sie gerne weitergehen. Schön übrigens auch, dass er auch am 2. Tag, gelagert bei Zimmertemperatur, beeindruckend blieb. Nun fokussiert auf seine Frucht-Beerenoten, die sich sehr einnehmend auf einem zugleich milderen Hintergrund ausbreiten – dieser veredelt und wird dadurch veredelt. Bei jedem Schluck schwingen die Aromen - jetzt oft auch oft etwas staubig bitter - lange nach und lassen keine Sehnsucht nach komplizierteren Strukturen aufkommen.
Gruß, Kle
Knapp 4 Jahre und 8 Monate später (nach einigen Weinen über die Festtage, die für mich tendenziell eher underwhelming waren: Évangile 14, DdC 12, Léo B 02 - hatte ich irgendwie das Bedürfnis, einen frischen, seinerzeit in der Fruchtphase vielversprechenden, gewiss nicht über den Höhepunkt geratenen fast sicheren "Wert" in Weinform zu genießen - und siehe da!):pessac-léognan hat geschrieben: ↑Fr 1. Mai 2020, 16:04 Château Brane-Cantenac Margaux GCC 2015 13.5%
P&P bei zunächst 13°, direkt aus dem WKS
Farbe: dunkles, reines Purpur
Nase: fein réglisse und reife Cassisbeeren, ultrafeine, noble Cabernetwürze. Duftig, aber in keiner Weise aufdringlich
Gaumen: Cassis, ein Hauch nicht ganz reife Brombeeren, Tabakkiste aus jungem, feinem Zedernholz, dezent kubanischer Tabak, sehr zurückhaltend, weißer Pfeffer der ganz feinen Art, sehr gut stützende Säure, noch gut spürbares Tannin
Mittellanger Abgang auf feine Tabaknoten und etwas Pfeffer
Der Wein ist sehr jung, wohl zu jung, um sein Potenzial voll zu entfalten. Er hat nichts Übertriebenes an sich, alles ist zurückhaltend und maßvoll, kein Kraftprotz, sehr präzis in Duft und Geschmack, möglicherweise verschließt er sich demnächst, deutet aber nun bereits an, was (in 10+ Jahren) in ihm steckt.
Ein Gegenbeispiel zu anderen 15ern, die ich letzthin im Glas hatte (die im Moment vielleicht trinkiger sind: Meyney, d'Aiguilhe, aber ein geringeres oder ungewisseres Zukunftspotenzial vor sich haben)
Sehr Médoc, wenn auch blind noch nicht unbedingt klar als Margaux zu erkennen
Momentan 92/93 Punkte, mit Potenzial bis 95/96 (trinken ab 2025 bis mindestens 2040)
Auch bei 18° sehr dezent und nobel! Gerade bei steigender Temperatur schätzt man den verhältnismäßig (verglichen mit anderen 15ern) geringen Alkoholgehalt, ebenso den zurückhaltenden Holzeinsatz. Außerdem: trotz höherer Temperatur noch kein deutliches Anzeichen nahenden Verschlusses (die sich sonst gern bei steigender Temperatur zeigen).
Auch am zweiten Tag unverändert hochfein. Keine signifikanten Anzeichen eines nahenden Verschlusses.