Ich vermute eher um die 14 EUR (in der SUB), aber wir werden sehen. Klingt auf jeden Fall spannend.octopussy hat geschrieben:Clos Floridene - 17 P ("Intense nose combines opulence and precision. Mouth-filling and broad in scope. Very fresh. Lovely combination of appellation and vintage characters. Super-clean and brisk. Bravissimo!"). Eine echte Wow-Beschreibung. Und der dürfte kaum mehr als 17 oder 18 Euro kosten. Eine Überlegung wert.
Bordeaux 2015
Re: Bordeaux 2015
- octopussy
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Re: Bordeaux 2015
Wahrscheinlich hast du recht. 2014 kostete auch um den Dreh und das ist einer dieser Weine, die preislich stabil sind. Die Bewertungen anderer Profi-Verkoster klingen auch gut. Ich kenne nur den Weißwein von Clos Floridene und finde den sehr gut.graves hat geschrieben: Ich vermute eher um die 14 EUR (in der SUB), aber wir werden sehen. Klingt auf jeden Fall spannend.
Beste Grüße, Stephan
Re: Bordeaux 2015
Hallo,
was man unter der Hand hört, gestaltet sich die Preisgestaltung für die Chateau nicht so einfach. Die Interessen divergieren mittlerweile recht stark zwischen den Chateau, die verkaufen müssen und dem abgekoppelten Top30. Parker als Orientierung fällt endgültig aus. Die Lage der Weltwirtschaft ist nicht rosig. Aber wer seinen Wein als eine Mischung aus "2005, 2009 und 2010" beschreibt, wird den Wein kaum günstiger als damals anbieten dürfen. Da hat man die Messlatte rhetorisch schon recht hoch gelegt.
Die bislang erschienenen Preise geben noch keine Tendenz. Die Petit Chateau sind in besseren Jahren immer einen Tacken teurer als in klassischen Jahrgängen.
Grüße,
Wolf
was man unter der Hand hört, gestaltet sich die Preisgestaltung für die Chateau nicht so einfach. Die Interessen divergieren mittlerweile recht stark zwischen den Chateau, die verkaufen müssen und dem abgekoppelten Top30. Parker als Orientierung fällt endgültig aus. Die Lage der Weltwirtschaft ist nicht rosig. Aber wer seinen Wein als eine Mischung aus "2005, 2009 und 2010" beschreibt, wird den Wein kaum günstiger als damals anbieten dürfen. Da hat man die Messlatte rhetorisch schon recht hoch gelegt.
Die bislang erschienenen Preise geben noch keine Tendenz. Die Petit Chateau sind in besseren Jahren immer einen Tacken teurer als in klassischen Jahrgängen.
Grüße,
Wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
- octopussy
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Re: Bordeaux 2015
Jancis Robinson mit einer launigen, aber auch wenig überraschenden Zusammenfassung der En Primeur Woche und einer Liste empfehlenswerter Weine zum kleinen Preis:
http://www.jancisrobinson.com/articles/ ... he-verdict
http://www.jancisrobinson.com/articles/ ... he-verdict
Beste Grüße, Stephan
Re: Bordeaux 2015
Ollie,Ollie hat geschrieben: Sonst ist en-primeur naemlich doad.
diese Aussage hört man spätestens seit der Subs 2010 jedes Jahr wieder. Meine Gegenhypothese: aus Sicht der Top-100-Erzeuger (und nur um die geht es in diesem ganzen Spiel wirklich, machen wir uns nichts vor) ist en primeur bereits tot, und man präsentiert der Welt nur noch eine Zombie-Veranstaltung.
Blicken wir einmal zurück und schauen uns an, was das Subskriptionsgeschäft ursprünglich motiviert hat.
Aus Sicht des Endverbrauchers war die Motivation klar: er konnte die Weine mit einem deutlichem Abschlag gegenüber dem zu erwartenden späteren Marktpreis erwerben. Aber was hat die Erzeuger motiviert, dem Endverbraucher diesen Abschlag auch zu gewähren?
In Zeiten, in denen sich die Mehrzahl der Chateaux im Familienbesitz befanden und die Preise deutlich niedriger als heute waren, musste die Ernte schnell und vor allem möglichst vollständig verkauft werden, um die laufenden Betriebskosten decken zu können und dem Eigentümer auch noch ein paar Steaks auf den Teller zu zaubern. Sofern das Geschäft teilweise fremdfinanziert war – und das waren durchaus viele Chateaux – war der Zeitfaktor beim Verkauf extrem wichtig, da Kredite regelmäßig bedient werden mussten.
Diese Faktoren sind heute entfallen. Der Besitz ist an finanziell gut ausgestattete Kapitalgesellschaften übergegangen, und mit dem mittlerweile erreichten Preisniveau lassen sich die Betriebskosten bereits aus kleinen Teilverkäufen vollständig decken – und zwar einerlei, ob diese Verkäufe en primeur oder aus dem Lagerbestand erfolgen.
Es verblieben immer noch die Kapitalkosten auf Lagerbestände, und die konnten zu Zeiten ganz erheblich sein. Dieses Problem haben aber Herr Draghi und seine Consorten mittlerweile gründlich erledigt. Die Kapitalkosten sind heute weitgehend irrelevant geworden und für einige wichtige Spieler auf Seiten der Erzeuger sogar völlig verschwunden (die von Dir erwähnten Versicherungen halten in aller Regel auch eine Banklizenz und haben damit Zugriff auf kostenloses Zentralbankgeld). Die Elimination des Zinses führt aber zu einer Elimination des vom Zins abhängigen Zeitfaktors im Wirtschaftsleben; ein Effekt, der gerne übersehen wird und dessen Langzeitauswirkungen auf die Gesamtwirtschaft alles andere als klar sind.
Welchen Grund sollten also die Erzeuger heute noch haben, dem Endverbraucher einen en primeur – Kauf gegenüber dem erwarteten Marktpreis zu diskontieren? – Die Antwort ist ernüchternd: es gibt keinen Grund mehr. Sofern die Erzeuger glauben, ihre Weine irgendwann absetzen zu können, ist der Zeitpunkt des Verkaufs irrelevant geworden, und damit kann man sich aus dem Subskriptionsgeschäft auch ganz verabschieden (siehe Latour). Zumindest muss man dem Kunden preislich keinen Millimeter mehr entgegen kommen, was einen Preisabschlag gegenüber einem späteren erwarteten Marktpreis betrifft.
Warum beteiligen sich denn immer noch die meisten Chateaux am Subskriptionsgeschäft, wenn es aus ihrer Sicht wirtschaftlich überhaupt nicht erforderlich und damit eigentlich tot ist? Die Antwort ist einfach: das ist eine riesige Werbeveranstaltung, die wenig kostet – zumindest redet man einmal im Jahr über Bordeaux (siehe hier, es funktioniert ja immer noch), und das ist ein zentrales Ziel jeder Marketingmaßnahme.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2015
Kann man nicht besser zusammenfassen, welche Auswirkungen die Umstellungen im Vertriebsweg und der Wegfall der Finanzierungskosten ausmachen. Danke UlliB.UlliB hat geschrieben:Ollie,Ollie hat geschrieben: Sonst ist en-primeur naemlich doad.
diese Aussage hört man spätestens seit der Subs 2010 jedes Jahr wieder.
Ulli
Nur eine Ergänzung zu dem Zitat oben. Geunkt wird nicht erst seit 2010. Seit 1995/2000/2003/2009 - jeweils Jahre mit gehörigen Preissprüngen in der Subs gab es dieses Gefühl. Es haben sich immer noch Käufer gefunden.
Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
- octopussy
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Re: Bordeaux 2015
Hallo Ulli,
gute Argumentation. Ich denke aber, es ist noch etwas komplexer. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Vertriebssystem über die Négociants. Ich habe gerade das Buch "Thirsty Dragon" von Suzanne Mustacich (sehr empfehlenswert im Übrigen) zu Ende gelesen, in dem sie das Geschäft der Négociants recht gut nachvollziehbar und plastisch beschreibt. Man muss an dieser Stelle festhalten, wie viel Wein eigentlich am Place Bordeaux verkauft wird. Das sind Riesenmengen, 300.000 Flaschen (Erstwein und Zweitwein) erreichen viele Châteaux am linken Ufer, teils mehr.
Viele Châteaux, gerade die in den Händen von Luxusgüterkonzernen, können Marketing, aber keinen Vertrieb. Die Inhaber haben auch nicht die nötigen Kontakte, Direktverkauf an Endkunden findet quasi nicht statt, die Adressbücher mit den hunderten Händlern, Restaurants, Supermarktketten, etc. drin liegen in den Händen der Négociants. Einen eigenen Vertrieb aufzubauen, dauert im Zweifel ein paar Jahre. Auch Château Latour verkauft laut dem Buch von Suzanne Mustacich nur kleine Mengen direkt, den Großteil weiterhin über Négociants, wenn auch nicht en primeur. Im Ergebnis heißt das, dass die Châteaux die Négociants als Vertriebskanal brauchen.
Das heißt natürlich nicht, dass man seine Weine en primeur über die Négociants verkaufen muss. Man könnte sie über denselben Vertriebskanal auch verkaufen, wenn die Weine auf der Flasche sind. Das würde allerdings dazu führen, dass die Négociants zwei Jahre lang zwischenfinanziert werden müssten, da - laut diversen Presseberichten - die Kapitaldecke bei vielen Négociants und die weitere Kreditaufnahmefähigkeit nach dem schlechten Geschäft mit den Jahrgängen 2010-2013, evtl. auch 2014, sehr dünn ist. Durch das Ausscheren einzelner Châteaux, die hohe Margen generieren, wie Château Latour, wird das Geschäft für die Négociants nicht besser.
Insofern sind Châteaux und Négociants von einander abhängig. Es ist natürlich ein ewiges Tauziehen, bei dem die Châteaux in den letzten Jahren etwas stärker ziehen konnten als die Négociants. Aber den Stöpsel ziehen durch ein Ende des en primeur Systems würde den Châteaux im Zweifel mehr schaden als nützen. Hinzu kommt der Werbeeffekt, den du schon genannt hast.
gute Argumentation. Ich denke aber, es ist noch etwas komplexer. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Vertriebssystem über die Négociants. Ich habe gerade das Buch "Thirsty Dragon" von Suzanne Mustacich (sehr empfehlenswert im Übrigen) zu Ende gelesen, in dem sie das Geschäft der Négociants recht gut nachvollziehbar und plastisch beschreibt. Man muss an dieser Stelle festhalten, wie viel Wein eigentlich am Place Bordeaux verkauft wird. Das sind Riesenmengen, 300.000 Flaschen (Erstwein und Zweitwein) erreichen viele Châteaux am linken Ufer, teils mehr.
Viele Châteaux, gerade die in den Händen von Luxusgüterkonzernen, können Marketing, aber keinen Vertrieb. Die Inhaber haben auch nicht die nötigen Kontakte, Direktverkauf an Endkunden findet quasi nicht statt, die Adressbücher mit den hunderten Händlern, Restaurants, Supermarktketten, etc. drin liegen in den Händen der Négociants. Einen eigenen Vertrieb aufzubauen, dauert im Zweifel ein paar Jahre. Auch Château Latour verkauft laut dem Buch von Suzanne Mustacich nur kleine Mengen direkt, den Großteil weiterhin über Négociants, wenn auch nicht en primeur. Im Ergebnis heißt das, dass die Châteaux die Négociants als Vertriebskanal brauchen.
Das heißt natürlich nicht, dass man seine Weine en primeur über die Négociants verkaufen muss. Man könnte sie über denselben Vertriebskanal auch verkaufen, wenn die Weine auf der Flasche sind. Das würde allerdings dazu führen, dass die Négociants zwei Jahre lang zwischenfinanziert werden müssten, da - laut diversen Presseberichten - die Kapitaldecke bei vielen Négociants und die weitere Kreditaufnahmefähigkeit nach dem schlechten Geschäft mit den Jahrgängen 2010-2013, evtl. auch 2014, sehr dünn ist. Durch das Ausscheren einzelner Châteaux, die hohe Margen generieren, wie Château Latour, wird das Geschäft für die Négociants nicht besser.
Insofern sind Châteaux und Négociants von einander abhängig. Es ist natürlich ein ewiges Tauziehen, bei dem die Châteaux in den letzten Jahren etwas stärker ziehen konnten als die Négociants. Aber den Stöpsel ziehen durch ein Ende des en primeur Systems würde den Châteaux im Zweifel mehr schaden als nützen. Hinzu kommt der Werbeeffekt, den du schon genannt hast.
Beste Grüße, Stephan
Re: Bordeaux 2015
Hallo Stephan,
vollkommen richtig.
Zudem wird der En-Primeur-Verkauf benötigt, um in relativ kurzer Zeit Riesenmengen in den Markt zu pressen (wenn auch zunächst nur virtuell). Die Einzelhändler (und vermutlich auch die Negociants) bekommen durch großzügige Zahlungsziele (Kauf jetzt, Zahlung in Raten in der Regel innerhalb eines halben bis dreiviertel Jahres) ausreichend Zeit, um den Wein an ihre Kunden zu vermarkten.
Gar nicht auszudenken, wenn die Vermarktung erst beginnt, wenn der Wein abgefüllt ist und zur Auslieferung bereit steht. Welche Einzelhändler wären in der Lage, ihre Allokationen in kurzer Zeit abzurufen, zu finanzieren, zwischenzulagern und zu verkaufen? Ich vermute, derzeit die allerwenigsten.
Und: Wie würde sich das Kundenverhalten ändern, wenn ein neuer Jahrgang scheibchenweise auf den Markt drängt. Würden sie nicht möglicherweise selektiver kaufen, weil sie den abgefüllten Wein erst probieren wollen? Und warum sollten sie, wenn sie keinen finanziellen Anreiz mehr erhalten, große Mengen in kurzer Zeit übernehmen und bei sich zu Hause einlagern?
Ich kann mir eine solch grundlegende Änderung des Vertriebssystems nur als sehr langfristigen Prozess vorstellen, der die Schaffung zusätzlicher riesiger Lagerkapazitäten bei den Erzeugern und Negociants erfordern würde. Und das kostet auch abseits der zur Zeit geringen Zinskosten viel, viel Geld.
Grüße
Hartmut
vollkommen richtig.
Zudem wird der En-Primeur-Verkauf benötigt, um in relativ kurzer Zeit Riesenmengen in den Markt zu pressen (wenn auch zunächst nur virtuell). Die Einzelhändler (und vermutlich auch die Negociants) bekommen durch großzügige Zahlungsziele (Kauf jetzt, Zahlung in Raten in der Regel innerhalb eines halben bis dreiviertel Jahres) ausreichend Zeit, um den Wein an ihre Kunden zu vermarkten.
Gar nicht auszudenken, wenn die Vermarktung erst beginnt, wenn der Wein abgefüllt ist und zur Auslieferung bereit steht. Welche Einzelhändler wären in der Lage, ihre Allokationen in kurzer Zeit abzurufen, zu finanzieren, zwischenzulagern und zu verkaufen? Ich vermute, derzeit die allerwenigsten.
Und: Wie würde sich das Kundenverhalten ändern, wenn ein neuer Jahrgang scheibchenweise auf den Markt drängt. Würden sie nicht möglicherweise selektiver kaufen, weil sie den abgefüllten Wein erst probieren wollen? Und warum sollten sie, wenn sie keinen finanziellen Anreiz mehr erhalten, große Mengen in kurzer Zeit übernehmen und bei sich zu Hause einlagern?
Ich kann mir eine solch grundlegende Änderung des Vertriebssystems nur als sehr langfristigen Prozess vorstellen, der die Schaffung zusätzlicher riesiger Lagerkapazitäten bei den Erzeugern und Negociants erfordern würde. Und das kostet auch abseits der zur Zeit geringen Zinskosten viel, viel Geld.
Grüße
Hartmut
Re: Bordeaux 2015
Stephan, Hartmut,
schon richtig, dass im Bordelais die Erzeuger und die Negociants extrem eng miteinander verwoben sind; in vielen Fällen gehört die eine Seite sogar der anderen. Und schon mehrfach hat die eine Seite die andere aus dem Schlamassel gezogen; jetzt sitzen halt die Erzeuger am längeren Hebel. Grundsätzlich ist aber das en primeur - Geschäft eine bordelaiser Spezialität, die es in anderen Gebieten trotz vergleichbarer Mengenstrukturen der einzelnen Weine (Toskana!) nicht braucht und die auch im Bordelais heute aus den von mir genannten Gründen nicht mehr gebraucht wird. Das Binnenverhältnis zwischen Erzeuger und Negociant ließe sich auch anders regeln. Historie ist in Zeiten fundamentaler Änderungen der Gegebenheiten (und dazu zählen eben auch externe Faktoren wie der Wegfall des Kapitalmarktzinses) kein wirklich relevantes Argument.
Man wird dennoch das Subskriptionsgeschäft aus den von mir schon genannten Gründen beibehalten, nämlich als Marketingmaßnahme; rein wirtschaftlich betrachtet ist es für die Erzeuger irrelevant geworden, und die mit ihnen verbundenen Großhändler könnten sich anders aufstellen. Der Kunde wird in dem ganzen Spiel aber nicht mehr erwarten dürfen, en primeur einen relevanten Schnitt zu machen. Was als Preis gesetzt wird, dient nicht mehr der ad hoc - Vermarktung möglichst des ganzen Jahrgangs, sondern spiegelt die mittel- und langfristige Erwartung der Erzeuger über die Entwicklung des Marktpreises des jeweiligen Jahrgangs.
Und jetzt warten wir mal ab, ob die Erzeuger für 2015 bullish oder bearish aufgestellt sind; das und nur das bestimmt den Preis.
Ich hätte da schon eine Vermutung
Gruß
Ulli
PS. Hartmut - was die "Schaffung zusätzlicher riesiger Lagerkapazitäten bei den Erzeugern" betrifft, ist die wohl schon erfolgt. Bereits in 2010 haben Leute vor Ort berichtet, dass im Médoc bei etlichen Chateaux eine hektische Bauaktivität begonnen hat, um ganz enorme Lagerkapazitäten zu schaffen. Die haben die Änderung der Marktbedingungen schon damals richtig antizipiert. Und immense Kosten fallen da angesichts der Preise des Lagerguts keineswegs an, das ist CapEx, die sich lediglich in moderate Abschreibung übersetzen wird. Und CapEx ist angesichts von Nullzins nun auch nicht mehr das, was es mal war.
schon richtig, dass im Bordelais die Erzeuger und die Negociants extrem eng miteinander verwoben sind; in vielen Fällen gehört die eine Seite sogar der anderen. Und schon mehrfach hat die eine Seite die andere aus dem Schlamassel gezogen; jetzt sitzen halt die Erzeuger am längeren Hebel. Grundsätzlich ist aber das en primeur - Geschäft eine bordelaiser Spezialität, die es in anderen Gebieten trotz vergleichbarer Mengenstrukturen der einzelnen Weine (Toskana!) nicht braucht und die auch im Bordelais heute aus den von mir genannten Gründen nicht mehr gebraucht wird. Das Binnenverhältnis zwischen Erzeuger und Negociant ließe sich auch anders regeln. Historie ist in Zeiten fundamentaler Änderungen der Gegebenheiten (und dazu zählen eben auch externe Faktoren wie der Wegfall des Kapitalmarktzinses) kein wirklich relevantes Argument.
Man wird dennoch das Subskriptionsgeschäft aus den von mir schon genannten Gründen beibehalten, nämlich als Marketingmaßnahme; rein wirtschaftlich betrachtet ist es für die Erzeuger irrelevant geworden, und die mit ihnen verbundenen Großhändler könnten sich anders aufstellen. Der Kunde wird in dem ganzen Spiel aber nicht mehr erwarten dürfen, en primeur einen relevanten Schnitt zu machen. Was als Preis gesetzt wird, dient nicht mehr der ad hoc - Vermarktung möglichst des ganzen Jahrgangs, sondern spiegelt die mittel- und langfristige Erwartung der Erzeuger über die Entwicklung des Marktpreises des jeweiligen Jahrgangs.
Und jetzt warten wir mal ab, ob die Erzeuger für 2015 bullish oder bearish aufgestellt sind; das und nur das bestimmt den Preis.
Ich hätte da schon eine Vermutung

Gruß
Ulli
PS. Hartmut - was die "Schaffung zusätzlicher riesiger Lagerkapazitäten bei den Erzeugern" betrifft, ist die wohl schon erfolgt. Bereits in 2010 haben Leute vor Ort berichtet, dass im Médoc bei etlichen Chateaux eine hektische Bauaktivität begonnen hat, um ganz enorme Lagerkapazitäten zu schaffen. Die haben die Änderung der Marktbedingungen schon damals richtig antizipiert. Und immense Kosten fallen da angesichts der Preise des Lagerguts keineswegs an, das ist CapEx, die sich lediglich in moderate Abschreibung übersetzen wird. Und CapEx ist angesichts von Nullzins nun auch nicht mehr das, was es mal war.
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- Beiträge: 430
- Registriert: Di 30. Nov 2010, 18:12
- Kontaktdaten:
Re: Bordeaux 2015
Da wir hier über den Jahrgang '15 reden, wäre es nun doch wohl auch an der Zeit, die entsprechende Seitenzahl im Thread anzupeilen
Nicht nur für eine Gesellschaft, deren Alterspyramide gerade dort "Ausbeulungen" hat, wo die Implikationen von Zins und Zinseszins noch unübersehbare Fakten schaffen werden, stellt die Disintegration von Zins eine gewisse Herausforderung dar und überhaupt manche Dinge auf den Kopf.
Da eine Zinskurve eben auch Auswirkungen auf die Prägnanz von Zeit hat, verliert diese bei der Verflachung jener ihre Dringlichkeit nicht nur der Angebots- sondern doch wohl auch auf der Nachfrageseite.
Ob ich mir jetzt Wein kaufe oder lieber ein Haus mit einem Raum, um diesen zu lagern, hängt von meiner Einschätzung zukünftiger Opportunitäten ab. Im einen Fall mache ich mich von einem ganzen Sammelsurium von Interdependenzen abhängig, in ersterem muss ich wesentlich weniger Marktkräfte im Auge behalten.
Im Grunde sind wir jetzt bordeauxmäßig in den 70er Jahren angelangt, und eine nachfrageseitig globalisierte Welt wird so schnell keinen weiteren Kritikerhegemon inthronisieren. Die Option, die Parker den namhaften Erzeugern in Bordeaux sicherte, hat nun keinen - oder bestenfalls einen beschaulicheren mit der Marke "Wine Advocate" - inneren Wert mehr.
Dass nun das Kritikervakuum mit einem großen Jahrgang zu Zeiten, in denen der Motor in bedeutenden Wirtschaftregionen der Welt stottert, koninzidiert, ist aller Aufmerksamkeit jener wert, die neugierig darauf sind, wie Weine wohl schmecken werden, die eine gewisse Ahnung der Opulenz von 2009, die Erhabenheit der Statur von 2010 und eine Finesse in den Gerbstoffen, wie es sie bisher wohl noch nicht gegeben hat, in sich vereinen.
Zumindest bei einigen der Weine, die nun schon auf dem Markt sind, stellt sich schlicht die Frage nicht, ob man mit dem Subskriptionskauf zuwarten soll oder nicht. Die beachtlich aufgebrandete Nachfragewelle hat bereits jetzt einen Resonanzraum geschaffen, für den das Angebot der Clos Louie's, Lafon La Tuileries, Seguins etc. nicht ausreichen wird.
Mit herzlichen Grüßen,
Matthias Hilse

Nicht nur für eine Gesellschaft, deren Alterspyramide gerade dort "Ausbeulungen" hat, wo die Implikationen von Zins und Zinseszins noch unübersehbare Fakten schaffen werden, stellt die Disintegration von Zins eine gewisse Herausforderung dar und überhaupt manche Dinge auf den Kopf.
Da eine Zinskurve eben auch Auswirkungen auf die Prägnanz von Zeit hat, verliert diese bei der Verflachung jener ihre Dringlichkeit nicht nur der Angebots- sondern doch wohl auch auf der Nachfrageseite.
Ob ich mir jetzt Wein kaufe oder lieber ein Haus mit einem Raum, um diesen zu lagern, hängt von meiner Einschätzung zukünftiger Opportunitäten ab. Im einen Fall mache ich mich von einem ganzen Sammelsurium von Interdependenzen abhängig, in ersterem muss ich wesentlich weniger Marktkräfte im Auge behalten.
Im Grunde sind wir jetzt bordeauxmäßig in den 70er Jahren angelangt, und eine nachfrageseitig globalisierte Welt wird so schnell keinen weiteren Kritikerhegemon inthronisieren. Die Option, die Parker den namhaften Erzeugern in Bordeaux sicherte, hat nun keinen - oder bestenfalls einen beschaulicheren mit der Marke "Wine Advocate" - inneren Wert mehr.
Dass nun das Kritikervakuum mit einem großen Jahrgang zu Zeiten, in denen der Motor in bedeutenden Wirtschaftregionen der Welt stottert, koninzidiert, ist aller Aufmerksamkeit jener wert, die neugierig darauf sind, wie Weine wohl schmecken werden, die eine gewisse Ahnung der Opulenz von 2009, die Erhabenheit der Statur von 2010 und eine Finesse in den Gerbstoffen, wie es sie bisher wohl noch nicht gegeben hat, in sich vereinen.
Zumindest bei einigen der Weine, die nun schon auf dem Markt sind, stellt sich schlicht die Frage nicht, ob man mit dem Subskriptionskauf zuwarten soll oder nicht. Die beachtlich aufgebrandete Nachfragewelle hat bereits jetzt einen Resonanzraum geschaffen, für den das Angebot der Clos Louie's, Lafon La Tuileries, Seguins etc. nicht ausreichen wird.
Mit herzlichen Grüßen,
Matthias Hilse