Moin,
gestern Abend im kleinen Rahmen verkostet (alle blind)
Ohne Notizen aus dem Kopf:
Als Apero die
Comtesse 2014 aus der Demi (vielen Dank an Uli)
Herrlich primärfruchtig, wunderschöne Nase, Cabernet lastig, blaufruchtig duftend. Am Gaumen erwartet jung und voll auf der Cabernetfrucht. Nicht so wuchtig am Gaumen wie in der Nase, dennoch schön. Mittlerer Körper, griffige Tannine und mit mehr Luft spitzt sich die Säure etwas zu. Es fehlt mir etwas das Pauillac Parfum und der Bleistift. Ich hatte Ihn blind nach St. Julien gesteckt und war nach dem aufdecken doch überrascht dass es sich um eine Comtesse handelt.
Die Lobeshymnen von u.a. Rene Gabriel kann ich (noch) nicht ganz teilen, aber vielleicht beginnt sich die Dame auch schon zu verschließen.
Dann kamen 3 Riesling GGs aus 2016 und ein 2015er dran.
Von Winning – Pechstein
Wagner Stempel – Scharlachberg
Wittmann – KirchspielUnd aus 2015,
PJK – DoosbergPechstein:Sehr filigran und zurückhaltend in der Nase und auch am Gaumen. Der schwächste Wein in der Runde, der leider gegenüber den anderen etwas unter ging. Sehr karg, wenig Frucht, kommt mit Luft etwas besser aus den Puschen, aber die Handbremse wird den ganzen Abend über nicht gelöst. Auch leider etwas kurz und stumpf hinten raus. Ob sich das entwickelt die nächsten Jahre? Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Aber etwas Enttäuschung schwang schon mit.
Scharlachberg:Zeigte die schönste Entwicklung über den Abend hinweg. Viel Weinbergpfirsich in der Nase, Zuckerwatte und nasse Steine. Druckvoll am Gaumen, komplex und voluminös. Nicht ganz so würzig wie der Wittmann, aber schön ausgewogen. Legt, wie gesagt, im Laufe des Abends ständig zu und wandelt sich immer wieder. Lag am Anfang noch leicht hinter dem Kirchspiel, konnte sich dann aber zum Schluss behaupten. Der längste im Abgang
Kirchspiel:Springt einem förmlich in die Nase. Dunkle Früchte, Kräuter, Türkischer Honig. Auch er legt los wie die Feuerwehr, nimmt mit Luft sogar noch an Fahrt auf. Am Gaumen auch voll und würzig. Anfangs überrollt er die anderen, „beruhigt“ sich dann aber und fließt kraftstrotzend weiter. Liefert sich mit dem Wagner-Stempel ein schönes Battle. Ich sehe die beiden nah beieinander, bin aber bei Uli und fand dass der Scharlachberg zum Schluss leicht die Nase vorn hatte.
Der
Doosberg wurde erst etwas später in den Ring geschickt und hatte erst mal etwas aufzuholen, da die anderen 3 sich schon etwas im Glas breit machen durften.
In der Nase zuerst eine ganz fiese Terpentin / Lösungsmittel Note die nach einer Zeit abnimmt, aber nie ganz verschwindet. Wie schon der 2014er St. Nikolaus (letztes Jahr) ist das hier nicht mit den anderen drei zu vergleichen. Das ist eigenständig und ein bisschen crazy, wenn auch nicht ganz so abgefahren wie der St. Nikolaus damals. Zunächst dachte ich es wäre gar kein Riesling. Aber mit mehr Luft zeigt er doch seine Riesling Gene. Weiter petrolig in der Nase und auch am Gaumen. Heftige Säure, tropische Frucht, mineralisch und leicht kräuterwürzig. Das ist schon sehr abgefahren und speziell, aber keinesfalls uninteressant. Sicher ein GG das polarisiert und weg möchte vom „Mainstream“. Das ist in etwa als würde man als Klassik Fan einem Konzert von Apocalyptica beiwohnen. Es handelt sich um Streichmusiker, aber das ganze rockt!
Für mich hat zum Schluss der Scharlachberg leicht die Nase vor dem Kirchspiel. Von Winning fällt leider etwas zurück und der Doosberg spielt, ja nicht gerade in einer anderen Liga, aber kämpft mit anderen Waffen.
Einen Vergleich zu 2015 möchte ich gar nicht anstellen. Die Weine sind anders, definitiv, aber für mich nicht schlechter oder besser. Time will tell
Vielen Dank an Uli und Dirk für den genialen Abend!
Lieben Gruss
Marko