Große Gewächse 2013

Ich hätte das alles gern in der VKN-Datenbank gesehen

[Gerald]

Ich hätte das alles gern in der VKN-Datenbank gesehen

das wäre großartig, natürlich Punkte + Weinbeschreibung.

Aber vielleicht ist die Eingabe bei vielen, gleichartigen Weinen wie hier über die "normale" Oberfläche etwas mühsam. Ich werde bei nächster Gelegenheit eine Importfunktion - so wie es sie schon in der Kellerverwaltung gibt - auch für die VKN programmieren, dann kann man viele Verkostungsnotizen auf einmal über eine Excel-Datei hochladen.

Dasselbe gilt im übrigen auch für die (leider viel zu selten befüllten) Weintermine, werde ich auch nachrüsten.

Grüße,
Gerald

Wann findet der Berlin Riesling Cup statt? An diesem Wochenende? Wie bekommt man da real time Ergebnisse? Danke und Gruß

So, in Berlin gabe es heute beim Weinladen Schmidt einige GGs zu verkosten. Die Kurzfassung (und gueltig nur fuer die angestellten Weinchen): 2013 nicht gar so schlecht wie nach den unsaeglichen Gutsweinen erwartet, aber halt um ein ganzes Stueck nicht so gut wie 2012. Einige Weine waren ziemliche Totalausfaelle (gemessen am GG-tum, das sie ja darstellen wollen), viele sehr, sehr ordentlich ("um die neunzig"), einige wenige sehr gut (bis 93). Gross war nix.

Die Rieslinge (alle 2013):

Mosel
R. Haart, Goldtroepfchen: ganz ordentliche, trockene Spaetlese, aber kein GG. Hintenraus (noch) leicht bitter. Meh.
Busch, Marienburg "Rothenpfad": kantig, eher kernig, etwas scharf Saeure. Meh.
Busch, Marienburg "Fahrlay": Auch trocken, aber mit viel mehr Schmelz, weicherer (reiferer) Saeure. Kommt schon eher in Richtung GG, aber "nur" 88-90.
NIcht probiert: Busch, Marienburg.


Rheingau
Kuenstler, Hoelle: Typischer Hochheimer, aber zu suess. Schmeckt wie 8g RZ. Kuenstlers 2012er Kabinette sind interessanter.
Kuenstler, Berg Rottland: Typische, pfirsichfruchtige Nase. Am Gaumen wieder recht viel RZ, aber diesmal harmonisch eingebaut. Recht zarte, fast moselanische Struktur, erstaunlich defensiv vinifiziert (keine Phenolbombe wie Ress). Sehr lang! Jetzt nur "sehr gut" (91), aber aus dem wird mal was.
Nicht probiert: Kuenstler Weiss Erd (gefaellt mir eh nie), Kuenstler Kirchenstueck.


Nahe
Gut Hermannsberg, Kupfergrube: betont unfruchtig, eher kraeuterig, (noch?) etwas arg karg. Sehr interessant, aber nicht blind kaufen.
Gut Hermannsberg, Bastei: An Nase und Gaumen ueppige Orangenblueten, alles sehr orange, fast suesslich wirkend, dabei aber wohl eher 5 als 8g RZ. Die Antithese zu den droehnend langweiligen Steinweinen, ohne ins Rubenshafte zu verfallen. Sehr gut.
Gut Hermannsberg, Hermannsberg: Wieder Orangenblueten, guter Koerper, noch etwas hefig, aber schon sehr gut. Insgesamt interessante und sehr gute Kollektion, die man nach Moeglichkeit probieren sollte.
Emrich-Schoenleber, Fruehlingsplaetzchen: Aaaah! Saft! Sehr 2012-isch. Recht hoher RZ, aber gut eingebunden. Eines der wenigen FP, die mir gefallen (sonst nicht so mein Ding). Sehr solide.
Emrich-Schoenleber, Halenberg: Auch hier faellt wieder eine recht deutliche Suesse auf, dann aber kommt die (etwas pikant wirkende) Saeure durch. Wieder viel Saft. Wie immer sehr, sehr sauber, fokussiert, mit Hang zum, ehm, "Soliden" und nicht ganz so gut wie sonst, aber doch erstaunlich gut fuer das Jahr. MIr hat er ganz gut gefallen (91-92), aber es gab deutlich andere Meinungen.


Rheinhessen
Wagner-Stempel, Hoellberg: Reife Frucht mit Sahnekaramel-Noten, daneben die Saeure. Recht diffus, davon aber viel. Lang. Schmeckt wie aus zwei Chargen (frueh/spaet gelesen) gemacht. Hmmmm.... Meh.
Wagner-Stempel, Heerkretz: Saeure viel besser eingebunden, dadurch deutlich saftiger, auch hier wieder ganz leichter Karamel. Schoener Wein, aber etwas simpel. Ordentliche Laenge. Wagner-Stempel dieses Jahr nicht so praezise wie 2012, aber Fans werden darueber hinwegsehen koennen. Nicht wirklich mein Ding.
Battenfeld-Spanier, Am Schwarzen Herrgott: Sehr, sehr reife, muede Frucht. Matter Wein ohn Brillianz; diffus, labbrig. Meh.
Battenfeld-Spanier, Frauenberg: Mehr Saft und Struktur, aber wieder diese sehr reife Frucht, der die oberen Register fehlen. Kein gutes Jahr bei B-S.
Kuehling-Gillot, Pettenthal: Typische Raffinerienase der jungen K-Gs. Am Gaumen viel runder Schmelz, der dieses Jahr aber nicht zu viel ist und die (recht schlanke) Struktur gut aufpolstert. Ein sehr harmonischer, ruhiger und in sich ruhender Wein. Vielleicht nicht der beste, aber der schoenste Pettenthal ever? - Nach den von Winningschen Holzmonstern rueckverkostet: Der stilistische Unterschied ist frappierend: viel fruchtiger, suesser, aromatischer, schlanker, halt einfach deutscher als von Winning. Sehr, sehr guter Wein (92+).
Nicht probiert: Battenfeld-Spanier, Kirchenstueck.


Pfalz
Kuhn, Saumagen: Jo, bassd scho. Viel Saft, viel Kraft, viel Pfalz. Gar nicht schlecht!
Kuhn, Steinbuckel: Vorne viel zu suess, und dann BAM! kommt der Saeurehammer. Bricht schnell weg, um auf recht niedrigem Niveau laenglich auszuklingen. Urgs.
von Winning, Langenmorgen: Hui! Saft, Schmelz, Kraft, fast wie 2012, das Holz nicht ganz so gut eingebunden wie im Vorjahr und im Abgang aber leicht trocknend, wie Tannin (aber nicht bitter). Ordentlich.
von Winning, Kalkofen: Wieder Saft und Kraft, aber steiniger, karger, nicht gar so schmelzig. Lang. Sehr gut!
von Wining, Ungeheuer: Broach! Sein Saft und seine Herrlichkeit komme! So koerperreich, dass er vor Kraft kaum laufen kann. Entsprechend gut steckt der Wein das Holz weg, auch wenn er es nicht ersaeuft wie noch im Vorjahr; im Gegensatz zu 2012 nicht ganz so unangestrengt, aber dennoch ein sehr guter Wein (92).
von Winning, Pechstein: Laenger als das Ungeheuer, aber nicht ganz so breit und tief. Betont viel roter Apfel, was ihn etwas simpler erscheinen(?) laesst, im Abgang wiederum eine leicht trocknende Struktur, so wie zuvor der Kalkofen. Ich glaube nicht, dass der Pechstein unter dem Holz herauslugt, das Dunkle, Erdige geht diesem Wein ab. Dennoch sehr ordentlich.
von Winning, Kirchenstueck: Tut sich im direkten Vergleich mit dem Ungeheuer schwer, weil er der leisere, feinere, domestiziertere der beiden Weine ist (wie es auch sein soll). Sehr, sehr langer Abgang, wirklich beeindruckend. Jetzt 93, hat aber Potential bis 94-95 Punkte, falls er noch Komplexitaet aufbaut.
von Buhl, Ungeheuer: Auch hier viel Saft, Kraft, Holz(!), sehr gut, aber deutlich nicht so gut wie von Winning; insgesamt bleibt der Wein etwas rustikal. Die 2012er (ohne Holz) haben mir besser gefallen.
von Buhl, Pechstein: Ui ui ui, schlank, duenn, waessrig, nee. Fanden andere auch, aber ich haette ihn wohl nachverkosten sollen, um ein Flaschenproblem auszuschliessen.
von Buhl, Kirchenstueck: Auch hier ist der grosse Abstand zu von Winning deutlich spuerbar. Gute Anlagen, but not quite there yet. Mal sehen, was von Buhl in einem Superjahr aus dem Holz holt...
Nicht probiert: Kuhn, Kirschgarten.


Weitere Rebsorten:
(Franken) Wirsching, Julius-Echter-Berg, 2013 Silvaner: Tut sich naturgemaess nach den Pfaelzer Rieslingen schwer. Wohl eher nur ordentlich denn sehr gut...
(Baden) Salwey, Henkenberg, 2012 Grauburgunder: Schmeckt im Wesentlichen nach und ist gebaut wie beurre noisette (braune Butter), das aber sehr lange.
(Baden) Seeger, Herrenberg Oberklamm, 2013 Grauburgunder: Zweifelsohne sehr gutes Holz; der Baum, dessen Namen mir gerade nicht einfaellt, aber mir auf der Zunge liegen bleibt, hatte ein langes, gutes und gesundes Leben. Es war ein kalter Februartag, an dem Monsieur Delorme mit grosser Sorgfalt seine Kettensaege anlegte, als ploetzlich der Wind...
(Wuerttemberg) Aldinger, Gips Marienglas, 2012 Spaetburgunder: Endlich mal ein roter Riesling: Angenehm zurueckhaltende Tannine, ganz leichtes Holz, viel frische Saeure, eher leicht und schlank. Sehr undeutsch. Hoert sich sarkastisch an, funktioniert aber gut!
(Pfalz) Kuhn, Kirschgarten, 2011 Spaetburgunder: Milchkaffee. Vielleicht war's aber auch Wein.
(Ahr) Adeneuer, Rosenthal, 2011 Spaetburgunder: Pinot in viel schmelziger Milchschokolade eingewickelt. Gar nicht schlecht.
(Ahr) Adeneuer, Gaerkammer, 2011 Spaetburgunder: Ein sehr schoener Wein, kein Alles-zu-spaet-Burgunder wie sonst von der Ahr, sondern dieses Jahr nur ein ganz leichter Karamellschimmer im Hintegrund. Fein, wuerzig, lang. Fuer Fans ein Leckerbissen.
(Wuerttemberg) Aldinger, Laemmler, 2012 Lemberger: Klassisch-deutscher Vertreter der Sorte; wiederum viel Frische, Saeure, Wuerze. Noch etwas robust mit leichtem Hang zur Grasigkeit, wird sich aber legen. Sehr gut (90).


Kurzfazit:

Auch wenn ich 2012 deutlich besser fand: Es gab auch 2013 sehr gute Rieslinge, wer haett's gedacht. Schon jung schmecken die Weine deutlich nach ihrer Herkunft (das war auch schon mal anders), sind nicht duenn, waessrig und gerbig-bitter wie die Gutsweine und haben sehr oft eine erstaunlich brauchbare Saeure (gemessen an der Erwartungshaltung).

Meine Favoriten vom heutigen line-up: von Winning Ungeheuer und Kirchenstueck, Kuehling-Gillot Pettenthal, dahinter (und schon massiv unter Druck von gut gelungenen 2012ern der zweiten Reihe) Emrich-Schoenleber Halenberg, Kuenstler Berg Rottland, Gut Hermannsberg gesamt.

Brauchen tut man von diesen Weinen aber keinen; wenn ich mir etwas kaufe, dann nur, weil ich mitreden koennen will, aber nicht, weil ich sonst keinen Riesling mehr im Keller haette.

Cheers,
Ollie

Wann findet der Berlin Riesling Cup statt? An diesem Wochenende? Wie bekommt man da real time Ergebnisse? Danke und Gruß

Nö, erst Ende des Monats. Die Ergebnisse gibts dann immer einen Tag später.

Hallo Ollie,

danke für Deine sehr detaillierten Notizen - zumindest im Vergleich zu meinen. Es war ziemlich eng und mir fehlte etwas die Muße zum Schreiben. Gut gefielen mir die Kollektionen von von Winning und Herrmannsberg. Favorit war bei mir vWs Kalkofeb, klar, etwas karg, fast ein wenig burgundisch anmutend mit salziger Mineralität und leichter, aber gut eingebauter Holznote. An zweiter Stelle bei mir Pettenthal von KG, ganz anders, eher auf der fruchtigen Seite, aber auch mit der typischen "Kühle". Herrmannsbergs Kupfermühle hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Alle drei bei 92 bis 83 Punkten. Von Winning war durch die Bank gut, von Buhl, der ja Weine aus den gleichen Lagen hat, fand ich im direkten Vergleich schwächer. Bei den Roten hat mich nichts so richtig begeistert, wobei der Spätburgunder von Aldinger "undeutsch" und eher burgundisch wirkte. Bei den Weißen Burgundern keine Hughlights; der Graue Burgunder von Seeger gefiel mir recht gut, wobei man Holz schon mögen muss.

[Gerald]

Auch der Falstaff berichtet über die Präsentation in Wiesbaden - und nicht unbedingt sehr euphorisch.

http://www.falstaff.de/weinartikel/gros ... -8763.html

Besonders wenn man die sonst nicht gerade zurückhaltende Punktevergabe im Falstaff berücksichtigt (zumindest bei Falstaff Österreich bekommen Weine aus dem Hofer/Aldi-Sortiment oft genug 91 oder 92 Punkte) sind die 94 Punkte für die besten GGs aus 2013 eigentlich ein verheerendes Urteil. Und - immer vorausgesetzt, dass der Falstaff ein durchgängiges Bewertungsschema verwendet - 40 der 240 Weine unter 90 Punkten würden bedeuten, dass sie sogar im Discounter um wenige Euro keine gute Figur machen würden ...

Grüße,
Gerald

Auch der Falstaff berichtet über die Präsentation in Wiesbaden - und nicht unbedingt sehr euphorisch.

Jetzt ist es raus, wir können es hier halt nicht, ganz im Gegensatz zu unseren Nachbarn in Österreich. Meine Magnum von Wittmanns Brunnenhäuschen geht villeicvht gerade noch so (Schorle?!?) aber der Rest? Am besten gleich Korken raus und in den Abfluss, das spart Nerven und Platz im Keller. [Ironie-Sarkasmus-Modus aus]

Auch der Falstaff berichtet über die Präsentation in Wiesbaden - und nicht unbedingt sehr euphorisch.

Naja, dass 2013 ein wirklich gutes Jahr ist, behauptet außer ein paar Dauereuphorikern und den einschlägig (wirtschaftlich) interessierten Parteien eigentlich niemand.

Was allerdings die Bewertungen des Falstaff betrifft, scheint mir, dass dort österreichische Weine ganz grundsätzlich zwei bis vier Punkte Bonus gegenüber ihren ausländischen Pendants bekommen. Irgendwie ist die österreichische Weinpresse so etwas wie die fünfte Kolonne des ÖWM

Gruß
Ulli

[Gerald]

Wird - vermute ich mal - wohl eher daran liegen, dass es ganz unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe unter der "Dachmarke" Falstaff gibt. Hat ja der große Robert P. schon vorgemacht (vgl. 92 Punkte für Bordeaux vs. 92 Punkte für Vitiano ).

Wozu man dann aber überhaupt diese lustigen Zahlen veröffentlicht, wenn sie nichteinmal innerhalb verschiedener Artikel im Falstaff vergleichbar sind?

Grüße,
Gerald